Mittwoch, 21. September 2022

China, die Katholische Kirche und der Papst...

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo den mißglückten Versuch des Papstes , sich in Astana mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu treffen und mit ihm über die Lage der Katholischen Kirche und über die Religionsfreiheit in China zu sprechen und die Auswirkungen des immer noch geheimen Abkommens zwischen China und dem Hl. Stuhl. 
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"KEINE ZEIT, SICH MIT FRANZISKUS ZU TREFFEN: CHINA HAT SCHON SEINEN PAPST, XI"

Nach dem verpfuschten und erfolglosen Treffen mit dem Moskauer Patriarchen Kirill in Kasachstan gelang es Franziskus aucn nicht, sich in Nur Sultan, wie sie Astana heute nennen, mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping, der am selben Tag am selben Tag, diesem Mittwoch, den 14. ,mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping, der zum Staatsbesuch in der kasachischen Hauptstadt weilte, zu treffen, bei dem der Papst das "erste und unveräußerliche“ Recht auf Religionsfreiheit bekräftigte, das nicht nur innerlich oder fromm ist, sondern auch "das Recht jeder Person umfassen muss, öffentlich Zeugnis für ihren Glauben abzulegen“, genau das Gegenteil von dem, was in China geschieht.

Das Treffen mit Xi war Tage zuvor vom Vatican beantragt worden- wie Reuters enthüllte- aber die Antwort der chinesischen Seite war, daß es keine Zeit dafür gäbe. Und schon beim Abflug zurück nach Rom hatte Franziskus gesagt, er habe nichts anderes gehört.

Aber dann - während der Pressekonferenz beim Rückflug nach Rom sprach der Papst wieder lange über China- provoziert durch die Frage von Elise Ann Allen von "Crux", die ihn an der Prozess von Kardinal Zen Zekiun erinnerte, der in Hong Kong beginnen soll und ihn fragte, ob er diesen Prozess als eine "Verletzung der Religionsfreiheit" betrachte.

Die offizielle Abschrift der Antwort von Papst Franziskus ist es wert, in ihrer Gesamtheit gelesen zu werden, in ihrem Stottern, ihrer Zurückhaltung, ihrer Fremdheit, weil sie eine beispielhafte Zusammenfassung seiner Annäherung an China ist: 

"Es dauert ein Jahrhundert, China zu verstehen, und wir leben kein Jahrhundert. Die chinesische Mentalität ist eine reiche Mentalität, und wenn sie ein bisschen krank wird, verliert sie ihren Reichtum, sie ist fähig, Fehler zu machen. Um zu verstehen, haben wir den Weg des Dialogs gewählt, offen für den Dialog. Es gibt eine bilaterale vatikanisch-chinesische Kommission, die gut läuft, langsam, weil das chinesische Tempo langsam ist, sie haben eine Ewigkeit, um voranzukommen: Es ist ein Volk von unendlicher Geduld. Aber aus früheren Erfahrungen – denken wir an die italienischen Missionare, die dorthin gingen und die als Gelehrte respektiert wurden; Denken wir auch heute noch an die vielen Priester oder Gläubigen, die von der chinesischen Universität berufen wurden, weil dies die Kultur bereichert – es ist nicht leicht, die chinesische Mentalität zu verstehen, aber sie muss respektiert werden, ich respektiere sie immer. Und hier im Vatikan gibt es eine Dialogkommission, die gut läuft. Kardinal Parolin steht ihr vor und ist derzeit der Mann, der China und den chinesischen Dialog am besten kennt. Diese"Summa“von Franziskus‘ Gedanken zu China fällt durch die Kälte auf, die er Kardinal Zen vorbehält, den er implizit der Unklugheit beschuldigt, die "Beschränkungen“ zu verletzen, die ihm dazu raten, zu schweigen.

Auffallend ist sein völliges Schweigen über die vielen inhaftierten Bischöfe, über die Verfolgungen, die so viele Katholiken treffen, und über die staatliche Kontrolle, die das gesamte Leben der chinesischen Kirche erstickt.


Auffallend ist seine Weigerung, China als „antidemokratisch“ zu beurteilen, zudem wenige Tage nach der Veröffentlichung des Berichts des Hohen Menschenrechtskommissariats der Vereinten Nationen am 31. August über die systematische Unterdrückung der uygurischen Bevölkerung in der Xinjiang-Region, an der Grenze zu Kasachstan.

Das allein reicht aus, um auf die abgrundtiefe Distanz zwischen den erhabenen Worten hinzuweisen, die der Papst zur Verteidigung der Religionsfreiheit am 14. September in Nur-Sultan vor dem Publikum des „7. Kongresses der Weltführer der Religionen" hinzuweisen und seine Verteidigung des chinesischen Regimes, wo es höchstens – so sagte er – "Dinge gibt, die uns nicht demokratisch erscheinen“, jedenfalls nicht so, daß es insgesamt beschuldigt werden könnte.

Aber in wessen Namen fühlt sich Franziskus verpflichtet, China mit dieser grenzenlosen Nachsicht zu behandeln? Im Namen des "Dialogs“, sagt er. Das ist konkret das im Oktober 2018 zwischen dem Vatikan und Peking unterzeichnete "vorläufige und geheime“ Abkommen, das 2020 um zwei Jahre verlängert wurde und nun kurz davor steht, ein zweites Mal verlängert zu werden.

Dieses Abkommen, das die Auswahl jedes neuen Bischofs den chinesischen Behörden durch kirchliche Gremien unter ihrer vollständigen Kontrolle zuweist, wobei der Papst die Befugnis hat, den Ernannten zu akzeptieren oder abzulehnen, hat bisher zu sehr enttäuschenden Ergebnissen geführt. In vier Jahren wurden im Rahmen der Vereinbarung nur vier Ernennungen vorgenommen, von denen die letzte – von Francis Cui Qingqi in Wuhan – vor mehr als einem Jahr erfolgte. Nichts im Vergleich zu den 36 Diözesen, die noch immer unbesetzt bleiben, von insgesamt 98 Diözesen in ganz China, deren Zahl reduziert und deren Grenzen von der Pekinger Regierung ohne Zustimmung des Heiligen Stuhls neu gezogen wurden.

Die Verhandlungen zur Erneuerung des Abkommens fanden Ende August und Anfang September in Tianjin statt, Erzbischof Claudio Maria Celli leitete die vatikanische Delegation. Und bei dieser Gelegenheit erlaubten die chinesischen Behörden den Mitgliedern der Delegation freundlicherweise, den emeritierten Ortsbischof Melchior Shi Hongzhen zu besuchen, obwohl er "heimlich“ ist oder von der Regierung nicht anerkannt wird, weil er sich hartnäckig weigert, der Chinesischen Katholischen Patriotischen Partei beizutreten Vereinigung, dem wichtigsten Kontrollinstrument des Regimes über die Kirche, und aus diesem Grund immer wieder unter Hausarrest gestellt wurde.

Die bewegende Begegnung mit diesem ehrwürdigen alten Mann, dem Celli im Namen des Papstes ein Brustkreuz überreichte, zeigte aber auch, wie weit die Einigung über die Ernennung von Bischöfen von nennenswerten Ergebnissen entfernt ist. Shi Hongzhen ist 93 Jahre alt und seit 2019, nach dem Tod des letzten Amtsinhabers der Diözese, Stephen Li Side, auch er „heimlich“ , ist der einzige noch lebende Bischof in Tianjin. Denn der viel jüngere Priester Yang Wangwan, den Rom schon vor dem Abkommen von 2018 an die Spitze der Diözese stellen wollte, wurde vom chinesischen Regime nicht akzeptiert. Und ist es bis heute nicht, so daß er nicht nur nicht zum Bischof ernannt wurde, sondern die Diözese Tianjin ihn nicht einmal in ihre Delegation zur wichtigen Nationalversammlung der chinesischen Katholiken aufnahm, die im August in Wuhan stattfand.

Diese Versammlung, die zehnte in einer 1957 begonnenen Reihe, als die maoistische Ära in vollem Gange war, ist eine Art Kongress der offiziellen Organe der von der kommunistischen Partei kontrollierten chinesischen katholischen Kirche. Seine Aufgabe ist es, den Marschbefehl zu erteilen und Führungspositionen zuzuweisen. Daran nahmen 345 Delegierte aus den 28 Verwaltungseinheiten des Landes teil.

Nun, sowohl die offiziellen Reden als auch die Namen der neuen Führer zeigten die absolute Dominanz des chinesischen Regimes bei der Leitung der Kirche durch die Männer, die ihm am unterwürfigsten waren.

An der Spitze der Patriotischen Vereinigung steht jetzt der Pekinger Erzbischof Joseph Li Shan. Der neue Präsident des Rates der chinesischen Bischöfe – der bischöflichen Pseudokonferenz, die von Rom nie anerkannt wurde, weil es dort keine "heimlichen“ Bischöfe gab – ist Joseph Shen Bin, Bischof von Haimen, 52, der auch mit der Grundsatzrede des Rates betraut wurde. Zudem wurde ein "Überwachungsausschuss der beiden obersten Organe“ geschaffen, mit Präsident Vincent Shan Silu, einem der sieben vor Jahren einseitig vom Regime eingesetzten und daraufhin exkommunizierten Bischöfe, die Papst Franziskus 2018 begnadigt hatte- bei der Unterzeichnung des Abkommens in Rücksichtnahme auf die Wünsche Pekings.

Den Vorsitz bei der Eröffnungssitzung der Versammlung am 18. August führte Joseph Guo Jincai, Ordinarius von Chengde, ein weiterer der sieben Bischöfe, die exkommuniziert und dann vom Papst begnadigt wurden. Aber die schwerwiegendste Anwesenheit an allen drei Tagen der Versammlung war die von Cui Maohu, einem Parteifunktionär, der Xi Jinping sehr nahesteht und seit Anfang dieses Jahres Direktor des staatlichen Amtes für religiöse Angelegenheiten ist.

Alles im Hinblick auf den für den 16. Oktober geplanten 20. Kongress der Kommunistischen Partei Chinas, der die Macht von Xi unwiderruflich stärken sollte, der jetzt nur noch mit Mao Zedong und Deng Xiaoping im Olymp des kommunistischen Chinas auf einer Stufe steht. In dieser Phase des auf die Spitze getriebenen Absolutismus und internationaler Hegemonialambitionen verwundert es daher nicht, daß Verhandlungen mit dem Heiligen Stuhl für Peking ohne Bedeutung sind. Bis zu dem Punkt, daß in den drei Tagen der Versammlung in Wuhan weder Xis Mann, Cui Maohu, noch der neue Stern der Bischöfe, Shen Bin, in einem ausführlichen Bericht über das Leben der katholischen Kirche in China – auf der vollständig offiziellen Website chinacatholic.cn - ein einziges Wort zum Abkommen von 2018 mit dem Vatikan sagte.

Sie haben Papst Franziskus auch nicht ein einziges Mal genannt, in den viele Seiten langen Lobpreisungen des einzig wahren leiblichen und spirituellen Führers der Chinesischen Nation und der Katholischen Kirche -XI. "

Quelle: S. Magister, Settimocielo

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