Rorate Caeli veröffentlicht ein Interview, das Michel Janva mit Abbé Claude Barthe für Le Salon Beige über die dogmatische Regression in der Kirche geführt hat.
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"VATICAN II UND DIE NEUE LITURGIE HABEN EINE NEUE LEHRAMTLICHE MODE ERFUNDEN": INTERVIEW MIT CLAUDE BARTHE"
Anlässlich der Neuveröffentlichung der revidierten und erweiterten Ausgabe seines Buches "Wird er noch Glauben auf der Erde finden?" haben wir Abbé Claude Barthe interviewt. .Michel Janva: Der Titel Ihres Buches ist ein Zitat aus dem Evangelium. Angesichts der aktuellen Entwicklung der Katholischen Religion (Wachstum in Afrika und Asien, Verfall in Europa), ist es möglich, daß sie in Westuropa verschwinden könnte und deshalb in Rom- so wie sie praktisch zu Beginn des Mittelalters in Nordafrika eliminiert wurde
Abbe Claude Barthe: Bedenken Sie, daß die Frage Christi den Glauben betrifft, der verschwinden könnte, nicht die Zahl der Menschen, die sich selbst Katholiken nennen. Es ist durchaus möglich, sozusagen laut Personslausweis Katholik zu sein und im Glauben Schiffbruch erlitten zu haben.
Außerdem gibt es ein Anwachsen des Katholizismus in Afrika und Asien, es ist eine Zunahme der Zahl der Katholiken in absoluten Begriffen, aber kein relatives Wachstum. Und außerdem lässt die Rechtgläubigkeit der asiatischen Episkopate und Theologen manchmal viel zu wünschen übrig.
Tatsächlich ist der Vers in Lukas 18:8 sehr mysteriös. Er muss mit den Prophezeiungen der radikalen Verfolgung der Christlichen Religion durch den Antichrist im 2. Johannes-Brief in Verbindung gebracht werden, oder mit dem Mann der Sünde im2. Brief an die Tessalonicher, oder mit dem Tier der Apokalypse, dem die Macht gegeben wird, Krieg gegen die Heiligen zu führen und sie zu besiegen. (13,7) .Der Satz sollte ohne Zweifel als Ankündigung des baldigen Verschwindens des Glaubens interpretiert werden.
MJ: Nähern wir uns dem nicht in unseren westlichen Ländern, einschließlich Rom?
CB: Fast, aber nicht ganz. Für Rom ist es nicht möglich aufzuhören, die Glaubensregeln zu formulieren. Es ist wahr, daß wir in einer Situation sind, die Jean Madiran als "Zusammenbruch des Lehramts" bezeichnete. Ich entwickle das selbe Thema, die Resignation der lehramtlichen Körperschaften, die ihren Job nicht machen. Aber diese Situation kann nur vorübergehend sein.
Einer der dramatischen Züge der aktuellen Lage ist, daß jene, die die Verantwortung tragen, nicht länger ihren Job machen, das zu definieren, was geglaubt werden muss und die Dinge zu verdammen, die davon abweichen. "Weder Dogmatisierung noch Verdammung" sagte Johannes XXIII in seiner Eröffnungsrede beim Konzil. Das Ergebnis davon war, daß die Grenzen des Glaubens sogar innerhalb der institutionellen Kirche verwischt werden.
MJ: Unser Herr hat versprochen, daß die Pforten der Hölle die Kirche nicht überwinden werden. Aber trifft dieses Versprechen auf die kämpfende Kirche zu? Weil sofern wie die leidende Kirche und die triumphierende Kirche betroffen sind, sicher ist, daß die Hölle nichts mehr gegen sie tun kann.
CB: Das Versprechen bezieht sich auf die vom Nachfolger Petri angeführte Ecclesia militans, die mit ihm im Glauben vereint ist. Es gehört zu dem Petrus gegenüber gemachten Versprechen: "Du bist Petrus und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden" (Matt. 1 :18). Aber der wahre Grund aus dem Christus dieses Versprechen machen konnte, ist, daß es Zeiten gab, in denen es schien -so wie es heute scheinen mag-, daß der Irrtum gesiegt hat.
Seit der Französischen Revolution hat eine Vielzahl von Strömungen (Lammenais, Amerikanisten, Modernisten etc.) die unter der Überschrift liberaler Katholizismus zusammengefasst werden können, versucht, einen Mittelweg zwischen der Katholischen Wahrheit und dem neuen Geist zu finden- mit der guten -aber zufällig immer enttäuschten- Absicht, dem Katholizismus innerhalb der Moderne eine gewisse soziale Anerkennung zu sichern. Mit dem II. Vaticanum hat der liberale Katholizismus in der Form, die Pius XII "neue Theologie" nannte, die Zügel der Macht des Lehramtes übernommen, und das vom allerersten Tag der Versammlung im Oktober 1962 an, die eine wahre politische Kehrtwendung erlebte. De facto haben die Männer der neuen Theologie das Team der Römischen Schule entlassen, das Pius XII umgeben hatte und kurzgesagt, das Lehramt gekapert und es auf die lange Bank geschoben.
MJ: In Ihrem Buch, das sich ausführlich mit dem Konzil beschäftigt, weisen Sie darauf hin, daß das Dekret zum Ökumenismus keinerlei Definition dieses Konzeptes enthält. Hat Rom in den Jahren, die folgten, je versucht das Konzept zu definieren?
CB: Tatsächlich kommt im Dekret Unitatis Redintegratio diese Binsenweisheit einer Definition am nächsten: "Der Begriff ökumenische Bewegung" meint jene Unternehmungen und Initiativen, die zugunsten der Einheit der Christen provoziert und organisiert wurden."(Nr.4) Der wichtigste Text in der Folge war die Enzyklika Ut unum sint von Johannes Paul II aus dem Jahr 1995, die ausführlich von den ökumenischen Bemühungen handelt, ohne ihr Ziel weiter zu definieren. Die Kirche wurde in eine riesige Bewegung katapultiert, ohne sagen zu können, wohin wir gehen oder welche Einheit wir anstreben.
Und das ist normal, weil Ökumenismus typischerweise das "dazwischen" isr, weder wirklich Katholisch noch wirklich häretisch. Das Dilemma war dann folgendes: für den Protestantischen Ökumenismus- wie ihn der Weltrat der Kirchen befürwortet, wird die Einheit der Kirche in der Kirche Christi mit der keine existierende Kirche voll identifiziert werden kann, für den traditionelles Katholischen Unionismus nur durch die Rückkehr-individuell oder als Körperschaft jener, die sie verlassen haben erreicht werden. Gut, der Ökumenismus des II. Vaticanums wollte über Unionismus hinausgehen (ich habe Kardinal Willebrands, den Präsidenten des Konzils für den Dialog, mit eigenen Ohren sagen hören, dass wir nicht länger über Rückkehr sprechen sollten),ohne in protestantische Heterodoxie zu verfallen. Quadratur des Kreises -ich habe einmal Kardinal Ratzinger zu diesem Punkt respektvoll "ins Auge gestochen": Rückkehr der Getrennten in die selbe Katholische Kirche, die sie verlassen haben oder Rückkehr in eine andere Kirche Er antwortete.. "Rückkehr in die Katholische Kirche -aber "vorwärts". Aber Ökumenismus ist nicht Leere, weil die Theologie das Vakuum verabscheut. Das Dekret zum Ökumenismus stellt fest, daß die getrennten Christen sich der "unvollkommenen Kommunion" mit der Katholischen Kirche (Nr. 11) erfreuen sollen, Das ist unmöglich: im Glauben gegründete Kommunion - wie die im Stand der Gnade- gegründet auf Barmherzigkeit- gibt es oder gibt es nicht und man ist nicht mehr halb im Stand der Gnade als halb in Kommunion mit der Kirche, Protestanten sind nicht 20% oder 30% Katholiken; Orthodoxe 40% usw,
MJ: Sie erwähnen auch die Reform der Liturgie, die ebenso biegsam wie die Texte des Konzils ist. Was halten Sie von diesen Versuchen, vom Novus Ordo auf traditionelle Weise zu denken, wie in Solesmes in der St.Martin-Gemeinschaft, oder kürzlicher in Fr. Nadlers Buch "Der Geist der Messe Pauls VI"? Sind das Versuche, beim "Geist des Konzils" zu bleiben?
CB: Ich denke, daß diese Versuche. die eine Art schuldiges Gewissen manifestieren, das durch die sehr reale Anwesenheit des traditionellen Ritus aktiviert wurde, vergeblich sind.
Zur gleichen Zeit mit der Einführung des Novus Ordo sagten seine Kritiker, z.B. in Itineraires "Lieber eine traditionelle Messe in Französisch als eine neue Messe in Latein". Das Problem mit dem Novus Ordo ist intrinsisch: sogar wenn sie mit grosser Ehrfurcht, Frömmigkeit und in Latein zelebriert wird, bleibt sie doch im Ausdruck des Eucharistischen Opfers, des hierarchischen Priestertums und vor allem der Realpräsenz defizitär.
Selbst wenn der Novus Ordo so perfekt gefeiert wird, wie es Solesmes und die Saint-Martin-Gemeinschaft wollen (Pater Nadler war ein Novize in Solesmes), bleibt er bestenfalls schwächer als der Ordo, den er ersetzt hat. Im besten Fall sage ich, denn im schlimmsten Fall erlaubt er alle möglichen Exzesse. Das Problem mit der neuen Lex Orandi (sofern die Liturgie Pauls VI. mit ihren unendlichen Varianten überhaupt ein Gesetz ist) ist das gleiche wie das mit der neuen Lex Credendi (den "Intuitionen“ des Zweiten Vatikanischen Konzils): Das Klare wird durch das Dunkle ersetzt, das wir ständig "interpretieren“ müssen, das Wahre durch das Unbestimmte. Früher sprachen wir vom "dogmatischen Fortschritt“. Das Zweite Vatikanische Konzil und die neue Liturgie haben einen neuen Lehrmodus erfunden: die dogmatische Regression."
Quelle: Rorate Caeli, M. Janva, Abbé C. Barthe
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