Patricia Claus berichtet für "greekreporter" über ein Amulett mit einer griechischen Inschrift, das an den Ufern der Themse gefunden wurde und aus der Zeit der "Antoninischen Pest" -während der Regierungszeit von Marcus Aurelius Antoninus -stammt.
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"GRIECHISCHER EINWANDERER IM LONDON DER RÖMER-ZEIT TRUG EIN AMULETT UM DIE PEST ABZUWEHREN"
Ein griechischer Einwohner der römischen Stadt Londinium in den späten 160-ern namens Demetrios hat die Antoninische Pest erlebt- zumindest einen Teil- die er durch das Tragen einer Rolle mit einem griechischen Gebet in Form eines sich reimenden Hexameters abzuwenden versuchte.
Das war der Schreibstil. der in Homers Ilias und Odyssee benutzt wurde. Unglaublicherweise enthält dieses Amulett, ein gerolltes beschriftetes Stück Blei, das 2000 Jahre später am Ufer der Themse entdeckt wurde. Jetzt wird es an einern Ehrenplatz im Londoner Museum bewahrt- das viele derartige in der Stadt gefundene Schätze enthält, wo es eine Geschichte von Verzweiflung erzählt, mit der wir uns heute leicht identifizieren können.
Diese geschriebene Bitte um Schutz vor der wütenden Pest, der wie er sagt" Fleisch fressenden, schmelzenden, vor dem durchdringender Schmerz", ist an die antiken griechischen Gottheiten Iaos,Sabaoth und Abraxas gerichtet.
Im Inneren des herzzerreißenden Textes, bittet der Mann aus der griechischen Antike die Gottheiten, "über Demetrios zu wachen".
Die "Antoninische Pest"* -die wahrwscheinlich ein Virus gewesen sein könnte, dauerte ungefähr 10 Jahre, von 160 bis 170. Leider werden wir wahrscheinlich nie erfahren, wie das Amulett des Demetrios seinen Weg an die Ufer der Themse gefunden hat.
Hat er es dort angewidert hingeworfen, nachdem er selbst krank wurde? Oder hat überlebt und sein Körper, der immer noch das Amulett trug, ist auf irgendeine Weise dorthin gelangt?
Historiker schätzen, daß die Antoninische Pest ungefährt 5 Millionen Menschen im damaligen Römischen Reich tötete-einen erstaunlichen Teil der Bevölkerung des frühen zweiten jahrhunderts A.D.
"Schicke das mißtönende Klappern der wütenden Pest weg"
Das Gebet, das heute noch sichtbar ist, fast 2000 Jahre nachdem es geschrieben wurde, liest sich: "Schicke das aus der Luft geborene mißtönende Klappern der wütenden Pest weg...die Schmerz zufügt, Fleisch-fressend-und schmelzend, schweren Geistes aus dem Inneren der Venen kommt. Großer Iao, großer Sabaoth, schütze den Träger. Phoebus des ungeschorenen Haares, Bogenschütze, wende die Wolke der Pest ab. Iao, Gott Abraxas, bring Hilfe...Herr Gott wache über Demetrios."
Das von Dr. Roger Tomlin übersetzte Gebet kann ursprünglich von Demetrios oder einem Schreiber oder sogar einem Verkäufer von Zaubersprüchen in die Oberfläche eines biegsamen Bleistücks geritzt worden sein. Historiker halten es für unwahrscheinlich, daß er es aus dem antiken Griechenland mitgebracht hat.
Das Stück ist eine Legierung aus 55% Blei und 45% Zinn, beide leicht biegsame, weiche Metalle. Beide Metalle kommen reichlich in Britannien vor-aber nicht in Griechenland, was dazu führt, daß führende Experten glauben, daß das Objekt in London hergestellt wurde und daß Demetrios Mitglied der alten griechisch-sprechenden Gemeinde der Stadt war.
Außerdem war der Text nicht für das in jener Zeit gesprochene Griechisch typisch sondern ein Überbleibsel früherer Zeiten-ein archaischer Stil, der in Form religiöser Rituale überlebt hatte. Gerichtet an den griechischen Gott "Phoebus Apollo" oder "Leuchtender Apollo"- beschreibt der Text den Gott als "akersikomes" ("mit ungeschnittenem Haar").
Griechen wie Römer glaubten allgemein, daß Apollo Gläubige vor allen Arten von Gefahren beschützen konnte, aber in jenen Pestjahren hielt Demetrios es für nötig, eine weitere Gottheit um zusätzliche Maßnahmen anzurufen, indem er er Iao, Sabaoth und Abrasax um zusätzliche Hilfe bat.
Bitten an den Gott der Hebräer - und Figuren aus dem Gnostizismus
Sabaoth ist nicht griechischen Ursprungs sondern Hebräisch- und bedeutet "Herr des Hauses" oder "Herr des himmlischen Hauses" . Abrasax ist in sich ein faszinierender Name. Griechisch ist Abraxas eine andere Form von Abrasax - ein Wort, das in den Gnostischen Basiliden die mystische Bedeutung "Großer Führer" oder Herr hat.
Ursprünglich stammt es aus dem antiken Ägypten. Abraxas wurde mit den frühen Anfängen des Gnostizismus assoziiert, der später viele der ersten Gnostiker beeinflussen sollte, die dann dazu beitrugen, das Denken in den Abrahamitischen Religionen zu formen, einschließlich Judentum und Christentum.
Das Wort Abraxas findet man in gnostischen Texten wie dem Hl. Buch des Großen Unsichtbaren Geistes und es erscheint auch in griechischen mystischen Papyri.
Die berühmten Abraxas-Talismane oder Gemmen, die in vielen archäologischen Stätten gefunden wurden, zeigen normalerweise den Körper eines Mannes mit einem Hahnenkopf, in einem Arm einen Schild, in der anderen Hand eine Peitsche. Das Bild war in viele Gemmen eingraviert, die im zweiten und dritten Jahrhundert als Amulette oder Zauber in Gebrauch waren.
Die sieben Buchstaben, die seinen Namen bilden, repärsentieren vielleicht die sieben klassischen Planeten. Das Wort bezieht sich vielleicht auch auf Abracadabra, obwohl es auch andere Erklärungen gibt,
Magische Formeln vom Schwarzen Meer
Die Formulierung des Gebets liefert den Historikern Hinweise darauf, wann es geschrieben wurde. Die Zeile "Phoebus des ungeschnittenen Haares, Bogenschütze, weise die Wolke der Seuche ab" erinnert stark an eine "magische Formel" -von einem heiligen Mann namens Alexander erdacht- von dem man wußte, daß er in den späten 160-er Jahren A.D. an der Küste des Schwarzen Meeres lebte.
Man berichtet über ihn, daß er behauptete, daß seine Anhänger, wenn sie diese magischen Worte an ihre Häuser malten, vor jeder Krankheit bewahrt würden, die zu jener Zeit die Menschheit plagten.
Die Antoninische Pest, eine Pandemie. die in den späten 160-er Jahren begann, war eine der schädlichsten Seuchen, von denen die Geschichte berichtet. Der Staatsmann und Historiker Dio Cassius, der sie überlebte, hat festgestellt, daß sie "viele Leben" forderte.
Die Pandemie soll in den östlichen Provinzen des Römischen Rieches entstanden sein und sich schnell ins antike Rom und weiter nach Westen ausgebreitet haben. Demetrios´ schwermütiges Amulett ist ein wichtiges Beweisstück, das zeigt, daß sie auch die Küsten Britanniens erreicht hat.
Auch wenn sie vom hervorragenden Kenner des Griechischen, dem Arzt Galen beschrieben wurde, ist immer noch unbekannt, was genau die Seuche war- moderne Gelehrte haben zum größten Teil eine bakterielle Infektion -wie die Beulenpest- ausgeschlossen und glauben, daß sie durch ein Virus hervorgerufen wurde, wie Pocken oder Masern.
Vielleicht können wir eines Tages die DNA der an der Antoninischen Pest Erkrankten analysieren und genau erfahren, woran sie gelitten haben. Bis dann können wir nur Mitgefühlt mit em griechischen Mann Demetrios haben. der das Beste tat, was er konnte, um sich selbst vor der GEißel zu bewahren, die in seiner Welt wütete, ganz so wie das Corona-Virus unserer Tage. "
Quelle: P. Claus, Greekreporter
*Nach der Beschreibung Galens am ehesten Pocken
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