Montag, 14. März 2022

Welche Versprechungen hat Papst Franziskus in den 9 Jahren gehalten...

In seiner heutigen Kolumne für Monday in the Vatican beschäftigt sich A. Gagliarducci mit der Frage, welche seiner anfänglichen Versprechen Papst Franziskus in den 9 Jahren seines Pontifikates gehalten hat und  wie sich die strikte Zentralisierung auf seine Person auf die Kirche nach ihm auswirken wird.
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"PAPST FRANZISKUS, WELCHE VERSPRECHEN HAT ER GEHALTEN?"

Der 13. März war der neunte Jahrestag der Wahl von Papst Franziskus.  In dem Augenblick als Papst Franziskus die Benediktionsloggia betrat und seine ersten Worte als Papst sprach, begann ein Pontifikat, das viel versprach und viele Hoffnungen erweckte. Jetzt, wo wir in das zehnte Jahr des Pontifikates eintreten- welche Versprechen sind eingehalten worden? Und was wird das Erbe von Papst Franziskus sein? 

In seiner ersten Rede betonte Papst Franziskus, daß er eine Reise beginnen wolle "Bischöfe und die Menschen, Menschen und Bischöfe", Von Anfang an wollte Papst Franziskus sein Pontifikat mit dem Thema der herausgehenden Kirchen kennzeichnen, das auch seine Rede an die Generalkongregationen charakterisierte, Und in diesen Worten konnte man bereits die Ausrichtung auf die Synodalität erkennen, die ihn dazu veranlaßte, zwei Spezialsynoden einzuberufen und zwei weitere ordentliche Synoden zu zelebrieren und schließlich eine Synode zur Synodalität einzuberufen und das ganze Volk Gottes zu beteiligen. 

Wie ist also ist aus diese Stoßrichtung zur Synodaliät etwas Konkretes geworden? Papst Franziskus´ Regierungsstil war immer "einer hat das Kommando".  Der Papst hat- gegen jeden hartnäckigen und entgegengesetzten Rat unpopuläre Entscheidungen getroffen, wie im Fall des Widerrufs der Liberalisierung der älteren Zelebration der Messe. Immerhin haben viele davon abgeraten Traditionis Custodes so wie es geschrieben war, herauszugeben, weil es von einigen Traditionalisten sehr schnell als Kriegserklärung betrachtet wurde. Er würde eher spalten als vereinigen. Aber -ob Sie es nun mögen oder nicht- Papst Franziskus spaltet. So war er in Argentinien als Provinzal der Jesuiten und auch als Erzbischof von Buenos Aires und er tut das als Papst noch mehr. Synodalität sollte zu mehr Teilnahme führen. Zur Zeit jedoch hat sie mehr Diskussion und Zwietracht ausgelöst. 

In seinem ersten Gruß hat Papst Franziskus darum gebetet, daß die ganze Welt eine wahre Bruderschaft werden möge, Er wollte, daß sofort eine Förderung der sogenannten Kultur der Begegnung in die Pressemitteilungen nach Treffen mit den Staatsoberhäuptern eingefügt würde. Das Thema Brüderloichkeit  wurde dann zentra, zuerst im Dokument zur Menschlichen Brüderlichkeit, das im Februat 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet wurde und dann sogar in einer Enzyklika "Frateli Tutti". 


Aber es war schwieriger, das Thema Brüderlichkeit konkret werden zu lassen. Nicht, daß Papst Franziskus sich nicht bemüht hätte- mit außerordentlichem persönlichen Engagement, das ihn dazu brachte, einen Dialog zu beginnen- immer und in jedem Fall und koste es was es wolle. Aher genau dieser absolute Wille zum Dialog  hat ein Ungleichgewicht geschaffen. 

Z.B. die Nähe zur Sunnitisch Islamischen Welt, die zu fünf Treffen mit dem Groß-Imam von Al Azhar und dem Dokument der Menschlichen Brüderlichkeit führte, was zu einem Ungleichgewicht die Beziehungen mit der Schiitischen  Welt auslöste. Dieses Ungleichgewicht  wurde nur teilweise durch das Treffen mit Groß-Ayatollah al Sistani im Irak im März 2021 ausgeglichen. 

Und dann führte Papst Franziskus´ Willen, den Moskauer Patriarchen Kyrill zu treffen 2016  zu einer gemeinsamen, der Moskauer Seite gegenüber sehr unausgeglichen Erklärung. Papsr Franziskus hat sich beeilt, die Erklärung als "pastoral" zu definieren. Aber nicht alles kann als pastoral betrachtet werden. Auf der pastoralen Seiten alles aus dem Gleichgewicht zu bringen nringt die Gefahr mit sich, auf der institutionellen Seite zu verlieren. 

Papst Franziskus bat die Menschen ihn zu segnen, bevor er segnete. Was bedeutete diese Geste? Nach neun Jahren sieht es fast wie eine legitime Bitte aus. Papst Franziskus, der vom Ende der Welt kam, scheint den Vatican losgelöst von der Geschichte zu betrachten. Er hat mehrfach die Notwendigkeit betont, nicht an das "das haben wir immer so gemacht" gebunden zu sein, aber das ist die Rechtfertigung fü jede Entscheidung, die er trifft, die ein Ungleichgewicht schafft, 

In Latein-Amerika gelten Führer mehr als Institutionen. Und sie zählen mehr als Institutionen, weil der Wille des Volkes sie unterstützt. Das Segnen der Menschen bestätigt dann diesen Willen des Volkes. Mit dieser Bitte, hat Papst Franziskus uns erzählt, daß er alle Entscheidungen selbst treffen und alle Formailäteten brechen werde, um neue zu schaffen. 

Aber nicht nur. Papst Franziskus Grüße von neun Jahren haben bereits darauf hingewiesen. daß der Papst keine Zweifel hatte, die pastorale Fürsorge über die Institution zu stellen, Seine Entscheidung, die rote Mozzetta nicht zu tragen, ist nicht nur ein Bruche mit der Tradition sondern auch mit der pontifikalen Sprache. Diese Geste besagte, daß die Institution  weniger wichtig sein würde als der persönliche Wille. 

Wir dürfen keinen Fehler machen, Papst Franziskus ist ein Papst mit einem soliden Katholischen Glauben, in einigen Fällen zutiefst traditionell, auch in der Lage,Ausnahmen von seiner Art zu denken zu machen, wenn er das für opportun hält. Aber er ist ein pragmatischer, der öffentlichen Meinung gegenüber aufmerksamer Papst.

Seit Beginn des Pontifikats wurde jede Geste unterstrichen, beginnend mit der Bezahlung seines Zimmers in der Zeit vor dem Konklave. Natürlich hat Papst Franziskus selbst es nicht versäumt, einige Entscheidungen in den Pressekonferenzen im Flugzeug oder in Interviews persönlich zu erläutern, aber gleichzeitig hat er sich nie bemüht, in seinen Antworten präzise zu sein. Und das liegt daran, daß er die Institution ist und niemand über ihn urteilen kann.

Wenn dies die Versprechen waren, muss gesagt werden, daß sie gehalten wurden. Der Papst hat das Narrativ über die Kirche, wie erwartet und erhofft, gebrochen, aber er traf damit auch die Institution und ihr Vokabular hart. Die Folge war, daß die Institution erst dann nützlich wurde, wenn andere sie für sinnvoll hielten.

Der erste große diplomatische Erfolg von Papst Franziskus war die Wiederherstellung der Beziehungen zwischen Kuba und den USA, der zweite das Friedensgebet für Frieden im Hl. Land in den vaticanischen Gärten.

Der Papst hat das nicht versäumt, seine Gesten werden immer geschätzt. Enzykliken und Kommentare zu Mainstream-Themen werden immer mit Begeisterung ausgestrahlt (während über die Kommentare des Papstes nicht berichtet wird, wenn er wirklich katholisch spricht).

Neun Jahre später ist es die Kirche von Papst Franziskus. Aber die Frage ist, was von dieser Kirche nach dem Pontifikat übrig bleibt. Das heißt: wenn diese ganze Zentralisierung auf den Papst eine Lücke hinterlassen wird, wenn Papst Franziskus nicht mehr da ist."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

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