Luisella Scrosati berichtet bei La Nuova Bussola Quotidiana über das große Westliche Schisma mit etlichen Gegenpäpsten und Turbulenzen im 14. Jahrhundert. Ein Abschnitt der Kirchengeschichte, der die derzeitigen Probleme der Kirche in einem milderen Licht erscheinen läßt und relativiert.
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"DAS WESTLICHE SCHISMA, EINE VIERZIG JAHRE WÄHRENDE KRISE"
Am Ende der langen Periode der "Gefangenschaft in Avignon" hörten die Probleme für das Papsttum nicht auf:1378 begann das Große Wesrliche Schisma",eine sehr komplexe Krise,in die vier Päpste verwickelt waren - und ebenso viele Gegenpäpste.
Nach der langen "Avignon Gefangenschaft" (1316-1377) während der der Apostolische Sitz durch Johannes XXII ( 1244-1334) nach Avignon verlegt worden war, war die Stadt Rom ohne einen Hirten geblieben. Die Avignon- Päpste voran Clemens V (1264-1314), der den Sitz zuerst nach Carpentras verlegt hatte, ihm- waren so nicht der Politik der französischen Könige unterworfen; und dennoch war klar, daß ein französischer Einfluß existierte. Das Papsttum konnte nicht in Rom blieben, zerrissen im Streit zwischen der Orsini und der Colonna-Familie; in Frankreich war es frei, aber dennoch in einer "Probezeit" : das Gewicht seiner Autorität war geschwächt-Einige theoretische Strömungen, die die päpstliche Autorität relativierten bildeten sich heraus, Strömungen, die sich auf den Schultern zweiter großer Intellektuellen des 14. Jahrhunderts : dem Franziskaner William von Ockham (1288-1347) und Marsilius von Padua (1275 - 1347) in die Universität bahnten.
Was aber zu diesem Zeitpunkt der Glaubwürdigkeit des Papsttums den Gnadenstoß versetzte, war die tragische Spaltung.die den Namen Großes Westliche Schisma bekam und das 40 Jahre lang andauerte, in das vier Päpste verwickelt waren und eben so viele Gegenpäpste.
Die Rückkehr des Papstes von Avignon nach Rom- durchgeführt von Gregor XI (1330-1378) stellte in den Augen des Papstes die Möglichkeit einer schlimmeren Krise dar, die hätte die potentielle Gefahr der Streitigkeiten der römischen Familien mit denen der Ställe von Avignon erhöht und das Papsttum in ein unentwirrbares Durcheinander gebracht. Um dieses Szenario zu vermeiden, sorgte Gregor dafür, daß das künftige Konklave unmittelbar nach seinem Tod begann, ohne auf die Ankunft der Kardinäle zu warten, die außerhalb der Stadt residierten, und daß der neue Pontifex mit einfacher Mehrheit gewählt würde, um eine Verlängerung des Konklaves.zu vermeiden.
Nach dem Tod Gregors am 27. März 1378 wählten die in Rom anwesenden 16 Kardinäle am 8. April den Erzbischof von Bari, Bartolomeo Prignano (1318- 1389) , der den Namen Urban VI annahm. Er war entschlossen, eine Kirchenreform durchzuführen, aber er war wegen seines mürrischen und jähzornigen Charakters und seiner völlig unversöhnlichen Art fast gegen jeden. Es scheint, dass er unter anderem Kardinal Giacomo Orsini einen Idioten und den Kardinalerzbischof von Amiens einen Schurken genannt hatte. Einige französische Kardinäle, zuerst in Anagni und dann in Fondi, erklärten die Wahl von Urban VI. wegen des äußeren Drucks auf das Konklave für ungültig und wählten am 20. September den Kardinal von Genf, der den Namen Clemens VII. (1342-1394) annahm. und seinen Sitz in Avignon einrichtete.
Die westliche Christenheit war so zweigeteilt: die Staaten von Nord-Mittelitalien, die Königreiche England, Ungarn, Polen, Portugal, Schweden, Norwegen und Dänemark, die den römischen Papst unterstützten, während die Königreiche Frankreich, Aragon Kastilien, Neapel, Sizilien und Schottland sich dem Avignon-Papst anschlossen. So standen Kardinäle gegen Kardinäle, Bischöfe gegen Bischöfe, Abteien gegen Abteien und so entstanden auch Spaltungen innerhalb von Diözesen und Klöstern, Sogar die Heiligen waren gespalten und widersprachen einander: zur Unterstützung des Papstes von Rom kamen Katharina von Siena, Katharina von Schweden, der große niederländische Prediger Geert Groote; die Reformatorin der Klarissen, die heilige Coletta, der große dominikanische Prediger Vincenzo Ferreri und der junge selige Petrus von Luxemburg unterstützten eine Zeit lang die Legitimität der Avignon-Päpste und bemühten sich gleichzeitig, das Schisma zu beheben.
Die Situation befand sich in einem Patt, weil es auf beiden Seiten überzeugende Gründe gab, die Legitimität des einen oder die Illegitimität des anderen zu unterstützen. Sie exkommunizierten einander. Sogar Tränen wurden mit Tränen vergolten. In dieser Frage standen sich zwei große Juristen gegenüber: auf der einen Seite der Laie Giovanni da Legnano, ein Lehrer des Kirchen- und Zivilrechts, der in De fletu Ecclesiæ, das im selben Jahr verfasst wurde, die Legitimität der Wahl Urbans VI. verteidigte die Wahl des Papstes (1378); auf der anderen Seite Abt Jean Le Fèvre (1320-1390), später Bischof von Chartres, Staatsmann und Kanzler Ludwigs I. und Ludwigs II. von Anjou, der mit De planctu bonorum (1379) antwortete und die Wahl Clemens VII. verteidigte.
Bei näherem Hinsehen, war das Konklave, das zur Wahl Papst Urbans führte, sehr ereignisreich gewesen. Die Römer, die wußten, daß die Mehrheit der Kardinäle Franzosen waren, ließen Drohungen mit ihrem berühmten Schrei "o Italian almanco!" (Wir wollen einen Italiener), Schreie, die sich ihrem Eindringen in den Konklave-Raum materialisierte...Also gab es Druck, aber es wäre auch nötig gewesen, festzustellen, ob der Druck ausreichte, um das Konklave ungültig zu machen. Aber so wurde das Problem nicht gelöst, weil das Ziel war, Urban VI aus dem Spiel zu nehmen, dessen Benehmen zunehmend unkontrollierbar wurde. Und so entstand ein zerreissendes Schisma.
Aber die Lage verschlimmerte sich noch weiter. In der Reihe der romischen Päpste folgte auf Bonifaz IX (ca. 1350 - 1404) , Innocenz II (ca. 1336 - 1406) ,der nur 2 Jahre regierte und Gregor XII (ca. 1335- 1417). Auf Gegenpapst Clemens VI folgte 1394 der Spanische Kardinal Pedro Martinez de Luna (1328-1423) , der den Namen Benedikt XIII annahm. Versuche zwischen den beiden Parteien das Schisma zu lösen hatten keinen Erfolg; selbst der letzte Versuch zwischen Gregor XII und Benedikt XIII endete im nichts. Diese sich hinziehende Situation führte bei den Kardinälen beider Seiten zur Verzweiflung , die dann entschieden, selbst eine Lösung zu finden, um das Schisma zu beenden...Und sie schufen ein anderes.
Beim Treffen im Konzil Pisa am 25. März 1409 erklärten sie die "beiden Päpsten" zu Schismatikern und Häretikern, die auf der Grundlagen, daß ein häretischer Papst nicht länger Papst ist und deshalb ersetzt werden muß. Ein ""dritter Papst" (zweiter Gegenpapst) wurde also gewählt - der Erzbischof von Mailand, Pietro Filargo (1339- 1410), der den Namen Alexander V annahm; Er starb jedoch ein Jahr nach seiner Wahl und wurde durch den Förderer des Konzils von Pisa, den neapolitanischen Kardinal Baldassare Cossa (ca 1370 - 1419) ersetzt, der den Namen Johannes XXIII annahm, Cossa gehörte zu denen, die am aktivsten versucht hatten, den Streit zwischen Gregor XII und Benedikt XII zu schlichten, aber ohne Erfolg. Dafür hatte er den Weg eines Konzils gewählt- das später das Konzil von Pisa werden sollte- und stimmte zu während des Konzils von Konstanz (1414) zurückzutreten, um die Krise zu beenden. Aber das sehen wir nächstes mal. "
Quelle: L.Scrosati, LNBQ
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