Gotti Tedeschi schreibt bei La Nuova Bussola Quotidiana zu den seit mehr als 100 Jahren erhobenen Forderungen nach einer Kirchenreform- hier geht´s zum Original KLICKEN
"REFORM DER KIRCHE? BESTÄTIGUNG DER AUTORITÄT DES PAPSTES!"
Schon Ende der 19. Jahrheunderts forderte man die Katholische Kirche eindringlich auf, sich zu reformieren, sich an die Anforderungen der Moderne anzugleichen, um nicht einen Teil der Katholischen Welt zu verlieren, die Laien zu gewinnen und durch modernere Angebote die Berufungen zu vermehren.
Diese Hinwendung zur Moderne -mit der Gefahr des Glaubwürdigkeitsverlustes der Kirche selbst, bedeutete schon damals, die Liturgie zu reformieren, die Dogmen neu zu definieren, die Sünde zu relativieren, neue wissenschaftliche Entwicklungen zu akzeptieren und so weiter.
Der Heilige Pius X verdammte diese Anforderungen anstatt sie anzuerkennen.
Wären die Forderungen der Modernisten befolgt worden, hätte der Katholizismus sich in eine Art Sozialismus ( heute würden wir NGO sagen) verwandelt.
Der Modernismus schien besiegt, aber diese "Erneuerungen" blieben eine lebendige Versuchung, sehr lebendig.
Bleibt also die Hypothese, daß der Katholizismus reformiert werden kann, wie man beständig vorschlägt, wahr?
Vielleicht, aber wie die Enzyklika "Lumen Fidei" erklärt, nicht so wie es irgendwelche Theologen erhoffen.
In unsere moderne Zeit hat in immer schnellerem Tempo neue Versuchungen und Sünden geschaffen und gleichzeitig immer weniger Sensibilität sie zu erkennen.
Was muß die Kirche also tun: fortfahren, sie als Sünden zu betrachten oder anfangen, sie zu entschuldigen, weil sie immer schwerer zu besiegen sind?
Theoretisch hätte die Kirche selbst sich gegen die Evolution aufrüsten müssen, gegen Versuchungen und Sünden wappnen, statt dessen ist das Risiko eingegangen worden, die Sünde aus der Kraft zu definieren, die zu ihrer Überwindung nötig ist.
Man würde sagen, daß einige die Kirche eher vor dem Bösen schützen wollen, anstatt es zu bekämpfen.
Aber die Schlüsselfrage ist diese: haben die ausdrückliche Förderung des Verstehens und Entschuldigens der Sünde den Menschen und die Gesellschaft verbessert?
Muß man denken, wie es bestimmte, berühmte zeitgenössischen Theologen glauben machen, daß der Mensch freier und besser ist, wenn er sündigen darf, solange er von der Kirche verstanden und exkulpiert wird (selbst wenn das nur in der Praxis geschieht?)
Und nähert sich dieser Mensch -als Konsequenz aus diesem Verstehen- auf´ s Neue dem Glauben?
Ich möchte einige Risiken dieser Haltung aufzeigen. Insgesamt habe ich den Eindruck, daß die Kirchen anstatt voller reuiger und zurückgekehrter Sünder zu sein, weniger von den traditionstreuen Gläubigen besucht werden, die verwirrt und desorientiert sind.
Aber-diese Haltung hat sich auch für die als Irrweg entpuppt, die die Leugnung der Prinzipien der Doktrin mit Genugtuung sehen.
Ganz so, wie sie von denen befürwortete wird, die wollen, daß die Kirche sich endlich auf ein eher soziales als doktrinäres Apostolat beschränkt. Der Zweifel wird größer -weil man beobachten muß, daß in den Seminaren die Theologie des Relativismus gelehrt wir und man -ohne angemessene Vorbereitung- auf Ökumenismus und Dialog beharrt.
Statt dessen bejubelt man mit einer gewissen Oberflächlichkeit den Ökologismus, der von der Schöpfung unabhängig und -den Händen entgleitend- zur universellen modernen Doktrin werden könnte.
Ich verstehe, daß heute eine starre Haltung (vom Typ Gegenreformation) die der Religiosität starre äußere Regeln auferlegt, nicht die Sicherheit, den Glauben zu erneuern und das Böse zu besiegen, gibt, weil sie die Frömmigkeit und den Geist behindert, aber die Verachtung durch die der Kirche feindlich gesonnenen Welt steigern könnte.
Das umgekehrte Risiko ist:
Viele glauben, daß das wahre Problem ( wie es Franziskus auch in den 15 Krankheiten des Klerus erklärte,
die die Fehler eines bürokratischen Priestertums beweisen) liegt in einer mageren doktrinalen Ausbildung und Moral des Klerus, einem Berufspriestertum anstelle berufener Priester, und einem unzureichenden Seelenleben besteht
Und das Schlimme daran ist, dass das den Einfluss auf die Gesellschaft verringerte.
Sicher,es hat nie an wahren Heiligen ( und Wundern) gefehlt, aber die wachsende Indifferenz hat ihre Mißachtung hervorgerufen und ihre Fähigkeit zu beeinflussen, reduziert.
Man hört immer mehr vom Ökumenismus sprechen, ohne zu bemerken, daß der erste Riss, der geheilt werden müsste, der im Inneren der Katholischen Welt ist, vor jeden anderen mit den anderen Konfessionen.
Eine wahre Reform müßte 3 Punkte umfassen: daß man glauben muß, wie man glaubt und wer die Autorität, zu entscheiden, haben sollte.
Die sogenannten modernistischen Reformen haben sich immer mit diesen 3 Punkten befaßt, aber besonders gegenüber dem dritten, hat immer eine gewisse Ängstlichkeit bestanden, die Äutorität der Kirche zu verändern, ohne die keine Reform möglich ist.
Um den oft schlecht ausgebildeten Gewissen gehorchen zu können, würde man nicht wollen, dem Papst gehorchen zu müssen.
Deshalb denunziert man die Kirche, die Dogmen aufdrängt und aufzwingt.
Gleichzeitig verteidigt man das Recht, eher aus Überzeugung als durch Anordnung des Papstes katholisch zu sein. Man verzichtet auf das Apostolat, entschuldigt die Sünde, aber vor allem begeht man den Irrtum, den ich für den gravierendsten halte, man stellt als Priorität die Abschaffung des materiellen und sozialen Elends in den Vordergrund anstatt die Abschaffung des spirituellen Elends.
Die spirituelle Armut ist der wahre Ursprung aller anderen Miseren -und sie ist der wahre "Beruf" der Kirche.
Als Folge verzichtet man auf das Lehren der katholischen Doktrin ( wenn sie nicht populär idt oder politisch korrekt), man verzichtet auf de Apologetik.
So läßt man die Transzendenz sich zugunsten der Immanenz auflösen.
Die Wahrheit steht nicht mehr über der Freiheit, und sie wird nur noch akzeptiert, wenn sie aus dem Dialog resultiert.
Die Dogmen sollen sich entwickeln, und das Erste was sich "entwickeln" soll, ist die Unfehlbarkeit des Papstes. Alles das im Namen eines Fortschritts, dessen Sinn man nicht einmal mehr versteht.
Bedeutet Fortschritt in der Lehre Veränderung?
Nein, Fortschritt bedeutet ein Mehr an Wert bei einer gleichbleibenden Sache. Änderung dagegen heißt, sie in etwas anderes zu verwandeln.
Wenn das klar ist, denke ich, ist es auch verständlich, dass es sich eher nicht so sehr darum handelt, an Reformen für die durch das Depositum Fidei geheiligte Kirche zu denken, die genutzt werden sollen um sie zu .....
Vielleicht würde es genügen, die Autorität des Papstes zu bestätigen (und der Hierarchie) , der festlegt, was man glauben muß und wie.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI schloss "Caritas in Veritate" damit ab, zu erklären, daß man um unsere der dominierenden nihilistischen Kultur geschuldeten Probleme zu lösen, nicht die Instrumente ändern müsse, sondern die Menschen, die sie benutzen.
Das bedeutet, daß der Katholik von Neuem aus jedem sozialen Gebiet anwesend sein muß, unverzichtbar für die Gesellschaft, erneut eine nützliche und als solche anerkannte Klasse, der nicht nur dann einzig von der Welt anerkannt wird, wenn er soziale Hilfe leistet und so einen menschlichen Sozialismus schafft.
Der Katholik muß den Geist seines Glaubens wieder anerkennen, dazu zurück kehren Christus zu imitieren, um die Welt zu ändern. Um das zu tun, darf er sich nicht der spirituellen und moralischen Autorität des Papstes entledigen, die sich in seiner Glaubwürdigkeit und in seinem Glauben darstellt.
Man sagt, wir brauchen einen liberalen Papst, in Wirklichkeit will man lieber einen ehrenamtlichen als einen effektiven Papst.
Einen Papst, der nicht vom Hl. Geist inspiriert ist, der nicht das Lehramt ausübt, sondern sich darauf beschränkt, zu trösten und von Armut zu sprechen (der materiellen aber nicht der spirituellen) und von Arbeitslosigkeit. Man möchte einen Papst, der den römischen Katholizismus in einen menschlichen transformiert.
Lesen und meditieren wir erneut die Enzyklika "Lumen Fidei", da steht geschrieben, was es bedeutet, die Kirche zu "reformieren"
Quelle:la Nuova Bussola Quotidiana, Gotti Tedeschi
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