Mittwoch, 19. Juli 2023

Keine Heiligen, keine Heiligkeit im Instrumentum Laboris für die Synode

George Weigel setzt sich bei firstthings mit dem Arbeitspapier für die kommende Synode und der totalen Abwesenheit von Heiligen und Heiligkeit in diesem Text auseinander.
Hier geht´s zum Original:  klicken

                    "SYNODALITÄT UND HEILIGKEIT"

Papst Benedikt XVI sagte oft, daß in der heutigen skeptischen und zynischen Welt, die Heiligen die Wahrheit des Christentums überzeugender darstellen als die raffiniertesten Argumente. Man muß sich dann fragen, warum dem Arbeitsdokument (Instrumentum Laboris, IL) für die Oktobersynode zur Synodalität praktisch jede Bezugnahme auf die Heiligen fehlt, oder auf das Erbe der Kirche, die Heiligkeit über zwei Jahrtausende hin, oder auf die heiligen Menschen, die uns in diesem dritten Jahrtausend der gemeinsamen Reise (ein synodaler Lieblingsausdruck) umgeben. Vielleicht hat das etwas mit dem scheinbaren Interesse am Ziel der christlichen Reise: ewige Freude im Licht und Leben der Heiligen Dreifaltigkeit, in jenem nie-endenden Fest, das Offenbarung 19 das Hochzeitsmahl des Lammes nennt. 

Das ist alles umso merkwürdiger als der Synodale Prozess seit 2021 oft von seinen Machern und Förderern als Ausdruck und Entwicklung des II. Vaticanischen Konzils dargestellt wird. Aber in der Dogmatischen Konstitution - einem seiner beiden Gründungstexte- lehren die Väter, finden wir ein ganzes Kapitel zum "Universalen Aufruf zur Heiligkeit", in dem die Konzilsväter lehren, daß di Heiligkeit die Taufberufung jedes Christen ist. Heiligkeit ist nicht nur ein Schrein der Kirche. Heilige sind nicht nur besonders gut Menschen, die die Kirche mit dem Titel "heilig" ehrt. Jeder von uns muß heilig werden, um unsere menschliche und christliche  Bestimmung zu erfüllen. 

C.S. Lewis hat diese Konzilslehre vorweg genommen, als notierte, daß die meisten von uns , die plötzlich in den Himmel berufen werden, sich wahrscheinlich ein bißchen unwohl fühlen würden. Warum? Weil wir noch keine Heiligen sind. Und Heilige, schlug Lewis vor, sind die, die mit Gott für immer gut zusammen leben können. Wie können Heilige so leben? Weil sie- im Bild der östlichen Kirchenväter- "vergöttlicht" wurden. Also geht es bei der christlichen Reise darum, mit Gottes Barmherzigkeit zusammen zu arbeiten, so daß wir zu den Menschen werden können, die sich beim Mahl des Lammes wohl fühlen: voller überfließender Dankbarkeit für die Einladung und sich nicht wie Party-crasher fühlen.

Das II.Vaticanum lehrte auch, daß Heiligkeit rund um uns herum ist. Von dieser Wahrheit überzeugt, hat Johannes Paul II den Prozess reformiert, in dem die Kirche die Heiligen anerkennt, die Gott gemacht hat. In der Apostolischen Konstitution Divinus Perfectionis Magister von 1983 veränderte Johannes Paul den Selig /Heiligsprechungsprozess von einem gegnerischen rechtlichen Procedere zu einer gelehrten, historischen Untersuchung. Der adversielle Prozess zielte darauf ab, die Heiligkeit einer zur Selig- oder Heiligsprechung vorgeschlagenen Person zu widerlegen, wobei der berühmte "Advocatus Diaboli“ als eine Art forensischer Staatsanwalt fungierte, der den Fall gegen den Kandidaten vertrat. Wenn der Kandidat diese Inquisition überlebte, musste seine Heiligkeit noch durch ein Wunder bestätigt werden. Ziel des von Johannes Paul II. initiierten neuen Prozesses ist es, die Heiligkeit des Kandidaten durch Zeugenaussagen, durch eine ernsthafte, kritische Biographie des Kandidaten zu beweisen – und dann natürlich durch ein bestätigendes Wunder.


Der Zweck der Straffung des Selig-/Kanonisierungsprozesses bestand darin, der Kirche mehr und unterschiedliche Beispiele derjenigen zu geben, die dem universellen Ruf zur Heiligkeit gefolgt waren, als dies mit dem alten Prozess möglich war. Johannes Paul glaubte, daß wir das Beispiel der Heiligen – insbesondere der Heiligen unserer Zeit – brauchen, um unseren Taufruf zur Heiligkeit hier und jetzt zu leben. Die Heiligen sind seiner Ansicht nach unsere wichtigsten Begleiter auf dem Pilgerweg des christlichen Lebens. Die Heiligen veranschaulichen die vielen legitimen Wege der christlichen Jüngerschaft. Die Heiligen zeigen auch, daß diese unterschiedlichen Wege einen gemeinsamen Ursprung haben – Jesus Christus, den Lehrer und Vorbild der Vollkommenheit – und einen gemeinsamen Endpunkt: Gemeinschaft mit dem Dreimal Heiligen Gott.

Wenn die Synode zur Synodalität im Oktober zur Evangelisierung einer Welt beitragen wird, die dringend Heiligkeit braucht, und wenn sie die laufende Reform der Kirche beschleunigen soll, damit der Katholizismus diese Heiligkeit wirksamer zum Ausdruck bringt, dann muß die Synode dies tun indem sie die Heiligen weitaus ernster nimmt, als es in ihrem Arbeitsdokument der Fall ist. Wenn die "Moderatoren“ der Synode ihre sprachbasierten Diskussionsgruppen nicht einladen, die vielen Wege zur Heiligkeit zu erkunden, die heute im Katholizismus erkennbar sind, und dabei Beispiele derjenigen zu nennen, die diese Wege kürzlich beschritten haben oder jetzt beschreiten, dann sollten die Teilnehmer der Synode dies von sich aus tun. Lassen Sie uns die Synode darüber sprechen, was in der Kirche richtig ist, aber auch darüber, was falsch ist.

Weil, wenn es bei Synodalität nicht darum geht, Heiligkeit zu fördern, sie dann kirchliche Nabelschau und eine skandalöse Verschwendung von Zeit und Geld ist."

Quelle: G. Weigel, firstthings

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