Mittwoch, 7. Juni 2023

Die Bischöfe müssen ein Gleichgewicht zwischen jungen Traditionalisten und Progressiven suchen

Rorate Caeli veröffentlicht einen Kommentar, den Christopher Dickes für La Croix verfaßt hat. 
Hier geht´s zum Original: klicken

"JUNGE TRADITIONALISTEN: " DIE BISCHÖFE MÜSSEN EIN NEUES GLEICHGEWICHT SUCHEN"  [über das römische Diktat von Traditionis Custodes hinaus] 

Trotz der Grenzen, die Papst Franziskus dem traditionellen Ritus gesetzt hat, glaubt Christopher Dickes, daß alle Zeichen auf die Verbindung der jungen Leute an diese Liturgie hinweisen, wie die Umfrage von La Croix bei jungen Katholiken beweist und lädt uns alle ein, dieser kreativen Minderheit ihren Platz in der Universalen Kirche zu behalten

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Im Sommer 2021, in den Tagen, die der Veröffentlichung von Traditionis Custodes folgten,  das den Gebrauch des Ritus des Hl. Pius V drastisch einschränkt, haben Dutzende junger Leute ein Video in den Sozialen Netzwerken an den Papst und die Bischöfe gerichtet. Der weniger als 2 Minuten lange, englisch-sprachige Film erkennt zuerst an, daß es vielleicht an Verständnis zwischen der jüngeren und der älteren Generation mangelt. Zweitens bezeugen diese jungen Leute von jedem Kontinent ihre Loyalität zum Papst und den Bischöfen und erklären, daß sie die Gültigkeit der neuen Liturgie nicht anzweifeln. 

Sie fühlten sich nicht mürrisch oder altmodisch - geschweige denn getrennt. Schließlich erklärten sie den Grund für ihre Bindung an den außerordentlichen Ritus: seine Transzendenz, seine Vertikalität und seine Orientierung nach Osten. Es gab bei ihnen keine Ideologie, noch irgendeinen Wunsch abzuweichen: "Wir sind deine Schafe" sagten sie dem Papst. 


Die Radikalität der Römischen Methode


Fast zwei Jahre später wurde dieser Appel der jungen Leute von Rom zurückgewiesen. Schlimmer noch, der Text der Vaticanischen Ämter leidet an einem blinden Fleck beim Recht, so hat Kardinal Arthur Roche den Papst einen weiteren Text unterschreiben lassen, der die Macht der Bischöfe auf fast nichts reduziert. Der quetscht die Zitrone aus, bis die Kerne krachen. Über diese Politik ist viel gesagt worden, die vom Geist der Dezentralisierung abweicht, den der Papst seinem Pontifikat geben wollte. 


Während der progressive Flügel fortwährend wiederholt, daß die pyramidenförmige Organisation der Kirche enden muß, scheint Subsidiarität von der traditionalistischen Welt nicht akzeptiert zu werden. Die radikale Natur der römischen Methode hat sogar eine Reaktion des früheren Papstes Benedikt XVI ausgelöst, der auf privater Basis - von der Entscheidung in der Vatican-Zeitung las und sie für falsch hielt [Erzbischof Gänswein, Nichts als die Wahrheit, Herder, 2023].


Viele Bischöfe waren ihrerseits von diesem unerwarteten Text ähnlich überrascht, untermauert durch eine Umfrage der Diözesen, deren Ergebnis nie veröffentlicht wurde. Nach der Abschaffung der Ecclesia Dei-Kommission, die für die Beziehungen zwischen der traditionalistischen Welt und den Bischöfen zuständig war, schienen die Bischöfe in dieser Entscheidung die Möglichkeit zu sehen, das Nötige auf ihrer eigenen Ebene zu entscheiden. 




Junge Menschen werden vom traditionellen Ritus angezogen


In der Tat hat die La Croix-Umfrage vom 26. Mai gezeigt, daß die Saat nicht aufgegangen ist und die  römischen Entscheidungen nicht die erhofften Ergebnisse erzielt hat. 


Noch schlimmer- die Saat scheint so zu keimen, daß 38% der befragten jungen Leute gesagt haben, daß sie die Lateinische Messe schätzen, während 40% nicht gegen sie haben, sogar wenn der Ritus nicht ihren Erwartungen entspricht. Die Realität, die dieser Umfrage zugrunde liegt, enthüllt eine Komplexität, die nicht länger der progressiven-traditionalistischen Polarität der 1970-er entspricht. In dieser Hinsicht gibt es eine erstaunliche Parallele zwischen dieser Umfrage und dem anfangs erwähnten Video: diese jungen Leute zeigen ein erstaunlich modernes Gesicht, und macht die Welt auf die Hoffnung aufmerksam, die in ihnen liegt. 


Jérôme Chapuis weist in seinem Leitartikel [in La Croix] darauf hin, daß es ein Fehler wäre, diese kleine traditionalistische Gruppe auf hastige Kategorien wie "reaktionär" oder "katholisch Identitäre" einzuengen. Noch interessanter ist, daß die Wahl der Lateinischen Messe nicht nur an einen familiären Hintergrund gebunden ist: de facto hat eine amerikanische Umfrage, die 2021 von der Petrus-Bruderschaft in Auftrag gegeben wurde, gezeigt, daß von der Gruppe der 18 - 39 Jährigen nur 16 % sagte, daß sie unter dem Einfluß ihrer Eltern die Lateinische Messe besuchten. Für mehr als 36% war der Hauptfaktor für Ihre Wahl des alten Ritus Respekt und Bewunderung.


Eine wachsende kreative Minorität


Die Frage ist heute weniger, ob die lateinische Messe die Zukunft der Kirche ist, sondern vielmehr, wie die bischöflichen Autoritäten mit der Realität dieser aufstrebenden "schöpferischen Minderheit“ umgehen werden. Die Geschichte der Gesellschaften lehrt uns, daß die "Verfolgung“ einer Gruppe durch eine Macht niemals die gewünschte Wirkung zeitigt. Im Gegenteil, das stärkt sie. Benedikt XVI. hat dies in seinem Einsatz für den Frieden verstanden. Laut seinem Sekretär Mgr. Gänsweins hielt es der ehemalige Papst für gefährlich, "eine Gruppe von Gläubigen in eine Ecke zu drängen, auf die Gefahr hin, daß sie sich verfolgt fühlen“.


Also verpflichtet die Wirklichkeit der Praxis- abgesehen von einigen eifrigen Bischöfen, die römischen Direktiven buchstabengetreu zu erfüllen- alle Parteien die Ekklesiologie der Gemeinschaft wieder zu entdecken und zu pflegen. Der beste Weg vorwärts wäre die Suche nach einem neuen Gleichgewicht. Das ist ein enger Pfad, aber kein unmöglicher. Es wäre eine Erinnerung daran, daß jeder einen Platz im Haus des Vaters hat, wie ein Echo auf die Worte des Propheten Jeremia : "Ich selbst den Rest meiner Schafe aus allen Ländern...und führe sie auf ihre Weideplätze zurück. Da sollen sie fruchtbar sein und sich mehren. Ich werde sie Hirten anvertrauen, die sie wirklich leiten;  sie werden sich nicht mehr fürchten und keines wird verloren gehen."


Quelle: C. Dickès, La Croix, Rorate Caeli

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