Sonntag, 26. April 2015

Über den "wahren" Islam

In der Zeitschrift  Commentaires 1/15   schreibt Remi Bragués über den "Wahren Islam" 
Hier geht´s zum Original: klicken 
Wir können leider nur die Einleitung und den "appetitanregenden"  Anfang des Artikels lesen- der Rest muß käuflich erworben werden.

                                      "ÜBER DEN WAHREN ISLAM"
 von Remi Bragués

"Seit einigen Jahrzehnten wird viel über den Islam gesprochen -und das nicht gut: einige Kriminelle verbreiten in seinem Namen Terorr und nennen sich "Islamisten".
Bei keinem dieser Verbrechen läßt die Antwort: "vermischen wir das nicht!" lange auf sich warten.
Was man nicht leugen kann, ist,  dass die besagten Kriminellen eine Minderheit darstellen, die Mehrheit der Einwohner islamischer Länder und der durch Immigration in die nichtislamischen Länder gekommenen Muslime ist friedlich.
Man fährt dann fort und sagt: " Das alles hat nichts mit dem wahren Islam zu tun". Und das ist schwerer zu verteidigen,

Am 26. November 2013 schrieb  Papst Franziskus:
"Angesichts des gewaltbereiten Fundamentalismus´, der uns beunruhigt, muß die Wertschätzung gegenüber den wahren Gläubigen des Islam uns vor verallgemeinerndem Hass bewahren, weil der wahre Islam und eine adäquate Interpretation des Korans sich jeder Gewalt entgegenstellen" (Evangelii Gaudium §253)

Die Absicht ist hervorragend und der Text wurde von allen Seiten gut aufgenommen. Bleibt aber, daß er eine Frage der Größenordnung enthält.
Unterscheiden wir einen Blickpunkt der Tatsachen und einen Blickpunkt des Rechtes.


Zu den Tatsachen: Jeder gibt vor, den "wahren" Islam zu repräsentieren. Auch die Terroristen. Sie berufen sich auf einen intransingenten Islam und beschuldigen die, die ihnen in ihrer Lauheit nicht folgen, ihre Religion verraten zu haben.

Die Frage des Rechts ist eine weitergehende: wie soll man den wahren Islam von dem, der das nicht ist, unterscheiden?  Man müßte ein Kriterium haben, dass es erlaubt, den wahren Islam von seinem Gegenteil zu differenzieren.
Wer besitzt die Kompetenz und also auch das Recht, eine solche Unterscheidung vorzunehmen?
Sicher nicht der Papst.
Was würde man sagen, wenn der Dalai Lama sich erlaubte, zwischen einem wahren Christentum und seinem Gegenteil zu unterscheiden? Ich bin jedenfalls nicht in der Lage, ein solches Kriterium zur Verfügung zu stellen und noch weniger einen odere mehrere kompetente Richter zu benennen.
Ich möchte hier ganz einfach nur die Größe des semantischen Spektrums, das der Ausdruck "wahrer Islam" umfaßt, ins Bewutßsein rufen und vor seiner Mehrdeutigkeit warnen.

WIE IHN ALSO DEFINIEREN?
a) das Substantiv
Man  muß damit beginnen, den Sinn des Wortes "Islam" zu definieren,. Ich schlage vor, erneut von seinen 3 Hauptbedeutungen  auszugehen: dem Islam als Religion, als Zivilisation ( geschichtlich und geographisch) und als Völker.

1. Der Islam ist zuerst Religion. Sie wird durch ihre fundamentale spirituelle Haltung dem bedingungslosen Fallenlassen der Person in die Hände Gottes gekennzeichnet. Das arabische Wort Islam bedeutet genau das.
Für den Westen: ist der Islam die Religion, die von Mohammed im 7. Jahrhundert in Arabien verkündet wurde. Für die Muslime -ist er-wie wir sehen werden -sehr viel älter.

2. In einem zweiten Sinn beschreibt "Islam" eine Zivilisation als historische Tatsache, deren Beginn sich einer bestimmten Zeit zuordnen läßt. Das, was die Historiker und Geographen von außen feststellen, korrespondiert mit einem im Inneren bestehende Gefühl. Diese Zivilisation begreift sich in der Tat als eine, die sich dadurch definiert, was sie nicht ist:

In der damaligen Zeit unterschied sie sich von der vorhergehenden Epoche und von dem, was wir Heidentum nennen, mit seinem Polytheismus, den der Islam "Unwissen" (jahiliyya) zu nennen, vorzieht. Sie (die Zivilisation) hat ihren eigenen Kalender, der mit dem Jahr 622 beginnt, dem Datum der "Hégire", traditionell als Aufbruch Mohammeds aus Mekka in die Stadt, die sich später Medina nennen sollte, interpretiert.
Diese Zivilisation besteht aus dem "Haus des Friedens" ( dar as-salam), das sich vom Haus des Krieges ( dar al-harab), das es umgibt, unterscheidet. Der Begriff "Haus des Krieges," der tradionellerweise die Gebiete, die nicht vom Islam dominiert werden, bezeichnet, wird heute nicht mehr so gern benutzt, außer von ergebenen Islamisten. Die Moderaten ziehen ihm andere, diskretere Ausdrücke vor, wie "Welt der Mission" (da-wa) oder "Welt des Zeugnisses".
Die islamische Zivilisation umfaßt Menschen, die nicht alle der muslimischen Religion angehören. So wie der große Arzt Razi (gest. 952), der ein freier Denker war und eine herbe Kritik der Idee des Prophetentums lieferte. Der große Astronom Thabit b.Qurra ( gest. 900) war Gründer einer kleinen tolerierten Gemeinschaft, der Sabäer, um nicht von den Übersetzern, die im Bagdad des 9. Jahrhunderts das Griechische Erbe ins Arabische übertrugen und die fast alle Christen waren, zu sprechen.

3. In einem dritten Sinn versteht man heute unter "Islam" die Gesamtheit der Völker, die vom Islam als Religion bestimmt werden und die die islamische Zivilisation geerbt haben.
So spricht man vom "Erwachen des Islams"- und versteht darunter die Befreiungskämpfe gegen die Kolonialmächte. Auch dort waren die Muslime nicht die Einzigen. Z.B. waren die Führer der nationalistischen arabischen Bewegungen oft Christen, die hofften, daß das Nationalitätenprinzip ihnen einen legalen Status gewähren würde, der dem der Muslime gleich wäre.
Die europäischen Sprachen unterscheiden beim Christentum die Religion auf der einen und die Zivilisation auf der anderen Seite, wie sie Geschichte und Geographie zeigen. Die romanischen Sprachen sagen dazu christianisme und chretienté, cristianesimo und cristianità, die englischen christianity and christendom, das Deutsche Christentum und Christenheit etc.
Im Fall des Islam ist es peinlich, daß wir für diese beiden Realitäten nur ein einziges Wort haben. Das Französische kann auf ein bequemes Mittel zurückgreifen-zumindest im Schriftlichen-in guter Grammatik- je nachdem- die allgemeinen Ausdrücke mit einem kleinen und die Namen mit einem großen Buchstaben beginnend zu schreiben: einige Forscher schreiben also islam klein.- wenn es um die Religion geht und Islam- groß- wenn es um die Zivilisation und die Menschen geht, die ihr zugehören.
Aber die arabische Orthographie kennt keine Großbuchstaben. Und das Arabische teilt das Islamisch nicht in zwei verschiedene Sinngebungen, wie die europäischen Sprachen es tun, wobei man sich fragt, was denn christlich ist. Dieses Nichtunterscheiden enthüllt also nicht nur eine linguistische Besonderheit sondern vielleicht eine Grundschwierigkeit.
b) Das Adjektiv
Wenn man einmal die prinzipiellen Bedeutungen des Substantives Islam unterschieden hat , sollte man die gleiche Operation mit dem ihm zugesellten Adjektiv vornehmen. Das Wort "wahr" ist hier nicht weniger mehrdeutig. Wenn man also das Substantiv Islam mit dem Adjektiv "wahr" kombiniert, ist es das noch mehr- man findet sich einer Sinnerweiterung gegenüber, die sich jeder Kontrolle entzieht. Ich schlage also vor, ein wenig Ordnung in diese Erweiterung zu bringen- offensichtlich eine provisorische.
Ich werde  das Wort "wahr" in drei Gruppen aufteilen: Integrität, Anfang und Realität.
Jede Bedeutung wird auf ihre Weise wiederum 3 Kategorien enthalten. Wir werden also 9 Bedeutungen haben, die nicht immer zusammenpassen......."
Quelle Remi Bragués, Über den wahren Islam, Commentaires, Benoît-et-moi

Hier bricht der Text leider ab.

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