Dienstag, 27. Dezember 2022

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes heute über eine Hymne des Hl. Peter Damian zum Fest des Hl. Evangelisten Johannes und den Gebrauch des Sapphischen Metrums.  
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         "MAGNUS AETERNI LOGOTHETA VERBI"

Das II.Vaticanum hat sehr vernünftig vorgeschlagen, daß die Sammlung des Alten Breviers dadurch bereichert werden könnte, andere Hymnen aus dem Schatz der West-Kirche zu retten. Glücklicherweise wurde für das Fest des Hl. Evangelisten Johannes eine großartige Komposition des Hl. Peter Damian (gest. 1072) gefunden: Virginis virgo venerande custos im Sapphischen Metrum (ich frage mich, was dieses gute, alte Mädchen daraus gemacht hätte, wenn sie gewußt hätte, wie viel Gebrauch christliche Lateiner aus ihrer metrischen Erfindung machen sollten.) Die schlechte Nachricht: Dom Anselmo Lentini und seine fröhlichen Männer entschieden sich, es zu korrigieren.

Bereits vor der Karolingischen Renaissance  haben Latein schreibende Autoren und besonders Hymnographen oft, wenn sie einen Eindruck von Majestät und Größe erzielen wollten, auf die Griechische Sprache zurückgegriffen. So fuhr der Hl. Peter nach der ersten Zeile mit ihrem alliterativen Wortspiel (o ehrwürdige Jungfrau, Hüterin der Jungfrau) in der zweiten noch weiter: magnus aeterni logotheta verbi.  Nach einer irdischen Übersetzung, würde das "großer Wortsetzer des ewigen Wortes" heißen, wo der griechische Neologismus logotheta einen mit seiner ganzen viersilbigen Klangfülle trifft, direkt hinter der Zäsur. Das ist ein Spiel mit der johanneischen beschreibung unseres Herrn als das Wort, der Logos, Verbum, und die Suggestion von Assonanz bei aeterni...logotheta. Aber während der Autor in der ersten Zeile mit ihrem "virginis ...virgo" das selbe lateinische Wort benutzt und nur den Fall ändert ("anaphora mit polyptoton" ; eine Eleganz, die besonders den hellenistischen Dichtern zugeschrieben wird) , erreicht er in der zweiten Zeile eine elegante Variatio, indem er eine griechische Verbindung schafft, die logos enthält, passend zu seinem lateinischen verbi. 

Die post-konziliaren Revidierer haben diese Art von Spaß mit Worten verabscheut; in ihren schulmeisterlichen Kommentaren gibt es kaum  ein strikteres "schaut auf mich Nachfahren" als das nimius iusus verborum. Hier rufen sie das Prinzip des graecismus nunc insueteum zu Hilfe. Und Dom Anselmo behauptet es sei inakzeptabel den Nominativ magnus (an Stelle des Vocativs magne) zu finden: ungezogener Anselmo: er muß sehr wohl gewußt haben, daß dieses kleine Problem, wenn es denn eines ist, durch "magne et" hätte korrigiert werden können.

Was haben dann die Revidierer geschrieben? "praeco qui Verbi coleris fideis". 

O je! (Aber um fair zu sein, Lentini war selbst ein Lateinischer Dichter von nicht geringen Fähigkeiten und hat sein Bestes für die Assonanz  "praeco ...coleris" gegeben). 

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*Nominative an Stelle von Vocativen scheinen im Gloria in excelsis Deo, Sanctus, Agnus kein Problem zu sein, je mehr man nach ihnen sucht, desto mehr findet man sie sowohl im klassischen als auch im Kirchen-Latein. 

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J. Hunwicke

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