Freitag, 28. Juli 2023

Beginnen angesichts der aktuellen anthropologischen und moralischen Probleme die ersten, Atheisten an ihrem Säkularismus zu zweifeln?

Carl R. Trueman -berichtet bei firstthings über seine Wahrnehmung, daß angesichts des "anthropologischen Chaos" das um sich greift, auch berühmte atheistische Denker ihren Säkularismus überdenken. Hier geht´s zum Original: klicken

"IN UNSEREM CHAOTISCHEN ZEITALTER ÜBERDENKEN EINIGE ATHEISTEN DEN SÄKULARISMUS"

Es ist 80 Jahre her, daß C.S. Lewis die Vorlesungen hielt, die dann in seinem bemerkenswerten Buch "The Abolition of Man" veröffentlicht werden sollten. Ich stelle es in die selbe Kategorie wie Fjodor Dostojewskis "Dämonen", Wilhelm Reichs "Die Sexuelle Revolution" und Philip Rieffs "Der Triumph des Therapeuten": Bände, deren Autoren kaum gewußt haben können, als wie prophetisch akkurat ihre Analyse des menschlichen Lebens sich erweisen würde. Und sie alle teilen auch etwas anderes: im Kern ihrer Argumente, dem wahren Streitpunkt steht die Frage, was es bedeutet, ein  menschliches Wesen zu sein. Lewis hat das in den 1940-ern als Schlüsselthema herausgestellt. 2023 ist das immer noch die Schlüsselfrage, nur daß es jetzt viel komplizierter ist und weit mehr unmittelbare politische Bedeutung hat als Lewis je voraussehen konnte

Der "Trans-Moment" ist dabei das wichtigste Symptom. Ermöglicht durch die unglablichen technologischen Erfindungen der vergangenen 50 Jahre, die es uns ermöglichen, von der Menschheit als etwas zu denken, was verändert werden kann und wird, die die fundamentale Frage in den Vordergrund gerückt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Und dabei zerreißt sie die politische Landschaft auf eine Art und Weise, die vor zehn Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre, insbesondere bei den Linken.  

Man nehme z.N. die Annahme der Linken, die Muslim-Gemeinde nach 9/11 immer eine verläßliche Quelle der Unterstützung sein wird, angesichts der erfolgreichen Etikettierung der Rechten als "islamophob" und die Aufnahme der Muslime in die große Litanei der Progressiven von den Marginalisierten. Diese Beziehung wird jetzt komplizierter. Die aggressive Ausbreitung der LGBTQ-Ideologie löst innerhalb der muslimischen Gemeinschaft eine ernste Debatte aus, besonders bei Eltern, die sich sorgen, was das mit ihren Kindern machen wird.

Einige islamische Kommentatoren glauben, daß die muslismische Opposition gegen die LGBTQ-Themen weißen Rassisten in die Hände spielt. Andere sehen eine solche Ideologie nur als eine weitere Wiederholung des weißen westlichen Imperialismus und als unvereinbar mit dem Islam.  Unglücklicherweise für die Linke sind die Islamische Anthropologie und Ethik nicht auf der unveräußerlichen moralischen Überlegenheit des Opferseins aufgebaut- Und wenn Muslime weiterhin gegen den Pride-month und LGBTQ-Schul-Lehrpläne protestieren, kann sich "Islamophobie" als eine Art Bumerang für jene Linken erweisen, die bis jetzt den Begriff mit leichtfertiger Unbekümmertheit um sich geworfen haben.


Aber weil die fundamentale Frage, was es bedeutet, menschlich zu sein zu Verwirrung geführt hat, fühlen sich nicht nur religiöse Gemeinschaften bedroht. Auch nicht-religiöse Menschen beginnen, Zweifel an der Fähigkeit des säkularen Denkens des Westens zu haben, die Zivilisation zu bewahren, wie vor kurzem ein Essay von Konstantin Kisin beweist. Kisin, Host des populären dissidenten podcasts Triggernometry beschreibt, wie verliebt er im Jahrzehnt nach 9/11 in den Neuen Atheismus von Richard Dawkins, Sam Harris, Daniel Dennett und Christopher Hitchens war. Jetzt jedoch identifiziert er sich als "gescheiterten Atheisten" der sich fragt und wundert, ob Antworten auf die grundlegendsten Fragen, die Gesellschaften brauchen, um zu funktionieren- im Grunde, würde ich sagen, was es bedeutet Mensch zu sein. innerhalb eine atheistischen Rahmenwerke möglich sind.

Ich bin letztes Jahr von Kisin und seinem Mitarbeiter Francis Foster interviewt worden. sie gingen beide von der Voraussetzung aus, daß sie keine Christen oder auch nur auf eine allgemeinere Art religiös sind. Aber sie waren in ihren Fragen nicht feindselig, von denen man eine als "ist es möglich, auf der Basis des Atheismus eine moralische Gesellschaft aufzubauen?" zusammenfassen könnte. In Ermangelung von Allwissenheit und so verläßlicher Kenntnis aller möglichen Welten, bot ich als Antwort an, daß -ob es möglich ist oder nicht- es sicher viel viel schwerer sei, als eine moralische Gesellschaft auf Basis der Religion zu errichten. Als ich Kisins Essay diese Woche las, stellte ich fest, daß das die ganze Zeit die Frage gewesen war: ein Frage im guten Glauben von jemanden, der mit dem aufkommenden anthropologischen Chaos kämpft, das auf die Welt losgelassen wurde.

Die berühmte Frage nach der Existenz Gottes und einer moralischen Ordnung wird vpn Ivan Karamasov in Dostojewskis "Die Brüder Karamasov" gestellt. Für Ivan ist -wenn es Gott nicht gibt- alles erlaubt. Und dennoch ist er ein anständiger, mitfühlender Mensch, der sein Leben nicht immer in Übereinstimmung mit seinen Prinzipien lebt. Er ist gegenüber menschlichem Leid sensibel. Es ist Smerdyakov, sein illegitimer und nicht anerkannter Halbbruder, der die tödlichen praktischen Konsequenzen von Ivans intellektueller Rebellion gegen Gott repräsentiert. Ivan ist ein Mann, der zwischen seinen intellektuellen Überzeugungen und den moralischen Ahnungen von seinem (wie ich es nennen würde) gottgegebenen Menschsein zerrissen ist.

Unter einigen ehemaligen linken Intellektuellen zeichnet sich heute die Erkenntnis ab, daß der Atheismus zwar eine interessante theoretische Position ist, aber nichts bietet, um die tieferen Fragen des Lebens zu beantworten. Natürlich hat Nietzsches "Madman“ die höflichen Atheisten in "The Gay Science“ darauf hingewiesen. Aber wie der Verrückte selbst zugab, war er zu früh gekommen, als daß seine Argumentation verstanden werden konnte. Nun ist seine Zeit gekommen und das Dilemma, das Ivan Karamasov zugrunde liegt, tritt bei einigen der beeindruckendsten öffentlichen Intellektuellen und Stimmen unserer Zeit mit Nachdruck zum Vorschein. Mary Harrington und Louise Perry haben beide Fragen zur sexuellen Revolution, zum Status und zur Bedeutung des menschlichen Körpers und zur Natur der Frauenrechte aufgeworfen. Konstantin Kisin fragt sich nun, ob der Atheismus ein solides Fundament für den Humanismus sein kann oder ob er dazu verdammt ist, in einen chaotischen Antihumanismus zu verkommen, wie er von der Trans-Lobby vertreten wird. Es sind interessante Zeiten. Von säkularen Menschen werden ernsthafte Fragen gestellt. Hier bieten sich Gelegenheiten zur Diskussion und zum Dialog, die wir Religiösen nicht außer Acht lassen sollten. Kisin selbst kommt zu dem Schluss:

Der Grund warum der neue Atheismus seinen Talisman verloren hat, ist daß er keine Antwort auf das Fehlen von Sinn und Zweck hat, an dem unsere nach-christlichen Gesellschaften leiden. Was soll diese Leere füllen? Religiöse Menschen haben ihre Antwort. Und wir übrigen?

Das muß kein Hilferuf sein, aber es ist sicher ein Ruf nach weiterem Zusammenwirken mit denjenigen von uns, die die alte Weisheit als Angebot von Antworten auf unsere modernen Probleme sehen. 80 Jahre nach Lewis scheint es, daß einige säkulare Denker zugeben, daß er Recht hatte. "

Quelle C. Trueman, firstthings

C. Trueman ist Professor für biblische und religiöse Studien am Grove City College und Mitglied des Ethik-und-Politik-Zentrums. prophetically accurate th    

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