Montag, 19. Dezember 2022

Die O-Antiphonen...Fortsetzung

Fortsetzung von hier und hier: 

"THEOLOGIE DER O ANTIPHONEN"

Die O Antiphonen sind ein wunderbares Mosaik aus Bibel-Passagen, in denen Gesetz, Prophetem und Schriften des Alten Testamentes - gemeinsam mit ihrer Erfüllung im Neuen Testament. >Für die letzte Strecke unserer Advents-Vorbereitungen, gibt uns die Liturgie jeden Tag einen Eingangspunkt für die Meditation über das Inkarnierte Wort, den Sohn Gottes, der "durch den Hl. Geist durch die Jungfrau Maria inkarniert wurde und Mensch wurde" und hilft uns so, uns auf die wahre Bedeutung der Advents- und Weihnachtszeit zu konzentrieren. 

Aus historischer Sicht weisen uns die Antiphone auf das freudige Ereignis der Menschwerdung zurück, das erste Kommen Christi, das die Heilsereignisse der Karwoche und Ostern ermöglicht. Doch weisen sie uns auch auf das Zweite Kommen Christi hin; sie helfen uns, „allzeit wachsam zu sein“ (Lukas 21,36). Unsere Vorbereitung im Advent auf das Kommen Christi zu Weihnachten ist ein Modell dafür, wie wir uns auf sein Wiederkommen vorbereiten können, und die O-Antiphonen sind ein kleiner, aber wesentlicher Teil davon, wie uns die Kirche durch ihre Liturgie dabei hilft. Um dies zu veranschaulichen, werfen wir einen genaueren Blick auf drei der Antiphonen: O Sapientia, O Oriens und O Emmanuel.

O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodisti, attingens a fine usque ad finem fortiter, suaviter disponensque omnia: veni ad docendum nos viam prudentiae.

 

O Weisheit, die aus dem Mund des Höchsten kam, von einem Ende zum anderen reichte und alle Dinge machtvoll und sanft ordnete: komm und lehre uns den Weg der Umsicht.

Diese Antiphon entführt uns in die Weisheitsliteratur des Alten Testaments, aus der in der ersten Hälfte der Antiphon Teile fast wörtlich zitiert werden: "Ich bin aus dem Munde des Höchsten hervorgegangen, der Erstgeborene vor allen Geschöpfen“ (Sirach 24:3a); "Sie reicht mächtig von einem Ende der Erde bis zum anderen, und sie ordnet alle Dinge gut [lat. suaviter]“ (Weisheit 8:1).

Was wir bei den O-Antiphonen beachten müssen, ist, dass sie nicht nur bestimmte biblische Texte zitieren oder uns auf sie hinweisen. Sie führen uns zu biblischen und theologischen Themen. Um die Antiphonen – und überhaupt die Liturgie der Kirche im Allgemeinen – verstehen zu können, müssen wir uns mit der Bibel befassen, uns mit ihren Texten immer vertrauter machen. Bei der hier betrachteten Antiphon, O Sapientia, sollten wir daher nicht nur die explizit zitierten Verse betrachten, sondern auch die in der Antiphon implizit enthaltenen Passagen, wie etwa Sprüche 8.


"Mich hat der Herr geschaffen als Erstling seines Waltens, vor seinen werken in der Urzeit. Icvh war dabei als er den Himmel erstellte, einen Kreis über der Fläche der Urflut abmaß, als er oben di Wolken befestigte, die ktaft der Urquellen bestimmte, als er dem Meer seine Grenze setzte, daß die Wasser nicht seinen Befehl übertreten, als er die Grundfesten der Erde umriss, da war ich der liebling an seiner Seite, und ich war Tag für Tag seine Freude mit den Menschenkindern." (Sprichwörter 8: 22-23, 27-31)

Diese Persosnifizierung der Weisheit im Alten Testament bereitet uns auf die Offenbarung der Dreieinigkeit im Neuen Testament vor. Insbesondere das Johannesevangelium identifiziert Jesus mit der Verkörperung der göttlichen Weisheit. Im Alten Testament ist Weisheit "eine reine Emanation der Herrlichkeit des Allmächtigen“ (Weisheit 7:24); Jesus hatte vor der Erschaffung der Welt Herrlichkeit beim Vater und offenbart diese Herrlichkeit den Menschen auf Erden (Johannes 1:14; 17:5, 22, 24). Weisheit durchstreift die Straßen, sucht Menschen und schreit sie an (Sprüche 1:20-21; 8:1-4; Weisheit 6:16); Jesus sucht Menschen aus und verkündet seine Einladung (Johannes 1:43; 5:14; 7:37; 9:35; vgl. Lukas 19:10). Und indem wir Sirach zitieren, sagt uns O Sapientia, daß die Weisheit aus dem Mund des Allerhöchsten hervorging (Sirach 24:3a); Johannes sagt uns, daß Jesus nicht nur "im Anfang bei Gott“ war, sondern daß er "der eingeborene Sohn vom Vater“ ist (Joh. 1:1-2, 14; vgl.

Diese erste O Antiphon zeigt uns dann den "Schöpfer des Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge (Nicäa) und zeigt und die Weisheit Gottes, der Christus ist. "

Fortsetzung folgt...

 

        O Oriens, splendor lucis aeternae, et sol iustitiae: veni, et illumina sedentes in tenebris, et umbra            mortis.
 
        O aufgehende Sonne, Glanz des ewigen Lichtes und Sonne der Gerechtigkeit: komm und                          erleuchte jene, die im Dunkeln sind und im Schatten des Todes.

Diese Antiphon kommt am 21. Dezember, in der nördlichen Hemisphäre Wintersonnenwende, am kürzesten Tag des Jahres. Es paßt also.daß an dem Tag, an dem die Dunkelheit und die Schatten in der Natur am stärksten sind, die Liturgie unseren Gemütern das Licht Christi in Erinnerung ruft, das Dämmern des Sohnes Gottes. Ttasächlich schaut in der Messe das Gottesvolk- gemeinsam mit seinem Priester- ad orientem - zur aufgehenden Sonne- verehrungsvoll, in Bittgebet und Opfer immer auf die zweite Ankunft Christi. Das ist eine Praxis, die auf die früheste Zeit der Kirche zurückgeht und erst seit dem II. Vaticanischen Konzil wurde diese Orientierung durch die Praxis des Priesters, der zum Volk  hingewandt ist gestört (ohne Mandat der Konzilsdokumente, wie man hinzufügen muß).

Auch wenn diese starke liturgische Symbolik in der Kirche von heute dringend der Wiederbelebung bedarf, richten uns die Texte der Liturgie gerade im Advent geistlich auf die aufgehende Sonne, den Oriens, Jesus Christus aus. Zum Beispiel stammt der Brief im traditionellen Römischen Ritus für den 4. Adventssonntag aus 1. Korinther 4, in dem wir lesen: "Darum urteilt nicht vor der Zeit, bevor der Herr kommt, der die Dinge jetzt ans Licht bringen wird verborgen in der Dunkelheit und wird die Absichten des Herzens enthüllen." (V. 5; vgl. Hebräer 2:3). Dieses Thema der Erleuchtung und des in Herrlichkeit kommenden Gottessohnes durchzieht die Adventszeit. Und in dieser O Antiphon weisen uns die Worte sol iustitiae auf einen Teil des biblischen Hintergrunds für das Kommen des Herrn hin: "Aber für euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln“ (Maleachi 4:2a [ Vg 3:20]).

Es lohnt sich, diesen Satz im breiteren Kontext von Maleachi zu betrachten, der von „dem Tag“ des Herrn spricht, dem Tag, an dem er wiederkommen wird, dem Tag, an dem gute und böse Menschen gleichermaßen von Gott gerichtet werden. Die Bösen werden, auch wenn sie jetzt gedeihen mögen (Maleachi 3:15), vom Herrn verbrannt werden, und für sie wird dieser Tag ein Tag der Zerstörung sein. Aber die "Sonne der Gerechtigkeit“, Jesus Christus, wird kommen und diejenigen retten, die dem Herrn dienen. Der Advent ist nicht nur eine Vorbereitung, um das erste Kommen unseres Erlösers in die Welt zu feiern, sondern eine Zeit der Vorbereitung auf sein zweites Kommen, wenn sein Licht alle unsere Taten aufdecken wird, ob wir bereit sind oder nicht (vgl. Johannes 3:16- 21). Und unser Herr selbst hat uns vor diesem kommenden Tag gewarnt:
"Habt Acht auf euch, daß Rausch und Trunkenheit und irdische Sorgen euch nicht belasten, damit
jener Tag euch nicht unversehens überrascht wie ein Fallstrick. Denn kommen wird er über alle,

      die auf Erden wohnen. Wacht also allezeit und betet, damit ihr imstande seid, allem zu entrinnen,            was geschehen wird, und vor dem Menschensohn zu bestehen." (Lukas 21, 34-36)


Christus als O Oriens anzusprechen,ist Teil der dauerhaften Hilfe und Ermutigung der Liturgie für uns, unser Leben in dieser Adventszeit auf Gott auszurichten und seine Gnade zu empfangen, in Vorbereitung nicht nur darauf, sein erstes Kommen Weihnachten zu feiern, sondern auch für seine zweite Ankunft am Ende der Zeit bereit zu sein."  

 

O Emmanuel, Rex et legifer noster, expectatio gentium, et Salvator earum: veni ad salvandum nos Domine Deus noster.

 

O Emmanuel, unser König und Gesetzgeber, erwartet von den Nationen und ihr Erlöser: Komm und rette uns, O Herr unser Gott. 

Der biblische Hintergrund dieser Antiphon ist jedem bekannt: "Seht die Jungfrau wird ein Kind gebären und sein Name und ihm den Namen Emmanuel geben" (Matthäus 1:23, Jesaja 7:14). Emmanuel bedeutet "Gott ist mit uns" und so paßt es, daß diese Antiphon kurz bevor wir das Geheimnis der Incarnation feiern, kommt, in diesem Augenblick der Geschichte, als der Name "Emmanuel" wirkloich erfüllt wurde.   

Matthäus’ Zitat aus Jesaja ist nicht nur eine von Jesus erfüllte Prophezeiung, sondern dient auch einem anderen Zweck im Kontext seines Evangeliums. Wenn wir uns den allerletzten Worten Jesu in Matthäus 28,20 zuwenden, lesen wir "Siehe, ich bin bei euch allezeit bis ans Ende der Welt“. Wir können also sehen, daß der Name Emmanuel das ganze Matthäus-Evangelium umfängt und umgibt. Am Anfang erfüllt sich die Verheißung auf wunderbarste Weise durch die Inkarnation und Geburt unseres Herrn; am Ende erweist sich diese Erfüllung durch seinen Tod, seine Auferstehung und Himmelfahrt als ewig. Tatsächlich sagt uns Jesus auch in Matthäus, daß "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (18,20). Die Gegenwart des Herrn in seiner Kirche, besonders im Allerheiligsten Sakrament der Eucharistie, zeigt, daß diese O-Antiphon eine weit größere Tragweite hat als die Adventszeit. Durch unsere Vorbereitung auf das erste Kommen des Herrn hat die Antiphon eine besondere Bedeutung für den Advent, zieht uns aber auch in die Gegenwart: Gott ist jetzt bei uns in seiner Kirche und seinen Sakramenten, damit wir durch ihn gerettet werden."

Fortsetzung folgt....

Quelle: Rorate Caeli


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