George Weigel veröffentlicht bei firstthings seine Überlegungen zur aktuellen Krise der Katholischen Kirche. Hier geht´s zum Original: klicken
"DIE KATHOLISCHE KRISE WEGEN "UNS"
Der katholische Cambridge-Historiker Richard Rex hat provokativ behauptet, daß der Katholizismus heute in die dritte große Krise seiner zweitausendjährigen Geschichte verwickelt ist.Die erste Krise war die heftige, kirchenspaltende Debatte über „Was ist Gott?“. Diese Frage wurde endgültig vom Ersten Konzil von Nicäa (325 AD) und dem Konzil von Chalcedon (451 AD) beantwortet. Nizäa I hat bekräftigt, daß Jesus wirklich Gott ist, die zweite Person der Dreifaltigkeit; Chalcedon bekräftigte, daß durch die Menschwerdung der zweiten Person der Trinität Gottheit und Menschlichkeit in der einen Person Jesu Christi vereint sind. So errichteten Nicäa I und Chalcedon die trinitarischen und inkarnatorischen Grundlagen der christlichen Orthodoxie für alle Zeiten.
Die zweite Krise, die mit den verschiedenen protestantischen Reformationen de 16. Jahrhunderts zum Bruch im westlichen Christentum führten, entwickelten sich um die Frage "Was ist die Kirche?" Das Konzil von Trient gab die orthodoxe Antwort auf diese Frage, mit Antworten, die mit der Zeit durch die Lehre von Papst Pius XII über die Kirche "als der Mystische Leib Christi", durch die dogmatische Konstitution über die Kirche des II. Vaticanischen Konzils und die Außerordentliche Bischofssynode von 1985 verfeinert wurde, die die Lehre des II. Vaticanums als Beschreibung der Kirche als Kommunion der Jünger in der Mission zusammenfaßte.
Und die dritte Krise, die wir erleben? Die- argumentiert Pofessor Rex- ...dreht sich um eine Frage, die man früher als "Was ist der Mensch?" ausgedrückt hätte. Die Tatsache, daß diese Worte inzwischen selbst als problematisch betrachtet werden, ist ein Symptom für den Zustand, der diagnostizoiert werden soll. Mit anderen Worten: was ist es - Mensch zu sein?" Dabei geht es, so Rex zu Recht, um "ein ganzes Alphabet von Überzeugungen und Praktiken: Abtreibung, Bisexualität, Empfängnisverhütung, Scheidung, Euthanasie, Familie, Geschlecht, Homosexualität, Behandlung von Unfruchtbarkeit. . . .“ Und so weiter und so weiter, über die kraterübersäten Schlachtfelder eines Kulturkampfes hinweg, der, außerhalb der Kirche beginnend, jetzt innerhalb des Glaubenshauses ausgefochten wird.
Also: zuerst, eine "theologische" Krise, in der wörtlichen Bedeutung von Theologie: "über Gott sprechen". Dann eine ekklesiologische Krise. Und jetzt eine anthropologische Krise. Die vorhergehenden zwei Krisen haben die Kirche geteilt. Die dritte könnte- wie die deutsche Apostasie zeigt, die droht, die Einheit der Katholischen Kirche zu zerbrechen, und durch die Aufgabe des bibel-basierten Katholischen Verstehens der menschlichen Person durch prominente Bischöfe, Theologen und Aktivisten.
Die Frage "Wer sind wir als menschliche Wesen?" wird am schärfsten in der Gender-Ideologie und im Transgender-Aufstand gestellt. Das hat jetzt einen Zustand von Absurdität erreicht, in dem eine "Drag-Queen auf der Isle of Man" (wie Mary Wakefield letzten Monat im Spectator berichtete) 7-jährige Schüler informierte, daß es genau 73 Geschlechter gibt. Als ein mutiges Kind darauf bestand, daß es nur zwei gibt, antwortete die Drag Queen angeblich "Du hast mich erschüttert" und schickte das Kind nach draußen."
Aber es gibt noch etwas Schlimmeres als diese Aufgabe unter dem Vorwand erzieherischen Ernstes. Und das ist das ist die Aufgabe jedes Anspruchs auf medizinische Professionalität durch amerikanische Ärzte, die, mehr von der Geschlechterideologie als von der "Wissenschaft“ beeinflusst und in ihrer Verantwortungslosigkeit von der American Academy of Pediatrics bekräftigt, Pubertätsblocker und geschlechtsübergreifende Hormone verschreiben Kinder, die unter dem ernsthaften psychischen Gesundheitsproblem der Geschlechtsdysphorie leiden.
Dieser therapeutische Einbruch in die Arbeitswelt in den USA wurde nun von den Redakteuren des ehrwürdigen britischen Nachrichtenmagazins The Economist (in seiner Politik entschieden Mitte-Links) in Frage gestellt, dessen Redakteure anmerken, daß "die medizinischen Systeme Großbritanniens, Finnlands, Frankreichs, Norwegen und Schweden“ „alle . . . Alarm geschlagen haben, das [diese] Behandlungen als "experimentell“ bezeichnet und die Ärzte aufgefordert, mit "großer medizinischer Vorsicht“ vorzugehen.“
Dann ist da Cole Aronson, ein Orthodoxer Jude und eifriger Philosophiestudent, der auf der website Public Discourse eine katastrophale ethische Kritik der geschlechtsumwandelnden Chirurgie veröffentlicht hat. Aronson schließt mit der Beobachtung, daß nicht nur die Linken die Gender-Ideologien und den Transgenderismus überdenken müssen: "Konservative müssen wählen, zwischen ihrem Impuls die Menschen leben zu lassen wie es ihnen verdammt nochmal gefüllt und ihrer Opposition gegen die grauenhaften Dinge, die Wissenschaftler und Chirurgen tun."
Die Stimmer der Kirche wird hier zu oft zum Schweigen gebracht, genau weil die Kirche in eine Krise um "uns" verstrickt ist: eine Krise über die Natur und das Schicksal des Menschen. Das Evangelium verlangt pastorale Nächstenliebe gegenüber denen, die unter Gender-Dysphorie leiden und unter gleichgeschlechtlichen Neigungen leiden. Diese Nächstenliebe jedoch, muß auch das Aussprechen der Wahrheit darüber, wer wir sind, gehört, was wir durch die göttliche Offenbarung und menschliche Vernunft gelernt haben. Und was wir aus diesen Quellen lernen, ist das die Gender-Ideologie ein falscher Gott ist, und ebenso zerstörerisch für Leib und Seele wie Baal und Moloch.
Wer wird das beim nächsten päpstlichen Konklave und bei der Synode 2023 sagen?"
Quelle: G. Weigel, firstthings
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