Samstag, 6. August 2022

Müssen jetzt die Laien das Lehramt verteidigen?

In einem Leitartikel für La Nuova Bussola Quotidiana setzt sich Stefano Fontana mit der aktuellen Lage in der Römisch Katholischen Kirche auseinander -einer Art Rollenumkehr, in der die Laien das Lehramt verteidigen.
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"BLEIBEN NUR NOCH DIE LAIEN,  UM DAS LEHRAMT ZU VERTEIDIGEN"

Weil die Hirten der öffentlichen Meinung nachzujagen scheinen, finden sich die Laien immer häufiger in der Rolle wieder, angesichts kontroverser Aussagen um Klärung zu bitten. Und es geht nicht um Einzelfälle, sondern um die Folge eines bewussten Rückzugs in den Geist der Welt, der eine schmerzhafte und schädliche Umkehrung zwischen der lehrenden Kirche und der lernenden Kirche hervorruft.

In der Kirche scheint sich die Situation umgekehrt zu haben. Dies wurde von Luisella Scrosati in ihrem Leitartikel am vergangenen Donnerstag erneut hervorgehoben. Einst waren die kirchlichen Führer diejenigen in der Kirche, die die Pflicht haben zu lehren, die kirchliche Basis zur Ordnung zu rufen, wenn sie sich  außerhalb des Überlieferten bewegte. Heute ist es jedoch die kirchliche Basis, Priester, aber vor allem Laien, die das Lehramt bittet, Rechenschaft über das abzulegen, was es sagt, es daran zu erinnern, daß es frühere Dokumente des Lehramtes gibt, die das Gegenteil sagen, daß es abgeschlossene theologische Fragen gibt, weil das Lehramt sich über sie bereits endgültig ausgesprochen hat, kurz gesagt... der es korrigiert. Wenn es einst der Papst oder der Bischof war, der eine abenteuerliche theologische Position korrigierte, so liegt es heute an den armen Laien, das Lehramt um einen eigenen Bericht zu bitten...

Als die Exhortation Amoris Laetitia veröffentlicht wurde, war es notwendig, einzugreifen – trotz der Tatsache, daß man nicht der Lehrenden Kirche, sondern der Lernenden Kirche angehört – darauf hinzuweisen, daß sie im Gegensatz zu Familiaris Consortio und Veritatis Splendor steht. Als Franziskus die Erklärung von Abu Dhabi unterzeichnete, war es notwendig, einzugreifen, um darauf hinzuweisen, daß sie im Gegensatz zu Dominus Jesus, der Erklärung über die heilsbringende Einzigartigkeit Jesu Christi, stand. Nun, wer in gehobener Position plant, Humanae Vitae zu überwinden, ist gezwungen darauf hinzuweisen, daß diese Lehre als endgültig zu betrachten ist, weil Paul VI. ihr seine ganze apostolische und lehramtliche Autorität ihr geweiht hat. 

Angesichts der Planung des Abschaffung der Feier der Messe nach dem Vetus ordo, die in  Traditionis custodes von Franziskus enthalten ist, ist man gezwungen, die Führer der Kirche daran zu erinnern, daß sie nie abgeschafft wurde und daher das Recht, sie zu feiern, nicht verletzt werden kann. Angesichts der ständigen Versuche, Diakoninnen zu ordinieren, ist man gezwungen, das derzeitige Lehramt darauf hinzuweisen, daß das frühere Lehramt – das auch ein Lehramt war – mit Johannes Paul II. die Frage für bereits entschieden erklärt hatte.  In La Nuova Bussola  musste Direktor Cascioli die vatikanischen Führer mehrmals daran erinnern, daß es eine Anweisung der Kongregation für die Glaubenslehre aus dem Jahr 2003 gibt, die die rechtliche Anerkennung homosexueller ziviler Partnerschaften verbietet.


Dessen ungeachtet geht die Zulassung dieser Anerkennung seitens der Bischöfe, kirchlicher Versammlungen, nationaler Synoden weiter und schließlich hat auch Franziskus erklärt, für die Zivilehe zu sein.  Luisella Scrosati ist gezwungen, den Papst daran zu erinnern, daß die Instruktion über die Berufung der Kirche Donum veritatis besagt, daß die theologische Forschung sich nicht mit den Fragen befassen kann, zu denen das Lehramt sich bereits endgültig über die Empfängnisverhütung  geäußert hat, während er im Interview bei der Rückkehr aus Kanada darüber argumentierte. Aber warum sollten es systematisch die Gläubigen der kirchlichen Basis und, ich wiederhole, besonders die Laien sein, die an die Existenz dieser früheren, aber nicht überholten Lehren erinnern? Wissen der Papst und die Bischöfe nicht, daß es diese Dokumente gibt?

Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen, und täglich sind es jetzt die Positionen, die in vielen hohen kirchlichen, päpstlichen und diözesanen Kreisen eingenommen werden, die auf das Neue drängen, daß die Basis gezwungen ist, sie daran zu erinnern, daß es auch das Alte gibt und daß, wenn sie auf das Neue hinweisen wollen, sie das garantieren müssen, aber ohne kleinliche Rückgriffe, Ausflüchte und Fußnoten, was nicht im Gegensatz zum Alten steht. Jetzt gibt es eine ständige Jagd: diejenigen, die vor der Basis (eine bestimmte Basis ...) davonlaufen, die Rechenschaft für die Tränen fordert und sie an frühere Lehren erinnert, die nicht zu kennen, sie offensichtlich vorgeben. Es war einmal das genaue Gegenteil. Die Kirche ist gleichsam umgekehrt. Es muss jedoch anerkannt werden, daß diese Jagd anstrengend ist, sehr schädlich für den Glauben und jetzt auch ziemlich kränklich. Sie sehen aus wie Serienepisoden einer drittklassigen Seifenoper. Werden wir auf unbestimmte Zeit damit fortfahren müssen, den Papst, die vatikanischen Dikasterien und die Bischöfe daran zu erinnern, daß es diese Bestätigung in jenem Dokument gibt? Wie lange werden wir die Rolle einer Partei noch innehaben?

Der schwerwiegendste Aspekt ist, daß all dies nicht zufällig geschieht, sondern vom Setting der neuen Theologie der Postmoderne gefordert wird. Als bei der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils die Schemata der Römischen Kurie von den Vätern abgelehnt wurden, geschah das Unvermeidliche, nämlich daß die Theologen (die die Bischöfe unterstützten, sie aber auch dirigierten) sich durchsetzten. Der Grund dafür war, daß wenn die Theologie erst einmal im historischen und existentiellen Sinn durchgesetzt war,  das entscheidende Wort denen zufallen würde, die am besten wissen, wie man sich dieser historischen Bedeutung anschließt, also an die (Fortschritts-)Theologen, während die Rolle derer, die die alte, d.h. kirchliche Autorität, bewahren mußten, in den Hintergrund treten würde. Jede lehramtliche Zustimmung,, die nicht dem der weit verbreiteten Sinn öffentlichen Meinung entspricht, als veraltet gilt. Die Theologie der "anthropologischen Wende" verlangt von Natur aus, daß das Lehramt den "Zeichen der Zeit" folgt, in so vielen Fragen reduziert auf die Denkweise der Welt.. Nun hat sich das Lehramt selbst mit dieser Richtung beauftragt- und nicht nur die Theologen, so daß es an den armen Gläubigen der kirchlichen Basis, insbesondere den Laien, liegt, das traditionelle Lehramt zu überprüfen und Fragen zu stellen:...wenn in diesem Dokument geschrieben steht, daß ... warum sagst du dagegen dann, daß...?

Kann die Kirche auf diese Weise jemals voranschreiten? "

Quelle: Stefano Fontana, LNBQ

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