Freitag, 6. März 2015

Warum Papst Franziskus nie über die Erbsünde spricht - und Rousseau grüßen läßt.

Piero Ostellino schreibt in Il Giornale/Cronache über den Papst und die Erbsünde, Rousseau und die jesuitische Fiktion einer idealen Gesellschaft. Hier geht´s zum Original :   klicken

"Warum der Papst nicht von der Ursünde spricht"
"Ein Freund hat mich darauf hingewiesen, daß Papst Franziskus nicht mehr von der Ursünde spricht. Ich glaube, daß er sie aus einer Art Anlehnung an die Moderne heraus nicht mehr ins Zentrum des moralischen und kollektiven Lebens stellt.
Wir sind auch nicht bei der Bestätigung der Prophezeiung von Nostradamus,  nach der-"ein Mann der Gesellschaft" (ein Jesuit also) auf den Thron Petri steigt und dort der Lehre der Kirche Gift einflößt.
Sondern es geht darum, daß es eine Sache ist, die menschliche Bosheit der Sünde der Hochmuts zuzuschreiben, wie es der Hl. Augustinus tat und die Kirche bis gestern tat, eine andere aber, wie es der Papst tut, oder sie (die Bosheit) dem Verhältnis zwischen Reichen und Armen der modernen Welt zuzuschreiben, die durch die Autonomie der Politik gegenüber der Religion und deren Überwindung eine Welt geschaffen hat-nach dem Nützlichkeitsprinzip, dem der Produktion und des Reichtums und auf der Suche nach Glück.

Papst Franziskus scheint an die Idee Rousseaus zu glauben, daß der Mensch unschuldig geboren wird und sich-wenn er in die Gesellschaft eintritt korrumpiert, besonders in der demokratisch-liberalen, kapitalistischen Welt, in der Freiheit und Privateigentum nach seiner Ansicht aber nur Ungleichheit und Ungerechtigkeit produzieren.
Das ist der gleiche Gedanke, der den Jesuiten die Idee einer perfekten Gesellschaft eingab, reguliert durch eine moralische Autorität und nach den Plänen einer jesuitischen Kampagne, in der die Menschen von ihren natürlichen Bedürfnissen befreit sind, einschließlich jener, zu essen und sich fortzupflanzen. Zusammen genommen ist das die Idee einer perfekten Gesellschaft, die die autoritären und totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts inspiriert hat.



Ob es gefällt oder nicht, Papst Franziskus schlägt -anstatt einem theologischen Prinzip zu folgen- wieder ein reaktionäres Modell des Zusammenlebens vor, der Art, die die Menschen im mittelalterlichen Obskurantismus gehalten hat und in den Schemen eines rationalistischen Prinzips, dessen Fehler vor allem darin besteht, die Menschen nicht so zu betrachten, wie sie sind, sondern sich darauf zu stützen, wie die Menschen sein sollten.
Dieser Dritte-Welt-Papst, Demagoge und Pauperist, gefällt mir nicht und gefällt vielen Katholiken nicht. Vielleicht gewinnt er einige neue Gläubige aus Zonen der Welt-wie Südamerika- wo die soziale Ungleichheit der Menschen immer größer wird. Aber ich fürchte, daß er mit seinem Subjektivismus mehr Schaden anrichtet als Vorteile erzielt. Aber ich verstehe und respektiere jene Gläubigen, die in ihm die Autorität sehen, die die Geschichte des Katholizismus ihm zuerkennt.
Aber wenn die Kraft (die historische und die politische) der Kirche immer in der Fähigkeit bestand, sich den Umständen anzupassen, droht der systematische Bruch durch den Papst mit großen Teilen der historischen Gegebenheiten, in denen das Christentum lebt, jetzt mehr ein Schaden als ein Vorteil zu sein. Was das Papsttum zur Zeit durchmacht ist kein Moment der Erneuerung, wie manche glauben machen wollen, sondern des Obskurantismus.
Quelle:Il Giornaale /Cronacha, Piero Ostellino

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