Dienstag, 28. November 2023

Führt der deutsche Synodale Weg ins Schisma?

In seiner gestrigen Kolumne für Monday at the Vatican setzt sich A. Gagliarducci mit den Auswirkungen des deutschen Synodalen Weges und die Reaktion von Papst Franziskus.
Hier geht ´s zum Original:  klicken

PAPST FRANZISKUS, WAS WENN DIE SYNODE AUF DAS RISIKO  EINES SCHISMAS REAGIERT?

Papst Franziskus Antwort an vier frühere Delegierte des deutschen Synodalen Weges hat noch einmal seine Sorge  bzgl. der von der deutschen Kirche eingeschlagenen Weges unterstrichen  Eine Sorge, die im Vatican so sehr geteilt wird, dass das Risiko eines Schismas oft angesprochen wird Von einem bestimmten Standpunkt aus jedoch, lässt die Antwort von Papst Franziskus kombiniert nit verschiedenen Aktionen bzgl. des  deutschen Synodalen Weges einige Fragen offen. Was, wenn Papst Franziskus die Kirche in einen Zustand permanenter Synode versetzen will, genau um ein Schisma zu vermeiden 

Die Frage geht über die angenommenen doktrinalen Konzessionen von Papst Franziskus hinaus. Der Papst handelt pragmatisch und versucht  immer direkte Zusammenstöße aus, getreu dem Gedanken, daß "Zeit vor Raum" geht. Der deutsche Synodale Weg hätte in seiner Sturheit eine gefährliche Herausforderung sein können, wenn man ihr direkt begegnete. Papst Franziskus würde versucht haben, einen Weg zu finden, das Hindernis zu umgehen.

Man muss in der Zeit zurück gehen, um zu verstehen, wie Papst Franziskus gehandelt hat, um Bestätigungen für diese Theorie zu finden. Zuerst ist da der Brief, den der Papst 2019  an das Volk Gottes gesandt hat. Das ist ein Brief, der zur offenen Diskussion einlädt aber unterstreicht, daß lehramtliche Entscheidungen nur Rom zustehen und bittet darum, nicht in funktionalistische und ideologische Abweichungen u driften. 

Während dieser Periode brachte Kardinal Jean Claude Hollerich die Idee einer europäischen Synode auf, gemeinsam mit einer Reihe kontinentaler Synoden, die uns erlauben würden zu diskutieren und  weltweit die verschiedenen Krisen in den Ortskirchen zu überwinden.  

Papst Franziskus muss über das Thema der Bischofs-Synode entscheiden, die 2023 gefeiert wurde. Der Papst selbst sagt, dass der erste Platz unter den Anfragen der Diskussion über die Rolle der Priester bei der Synode gehörte. Synodalität  war das zweite Thema. Papst Franziskus jedoch wählte die Synodalität. Und es scheint, dass dem auch der Gedanke zugrunde liegt, den in Deutschland ausbrechenden Sturm durch eine breitere Debatte anzufangen.


Zu einigen Themen gibt es bereits Diskussionen. Kardinal Hollerich wird zum General-Relator der Synode ernannt. Er wird Gastgeber eines Treffens zwischen Kardinal Grech und Bischof Bätzing, dem Präsidenten der DBK, in seiner Erzdiözese Luxemburg sein, um eine Arbeitsgruppe einzurichten, die den deutschen Synodalen Weg mit der Universalen Kirche versöhnt. 

Und es ist auch immer Hollerich, der als Sprecher für einige der populärsten Themen der Synode agiert- von der Rolle der Frauen bis zur Änderung der Kirchenlehre bzgl. homosexueller Verbindungen.

Einige Stellungnahmen rund um die Synode scheinen das Ziel zu haben, jeden möglichen Streit zu vermeiden und dem progressiven Flügel einen Ölzweig zuzuwerfen und  alles  in ein neues Gleichgewicht zu  bringen.

Eine Frage bleibt: wenn der Papst sich Sorgen über das Abdriften der deutschen Synode macht, warum scheinen dann einige seiner Positionen auf die der Deutschen abgestimmt zu sein 

Die Frage ist zulässig und die Antwort könnte im selben pragmatischen Weg die Dinge anzugehen wie Papst Franziskus. 

Was doktrinale Fragen angeht, bleibt Papst Franziskus formal im Depositum fidei verankert. Er akzeptiert jedoch, daß es Abweichungen geben kann und will nicht, daß die Lehre Gottes Barmherzigkeit im Wege steht. Beispielsweise gibt es keine Offenheit für homosexuelle Partnerschaften, während eine Offenheit für die Aufnahme von Homosexuellen besteht. Es gibt keine Möglichkeit für das Priestertum von Frauen oder den Diakonat für Frauen. Es besteht jedoch die Bereitschaft, darüber zu diskutieren und vielleicht sogar Frauen Regierungsämter zu übertragen, aber von einer bevorstehenden Änderung der Doktrin oder Disziplin in dieser Hinsicht gibt es nicht die geringste Andeutung.

Die Situation der Kirche in Deutschland scheint jedoch nicht wegen des Drucks auf Änderungen der Lehre besorgniserregend zu sein, sondern eher wegen der Art und Weise, wie dieser Druck ausgeübt wird. Papst Franziskus tendiert dazu, Entscheidungen anhand einfacher Dokumente oder praktischer Lösungen zu treffen; Die Kirche in Deutschland hat eine Panzerstruktur in Kommissionen, Unterkommissionen und Papieren für detaillierte Reformen eingerichtet, die im Widerspruch zum Prinzip des Papstes stehen.

Papst Franziskus hat den Grundsatz, Veränderungen zu bewältigen, aber nicht, dies institutionell zu tun.

Die von ihm ergriffenen Maßnahmen richteten sich im Allgemeinen gegen einige Gruppen, die nicht in die von ihm erhoffte Richtung gingen, beispielsweise Traditionalisten. Andererseits führt die Kirche in Deutschland einige Themen weiter, mit denen der Papst grundsätzlich einverstanden sein könnte, denen er aber aufgrund der Art und Weise ihrer Fortführung nicht zustimmen kann. Letztlich ist die Kirche eine „heilige hierarchische Mutter“ für den Papst, und die Autorität des Papstes ist unantastbar.

Der Papst ist ein Mann der Regierung und die Tatsache, dass die Kirche in Deutschland durch sein Handeln seine Autorität in Frage stellt, ist für ihn problematisch. Die Antwort von Papst Franziskus bestand darin, die Debatte auszuweiten, in der Hoffnung, dass die Deutschen den synodalen Weg neu formulieren würden.

Das ist nicht passiert.

Tatsächlich bereiteten die Deutschen vor der Synode ein 59-seitiges Dossier vor, das an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen in ganz Europa verteilt wurde. Darin erläuterten sie einige der im Synodalen Weg getroffenen Entscheidungen und betonten, daß diese Maßnahmen in Deutschland bereits verbindlich seien. Im Gegensatz dazu hätten sich die Bischöfe in den Angelegenheiten, zu denen sie die Zustimmung des Apostolischen Stuhls hätten einholen müssen, darum gekümmert, direkt mit dem Vatikan zu verhandeln.

Nicht nur.

Die Mehrheit der Synode traf eine andere Wahl, vermied erhebliche Abweichungen im zusammenfassenden Dokument der Synode (1215-mal geändert) und zeigte eine besondere Fähigkeit, Änderungen einzuführen, ohne alles umwerfen zu wollen. Die Tatsache, daß in der Abschlusspressekonferenz der Synode von Widerstand die Rede war und der damalige Kardinal Hollerich in einem Interview ausdrücklich sagte, dass einige Änderungen nicht vorgenommen würden, "wir werden die Leute angelogen haben“, gibt die Idee daß es notwendig sei, auf einige Erwartungen zu reagieren.

In seiner Antwort auf den Brief der vier Theologen zeigt sich Papst Franziskus besorgt "über die inzwischen zahlreichen konkreten Schritte, mit denen weite Teile dieser Ortskirche weiterhin drohen, sich immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen.“

Den vier Unterzeichnern des Schreibens ging es insbesondere um die Idee, einen Synodalausschuss zu gründen, der „die Einführung eines Führungs- und Entscheidungsrates vorbereiten“ solle. Papst Franziskus sagte, daß ein solcher Organismus "nicht mit der sakramentalen Struktur der katholischen Kirche in Einklang gebracht werden kann“ und daß die Gründung eines solchen Organismus "vom Heiligen Stuhl mit Schreiben vom 16. Januar 2023 verboten und nicht genehmigt wurde“. von mir veröffentlicht, dem ich auf eine bestimmte Art und Weisezugestimmt habe.“

Der Papst unterstreicht auch, daß "ich in meinem Brief an das Volk Gottes, das in Deutschland unterwegs ist, in Erinnerung rufen wollte, anstatt in immer neuen Gremien das Heil zu suchen und mit einer gewissen Selbstreferenzialität immer die gleichen Themen zu diskutieren.“ Wir betonen die Notwendigkeit des Gebets, der Buße und der Anbetung und laden uns ein, uns zu öffnen und unseren Brüdern entgegenzugehen, insbesondere denen, die an der Schwelle unserer Kirchen, auf der Straße, in Gefängnissen und Krankenhäusern, auf Plätzen und in der Stadt zurückgelassen werden.“

Das ist ein Satz, der die Vision des Papstes verrät.

Diese Vision basiert auf Glauben, befasst sich aber letztendlich mit dem Glauben, der in konkreten Dingen verwurzelt ist. Letztlich ist das deutsche Problem kein Problem des Glaubenswandels. Es stellt ein Problem dar, wie ein Wechsel der Lehre durchgeführt wird. Und so versucht der Papst, es zu stoppen – und es sollte daran erinnert werden, daß die deutschen Bischöfe im vergangenen November die Texte ihrer Ad-limina-Berichte veröffentlicht sahen, darunter auch den Text von Kardinal Ouellet, der ein Moratorium für den Synodalweg forderte.

Papst Franziskus strebt jedoch nicht die direkte Auseinandersetzungen an. Er geht nicht eins zu eins vor. Vor allem will er keine Spaltung schaffen, und er will nicht derjenige sein, der aus Starrheit heraus eine Spaltung herbeiführt. Laut Papst Franziskus kann die Synode der Weltkirche dann tatsächlich das Gegenmittel gegen den schismatischen Druck sein. Die Geschichte wird zeigen, ob dies der Fall war."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.