Donnerstag, 25. Juni 2015

Wünsche zum Ramadan aus dem Vatican.

Sandro Magister hat im L´Espresso die jährlichen Botschaften aus dem Vatucan zum Ramadan seit 2013 miteinander verglichen.
Hier geht´s zum Original:    klicken
Kardinal Tauran kann man für seine mutigen Worte und glasklaren Aussagen nur danken!

"GUTEN RAMADAN FÜR DIE  MUSLIME. ABER DIE BOTSCHAFT IST DURCHAUS NICHT FRIEDLICH"

2013 machte Franziskus einen Sprung. Gerade zum Papst gewählt, wollte er die traditionelle Botschaft zum Ende des Ramadans persönlich an die Muslime richten und widmete sie der Freundschaft "zwischen den Völkern zweier Religionen".
2014 waren es wieder der Präsident und der Sekretär des päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog , Kardinal Jean-Louis Tauran und Pater M. Guixot, die die Botschaft unterschrieben.
Da war die Neuheit, daß die Muslime Brüder und Schwestern genannt wurden, wie Franziskus es bereits beim Angelus vom 13. August 2013 getan hatte.
Auch in diesem Jahr 2015  ist  anläßlich des Ramadans eine Grußbotschaft -von den selben beiden Personen unterschrieben - aus Rom verschickt worden. Aber mit einer noch bedeutenderen Neuerung.

Anstatt-wie sonst üblich- am Ende des heiligen Monats ist die Botschaft dieses mal schon am Anfang geschickt worden, vielleicht um auch das Fest Id al-Fitr mit einzubeziehen - das wichtigste im Muslimischen Kalender.
Und schon hat diese Vorverlegung eine stürmische Wirkung erzielt.
Weil gerade in diesen speziellen Tagen die Nachrichten aus ganz Europa, die eine erneute Zunahme der Flüchtlingsströme registrieren, erkennen lassen, wie viele muslimische Immigranten auch unter sehr schwierigen Bedingungen mit dem Ramadanfasten begonnen haben und sich vom Morgen bis zum Abende jeder Speise und jedes Getränks enthalten.

                                    
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Aber die größte Überraschung der diesjährigen Botschaft, ist ihr Inhalt. Um mit dem Titel zu beginnen:

" Christen und Muslime zusammen gegen die im Namen der Religion ausgeübte Gewalt."
Tatsächlich kreist die gesamte Botschaft um die Frage der Gewalt. Die "im Namen der Religion gerechtfertigten Gewalt"- In diesem speziellen Fall der islamischen Religion.


Aber Vorsicht! Diese Gewalt wird nicht nur mit ungewohntem Realismus beschrieben und mißbilligt. Sie wird auf ihre religiösen, kulturellen und erzieherischen Ursprünge zurück geführt.
"Es ist daher die Verantwortung derer, die die Aufgabe der Erziehung haben: Familien, Schulen, Lehrer, Religionsführer, der religiöse Diskurs, die Medien. Gewalt und Terrorismus entstehen zuerst im Kopf gestörter Personen und wird dann in der Folge ausgeführt.
Daher also der dringende Rat an die muslimische Welt, daß es diesbezüglich in der Erziehung keine Zweideutigkeit geben darf.

Aber nun der gesamte Text der Botschaft, der unverwechselbar die Handschrift des Kardinals trägt- für den es nicht neu ist, zu Fragen solcher Wichtigkeit die ungeschminkte Wahrheit zu sagen.


" Cari fratelli e sorelle musulmani,
1. Ich freue mich, Ihnen im Namen der Katholiken der ganzen Welt und auch persönlich meine besten Wünsche zu einer heiteren Feier voller Freude von Id al-Fitr senden zu können.
Im Ramadan-Monat folgen Sie vielen religiösen und sozialen Bräuchen, wie Fasten, Gebet, Almosengeben, Hilfe für die Armen, Besuche bei Eltern und Freunden.
Ich hoffe und bete, daß die Früchte dieser guten Werke Ihr Leben bereichern können.

2. Für einige unter Ihnen, wie auch für andere, die verschiedenen religiösen Gemeinschaften angehören, liegt ein Schatten über der Freude des Festes: die Erinnerung an ihre Lieben, die auf Grund von Gewalt  ihr Leben oder ihren Besitz verloren und physisch, seelisch und spirituell gelitten haben.  Ethnische und religiöse Gruppen in vielen Ländern der Welt haben enormes und ungerechtes Leiden erfahren : den Mord an einigen ihrer Mitglieder, die Zerstörung ihres kulturellen und religiösen Erbes, die Zwangsvertreibung aus Häusern und Städten, Belästigung und Vergewaltigung ihrer Frauen,Versklavung ihrer Mitglieder, Menschen-und Organhandel,  bis hin zum Verkauf von Leichen!

3. Uns allen ist die Schwere, die diesen Verbrechen innewohnt, bewußt.  Aber das, was sie noch hassenswerter macht, ist der Versuch, sie im Namen der Religion zu rechtfertigen. Dabei handelt es sich um den klaren Beweis der Instrumentalisierung der Religion um zu Macht und Reichtum zu gelangen.

4. Es wäre eigentlich überflüssig zu sagen, daß jene, die die Verantwortung für die Sicherheit und die öffentliche Ordnung  haben, auch die Pflicht zur Erziehung der Familien, Schulen. Lehrer, Religionsführer (...) haben. Gewalt und Terrorismus entstehen zuerst in den Köpfen abweichender Personen und wetden dann in der Folge ausgeführt.

5. Alle die, die in die Erziehung der Jugend oder andere Felder der Erziehun involviert sind, sollten die Sakralität des Lebens und der Würde  lehren, die daraus jedem Menschen zukommt- unabhängig von seiner Nationalität, Religion, Kultur, sozialen Stellung oder politischen Einstellung. Kein Leben ist aus Gründen der Zugehörigkeit zu einer speziellen Rasse oder Religion wertvoller als ein anderes. Deshalb darf niemand töten. Niemand darf im Namen Gottes töten, denn das wäre ein doppeltes Verbrechen gegen Gott und gegen die Person selbst.

6. Es darf da keine Zweideutigkeit in der Erziehung geben. Die Zukunft eines Menschen, einer Gemeinschaft, und der gesamten Menschheit kann nicht auf einer solchen Zweideutigkeit aufgebaut werden, Christen und Muslime- jeder nach seiner jeweiligen religiösen Tradition- sollen auf Gott schauen und
sich ihm und der Wahrheit gegenüber entsprechend verhalten.
Unser Leben soll so geführt werden, daß die Gläubigen diese Überzeugungen respektieren .

7. Nach dem Hl. Johannes Paul II  haben Christen und Muslime das Privileg des Gebets (Rede vom 14. Februar 1982 ). Unsere Gebete sind sehr nötig:  für Gerechtigkeit, Frieden, Sicherheit in der Welt, für die, die sich vom rechten Weg des Lebens entfernt haben und Gewalt im Namen der Religion ausüben, damit sie zu Gott zurückkehren können, sowie für die Armen und Kranken.

8. Unsere Feste nähren in uns die Hoffnung für Gegenwart und Zukunft.  Dass wir mit Hoffnung auf die Zukunft der  Menschheit schauen können, besonders, wenn wir unser Bestes tun, damit unsere legitimen Wünsche wahr werden.

9. Mit Papst Franziskus wünschen wir Ihnen, daß die Früchte des Ramadans und die Freude von Id al-Fitr Frieden und Wohlstand bringen und menschliches und sprituelles Wachstum für Sie!
Gutes Fest für Sie alle! "

Dal Vaticano, 12 giugno 2015
Jean-Louis Cardinale Tauran
Presidente
Padre Miguel Ángel Ayuso Guixot, M.C.C.I.
Segretario

3 Kommentare:

  1. "...wie Franziskus es bereits beim Angelus vom 13. August 20113 getan hatte."

    Kommt Ihr also doch aus der Zukunft? ;-)

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    1. ja tun wir...aber das soll keiner wissen! Hatte es auch gerade gesehen und korrigiert. Danke!
      Alles was Recht ist, aber mindestens noch weitere 18098 Jahre, das wäre denn doch etwas zu lang für ein Pontifikat.

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  2. Nein, wir kennen das Geheimnis der ewigen Jugend auch nicht und es war nur ein Typo, der inzwischen korrigiert ist ;-)

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