Sonntag, 28. Januar 2024

Die Pelagianische Krise - damals und heute (?)

Luisella Scrosati befasst sich in La Nuova Bussola Quotidiana weiterhin mit der Lehre des Pelagius und dem daraus entstandenen Pelagianismus, den es auch heute noch gibt.
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                    "DIE PELAGIANISCHE KRISE"

Laut dem Pelagianismus verursacht die Ursünde keinerlei "geerbte" Wunde in der Natur des Menschen; der in der Lage sein sollte, das göttlichen Gesetz ohne Hilfe der Gnade zu befolgen. Irrtümer, die von der Kirche verdammt wurden.

Setzen wir unsere Reise zur Ursünde fort. Heute konzentrieren wir uns auf die "Pelagianische Krise", d.h. die Periode der Kirche zu Beginn des .5.Jahrhunderts, in dem das Predigen begann, sich zu verbreiten und dann eine wirkliche Doktrin wurde, die das offenbarte Katholische Konzept der Ursünde und der Notwendigkeit der Gnade stark gefährdete. 

Der Begriff "Pelagianismus" stammt von einem Mönch britischen Ursprungs (einige sagen irisch, aber es ist  wahrscheinlicher, daß er britischen Ursprung ist), Pelagius; er lebte lange Zeit in Rom und hatte sich durch sein Predigen hervorgetan, das manche "rigoristisch" nennen, aber es ist nicht wirklich korrekt, das zu sagen,  aber hatte großen Einfluss auf die Freiheit, die den Menschen in die Lage versetzte, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Wir werden darauf zurückkommen, aber in der Zwischenzeit, nehmen wir das Thema vorweg.

Dieser Mönch Pelagius, sammelte bald einen Kreis von Menschen um sich, die ihn unterstützen, seine Predigten teilen- einschließlich eines bestimmten Celestius, der wichtig ist, wir werden später sehen warum. Als die Goten mit Alarich in Italien einfielen, bei der berühmten Plünderung Roms 410, gehörte Pelagius zu denen, die flohen und nach Jerusalem gingen, wo er von Bischof Johannes begrüßt wurde.

Seine Predigten, die bereits mehr als nur einen Zweifel auslösten, ließen den Hl. Hieronymus, der Jerusalem sehr nahe stand, seine Antennen ausfahren: er war in Bethlehem im Exil.   Es ist der Hl. Hieronymus, der mehr als nur einige Zweifel über Pelagius Ausrichtung äußerte. Da ist ein Kontakt  zwischen dem Hl. Hieronymus und dem Hl. Augustinus, der in der Zwischenzeit auf die Standpunkte des Pelagius und dieser Bewegung, die sich ausbreitete, aufmerksam geworden war. Und es sollte dann der Hl. Augustinus sein, der enthüllte, was die Logik der Predigten des Pelagius war und welches die Konsequenzen dieser Einstellung und der einiger seiner Gefolgsleute war- einschließlich des Celestius.  Es sollte einige Verurteilungen dieser Standpunkte geben: die wichtigste war die des Konzils von Karthago (418), deshalb konnte das Konzil der Bischöfe Nordafrikas, an dem der Hl. Augustinus teilnahm: die einige Standpunkte verurteilten, die sich auf Pelagius beriefen, der in der Zwischenzeit gestorben war, und auf die von Celestius und seine asketisch-theologische Orientierung, 


Zuerst konnte man den Pelagianischen Standpunkt sozusagen verstehen, "entschuldigt" als das Bestreben, die Wichtigkeit der Bemühung um ein asketische Leben hervorzuheben. Mit Pelagius bestehen wir nachdrücklich darauf, daß der Mensch frei ist und es ihm deshalb überlassen ist, zwischen Gut und Böse zu wählen. Ein Standpunkt, der-mit einigen Einschränkungen-, auch durchgehen könnte. Diese Betonung sollte aber zu anderen Themen führen, die etwas wichtiger sind. Im Wesentlichen :weil die Seele nicht durch Zeugung sondern direkt von Gott geschaffen wird, der sie dem neu Gezeugten einhaucht, hat die Seele, die ihren Ursprung bei Gott hat, laut Pelagius- keinerlei Wunde geerbt: die Seele kam direkt aus der Hand Gottes und sie kam von Beginn an und war Adam eingehaucht worden. Deshalb blieb sie für Pelagius im Menschen nicht nur frei und intakt, sondern hatte auch das, was Augustinus  -in einer Distanzierung von Pelagius, libertas nennen sollte, d.h. wahre Freiheit. Die ist nicht einfach die Tatsache, daß  der Mensch nicht nur seinen freien Willen nicht verloren hat, diese Fähigkeit zu sagen "ich will" oder "ich will nicht" , sondern für Pelagius sollte er zur libertas auch die Integrität haben: im Wesentlichen sollte der Mensch durch diese Akte der Entscheidungen keinerlei Verwundbarkeit erleiden, sie würden ihn intakt lassen und er sollte deshalb nicht von Konsequenzen der Ursünde betroffen werden, wie wir auf systematische Weise sehen werden, die wir aber schon bei der Beschäftigung mit der Ursprungssünde erwähnt haben (wie wir hier sehen). Die Konsequenzen waren Unordnung, Leidenschaften, die nicht länger untergeordnet waren, nicht mehr der Vernunft zu gehorchen. 

Bei Pelagius gibt es auch eine sehr begrenzte Wahrnehmung von Gnade. Vorsicht: -in den Werken des Pelagius sprechen wir von Gnade: aber was ist mit dieser "Gnade" gemeint?

Zuerst ist Gnade bei Pelagius ein wiederkehrender Begriff, der "Gnade der Schöpfung". bedeutet Das heißt im Wesentlichen,  daß es die große Gnade der Schöpfung sei, von Gott als Mensch in Seinem Bild und IHM ähnlich geschaffen zu sein. und deshalb mit Vernunft und vollkommener Freiheit begabt zu sein. Das sollte die fundamentale Gnade sein, die Gnade unversehrt geblieben zu sein. Das bedeutet, daß jenen, die das Böse wählen, beschließen Gott nicht zu gehorchen, die Gnade der Vergebung der Sünde  durch Taufe und Busse vergeben wird, die damals noch nicht die Beichte war, wie wir sie heute verstehen, aber die Substanz der Reue erreicht die Vergebung. Die dritte Gnade, von der Pelagius spricht, ist die Gnade des Gesetzes : d.h. daß Gott uns die Gnade erwiesen hat, uns Seinen Willen, Seine Gebote, Sein Gesetz zu offenbaren. Und so erlaubt diese Gnade der Aufklärung, des Lehrens, des Predigens, dem Menschen zu wählen.  

Nun ist es sicher nicht falsch die Schöpfung auf gewisse Weise als Gnade zu betrachten. Es ist absolut nicht falsch, die Vergebung von der Sünde als Gnade zu betrachten, auch nicht die Kenntnis des  Gesetzes der Gnade, d.h. was wir " Gewohnheits-Gnade" nennen,, d.h. die Idee einer inneren Bewegung, genauer der Gnade Gottes, durch die Gott uns zum Guten bewegt, uns zum Guten zieht, uns zum Guten drängt, uns vom Bösen wegführt, uns heilt. Im Gegenteil ist sie in der Sicht der Pelagianer ausgeschlossen, zuerst weil sie nutzlos ist: der Mensch ist im Vollbesitz seiner Wahlmöglichkeit. Dann weil es eine unangemessene Einflussnahme Gottes wäre, der durch die Gnade der Schöpfung den Menschen bereits so geschaffen hat, daß er fähig ist, seine eigenen Entscheidungen zu treffen.

Und es war genau der Hl. Augustinus, der zeigte, daß dieser Standpunkt eine Reihe ernster Probleme nach sich zieht, besonders die, die sich auf die Lehre von der Ursünde und ihre Konsequenzen beziehen. Kern ist bei Pelagius, daß der Mensch keinerlei Verwundung seiner Natur erlitten hat, es gab keine Einschränkung seiner Freiheit, und deshalb hat Pelagius den Gedanken nicht aufgegriffen, daß am Ende die Sklaverei uns durch die Sünde eingebracht wurde und dadurch diese schreckliche Wunde, die wir erleben, wie der Hl. Paulus sagt: "Ich tue das Gute, das ich will, nicht, sondern das Böse, das ich nicht will." (Röm 7:19).

Das heißt, daß diese Wunde bei Pelagius nicht vorkommt. Was bedeutet das natürlich? Es bedeutet laut Pelagius, daß die Ursünde keine Folgen hatte, nicht "geerbt" wurde; in den nächsten paar Lektionen werden wir schrittweise die richtigen Unterscheidungen und Begriffe einführen, benutzen wir bis  dahin diese. Die Sünde wurde nicht von Adams Nachkommen geerbt, es war Adams Sünde. Punkt. Es versteht sich von selbst, was bei diesem Konzept aus der Taufe wird. Es ist sicher nötig, die Sünden denen zu vergeben, die sie begangen haben. Aber jenen, die sie nicht begangen haben, vor allem Kindern, bevor sie vernünftig werden- wird die Taufe nicht "zur Vergebung der Sünden" gespendet. Andererseits wissen wir, daß die Taufe einzig ist und immer zur Vergebung der Sünden gespendet wird:  auch wenn es keine persönlichen Sünden gibt, wie im Fall neugeborener Kinder, wird  sie zur Vergebung der Ursünde gespendet. Das fehlte bei Pelagius,  es gab-genau gesagt- keine Ursünde, die vergeben werden musste.

Das ist dann die Zusammenfassung des Systems, das der Hl.Augustinus umschreibt (wenn er von Pelagius spricht) und das geschah im Namen einer Berufung, selbst einer gerechten, innerhalb einer bestimmten Dimension, für den Menschen, sich der Tatsache bewusst zu werden, dass er von Gott die Fähigkeit erhalten hat, zu wählen. Aber ich wiederhole, es wurde ausgeschlossen, dass diese Fähigkeit, obwohl sie ein freier Wille blieb, zutiefst verletzt war. Andererseits unterscheidet der heilige Augustinus zwischen dem freien Willen, den wir haben, und einer Freiheit im vollen Sinne, die gerade durch die Integrität des ursprünglichen Zustands gegeben war, von der wir gesprochen haben und die wir nicht mehr haben."
Fortsetzung folgt...

Quelle: L.Scrosati, LNBQ

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