Dienstag, 22. August 2023

Napoleons Krönungsmesse von Luigi Paisiello

Massimo Scapin beschreibt für OnePeterFive die Krönungsfeierlichkeiten für Napoleon- in Anwesenheit Papst Pius´ VII, bei der die von L.Paisiello zu diesem Anlaß komponierte Krönungsmesse (die man weiter unten hören kann) aufgeführt wurde. 
Hier geht´s zum Original:  klicken 

                         "DIE MESSE FÜR NAPOLEON"

Am 20.August vor zweihundert Jahre starb der Papst, der sich im Sturm der Zeit Napoleons:  Pius VII, dessen ursprünglicher Name Barnaba Chiaramonti war. Benediktiner-Mönch, Prior der Abtei San Paolo in Rom (1775), Bischof von Tivoli (1782), Kardinal und Bischof von Imola (1785) war er 81 Jahre zuvor in Cesena in Norditalien geboren worden. Papst Pius VI (+ 1799) "beide wurden gewaltsam von ihren Bischofssitzen gezerrt und ins Exil geschickt" Nach seiner Wahl auf den Stuhl Petri am 14. März 1800 - am Ende eines anstrengenden "Konklaves im Exil", das länger als 3 Monate im Venezianischen Klosters San Giorgio Maggiore andauerte,  

  in äußerst schwierigen Augenblicken für die Kirche, war er in der Lage, den Fürsten und   den  Menschen ein Beispiel eines unerschütterlichen Glaubens zu geben, von wunderbarer   Großzügigkeit des Geistes und vor allem von großer Stärke angesichts der   unwiderstehlichen Eingriffe Napoleons, die unverletzlichen Rechte der Katholischen Kirche   zu verteidigen. 

Das schrieb der damalige Staatssekretär von Papst Piux XI, Kardinal Pietro Gasparri (+1934) in einem Brief vom 3.Juni 1923 an den Bischof von Cesena. 

Am 29.Oktober 1804 erinnerte Pius VII die Kardinäle befriedigt an die Wiederherstellung des Katholizismus in Frankreich, Dank des Konkordates von 1801, und teilte ihnen mit, daß er auf den Wunsch Napoleon Bonapartes nach Paris reisen werde, um ihn zum Kaiser zu krönen. Wirklich sollte Napoleon sich selbst krönen. Unglücklicherweise dauerten die guten Beziehungen mit dem französischen Kaiser nicht lange an und 1808 verleibte Napoleon die Päpstlichen Staaten dem Kaiserreich ein.  1809 wurde Papst Chiaramonti, nachdem er Bonaparte exkommuniziert hatte, nach Frankreich deportiert: er stand unter Hausarrest in Grenoble, Savona und Fontainebleau. Als er 1814 nach Napoleons Fall nach Rom zurückkehrte, stellte er die Gesellschaft Jesu wieder her und gab der Missions-Arbeit einen entscheidenden Anstoß.

Die Duldsamkeit von Pius VII und der Stolz von Bonaparte sind in "Die Krönung von Napoleon" bewahrt- dem stark retouchierten Gemälde von Jacques-Louis David, dem Maler der Revolution und Napoleons, das im Louvre ausgestellt ist. 

Was für ein Tag der 2. Dezember 1804 war! Alle waren in der Mutterkirche von Paris, der Kathedrale von Notre Dame, statt der Kathedrale von Reims versammelt. Wie viel Unbehagen, auch physischer, wurde vom Papst engelsgleich erduldet!  Zur Freude König Henris IV (+ 1106) und den Kaisern des Hl. Römischen Reiches Friedrich Barbarossa (+1190)  Friedrich II (+1250) und Ludwig dem Bayern (+1347)  setzte sich Napoleon die Krone des französischen Kaisers selbst auf den Kopf. Er war nicht nach Rom gegangen, zu Füßen Seiner Heiligkeit, sondern es war ihm durch Überredung und Drohungen gelungen, den armen Pius VII zu überreden, von Rom nach Paris aufgebrochen, um diesen umgekehrten Karl den Großen zu weihen.


Es gefällt uns, zu denken, daß der "Soundtrack" dieses Tages, den mehr als 500 Musiker und Sänger aufführten, die Seele des Papstes zumindest teilweise tröstete. Große Teile der Musik war von einem der großen Meister der Neapolitanischen Schule, dem in Taranto geborenen Giovanni Paisiello (+1816) komponiert. Wir sprechen von der Messe du Sacre für drei Solo-Stimmen (aber für die diversen Partien wurden 9 Sänger engagiert) 2 Chöre und 2 Orchester und das Te Deum in B-Dur  für Solostimmen, doppelten Chor und Doppelorchester, das der Komponist geschrieben hatte,  aber an diesem Sonntag im Dezember nicht dirigierte: im vergangenen August war er nach Neapel aufgebrochen und hatte als seinen Nachfolger Jean-Francois Lesueur (+1837), Hector Berlioz´ (1869) Kompositionslehrer zurück gelassen. 

                                           

Die Messe war sehr schön-sagt man uns. Ein ausgewähltes und zahlreiches Orchester, erstklassige Sänger, die der Inspiration des italienischen Maestros folgten. Die Messe war ein Meisterwerk, das selbst die ernsthafteste Kritik nicht angreifen konnte[...]. Unter diesen Umständen bewies Paisiello einmal mehr, wie talentiert er bei sakralen Kompositionen ist, mit wie viel Philosophie er die vielen, so unterschiedlichen sublimen Situationen im unblutigen Opfer auszudrücken wußte und der Applaus, der ihm von der riesigen Menge Zuschauer, die die eher theatralischen als kirchlichen Show verfolgten, gespendet wurde, war wohlverdient. 

Das Te Deum, das am Ende aufgeführt wurde, war für diese Gelegenheit leicht zu recyceln. Es war 1791 von Paisiello in Neapel "für die Rückkehr Ihre Majestäten [Ferdinand und Carolina]  aus Deutschland komponiert und in der Belvedere Kirche von Caserta aufgeführt worden". Es wurde am 8. April 1802, am Oster-Sonntag  gehört, als das Konkordat in Frankreich verkündet wurde: die Musiker der Kapelle der Konsulats und des Theaters der Republik waren versammelt, um es - mit anderen Werken Paisiellos -zu singen.

Diese Partitur ist besonders wichtig, weil Paisiello - auch wenn er 1740 geboren wurde-zwischen der komischen Oper und dem komischen-  mit tragischem verwobenen- Material - dem mittleren Charakter Carlo Goldonis- kann man hier in der Musik den Empire-Stil erraten. Ja, diese ornamentale Version von Neoklassizismus in die alle italienischen und französischen Künstler während des Napoleonischen Reiches einstimmten;  ein Stil der vollkommen von Luigi Cherubini  (+ 1842) verkörpert wurde. Paisiellos Te Deum ist ganz von einem martialischen Geist inspiriert: Te ergo quaesumus, in dem  das Orchester mit den Fanfare der National-Garde, die im Kirchenschiff platzier war, verschmilzt, erzeug große Verwunderung. Aber es gibt auch so viele zartem fast intime Momente. 

Möge Paisiellos Musik uns helfen, diesen Ruhm des Römischen Papsttums zu erinnern, der Pius VII war, "dieser Heilige" der nach Napoleons endgültigen Exil in St.Helena (1815), einer Britischen Insel im Süd-Atlantik " auf den Apostolischen Stuhl zurück kehrte, der einzige gastfreundliche Herrscher gegenüber der Familie des Tyrannen war, beginnend mit seiner Mutter."  

Quelle: M. Scapin, OnePeterFive

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