Dienstag, 15. Dezember 2020

Magister: Der Papst, Abtreibung und die Medien

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo den Umgang der Medien vom mainstream- bis hin zum Osservatore Romano-. mit Aussagen des Papstes zur Abtreibung.
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PAPST FRANZISKUS WIRD ZENSIERT,  JEDESMAL WENN ER GEGEN ABTREIBUNG SPRICHT"

"Zu hören, daß ein Papst zu seinem Thema zurückkehrt, wird viele ärgern..."

Mit dieser Formulierung leitet Papst Franziskus die starken Worte ein, die er in seinem jüngsten Buch "Laßt uns träumen" der Abtreibung widmet, das im Dezember in den Bücherregalen der Welt oben auf der Hitliste steht. 

Und so ist es. Jedesmal wenn er das Thema berührt, erfreut sich Franziskus keiner guten Presse. Im Gegenteil- er wird systematisch ignoriert. 

Und dennoch hat der Papst vor kurzem nicht nur einmal sondern wiederhoilt gegen Abtreibung gesprochen- motiviert durch sein Argentinien, wo der aktuelle Präsident, der Peronist Alberto Fernandez plant. ein Gesetz zu erlassen, daß das Töten der ungeborenen Kinder liberalisieren würde. Das Gesetz wurde von der Abgeordnetenkammer am 11. Dezember mit 131 gegen117 Stimmen- bei 6 Enthaltungen- angenommen. Aber es ist der Senat, der die entscheidende Entscheidung fällt, wie schon 2018 - als die Senatoren ein ähnliches Abtreibungsgesetz ablehnten, dem die Abgeordnetenkammer zugestimmt hatte,  mit 129 gegen 125 Stimmen angenommen hatte, bei einer Enthaltung. 

Einen ersten Schlag hat Franziskus mit einem handgeschriebenen Brief geführt. den er am 22. November an eine Gruppe von Frauen aus den Slums von Buenos Aires schrieb, die seit 2018 gegen die Legalisierung der Abtreibung kämpfen. 

Settimo Cielo hat diesen Brief in Gänze veröffentlicht- mit den beiden schonungslosesten Passagen und diesen beiden Fragen "Ist es richtig, ein menschliches Leben zu beenden, um ein Problem zu lösen? Und - "Ist es richtig, einen Berufskiller anzuheuern, um ein Problem zu lösen?" 

Worte von so präzedenzloser Strenge sind kein Versehen, zumal er sie wörtlich inseinem Buch "LAßt uns träumen"  als Teil der folgenden Argumentation wiederholt: 

"Ich kann über die mehr als 30 - 40 Millionen ungeborener Leben, die jedes Jahr -laut der Daten der WHO- durch Abtreibung verworfen werden, nicht schweigen. Es schmerzt, festzustellen, daß in vielen Gegenden, die als entwickelt angesehen werden, diese Praxis oft gefördert wird, weil die Kinder, die unterwegs sind, behindert oder ungeplant sind. Aber das menschliche Leben ist nie eine Last. Es muß angepaßt -nicht verworfen werden.

Abtreibung ist eine schwerwiegende Ungerechtigkeit. Sie kann niemals legitimer Ausdruck von Unabhängigkeit und Macht sein. Wenn unsere Unabhängigkiet den Tod anderer erfordert, dann ist diese unsere Unabhängigkeit nichts als ein Eisenkäfig. Ich frage mich selbst oft zwei Fragen: Ist es richtig, ein menschliches Leben auszulöschen, um ein Problem zu lösen? Und ist es richtig, einen Berufskiller anzuheuern, um das Problem zu lösen?"

Mein Vorgänger, der Hl. Paul VI hat in seiner Enzyklika von 1968 "Humanae Vitae" vor der Versuchung gewarnt, das menschliche Leben als eines von mehreren Themen zu betrachten, über das gebildete Menschen die Herrschaft ausübern können. Wie prophetisch ist seine Botschaft jetzt! In diesen Tagen wird die pränatale Diagnostik im allgemeinen dazu genutzt, um jene herauszufiltern, die schwach oder minderwertig sind."

Aber es endet nicht hier. Am 1. Dezember berichtete der Priester José Maria "Pepe" Di Paola, ein Pastor aus den Vororten von Buenos Aires und Langzeitfreund von Bergoglio, bei einem Auftritt via Videokonferenz in der argentinischen Abgeordnetenkammer während der Diskussion über das Abtreibungsgesetz, daß er einen Brief aus Rom erhalten habe, in dem der Papst ihm schreibt: 

"Für mich entsteht das deformierte Verständnis für Abtreibung vor allem daraus, sie als religiöse frage zu verstehen, Die Frage der Abtreibung ist nicht notwendigerweise religiös. Es ist eher ein menschliches Problem als eine religiöse Wahl. Die Frage der Abtreibung muß wissenschaftlich betrachtet werden,"

Fr, Pepe fügte hinzu, daß das Wort "wissenschaftlich"  vom Papst unterstrichen wurde. 

Da ist mehr. In einem anderen, handgeschriebenen Brief vom 1. Dezember an eine Gruppe früherer arnetinischen Schüler wiederholt Franziskus noch einmal seine beiden schonungslosen Fragen, die im Original-Spanisch so klingen: 

“1) ¿Es justo eliminar una vida humana para resolver un problema? Y 2) ¿Es justo alquilar un sicario para resolver un problema?”.

Der Papst fügt hinzu, daß er diese Fragen in seinem Buch "Laßt uns träumen" genau so wieder gestellt hat, weil er will, daß sie nicht nur Argentinien erreichen sondern die "ganze Welt. 


Der volle Text dieses Briefes wird unten reproduziert. Weil auch interessant ist, wie Bergoglio seine Schmähung der Abtreibung formuliert. 

De facto möchte der Papst klarmachen, daß es ihm wichtig ist,an die Substanz der Dinge heranzugehen und direkt zur Welt zu sprechen- ohne sich in den politischen Kampf -am allerwenigsten mit argentinischen Politikern- einzumischen.

Inbesondere bemüht Bergoglio sich, seine zweifache Distanzierung von der früheren peronistischen Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner zu unterstreichen, mit der er - wie er sagt- "keinen Kontakt hatte" seit sie das Amt verließ und von Juan Grabois, dem führenden Organisator der "Volksbewegungen" , die dem Papst sonst so lieb sind, den er zum Berater des Vaticanischen Dicasteriuns für die integrale menschlicher Entwicklung ernannte. 

Und der Grund- schreibt er- für seine Distanzierung ist, daß sie beide vorgeben, dem Papst viel näher zu stehen, als sie wirklich tun. Mit dem Ergebnis, daß die Medien mir, Franziskus, zuschreiben, was andere "sagen, daß ich sage" und nicht "was ich sage" 

In einem Nachsatz zum Brief bezieht sich der Papst- soweit es sein Urteil über die Medien betrifft- auf die  Nummern 42-53 der Enzyklika "Fratelli Tutti" , deren Untertitel sicher nicht wohlwollend sind "Die Illusion der Kommunikation"  "Schamlose Aggression"  "Information ohne Weisheit" "Formen der Unterwerfung und der Selbst-Verachtung".

Vielleicht mit einem Gedanken daran, wie die Medien ihn, Franziskus, behandeln, ihn jetzt lobpreisen, ihn jetzt verurteilen. je nachdem was er sagt. Sogar der "Osservator Romano" hat die auf dieser Seite zitierten Briefe mit ihren Schlägen gegen die Abtreibung komplett ignoriert. 

Dem allen muß hinzugefügt werden, daß die argentinischen Bischöfe- offensichtlich von ihrem Landsmann im Papstamt unterrichtet, auch den Kriegsschauplatz  im Kampf gegen die Abtreibung betreten haben-

Und das genau so in Europa, in einbem immer weniger kathoilischen Polen, in dem die Kirchen aqngegriffen und die Bischöfe zu Witzfiguren des Massenprotestes gemacht werden- unverschämt unterstützt von eine Resolution des Europäischen Parlaments vom 2. November- gegen den EInspruc h des Obersten Polnischen Greichtshofes gegen die Legalisierung der eugenischen Indikation. 

                                                     *   *   *   *   *

DER BRIEF DES PAPSTES.AN SEINE FRÜHEREN ARGENTINISCHEN SCHÜLER 

1.12. 2020

Liebe Freunde, 

Danke für die Botschaft. Ich bin sehr glücklich, sie erhaltgen zu haben, und es macht mich auch glücklich , daß Sie sich solche Sorgen um das Wohl der Heimat machen. HEimatliebe ist ein fundamentaler Wert, sie zeigt Liebe für die Väter des Heimatlandes, Liebe für die Traditionen, Liebe zum Volk des Heimatlandes. Manchmalk denke ich (wenn ich auf einige europäische Länder schaue) daß es offensichtlich mehr Liebe zu der "GEsellschaft" die das Land regiert it, als Liebe zur Heimat und wenn man das sieht, erinnert es mich an das Gedicht von Jorge Dragone "Unsere Heimat ist gestorben".

Ich muß Ihnen gestehen,m daß ich nicht im Detail über alles, was dort passiert im Bilde bin. Das Staatssekretariat hält mich einmal pro Woche über die internationalen Geschehnisse auf dem Laufenden. Das machen sie gut- bei unseren Begenungen. Da finde ich dann etwas über die Dinge in Argentinien heraus und gestehe, daß sie mich manchmal beunruhigen. Ich habe keine Korrespondenzt mit Politikern, empfange nur gelegentlkich Briefe von Politikern, aber nur sehr wenige, und meine Antwort verwickelt mich nicht in den politischen Kampf sondern ist im Gegenteil pastoral und erzieherisch. In einem der jüngsten -habe ich das Abreibungsproblem angesprochen ind habe- wie ich es iummer getan habe (einschließlich in meinem jüngsten Buch"Laßt uns träumen", das heute erscheint) das Thema Abteribung angesprochen, das nicht primär religiös ist, sondern menschlich- eine Sache eher der menschlichen Ethik als irgendeines religiösen Bekenntnisses. Und ich schlage vor  zwei Fragen zu stellen: 1. Ist es richtig, menschliches LEben zhu eliminieren, um ein problem zu lösen? und 2. Ist es richtig, einen Brufskiller anzuheuern, um ein Problem zu lösen?  Es amüsiert mich, wenn einige sagen, "Warum läßt der Papst Argentinien seine Meinung über Abtreibung erfahren?"  Weil ich nichts anderes tue, als das - jtzt wo ich Papst bin- die ganze Welt (einschließlich Argentinien) wissen zu lassen.

Und das berührt ein anderes Problem. Im Allgemeinen ist nicht das bekannt, was ich sage, sondern das, was sie sagen, daß ich es sage und das auf Grund der Medien, die- wie wir sehr gut wissen-. auf der Basis von betimmten Vorurteilen oder Parteiinteresseb  handeln. Und deswegen glaube ich, daß Katholiken, vom Episkopat bis zu denb Gläubigen der Gemeinden- das Recht haben, zu wissen, was der Papst wirklich sagt - und nicht, was die Medien in sagen lassen. Hierbei spietl das Phänomen von Wiederezählungsspielen eine große Rolle (d.h. dieser Bursche sagt mir das...der andere dieses...und so geht es weiter) . Bei dieser Art der Kommunikation, bei der jeder etwas hinzufügt oder wegnimmt. werden unwahrswcheinliche Ergebnisse erzielt, wie  die GEschichte von Roitkäppchen, die am Eßtisch endet, wo Rotkppchen und ihre Großmutter einen leckeren Eintopf aus Wolfsfleisch essen. So geht es auch mit dem"Nachgerählen"  

Zweimal haben sie meine Beziehung (Nähe, Freundschaft) zu Frau Kirchner erwähnt. Ich hatte das letzte mal KOntakt zu den beiden früheren Präsidenten (zu ihr und Herrn Macri) als sie nochg im Amgt waren. Danach hatte ich keinen Kontakt mehr zhu ihnen. Es ist wahr, daß der Ausdruck "ich bin ein guter Freund von" oder " ich habe regelmäßig Kontakt zu ihm"  sehr der Art entspricht, wie das Spiel in Buenos Aires gespielt wird und es ist nicht das erstemal,- wie ich Ihnen leiser sagen muß ( im Scherz würde ich Ihnen erzählen, daß ich noch nie so viele Freunde hatte, wie jetzt).

Was das Privateigentum angeht, mache ich nichts anderes als die Soziallehre der Kirche zu wiederholen. Es ist wahr, daß einige diese Bemerekungen zhur Reform aufenehmen oder sie nach ihrem Standpunkt interpretieren.. Die heiligen Paul VI und Johannes Paul II haben diesebzürlich stärkere Worte benutzt, Ich glaube, daß die Soziallehre der Kirche in den Katholischen Schulen und den Gemeinden nicht ausreiuchend erklärt wird, besonders bisher dasTraktat von Leo XIII , dehlab gint es so vile Verwirrung. Ein heiliger Bischof, dessen Seligsprchungsprozess begonnen hat, sagte "Wen n ich für die Armen sorge, sagen sie daß ich ein Heiliger bin, aber wenn ich nach dem Grund für so viel Armut frage, nennen sie mich einen Kommunisten." 

Dr. Grabois war jahrelang Mitgleid des Dicasteriums für intgergale menschlioche Entwicklung. Angesichts dessen, was er angeblich sagt (daß er mein Freund ist und in Kontakt mit mir etc.) bitte ich Sie um einen Gefallen, der für mich wichtig ist. Ich brauch Kopien des Statements, in dem das sagt. Sie zu bekommen,wird mir eine große Hilfe sein. 

Nun gut, diesen Brief hat es schon lange gegeben, ich habe mehrmals über die Unterschriftgen nachgedacht, .... und mich nur ann eine nach der anderen erinnert. Ist jemadn von Euch schon Großvater?  Und ich bin in die 64-er und 65-er Jahre zurück gegangen und habe mit großer Liebe die Bilder gestreichelt, die das Herz berührt habenm während fast unbewußt das Wort von Gerardo Diego die Herrschaft übernahm. Für mich ist auch das zu den Wurzeln zurückkehren. 

Danke für Euer Schreiben, Ich bete für Euch und Eure Familien. Ich bitte Euch, das bitte weiter für mich zu tun.

Möge Jesus Euch segnen und die Hl. Jungfrau Euch beschützen. Brüderlich

Franziskus

p.s. mehr zhu den Medien in "Fratelli Tutti", Nr. 42-53

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Quelle: Settimo Cielo, S. Magister

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