Mittwoch, 29. Mai 2024

Der Heilige Gral

Liliane Thami liefert den Lesern in La Nuova Bussola Quotidiana eine Übersicht über die Geschichte des Hl. Grals.  Hier geht ´s zum Original: klicken

"DER HEILIGE GRAL: KEINE RELIQUIE SONDERN EIN KELCH, IN DEM DIE TRANSSUBTANTIATION STATTFINDET"

Es nützt nichts, die Archäologen loszulassen, um den Becher zu suchen, aus dem Jesus getrunken hat. Der wahre Heilige Gral ist in allen unseren Kirchen zu finden, wenn der Priester sagt: "Tut dies zu meinem Gedächtnis."

Der Heilige Gral soll der Becher sein, aus dem Christus beim letzten Abendmahl trank und der benutzt wurde, um während der Kreuzigung sein Blut aufzufangen. Und um von seiner Macht, die Herzen mit Liebe zu erfüllen, zu profitieren, ist es nötig, die Gnade des Glaubens zu besitzen, der erlaubt; die tiefe Bedeutung des Wunders der Transsubstantiation zu leben.

Im Neuen Testament wird erwähnt. daß der Herr beim letzten Abendmahl wirklich einen Becher benutzt hat. Der Hl.Paulus schrieb bereits 53 AD: "Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute- Tut dies,so oft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis" Denn so oft ihr von diesem Brot esst und aus diesem Becher trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt." (1.Korinther, 11:25). Auch in den Evangelien von Markus, Matthäus und Lukas wird beschrieben, wie Christus seine Jünger als gemeinschaftliches Ritual dazu aufforderte, Wein aus einem Kelch zu trinken.



In der Esoterik aber gibt es seltsame Theorien, wie z.B. dass der Kelch des Letzten Abendmahles einem Stein aus dem Auge Luzifers geschnitzt wurde oder ähnliche Extravaganzen, aber es gibt keine Spuren von diesen Dingen in der Hl. Schrift. Viele phantasievolle  Theorien über den Gral sind das Ergebnis der Vorstellung von Künstlern und Dichtern, die auf kreative Weise die Kraft und Grösse des Kelches erklären wollten, in dem Wein während der Hl. Messe zu Blut wird. Der Hl. Gral oder Sang Real wurde mit der bretonischen Ritterwelt verbunden, besonders mit den Rittern der Tafelrunde des normannischen Dichters Robert Wace (Jersey 111 - Bayeux 1183), der der erste war, der erklärte wie dieser Kelch, der die Liebe Christi enthält, die Seele jener adeln konnte, die aus ihm tranken.



Seine Apotheose erlebt dieses Thema bei Wolfram von Eschenbach (1170-1220) erreicht, der nicht nur Dichter war sondern auch Ritter. In seinem Bildungsroman spricht er darüber, wie der junge  Parzival Dank der keuschen  Liebe seiner schönen Konwiramour in der Lage war, Barmherzigkeit zu lernen und sich für die Leiden des Fischerkönigs zu interessieren und so den Heiligen Gral zu verdienen. 

Rund um den Kelch, aus dem Christus getrunken hat,  haben Künstler, Heilige und Maler eine endlose Zahl von Meisterwerken erblühen lassen, aber unter ihnen strahlt wegen seiner Schönheit die Oper "Parzival" von Richard Wagner heraus, die ihn zur Konversion zum Katholischen Glauben und zum philosophischen Zerwürfnis mit seinem Freund Friedrich Nietzsche führte. Neben den schönen Geschichten von Männern wie Carl Gustav Jung, der einen sehr schönen Essay über den Symbolismus der Hl. Messe geschrieben hat, finden wir auch die satanische Degeneration, wie die des Otto Rahn, der -an der Spitze einer Gruppe der Waffen-SS- in die Pyrenäen ging und zwischen den Burgen der Katharer nach der Hl. Reliquie suchte. Einige Nationalsozialisten -wie Miguel Serrano- gingen sogar so weit, zu behaupten, dass das Königliche Blut arische DNA hatte. Und angesichts dieser Theorien, die das Ergebnis eines üblen biologischen Materialismus sind, bleibt nur zu beten, das niemand in solche spirituellen Fehler zurückfällt.

Inzwischen hat der Hl. Gral wieder und wieder - zwischen Symbolismus und Reliquien, Metaphern und realen Kelchen mit gewandeltem Wein in den Händen des Priesters- zu einer fast unendlichen Zahl Legenden und - merkwürdig- zu einer Vielzahl von Heiligen Kelchen geführt. 
Der  berühmteste Becher, der Dank seiner besonderen und komplizierten Inschriften für den Heiligen Gral gehalten wird, ist der sogenannte Kelch offus den Geu Valencia. Dieser schöne Becher wurde von Alfons V (dem Grossen), König von Aragon, der ihn 1399 in einem Spanischen Kloster fand, in die Kathedrale von Valencia gebracht. Der Kelch setzt sich aus drei Teilen zusammen-und der älteste -aus poliertem Achat-, geht auf die Zeit zwischen dem 4.vorchristlichen und dem 1.Jahrhundert AD zurück und stammt aus einer orientalischen Werkstatt in Ägypten, Syrien oder Palästina selbst. Untersuchungen haben ergeben, daß der Fuss ein Gefäss aus Ägypten oder dem Kalifat aus dem 10. oder 11. Jahrhundert ist, und dem Kelch um das 12. Jahrhundert herum hinzugefügt wurde, als  Ausdruck der Wertschätzung seiner außerordentlichen Bedeutung.

Eine weitere mögliche Reliquie des Heiligen Grals könnte in der Schatzkammer der Kathedrale San Lorenzo in Genua aufbewahrt werden: Dort befindet sich eine elegante sechseckige Schale aus grünem Glas, die laut Jacopo da Varagine der Kelch war, den Christus beim letzten Abendmahl benutzte. In Wirklichkeit ist die Welt voller angeblicher Heiliger Grale, und sogar die Basilika San Isidore im spanischen Leon hat kürzlich behauptet, den einzigen und wahren Kelch des letzten Abendmahls zu besitzen, einen wunderschönen Kelch aus poliertem Stein auf einem fein gearbeiteten Goldträger.

Wahrscheinlich treibt uns die Liebe zum Reichtum und zu den Dingen dieser Welt dazu, den Heiligen Gral in einem kostbaren Gegenstand zu suchen, während es in Wirklichkeit genau dieser Kelch ist, der während der Heiligen Messe – dank des Priesters, der als Alter Christus fungiert und das Wunder der Transsubstantiation vollbringt – zu einem Behälter des Blutes Gottes wird. Der Heilige Gral ist also der Kelch, der sowohl den Wein des letzten Abendmahls als auch das Blut des geopferten Lammes enthält. Er ist weder in den Verliesen geheimnisvoller Burgen noch in geheimen Truhen in den Tiefen der Katharerfestungen zu finden, sondern in unseren Kirchen, wenn der Priester sagt: "Tut dies zu meinem Gedächtnis.“

Quelle. L.Thami, LNBQ

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