Donnerstag, 7. April 2022

Papst Benedikt XVI: Ökumene- eine Frage des Glaubens

A. Gagliarducci berichtet bei aciStampa über die Rede, die Kardinal Kurt Koch anläßlich der Präsentation des 8. Bandes der Opera omnia des Papa emeritus gehalten hat. 

Hier geht´s zum Original:  klicken

"KARDINAL KOCH: "FÜR BENEDIKT XVI WAR DER ÖKUMENISMUS EINE FRAGE DES GLAUBENS" 

Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen befaßt sich mit dem Thema des Ökumenismus vom Gesichtspunkt der Ekklesiologie bei Joseph Ratzinger. 

von Andrea Gagliarducci 

"Für Benedikt XVI war der Ökumenism.us vor allem eine Frage des Glaubens, Und gerade wegen dieser speziellen Perspektive hat der Dialog zwischen den Christlichen Konfessionen im Denken des Papa emeritus eine stark ekklesiologische Grundlage. Das hat Kardinal Kurt Koch in einer Rede über die "Ökumenische Dimension in der Ekklesiologie Joseph Ratzingers- Benedikt XVI" gesagt.

Der Kardinal, de jetzt auch das Amt des Päsidenten des neuen Ratzinger-Schülerkreises inne hat, hat am 31. März beim Studientag mit dem Thema "Die Kirche in der Ekklesiologie Joseph Ratzingers- Benedikt XVI " in der Päpstlichen Universität Santa Croce anläßlich der Veröffentlichung der italienixchen Ausgabe des achten Bandes der Opera omnia des Papa emeritus gesprochen. 

Kardinal Koch betont, daß Joseph Ratzinger "tiefe Wunden“ bei den kirchlichen Gemeinschaften empfand, die nicht in vollkommener Gemeinschaft mit Rom stehen, Wunden, die auch die katholische Kirche treffen und sie daran hindern, "ihre Einheit und Universalität in der Geschichte voll zu verwirklichen“.

Auch die katholische Kirche werde deshalb "zerrissen, als hätte sie für immer einen Dorn im Fleisch".

Für Benedikt XVI. ist es eine Glaubensfrage. Damit die Welt glauben kann, müssen Christen eins sein. Und dafür gilt "das Grundanliegen seiner ökumenischen Bemühungen dem Verbindenden“, mit dem Wunsch, "die Einheit der Kirche als jene Gemeinschaft wiederherzustellen, die in Treue zum Evangelium und zum apostolischen Glauben lebt“.

„Das Streben nach der Wiederherstellung der Einheit unter den gespaltenen Christen – bekräftigte Benedikt XVI. – kann daher nicht auf die Anerkennung gegenseitiger Unterschiede und das Erreichen eines friedlichen Zusammenlebens reduziert werden: Wir sehnen uns nach jener Einheit, für die Christus selbst gebetet hat und für die er gesorgt hat seine Natur manifestiert sich in der Gemeinschaft des Glaubens, der Sakramente, des Dienstes.“


Kardinal Koch betont daher, daß "die ökumenische Vision daher auf der Grundlage seiner ekklesiologischen Grundüberzeugungen verstanden werden muss“, ausgehend vom Begriff der Kirche und der Kirchen.

Als eigentliches und wahres Ziel aller ökumenischen Bemühungen sieht Ratzinger die Fähigkeit, "die Mehrzahl der getrennten Bekenntniskirchen in den Plural der Ortskirchen zu verwandeln, die in ihrer Vielfalt wahrhaftig eine ungeteilte Kirche sind“.

Aber "daß Joseph Ratzingers ökumenisches Bemühen um die Wiederherstellung der Einheit der Kirche Jesu Christi in erster Linie eine Glaubensfrage ist, zeigt sich vor allem daran, daß dieses Bemühen tief im Glauben an Christus verwurzelt ist“, weil die "christliche Ökumene eben bedeutet, daß sich Christen mitreißen lassen von dem Gebet um die Einheit Jesu, das uns als priesterliches Gebet Jesu im 17. Kapitel des Johannesevangeliums überliefert ist“.

Benedikt XVI. hält es in diesem Gebet für wesentlich, daß Jesus "über die Gemeinschaft der Jünger seiner Zeit hinausgeht“ und zeigt, daß die Einheit gerade ein grundlegendes Anliegen Jesu ist.

So wie Jesus nicht die Einheit befiehlt, sondern für die Einheit betet, müssen Christen dies tun, überzeugt, daß "Einheit nicht ausschließlich oder hauptsächlich durch ihre Bemühungen erreicht werden kann: Sie können sie nicht selbst schmieden, noch den Zeitpunkt oder die Form bestimmen, in der sie erreicht wird realisiert werden".

Kardinal Koch weiter: "Die Zentralität des Gebets für die Einheit der Christen zeigt, daß ökumenische Arbeit vor allem eine geistliche Aufgabe ist, die mit der innigen Teilhabe der Christen am priesterlichen Gebet Jesu steht und fällt.“

In demselben Gebet bittet Jesus auch um die Einheit der Jünger, und für Benedikt XVI bedeutet dies, daß die Einheit der Kirche ein Spiegelbild der Dreieinigkeit ist, so sehr, daß "anlässlich der Veröffentlichung seiner ersten Enzyklika Deus caritas est, die anlässlich des Abschlusses der Gebetswoche für die Einheit der Christen stattfand, ermahnte uns Papst Benedikt XVI, "den gesamten ökumenischen Weg im Licht der Liebe Gottes zu betrachten, der Liebe, die Gott ist“.

Nur wenn man alles im Licht der Liebe Gottes betrachtet, erscheinen sogar die Spaltungen der Kirche überwindbar.

Deshalb sieht das priesterliche Gebet Jesu eine Mission vor, was bedeutet, daß "durch die Einheit der Jünger die Wahrheit der Sendung Jesu den Menschen sichtbar wird“, was zeigt, wie eng das "Schicksal der Evangelisierung und die Zeugnis der Einheit unter den Christen miteinander verbunden sind."

"Weil– so Kardinal Koch – ein glaubwürdiges und damit ökumenisches Zeugnis des christlichen Glaubens nur dann möglich ist, wenn es den christlichen Kirchen gelingt, ihre Spaltungen zu überwinden und die Einheit wiederzufinden, stellt die Verbindung von Mission und christlicher Einheit eine wesentliche Dimension ökumenischen Engagements dar sei es im Hinblick auf die missio ad gentes sei es im Hinblick auf die Neuevangelisierung in jenen Kirchen, die in traditionell christlichen Gebieten leben, aber dringend einen erneuerten missionarischen Impuls benötigen“.

Auch die Neuevangelisierung muss für Benedikt XVI eine ökumenische Dimension haben, wie der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung schreibt, auch weil "die Sendung der Kirche in der Tat in der überströmenden Liebe Gottes wurzelt und daher nur in der Liebe verwirklicht werden kann.“

Schließlich muß Ökumene die "sichtbare Einheit des Leibes Christi“ erreichen, denn wenn Einheit kein weltliches Phänomen ist, so lebt sie doch in der Welt, und deshalb muss "die Einheit der Jünger so sein, daß die Welt sie erkennen kann und dadurch zum Glauben zu gelangt".

Ratzinger ist Realist. Er kennt die Schwierigkeiten. Er hofft nicht auf eine absolute innergeschichtliche Einheit. Aber er bittet immer, auf das Ziel der vollen Einheit zu schauen.

Und dieses Ziel geht über die ökumenische Überwindung der großen Spaltungen der Kirche hinaus, seien es die der Kirche im fünften Jahrhundert, das Schisma zwischen Ost und West im elften Jahrhundert und das der Reformation des sechzehnten Jahrhunderts.

Sicherlich war die ökumenische Perspektive bei Benedikt XVI. immer präsent, seit er Joseph Ratzinger, der Professor, war, und dann auch als Mitglied der Gemischten Ökumenischen Kommission, die nach dem Besuch von Papst Johannes Paul II. in Deutschland 1980 geschaffen und von ihm geleitet wurde- gemeinsam mit dem evangelischen Bischof Eduard Lohse, mit dem der Vorschlag auf den Weg gebracht wurde, "in ökumenischen Dialogen zu evaluieren, ob die jeweiligen Lehranatemata des 16.Jahrhunderts für die aktuellen Partner noch gültig waren uns ob sie noch einen trennenden Charakter für die "Kirchen" habe.

Nicht zu vergessen ist Ratzingers Beitrag zur Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zu Grundsatzfragen der Rechtfertigungslehre, die 1999 in Augsburg zwischen dem Lutherischen Weltbund und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen stattfand.

Und so "sagt Kardinal Koch" ist es nicht verwunderlich, daß Joseph Ratzinger in seinem Pontifikat auch als Papst dem ökumenischen Engagement einen besonderen Stellenwert eingeräumt hat", mit einer großen ökumenischen Betonung, die "zweifellos ihren tiefsten Grund darin hat, daß er die Einheit der Kirche auf den Glauben an den lebendigen Gott und an den Sohn, den er gesandt hat, gegründet sieht“.

Quelle: A. Gagliarducci, aciStampa

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