Sandro Magister hat bei Settimo Cielo das Ergebnis einer Studie der Hebräischen Universität Jerusalem zu Religiosität und Bewahrung religiöser Traditionen im europäischen Judentum veröffentlicht. Ihr Ergebnis, daß der Glaube an Gott und die Beachtung religiöser Vorschriften bei den europäischen Juden , vor allem den jungen, - entgegen der säkularen Strömung- zunimmt. Was er-auch im Hinblick auf die Shoah- als nichts weniger als ein Wunder bezeichnet.
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"WUNDER, DIE EUROPÄISCHEN JUDEN WIDERSTEHEN DER SÄKULARISIERUNG. UND JE JÜNGER UMSO RELIGIÖSER SIND SIE."
Im Westen und noch deutlicher in Europa rollt die Säkularisierungs-Welle und die Gläubigen werden weniger und die Religionslosen mehr. Aber das trifft nicht auf alle in Europa zu, diejenigen die sich gegen die Strömung bewegen sind die Juden. Bei ihnen nimmt der Glaube an Gott und die Beachtung religiöser Vorschriften zu anstatt weniger zu werden. Und sie nehmen vor allem bei den Jüngsten zu- auch hier entgegen dem allgemeinen Trend.
Der diese einzigartige Abweichung ans Licht gebracht hat, ist eine Koryphäe der Soziologie und Demographie: Sergio Della Pergola. emeritierte Professor der Hebräischen Universität Jerusalem, der im Dezember 2021 gemeinsam mit einem anderen führenden Spezialisten, L. Daniel Staetsky für die Jüdische-Politik-Forschung eine größere Studie mit dem Titel "Die Jüdischen Identitäten der Europäischen Juden- was, warum und wie" fertig gestellt hat, die auf früheren Studien basiert, die alle in Gänze im Netz zur Verfügung stehen.
Della Pergola hat die wichtigsten Ergebnisse der Studie in einem Interview mit Moked, dem Portal des Italienischen Judentums hervorgehoben. Er sagt: Europäische Juden sind eher geneigt, sich eher als religiöse denn als ethnische Minderheit zu identifizieren". Religion ist in der Tat das erste Element der Identität für 35% von ihnen, gefolgt zu 26 % durch Verwandtschaft - 11% Kultur, 10 % Tradition und 9% Ethnizität.
Teilt man die Befragten dann nach ihrer entsprechenden Orientierung auf, identifizieren sich 5% als Haredi, d.h."ultraorthodox", so wie 8 % als Hasidim - Orthodox, 24% als traditionell. 15% als Reformjuden, 38% als "einfach jüdisch", 8 % zu keiner bestimmten Strömung, 5% als undifferneziert gemischt."
Inzwischen jedoch sagt eine gute Anzahl von ihnen, daß sie nicht regelmäßig die Synagoge aufsuchen, nicht koscher essen und nicht den Sabbat beachten.
Aber bedenken Sie, daß das allgemeine Daten sind, Wenn die Ergebnisse auf Länder und Altersgruppen aufgeteilt werden, ändern sich die Dinge.
In der unten wiedergegebenen Graphik sieht man z.B. wie die Zugehörigkeit zu den orthodoxeren Strömungen des Judaismus nehmen mit abnehmendem Alter zu, mit den Höchstwerten bei den "Millenials"d.h. bei den jungen Leuten im Alter zwischen 16 und 29,
“Das ist ein Resultat , das ich nicht erwartet habe", kommentiert Della Pergola "und es passt zu den anderen Daten, die eine Zunahme des Glaubens an Gott und Interesse an Religion bei den jungen Leuten zeigen."
Auch hier sieht man de facto, daß die Teilnahme an den Zeremonien von Pessach, Fasten an Yom Kippur, die Kerzen am Freitag Abend anzünden, die Respektierung koscherer Nahrungsmittel, Beachtung des Sabbats erreicht die höchste Stufe bei den Jüngsten.
Ähnliche Unterschiede kann man zwischen den Juden des ein der anderen europäischen Landes feststellen. Es gibt eine größere Präsenz Orthodoxer und traditionell gesinnter Juden in Frankreich, Im Vereinigten Königreich und weniger in Ungarn, Polen und den skandinavischen Ländern. In der Mitte befinden sich Deutschland und Italien, wo die Mehrheit von 54% sich selbst als "einfach jüdisch" erklären.
Die Tatsache bleibt, daß das, was für die Identität der Juden Europas -jeden Alters und jeder Nationalität mehr als alles andere zählt, die Erinnerung an die Shoah, den Widerstand gegen den Antisemitismus ist, nach der die Teilnahme an Jüdischen Feiertagen, Unterstützung für Israel, Glauben an Gott kommt, wie von einem Drittel der Befragten angegeben - und Werke der Barmherzigkeit.
Vor jeder Differenzierung - kommentiert Della Pergola- "kommt der Umstand, daß alle Juden auf jeden Fall einer Nichtjüdischen Welt ausgesetzt sind, die nicht zwischen ihren Strömungen unterscheidet." weil die Shoah und der Antisemitismus Herausforderungen sind "angesichts derer wie Juden als zusammengehörig gesehen werden, so daß es für uns angemessen ist, ihnen gemeinsam entgegen zu treten."
Aber im Urteil des Autors der Studie sollte die Zunahme der Religion unter den jüngeren Juden auch nicht überbewertet werden, weil auch die Welle der Säkularisierung unter ihnen zunimmt - die sogar ihre Identifikation mit dem Judentum betrifft.
In dieser Hinsicht benutzen Della Pergola und Staetsky die Metapher vom "kochenden Suppentopf".
Wenn die Suppe kocht, verdampft sie am Boden des Topfes und wird dicker und reichhaltiger. Es könnte durchaus sein, daß ebenso einige jüngere Leute "verdampfen" (sich assimilieren, die Verbindung verlieren - und dann- sind sie eher als Ältere dazu bereit an der Studie teilzunehmen.) Aber jene, die übrig bleiben haben eine reichere Jüdische Identität."
Eine gültige Beobachtung, die jedoch auf alle Studien über religiöse Identität in Europa zutrifft. Wo die, die verdampfen, mehrheitlich die Christen sind und in größeren Zahlen die der jüngeren Generationen. Genau das Gegenteil des jüdischen Volkes, ein andauerndes "Geheimnis" unter den Nationen."
Quelle: S. Magister, Settimo Cielo
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