Montag, 26. Februar 2024

Der Papst und die Bischöfe...

In seiner heutigen Kolumne in Monday at the Vatican kommentiert A. Gagliarducci das aktuelle Verhältnis von Papst Franziskus zu den Bischöfen-das ihn zunehmend isoliert erscheinen läßt. 
Hier geht´s zum Original: klicken

   "PAPST FRANZISKUS UND DIE ROLLE DER BISCHÖFE"

Diese Woche haben die Kardinäle Pietro Parolin, Vatican-Staatssekretär, Francis Prevost, Präfekt des Bischofs-Dicasteriums und Victor E. Fernandez, Präfekt des Glaubensdicasteriums einen Brief an den Deutschen Synodalen Weg geschickt, mit der Bitte nicht für die Etablierung der Leitung eines  entscheidungsberechtigten Rates zu stimmen.

Dieser Rar würde aus Bischöfen (ca.27) und Laien bestehen,die sich treffen, um zu diskutieren und Entscheidungen zu Themen kirchlicher Autorität, der Rolle der Frauebm sexuellen Moral und des priesterlichen Lebens zu treffen.

Die Forderung wurde akzeptiert und die Abstimmung vom Programm der nächsten Sitzung des Synodalen Weges entfernt. 

Aber das Thema wird bei den Treffen der deutschen Bischöfe in Rom zurück kehren. Erzbischof Georg Bätzing, Präsident der DBK, hat bereits bekannt gegeben, daß die Bitte des Vaticans nicht ignoriert werden kann. Er behauptet auch, daß die Entscheidung die Rolle der Bischöfe nicht geschwächt hat sondern eher seine Autorität "auf eine neues Gebiet stellt, weil der Mipbrauchsskandal seine Autorität untergraben hat.. 

Über direkte Überlegungen zum deutschen Synodalen Weg hinaus, beleuchtet Bätzings Statement ein weiteres Problem.  

Die deutschen Bischöfe versuchen mit der Kirche und für die Kirche eine Lösung des aus der Mißbrauchs-Krise entstandenen Glaubwürdigkeitsproblems neu zu überdenken.Von Anfang an, hat Papst Franziskus darauf  hingewiesen, daß dieser Weg des Überdenkens nicht zu verbindlichen Entscheidungen oder zu einem Bruch mit Rom führen darf. Tatsächlich sagte der Papst, daß "es in Deutschland bereits eine Evangelische Kirche gibt und die arbeitet sehr gut"-und weist nicht besonders subtil  auf die Protestantisierung der Kirche in Deutschland hin. 

Wir müssen uns selbst fragen, wie diese doktrinalen Sorgen sich mit den von Papst Franziskus selbst getroffenen Entscheidungen selbst zusammen paßt: vom der Annahme des Rücktritts des Erzbischofs von Paris, Michel Aupetit auf dem Altar der Heuchelei" bis zu den 6 Monaten spiritueller Exerezitien wegen "fehlerhafter Kommunikation" beim Mißbrauchsbericht die gegen den Erzbischof von Köln,  Kardinal Rainer Maria Woelki, vom Mißmanagement der Mißbrauchssituation in Chile bis zur Entscheidung alle Chilenischen Bischöfe zurücktreten zu lassen und von Anfang an, neu zu beginnen.

Papst Franziskus ist beim Thema Kindesmißbrauch sehr sensibel. Man solllte sich daran erinnern, daß er im Februar 2019 ein großes Treffen der Präsidenten aller Bischofskonferenzen der Welt einberufen hat, um zu diskutieren, wie das Mißbrauchsdrama angegangen werden sollte. Er hat einige Reformen eingeführt, einige vielleicht nur formal, aber immer mit dem Gedanken, kraftvoll auf das Phänomen zu antworten. Früh in seinem Pontifikat hat er die Päpstliche Kommission zum Schutz Minderjähriger eingerichtet.


Man fragt sich jedoch, warum praktische Entscheidungen zu manchen Themen nicht auch doktrinale Themen betreffen können. Für den Papst ist alles offensichtlich, und so sollte es sein. Ist es unmöglich, daß diese pragmatischen Entscheidungen - die auf dem Fluss und der Situation des Augenblicks beruhen, in einigen Fällen den Weg bereitet haben, um die Stärke des deutschen Synodalen Weges zu testen? 

Das ist letzten Endes das Problem des Pontifikates von Papst Franziskus. Weil das Prinzip daß "die Realitäten größer sind als die Ideen" sind pragmatische Entscheidungen zu treffen, die in manchen Fällen den Weg zu Veränderungen der herrschenden Ideen ebnen können. Der Papst jedoch trifft sie, weil er denkt, daß  es in jedem Fall zwei unterschiedliche Bereiche sind, die nichts miteinander zu tun haben.

Der auffälligste und jüngste Fall ist Fiducia Supplicans, die Erklärung zur Segnung irregulärer Paare. Fiducia Supplicans bekräftigt die Lehren der Kirche, öffnet sich aber auch für pragmatische Lösungen, um den Menschen das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Allerdings eröffnet die Regulierung pragmatischer Lösungen auch den Weg, diese praktischen Lösungen zu erzwingen, was zu Veränderungen in der Wahrnehmung der Lehre führt. Und wenn die Lehre falsch wahrgenommen wird, ist es leicht, zu versuchen, sie zu ändern.

Das scheint nicht die Absicht des Papstes zu sein, der wiederholt die Grundsätze der kirchlichen Lehre bekräftigt hat. Gleichzeitig sind wir in der Vorstellung, im Dialog mit der Welt zu stehen und auf bestimmte Situationen einzugehen, für die zumindest in der säkularen Welt eine gemeinsame Sensibilität besteht, möglichen Belastungen ausgesetzt. In gewisser Weise ist die Kirche geschwächt.

Die Lage wird problematisch, wenn sie mit einer struktutierten und organisierten Kirche wie der deutschen konfrontiert ist. 2012 bei seiner Reise nach Deutschland warnte Benedikt XVI die deutsche Kirche davor, zu stolz auf ihre Strukturen zu sein und die Verkündigung Christi beiseite zu lassen.

Benedikt XVI forderte, Christus und der Evangelisierung wieder Vorrang zu geben und jede Art von politisch-sozialen Art der Arbeit -auch wenn das, was getan wurde, schön ist, fern zu halten. Ein klares Beispiel in dieser Richtung wurde in Erfurt gegeben, wo Luther als Augustiner   ausgebildet wurde. Als er die Lutherische Gemeinschaft traf, stellte Benedikt XVI fest, daß alle ein "Ökumenisches Geschenk" erwarteten, z.B den Widerruf der Exkommunikation Luthers, aber daß gerade die Logik eines ökumenisches Geschenkes vermieden werden sollte, weil wir nicht bei einem politisch-sozialen Austausch sind. Tatsächlich unterstrich er, daß das größte ökumenische Geschenk, das man machen konnte, das gemeinsame Gebet war.

So kraftvoll und robust sie auch waren, trafen die Worte Benedikts  XVI auf taube Ohren, weil die deutsche Kirche sich immer noch an an der progressiven Agenda orientierte, als die Vorsitzenden der Bischofskonferenz kurz nach der Reise erneuert wurden. Diese Tatsache zeigt, daß die Krise der deutschen Kirche wahrscheinlich auf jeden Fall begonnen hätte, egal wer auch Papst gewesen wäre. 

Wahr ist gleichzeitig auch, daß die Notwendigkeit für dieses  Pontifikat, der Kirche ein neues Image und ein Zeichen der Ruptur mit der Vergangenheit zu geben, vor allem beim Thema Mißbrauch, der von Skandalen überwältigten deutschen Kirche erlaubt hat, den Ball ins Rollen zu bringen und wieder mit den Reform-Projekten zu beginnen. Die meisten Reform-Projekte sind nicht neu, sondern sind bereits auf Plattformen wie der Pfarrer-Initiative diskutiert worden. Jetzt sind sie allerdings institutionalisiert worden.

Papst Franziskus, der die pragmatische Antwort vom doktrinalen Thema trennt, hat versucht den Prozess zu stoppen. Aber dieser Weg war möglicherweise eine schiefe Ebene, die das Bremsen schwer machte, wenn man sie einmal begonnen hatte. 

Der Brief zur Rolle der Bischöfe bei der Synode vom 30. Januar 2023, den die Kardinäle Grech und Hollerich geschrieben haben, haben dem von Papst  Franziskus gestarteten Synodalen Weg der universalen Kirche neues Leben gegeben. 

In einigen Fällen kam der Gedanke auf, daß  ein breiterer Synodaler Weg dem deutschen Synodalen Weg absorbieren würde..Bei der Oktober-Synode schienen einige Themen genau aus dieser Idee, auf die in Deutschland erhobenen Frage antworten zu müssen. Z.B.ging der erste Entwurf für  das Schlußdokument sogar so weit, zu verlangen, daß die  Bischöfe die Apostolischen Nuntien beaufsichtigen, besonders, was die Kandidaten für Bischofssitze anging. Ortsbischöfe versuchten, eine Rolle bei der Auswahl neuer Bischöfe zu fordern, und so die  Schuld für dje Mißbrauchsfälle dem Vatican zuzuschreiben. 

SInd das alles Marketing- Maßnahmen?  

Dieser Verdacht bleibt, wenn ein Mechanismus wie die deutsche Kirchsteuer- den gesamten kirchlichen Apparat im Lande unterstützt. Wenn jene, die sagen, daß sie zur katholischen kirche gehören,  immer weniger werden, wird die Kirchensteuer weniger. Der Verdacht bleibt, daß jene, die ihre Meinung zum Synodalen Weg nicht ausdrücken, Teil dieser Welt sind und von den Angeboten und der Untersstützung der Kirche in Deutschland profitieren. 

Diese Situation hat jedoch die Büchse der Pandora geöffnet.

Das hat denen, die darum kämpfen, die Kirche zu ändern und das Thema des Mißbrauchs als Parade-Pferd benutzt haben, um in diesem Sinn Druck auf die  Kirche auszuüben das Gefühl gegeben, eine Sieges-Chance zu haben. Es hat vor allem die Tatsache verdeutlicht, dass Ideen und Praxis nicht getrennt werden können. Für eine präzise, authentische und radikale praktische Umsetzung der Reform sind großartige Ideen erforderlich. Und es erfordert viel Übung, sich Ideen anzuschauen.

Diese im Pontifikat von Franziskus geschaffene Dichotomie könnte daher auch das Ende der Hoffnungen auf Erneuerung bedeuten: Sie ist zu lauwarm für Progressive und zu pragmatisch für Konservative. Dadurch fühlt sich der Papst zunehmend alleingelassen."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday-at-the-Vatican

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