Freitag, 6. März 2015

Wer hat die Hand am Geldbeutel des Papstes?

Sandro Magister macht sich bei www.chiesa Gedanken darüber, wer die Hände am Geldbeutel Petri hat. Hier geht´s zum Original:  klicken

                              "Die Hände am Geldbeutel Petri"

Die Statuten des neuen Wirtschaftssekretariates sprechen Kardinal Pell die Aufgabe zu, die Guthaben aller Vaticanämter zu überwachen. Aber Eigentum und Management bleiben getrennt. Hier also die Geschichte einer Schlacht, die noch nicht vorüber ist.
Von Sandro Magister, Rom, 6.3.1015

Die beiden bisher bemerkenswertesten Ernennungen innerhalb der Kurie durch Papst Franziskus sind die der Kardinäle Pietro Parolin und George Pell.

Ersterer, ein hochrangiger Diplomat, für das Staatssekretariat und der zweite, ein Manager mit angelsächsischem Zugriff, für das neugeschaffene Wirtschaftssekretariat. Beide gehören dem C9 an, dem Kardinalsrat, den der Papst für die Kurienreformum sich scharen wollte.

 

Dennoch gibt es zwischen diesen beiden kein Einvernehmen.

Schlimmer noch. Zu ihrem Schaden ist hinter ihrem Rücken ist das Chaos derber Anschuldigungen wieder explodiert-von den maßgeblichen Kreisen, die das vorige Pontifikat so verwüstet haben. Eine schreckliche Begleitmusik für die geplante Reform der römischen Kurie.


Der Ernennung Pells im letzten Jahr ging ein Sperrfeuer von Konsultationen um die Neustrukturierung  der Vatican-Finanzen und Wirtschaft voraus, die u.a. McKinsey, Promontory, Ernst& Young, KPMG , die alle zu den angesehnsten und teuersten Unternehmen der Welt zählen-aber sicher unerfahren, was das einzigartige Profil angeht, das den Heiligen Stuhl auszeichnet. 


Sogar die ad-hoc-Kommission konnte nur wenig Vertrauen erwecken, angesichts der mehr als begründeten Proteste gegen ihre beiden sichtbarsten Repräsentanten, den Opus-Dei-Priester Lucio A. Vallejo Balda und den PR-Guru (die PR-Guru?) Francesca I. Chaouqui, die sogar bis zum Papst durchdrangen. 



Tatsache ist- daß nach diesem ganzen Feuerwerk Papst Franziskus Pell aus Australien rief, ihn an die Spitze des nagelneuen Wirtschafstsekretariates setzte, bevor er noch ein Büro oder ein Team hatte oder auch nur einige Statuten, die seine Machtbefugnisse  und Verantwortlichkeit definierten. 


Es war sofort klar,  daß das neue Wirtschaftssekretariat zwei vorbestehende Organe- ganz oder zum Teil absorbieren würde- die Präfektur für Wirtschaftsbelange und die Verwaltung des Apostolischen Patrimoniums, abgk. APSA. 


Dennoch werden beide bestehen bleiben, und von Schülern des notorischen Tarcisio Bertones, den Kardinälen Versaldi und Calcagno geleitet werden, die trotz der offensichtlichen Ineffizienz der Präfektur und des kürzlichen Umbruchs bei APSA um Msgr. N.Scarano , der mit dessen Verhaftung endete. keine Anzeichen erkennen lassen, sich zurück zu ziehen.


Am 8. Juli endlich legte das päpstliche Motu Proprio schwarz auf weiß fest, daß das Management des APSA auf das Wirtschaftssekretariat übergeht. Aber Kardinal Calcagno gab nicht auf. 

Am 8. September ging er zum Papst und forderte von ihm ein "Rescritpum ex audientia" - komplett mit handschriftlichen Notizen von Franziskus, was die Dinge wieder in stürmische Gewässer zurück zu lenken schien.
Die gesamt Führungsriege von APSA rebellierte gegen Pell, besonders kriegerisch gebärdeten dabei sich die Kardinäle Nicora und Re.
Aber Pell ging seinen Weg vertrauensvoll weiter, weil er sicher war, nur dem Papst unterstellt zu sein. Der Papst allerdings scheint jedem zuzustimmen- mit sichtbarem Ärger über die Verwirrung in der Kurie, die er nie mochte und ohne die er systematisch seine Entscheidungen , die ihm wirklich wichtig sind, trifft.

Als Pell dann das Staatssekretariat  ins Visier nahm und bekannt machte, daß er eine Summe von Hunderten von Millionen Euros, die unter Geheimhaltung verwaltet wurden, gefunden hatte und daß er das ans Tageslicht bringen wollte,-und damit unter seine  Aufsicht, wurde das Schlachtgetümmel wild und sogar Kardinal Parolin zog gegen den australischen Kardinal ins Feld.

Das Staatssekretariat fürchtet in der Tat, daß der Verlust der Kontrolle über Fonds auch zum Kontrollverlust über die Vaticanadministration und finanziellen Strukturen -in die Hand des neuen Wirtschaftssekretariates führt-und nur der ersten Schritt eines weitergehenden Machtverlustes ist und daher der Fähigkeit, den Heiligen Stuhl international vollwertig zu vertreten.

Im Geheimkonsistorium  im vergangenen Februar sind alle diese Konflikte explodiert. Die nordamerikanischen und deutschen Kardinäle stehen hinter Pell, aber in der Kurie ist kein einziger, der ihn unterstützt.

Pells Schwachpunkt sit, dass es bis jetzt noch keine Statuten gibt, die seine Macht etablieren. Der vorgelegte Entwurf wurde vom Päpstlichen Rat für gesetzgebende Texte -von Cardinal Coccopalmero geleitet- zerpflückt.

Der Papst verfolgt das Geschehen, er hört zu und niemand weiß , worauf er hinaus will.
Quelle: www.chiesa. Sandro Magister


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