Donnerstag, 22. Juli 2021

Gotti Tedeschi: Kritische Fragen zu Traditionis Custodes

Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae den Kommentar und die Fragen wieder, die Ettore G. Tedeschi zuvor für "La Verità" verfaßte. 
Hier geht´s zum Original: klicken

"GOTTI TEDESCHI: WARUM SUMMORUM PONTIFICUM BESCHULDIGEN?  UND ZU WELCHEM ZWECK"

Liebe Stilumcuriale, Prof. Ettore Gotti Tedeschi erlaubt uns, seinen Text zu veröffentlichen, der heute in "La Verità" erschienen ist, wir danken ihm für diese Großzügigkeit. Gute Lektüre. 

§§§

                          DIE LITURGISCHEN JAHRESZEITEN DER KIRCHE  

Warum erleben wir eine neue liturgische Jahreszeit in der Kirche? Die Liturgie der Messe ist Substanz und nicht bloß Form, aber das ist nicht allen Beobachtern und Kommentatoren klar. Das kürzlich erschienene Motu Proprio "Traditionis Custodis" soll- würde man sagen- nicht nur Summorum Pontificum widerrufen, sondern auch den Geist des Tridentinischen Missale, das vom Hl.Papst Pius V 1570 zur Ablehnung der protestantischen Thesen promulgiert wurde.

Der Hl. Papst Pius V zusammen mit dem Hl. Carlo Borromini und dem Hl. Ignatius von Loyola (Gründung der Gesellschaft Jesu) waren die Organisatoren der Gegenreformation, d.h. der theologischen und liturgischen Erneuerung im Gefolge des Konzils von Trient- zusammengerufen um die protestantische Lehre Luthers einzudämmen. 

Dieses letzte Motu Proprio "Traditionis Custodes" bestimmt de facto, welches  ab jetzt der Ritus zur Feier der Messe sein soll. Seltsamerweise scheint es in seinem imposanten Stil und Ton wesentlich von der Bulle Pius´ V inspiriert worden zu sein, der dekretiert hatte: "Es gibt nur einen Ritus , um die Messe zu feiern." 

In Wirklichkeit scheint dieses Motu Proprio auch die Entscheidungen an die Bischöfe zu delegieren, wie die Messe zu regulieren ist- konform mit den Anweisungen des Apostolischen Stuhls. In  Italien gibt es 226 Diözesanbischöfe und auf der Welt mehr als 4.000, daher wird es nicht leicht sein, das in der Einleitung zum Motu Proprio gewünschte Ergebnis zu erzielen, nämlich einen einzigen Ritus zu haben und Harmonie und Einheit in der Kirche zu fördern und Spaltungen zu vermeiden.

Ich vermute eher, daß die Form des Delegierens eine gewisse "Kreativität" fördern kann, und das Risiko von Auslassungen oder subjektiven Interpretationen in der Liturgie erhöht und in verschiedenen Fällen ausdrücklich die Einzigartigkeit der Messe schädigen kann. Ich frage mich zwei Dinge: 


Erstens: Warum soviel Abneigung gegen Summorum Pontificum? Die Absicht Benedikts XVI war es,  einigend und keinesfalls spaltend die sogenannte traditionelle Messe (vetus ordo) zugänglich zu machen, um den Zusammenhang mit dem novus ordo zu verstehen und das Verständnis für die Bedeutung der Liturgie als etwas, das in der Tradition verwurzelt ist, nicht eine Laune oder eine Vorliebe für die Mode, zu erleichtern und zu ermöglichen. 

Zweitens: Warum soviel Aufmerksamkeit für die Liturgie? Weil die Liturgie der Messe nicht Form ist, sondern Substanz. Ihr Ziel ist nicht, gefeiert zu werden, sondern den  Menschen moralisch zu verändern und ihn vor allem die Gnade durch die Ritualität der Liturgie zu lehren. Damit das passieren kann, muß die Messe den Gläubigen die selben Gefühle vermitteln, die Christus am Kreuz hatte, und ihnen zu ermöglichen, sich mit ihm zu identifizieren. 

Und das geschieht Dank der "inneren Teilnahme" an der Messe. Jede Geste in der Messe wird deshalb vollführt, deshalb sind in der Liturgie die Stellungen (knien, stehen sitzen) die Gebete, die Musik und die Gesänge wichtig. 

Und besonders die Konsekration der Spezies (Brot und Wein), die gesprochenen Worte sind die Absicht, das Opfer zu erneuern. Wer weiß, ob die Verleumder des vetus ordo wissen, was "innerliche Teilnahme" bedeutet? Die Aufmerksamkeit für die Liturgie entspringt meiner Meinung nach keineswegs einem Streit über die Trennung zwischen "Gläubigen- und Priesterkirche" oder der Verwendung lateinischer, gregorianischer Gesänge oder der Bindung an eine starre formale Tradition, die manchen die Teilnahme an der Messe nicht erleichtern.

Mit großer Verwunderung lese ich, daß man die Notwendigkeit der Aufhebung des alten Ritus rechtfertigen möchte, weil er in einem "antikonziliaren" Sinne verwendet wird. Summorum Pontificum aufzuheben, weil es Spaltungen hervorruft, würde in der Praxis der Aufhebung eines legitimen Rechts gleichkommen, nur weil jemand es missbraucht oder verdächtigt wird, es für andere und böse Zwecke zu verwenden. Wenn überhaupt, sollte der Missbrauch gestraft werden, aber nicht das Recht. Wenn überhaupt, fragt man sich, wieso es Spaltungen verursacht, wenn diese bereits vorhanden sind und nicht aus Summorum Pontificum entspringen. Glaubt irgendjemand, daß im vetus ordo im Gegensatz zum novus ordo das Kreuzesopfer nicht gefeiert wird?

Der wahre Streit ist ein anderer. 

Es ging immer und wird immer um die Substanz gehen, d.h. um die Dogmen des Hl. Opfers, der Realpräsenz, der Transsubstantiation, des Weihesakramentes (des Zelebranten).

Die protestantische Reform behauptete, das Messopfer zu abzuschaffen, indem sie es in ein symbolisches Abendmahl, ein Denkmal verwandelte, die Realpräsenz, die Realität des eucharistischen Opfers und seinen sakramentalen Wert in Frage stellte oder durcheinander brachte. 

Ich frage: bedeutet die Beschuldigung von Summorum Pontificum nicht den Wunsch, die Messe zu klerikalisieren und zu lutherisieren- mit dem Verdacht, daß man die Liturgie, besonders aber ihr Ziel  durcheinander bringen will? 

Aber ich will den Absichten sicher nicht den Prozess machen, ich frage nur?

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Quelle: E.G. Tedeschi, M.Tosatti, Stilum Curiae

 

 

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