Dienstag, 19. Dezember 2023

Das Erbe Papst Benedikts XVI - sein radikaler Glaube an Gott.

Roberto Regoli befasst sich bei firstthings mit dem Erbe Benedikts XVI und seines Pontifikates, das durch seinen radikalen Glauben an Jesus Christus charakterisiert ist. 
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                       "DAS ERBE BENEDIKTS XVI" 

Beginnen wir mit einer klaren und direkten Frage: war das Pontifikat Benedikts XVI ein Erfolg oder ein Misserfolg . Was bedeutet "Erfolg" oder "Misserfolg", wenn es um ein Pontifikat geht  Es ist unmöglich darauf eine kurze, einfache Antwort zu geben. Ich kann nur zu einem Ereignis zurückgehen, das vor 1000 Jahren passiert ist.

Gregor VII, ein eifriger Reform-Papst, der sich den großen Krisen in der Kirche des  11.Jahrhunderts stellte, starb im Exil in Salerno. Sein Pontifikat schien in einem Fiasko zu enden. Und dennoch war es das wichigste Pontifikat des gesamten zweiten Jahrtausends. Es hat dem späteren Christentum seinen Charakter gegeben und hat dauerhafte Auswirkungen auf die Art der Kirchenführung gehabt- Benedikt XVI war nicht im Exil, aber er war verborgen vor der Welt.

Aud dieser Perspektive können wir über das Erbe Benedikts XVI nachdenken. Nach seiner Wahl  200  schien es, als würde Benedikt ein Übergangspapst werden- wegen seines fortgeschrittenen Alters und der Tatsache, daß er sich im Verständnis vom Lehramt seines Vorgängers Johannes Pauls II  kaum unterscheiden würde.  Dennoch stimmte die Realität im Augenblick seines Amtsverzichts nicht mit diesen anfänglichen Erwartungen überein. Sein Pontifikat erwies sich als sehr viel bedeutender. 

Es war  kein Pontifikat der Restauration, wie viele befürchteten- und andere erhofften. Mehr als alles andere, war es ein Pontifikat der Konsolidierung, eines das auch die Messlatte erhöhte und Risiken einging. Benedikt XVI wusste, wie man die Krise des sexuellen Missbrauchs angehen musste. 

Das Pontifikat Benedikts XVI war auch eines kirchlicher und päpstlicher Reformen. Es war kein Zufall, dass der Papst gleichzeitig systematische Reformen an der liturgischen und der theologischen Front durch "ökumenische" Initiativen  koordinierte (zuerst mit den Lefebvrianern dann mit den Anglikanern) als auch  mit den Änderungen des Kirchenrechts (durch Änderung des Codex von 1983 durch die Schaffung von "Personal-Prälaturen")

Peter Seewald hat Benedikt einmal gefragt: "Sind Sie das Ende des Alten oder der Anfang des Neuen" -Er antwortete: "Beides". Die Frage und die Antwort sind kurz und präzise. Sein Pontifikat meidet alle rigiden Kategorien. 

Benedikt hat auf dem Fundament aufgebaut, das Johannes Paul II gelegt hat, der sich auf die Themen von Anthropologie  und Verteidigung der menschlichen Person konzentrierte und den Grund für eine bleibende Lehre zu Politik und Bioethik schuf. Die zentralen Themen, die sich im Pontifikat Benedikts zeigten, waren Menschenrechte und Religionsfreiheit. Diese Themen wurden von einem spezifisch eher theologischen als philosophischen oder politischen Standpunkt aus angesprochen. Benedikt glaubte, daß, weil der Staat immer nur eine civitas terrena und niemals eine civitas  Dei sein kann, ein authentisches Christentum sowohl die Theologisierung der Politik als auch die Politisierung der Theologie vermeiden  muss.


Das Pontifikat Benedikts XVI ist mit den Westlichen Gesellschaften, die Gottes Wahrheit ablehnen keinen Kompromiss eingegangen. Gleichzeitig wusste Benedikt XVI, daß es wichtig ist, anzuerkennen, daß die moralischen Wahrheiten in der Moderne dem  Christentum entstammen.  Die Moderne ist kein Monolith. Verschiedene Elemente der Werte sind in ihr zu finden. Laut Benedikt kann aber nur eine theologische Sichtweise die Grundlage dieser Werte ganz erklären. 

Die generelle Sichtweise Benedikts XVI hat in der intellektuellen Welt viele Reaktionen ausgelöst. Während die Masse der Neo-Aufklärer sich niemals bewegte, beschlossen Persönlichkeiten wie Marcello Pera, ein italienischer Philosoph und früherer Präsident des  Italienischen Senats, sein eigenes Denken offen zu erforschen und mit dem Benedikts zu vergleichen. Es gab 2004 auch ein außerordentliches Gespräch zwischen Ratzinger und Jürgen Habermas, als auch einen Austausch zwischen italienischen marxistischen Intellektuellen und Ratzingers Theologie. 

Benedikt drängte die Kirche dazu, sich in einer immer grösser werdende Zahl von kulturellen ,politischen und ethischen Phänomenen zu engagieren. Ohne sich zu ausführlich über das Erreichen einer perfekten Übereinstimmung zu sorgen, hat der Papst einen Prozess angestoßen, der zu bedeutenden Begegnungen und Dialogen über das Wesen des Menschen führte, Indem er das tat, hat er Unterstützer und Neinsager gleichermaßen angeregt, Seine privaten Überlegungen über einen möglichen Rücktritt haben vielleicht die natürliche Entwicklung dieser neuen Wege gestoppt. 

Angesichts alles dessen, kehrt die Anfangsfrage zurück: Wie sollen wir sein Pontifikat bewerten?

Nur das sich Vertiefen in Ratzingers Gesichtspunkte wird uns helfen, zu einem angemessenen Denken über sein Erbe zu kommen. Weil sein Blick auf Christus fixiert war. Am Ende ist genau das "Anerkennen der traditio fidei eines Sache des Austausches von Blicken" unsere Antwort auf den liebenden Blick Christi - der nach Geschichte schmeckt und der Geschichte macht," 

Benedikt selbst gab am 27. Februar 2013, am Tag vor der Sedisvakanz eine Einschätzung seines Pontifikates ab:

Es war ein Teil der Reise der Kirche, in dem es Augenblicke von Freude und Licht gab, aber auch Momente, die nicht leicht waren. Ich habe mich gefühlt wie der Hl. Petrus mjt den Aposteln im Boot auf dem See von Galiläa: der Herr hat uns so viele Tage Sonne und leichten Wind gegeben, Tage an denen der Fang üppig war, aber auch Augenblicke, in denen das Wasser und die Winde gegen uns waren- wie so oft in der Kirchengeschichte- und der Herr schien zu schlafen. Aber ich habe immer gewusst, daß der Herr im Boot ist und ich habe immer gewusst, daß das Boot der Kirche nicht meines sondern seines ist. Auch lässt der Herr es nicht sinken; er ist es, der es führt sicher auch durch jene, die er ausgewählt hat, weil er es so wünschte. Das war und ist eine Gewissheit - die niemand erschüttern kann.  

So ist das Erbe Benedikts XVI das eines radikalen Glaubens an Gott. Außerdem -in einer müden und selbstzerstörerischen Zeit- die den Menschen preist, ihn aber am Ende fortwährend demütigt, hat Benedikt XVI beides gewählt, sowohl den Glauben an Gott als auch an den Menschen. Es wählte die Harmonie zwischen Glauben und Vernunft. Das ist sein Erbe."

Quelle: R. Regoli, firstthings

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