Luisa Scrosati kommentiert für La Nuova Bussola Quotidiana die immer noch mögliche Ernennung des -wie sie ihn bezeichnet "häretischen"- Hildesheimer Bischofs und überzeugten Synodalen Weggefährten zum Präfekten der Glaubenskongregation. Hier geht´s zum Original: klicken
"HÄRETISCHER BISCHOF IST KANDIDAT FÜR DAS AMT DES GLAUBENSWÄCHTERS, GEFAHR EINES SCHISMAS"
Msgr. Heiner Wilmer ist Favorit für die Leitung des Dikasteriums für die Glaubenslehre- trotz offensichtlicher Widersprüche zum Lehramt. Die Tatsache, daß der Papst überhaupt nur an ihn denkt, verleiht ihm Rückhalt im kontroversen "Synodalen Weg", dessen führender Exponent in Gedanken und Taten Wilmer ist.
Es ist nicht nötig ein sehr orthodoxer Theologe zu sein, um zu verstehen, daß die bevorzugte Ernennung von Msgr. Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim, zum Präfekten der Glaubenskongregation würde die Tür der Häresie öffnen. Und für ein Schisma.
Außerdem wird eine solche Ernennung nicht leicht von all denen verdaut, für die zumindest der Anschein einer inneren Konsistenz in der Kirche wichtig erscheint. Aber auch nicht von denen, die bereits sehr über Papst Franziskus´ liturgische Restriktionen, die praktisch mit seinem Vorgänger brechen, verärgert sind, haben nicht die Absicht sich ihrer Freisprechung von Irrtum und Unmoral zu beugen.
Tatsächlich ist Wilmer einer der Bischöfe, die einen Umsturz der Sexualmoral-Lehre der Kirche am meisten begünstigen, angefangen mit Homosexualität. Er ist der Bischof, der über die Opposition von mehr als einem Drittel der deutschen Bischöfe gegen den Basistext zur menschlichen Sexualität während der vierten Generalversammlung der Synode der deutschen Kirche so verärgert war; der enthielt einige Irrtümer -wie das Segnen gleichgeschlechtlicher Paare und positive Bewertung von Homosexualität.
Der Standpunkt der Deutschen Synode zu Themen der Sexualität- bestätigt der scheidende Präfekt der Glaubenskongregation den Eindruck, daß die Mehrheit der deutschen Bischöfe denkt, "daß an der Lehre der Kirche fast nichts vor Veränderungen sicher ist." Die im vergangenen November von den Kardinälen Ladaria und Oullet ausgedrückte Verlegenheit sowie die wichtige Forderung nach einem Moratorium, um eine „substanzielle Überarbeitung“ der Synodendokumente zu erreichen, wurden vom Präsidenten der Deutschen Bischofskonferenz, Mgr. Georg Batzing prompt zurückgewiesen. Kardinal Oullet hatte seine Sorge "um die Einheit der Kirche“ zum Ausdruck gebracht, die durch die von der Synode gebilligten Positionen ernsthaft bedroht sei.
Wilmers Ernennung, die jetzt nach ein zwischenzeitlichen Rückschlag sehr wahrscheinlich erscheint, weist darauf hin, daß es nicht "nur“ zwei Drittel der deutschen Bischöfe waren, die auf die Auflösung der Einheit der Kirche drängen wollten, sondern eben auch Papst Franziskus. Tatsächlich war es der Papst, der sich sehnlichst die Ernennung dieses jungen Bischofs, Jahrgang 1961, als "enfant prodige“ (verlorener Sohn) wünschte, der 2015 Generaloberer der Dehonianer, drei Jahre später Bischof von Hildesheim wurde und nun startklar für Rom ist. Francis schätzt ihn für seine Nähe zur Herde; und es scheint, daß der Geruch der Schafe, der von diesem Bischof ausgeht, so stark ist, daß er den viel offensichtlicheren Geruch der Ketzerei überdeckt.
Der Punkt jedoch ist nicht nur, was Wilmer denkt, sondern was Wilmer tut. Alles in allem ist er eher locker. In seiner Diözese, wo es bei über 5 Millionen Einwohnern nur 600.000 Getaufte gibt, ist die Segnung homosexueller Paare normal. Als die damalige CDF am 22. Februar 2021 das heftig umstrittene Responsum veröffentlichte, antworteten zahlreiche Diözesanverbände am 31. März 2021 mit der Hildesheimer Erklärung mit dem sprechenden Titel: Segen für diese Welt). Es war ein klarer Gegensatz zum Nein der Glaubenskongregation; eine Haltung, die zur Schau stellte, was in Wilmers Bistum bereits getan wurde und noch getan wird: "Wir machen die Praxis bekannt im Bistum Hildesheim, an vielen Orten und in vielen Gemeinden, Einrichtungen und Vereinen: Menschen, unabhängig von ihrem geschlechtlichen Identität, haben gleiche Rechte in der Kirche, Gottes Segen gilt ihnen und ihren Partnerbeziehungen, denn Gottes Segen gilt allen liebevollen Beziehungen, ohne Ausnahme.“ Im Grunde ist es normale Praxis.
Die Erklärung fährt damit fort, mit dem Finger auf die Kongregation zu zeigen, die, wie sie behauptet, durch die Verweigerung des Segens für gleichgeschlechtliche Paare unfähig zu sein scheint, mit "den Modellen der Geisteswissenschaften" umzugehen, so daß "ihre Autorität beschädigt erscheint". Die Netto-Ablehnung ist auch auf die in der Responsum dargelegte "zugrunde liegende sexualethische und theologische Argumentation" zurückzuführen. Der Segen könne diesen Paaren laut den Unterzeichnern nicht verweigert werden, da er eine "Bestätigung dessen wäre, was sie bereits sind: ein Segen für diese Welt“. Alle unterzeichnenden Vereine wollen "im Dialog mit Bischof Heiner“ darauf hinarbeiten, daß "das Lehramt der Kirche die Erkenntnisse der Human- und Theologiewissenschaften einfließen lässt, die zu einer Neubewertung und Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre führen“. Erzbischof Wilmer begrüßte diese Vorschläge (siehe hier) als wichtigen Beitrag zum synodalen Weg der Kirche in Deutschland und fügte hinzu, daß "es darum geht, die heutigen Realitäten des Gemeinschaftslebens gleichgeschlechtlicher Menschen wertzuschätzen, ohne dabei das Sakrament der Ehe von einem Mann und einer Frau in Frage zu stellen". Es ist die gleiche alte Geschichte.
Die bloße Tatsache, daß Franziskus überhaupt in Erwägung gezogen hat, einen Bischof an die Spitze der Glaubenskongregation zu stellen, der solche Ämter innehat, kommt für die Kardinäle Ladaria und Oullet einem Schlag ins Gesicht gleich; die noch nicht endgültige Wahl mag die Gründe für seine Abwesenheit anlässlich des Treffens zwischen den deutschen Bischöfen bei ihrem Ad-limina-Besuch und den beiden Kardinälen erklären. Papst Franziskus wollte wohl nicht den Eindruck erwecken, die Positionen letzterer zum „Synodale Weg“ zu bestätigen, wohl wissend (vielleicht sprach er mit Kardinal Marx darüber?), daß er versuchen würde, der deutschen Synode viel mehr Unterstützung als seine mündliche Zustimmung zu geben: einen Präfekten der Glaubenskongregation, der einer der glühendsten Unterstützer dieser Synode ist. Es bleibt abzuwarten, wie diese Geschichte enden wird."
Quelle: L.Scrosati, LNBQ
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