Samstag, 9. Mai 2015

Sandro Magister : "Wilhelm Tell rebelliert in Rom..."

Aber weit und breit weder Geßler-Hüte noch Äpfel -vielleicht unbemerkt-sind inzwischen einige Jahrhunderte ins Land gegangen. Alm-Öhi ruft die Eidgenossen zu den Armbrüsten....
Da muß es dann eidgenössisch ein - wie Magister sagt - "Schock-Report" der Bischöfe tun. Hier geht´s zum Original   klicken

"WILHELM TELL REBELLIERT IN ROM DER SCHOCK-REPORT DER SCHWEIZER BISCHÖFE"
                                 
"Nach den deutschen Bisschöfen habe auch die Schweizer die Antwortergebnisse auf den von Rom zur kommenden Familien-Synoder verteilten Fragebogen veröffentlicht
Mit einem Unterschied.
Während die deutschen Bischöfe ihren Bericht selber -also in 1. Person- geschrieben haben. um zu sagen, was sie denken, nachdem sie die Gläubigen konsultiert haben, beschränken sich die Schweizer Bischöfe darauf, zu berichten, was die Gläubigen gesagt haben.

Dabei handelt es sich nicht um irgendwelche Gläubigen sondern um den Kern der Schweizer Kirche, die von eben diesen Bischöfen und dem Klerus , von Pastoralangestellten, Katechisten und Katechistinnen, Gemeindeberatern, weiblichen und männlichen Vereinigungen, Gemeindegruppen betreut werden, insgesamt cirka 6000 Personen.

Die 20 Seiten des Berichtes sind bei der website der Schweizer Bischofskonferenz abrufbar.
http://www.bischoefe.ch/dokumente/communiques/synodengespraeche-in-der-schweiz

Angesichts dessen, was man da liest, erscheint der polemische Bericht der Deutschen von Stiftsfräulein geschrieben zu sein. Im Schweizer Bericht bleibt praktisch nichts von der aktuellen Lehre und Praxis der Kirche zu Ehe und Familie übrig.

Von der Unauflöslichkeit der Ehe-um nur eines zu sagen- verabschieden sich die Schweizer.
Sie betrachten sie "nicht als einen absoluten Wert"- sondern sie sorgen sich, daß so eine Ehe "unter bestimmten Umständen Gefahr der Falschheit und Heuchelei läuft, oder die,einen Dauerzustandes, die der menschlichen Person unwürdig ist, anzunehmen."
Was nun die HS angeht, "der Vorschlag, daß Personen mit homosexueller Tendenz keusch leben sollen, wird als unmenschlich und ungerecht betrachtet. Der größte Teil der Gläubigen befindet den Wunsch homosexuller Personen, Beziehungen als Paar zu haben als legitim und hofft, daß die Kirche diese anerkennt, wertschätzt und segnet."

"Natürlich sind nicht alle mit dieser zeitgenössischen Idee einverstanden. Der Bericht gibt bekannt, daß eine kleine katholische Minorität sich treu zur Lehre der Kirche geäußert hat.
Aber diese Stimmen kommen nicht nur aus den Katakomben.
Hier folgt der kritische Kommentar, den uns ein Mitglied der Hierarchie, der Generalvikar der Diözese von Chur Martin Grichting, zukommen ließ."   LESEN!


         "DIEJENIGEN DIE DIE BARMHERZIGKEIT GOTTES NICHT WOLLEN"
von Martin Grichting
"Auch in der Schweiz haben sich Männer und Frauen für die Umfrage zur Ehe und Famlie, die im Hinblick auf die Bischofssynode im kommenden Oktober verschickt wurde, interessiert.
Ihre Forderungen sind: die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene und die Anerkennung und Segung gleichgeschlechtlicher Paare durch die Kirche.
Ich bin nicht besonders überrascht. Mich überrascht eher die Erklärung der Autoren des Reports, daß die Bischöfe und die Gläubigen einen "Dialog zwischen Gehörlosen" führten.
In Wirklichkeit besteht das Mißverständnsi nicht zwischen den Teilnehmern an der Umfrage und der Synode sondern zwischen ihnen und Papst Franziskus.
Der Papst hat kürzlich die Bulle zum Heiligen Jahr veröfffentlicht, das am 8. Dezember 2015 beginnen wird und das die Barmherzigkeit Gottes in den Mittelpunkt stellt, damit "das Wort der Vergebung alle erreicht, sie dazu aufruft, barmherzig zu sein und niemanden unberührt läßt."


Papst Franziskus kann so sprechen, weil er Barmherzigkeit im klassischen Sinn meint, wie sie im biblischen Gleichnis vom Verlorenen Sohn beschrieben wird.
Der Sohn, nachdem er sein Erbe verschleudert hat und von da an unter seiner Würde gelebt hat, kehrt zum Vater zurück und erkennt an, daß die Werte des Vartes die richtigen waren. So empfängt er Bamherzigkeit und Vergebung.
Auf die Familiensynode und das Heilige Jahr bezogen bedeutet das, dass Papst Franziskus die Ehe -auf der Bibel basierend und in Einheit mit seinen Vorgängern auf der Kathedra Petri - definiert, als einen unauflöslichen Bund zwischen einem Mann und einer Frau - dem einzigen Ort, den Gott vorgesehen hat, Sexualität zu leben. Diejenigen, denen es nicht gelingt, nach diesem göttlichen Plan zu leben, die aber dennoch eine bestimmt Bereitschaft und einem Minimum guten Willens, zum göttlichen Plan zurückzukehren, erkennen lassen, denen stellt Papst Franziskus die reichen Schätze der göttlichen Barmherzigkeit zur Verfügung.

Die Schweizer Teilnehmer an der Umfrage jedoch wollen gerade diese Barmherzigkeit nicht.
Die von Papst Franzisklus verteidigte Lehre zu Ehe und Familie wird von ihnen weder länger als "bindende Wegweisung " noch als " unanfechtbare Norm" betrachtet. Damit sagen sie zum Vater im "Gleichnis vom Verlorenen Sohn" :"wir wollen so weitermachen, weil es gut war. Gib uns mehr Geld"

Die Teilnehmer an der Umfrage wollen also nicht den Wert der von der Kirche weitgergegebenen biblischen Botschaft anerkennen und weigern sich, ihren Lebensstil zu ändern. Sie erwarten vielmehr, daß sich die Kirche ändert und sich an die Kriterein ihres Lebensstiles anpaßt.
Sie wollen also, daß die Kirche die "Realität multipler Familien"- wie Patchwork-Familien und Regenbogenfamilien anerkennt und respektiert. Nur so - sagen sie - könne das Konzept der christlichen Familie wieder relevant werden.
Die Barmherzigkeit nach Papst Franziskus erscheint angesichts dieser Forderung - wie ein demütigendes Almosen, das der emanzipierte Mensch der Gegenwart zurückweist. Die Barmherzigkeit anzunehmen, würde bedeuten die Gültigkeit der Werte des Vaters, in diesem Fall des Hl. Vaters anzuerkennen.
Statt dessen wird die Souveränität gefordert, selbst die Glaubensinhalte zu definieren.
Bei der kommenden Synode wird die Diskussion über die Themen Ehe und Familie hinausgehen. Es handelt sich dann um die Frage, ob die Lehre der Kirche oder die soziale Realität das Kriterium sein sollen, nach dem sich die Gläubigen richten sollen.

Mir kommt Erzbischof Johannes Dyba aus der Diözese Fulda in Deutschland in den Sinn, bei dem ich studiert habe.
Zu uns Seminaristen sagte er einmal." Wir müssen die Welt umarmen, um den christichen Geist auf sie zu 
übertragen. Einige aber lassen sich lieber von der Welt umarmen, um den letzten christlichen Atmenzug auszuhauchen".

Eine solche Umarmung wird weder Papst Franzislus in den Sinn kommen, der in seiner Exhortation "Evangelii Gaudium" die Katholiker vor einem Minderwertigkeitskomplex warnt, "der sie dazu bringt, ihre christliche Identität und Überzeugung zu relativieren oder zu verbergen" und "zu einer Art der Obsession führt, so sein zu wollen, wie alle andern".
Wir müssen hoffen, daß auch der Schweizer Katholizismus ein bißchen von dem Glauben so vieler afrikanischer und asiatischer Katholiken überzeugt wird, um vom sozialen Mainstream unterscheidbar zu bleiben."
Martin Grichting

Quelle: L´Espresso, Sandro Magister

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