Sonntag, 19. Juli 2015

"Der tapfere Kardinal Pell bestreitet das Papst-Dogma vom Klimawandel"

So überschreibt Damian Thompson im "Spectator" seinen Artikel über den wackeren australischen Kardinal, den Helden der vergangenen Familien-Synode.  Hier geht´s zum Original  klicken

"DER TAPFERE KARDINAL PELL GREIFT DAS PAPST-DOGMA VOM KLIMAWANDEL AN"

"Die Kirche hat vom Herrn kein Mandat bekommen, sich zu Wissenschaftsthemen zu äußern," sagte er.
Mit diesem einen Satz legt Kardinal Pell seinen Finger auf das, was an Laudato Si´, der Umweltenzyklika von Papst Franziskus falsch ist.
In diesem Text hat sich Franziskus in einen Streit über Klimawandel und Umwelt eingemischt und Partei ergriffen. Mehr noch - er machte dabei den Eindruck, für alle Katholiken zu sprechen, als er das tat. Und falls das aus irgendeinem Grund nicht so sein sollte, sollten sich irrende Gläubige seiner Linie anschließen. In einem Interview mit der Financial Times vom vergangenen Donnerstag verließ der Präfekt des Wirtschaftssekretariates diese Linie. Es war ein mutiger Schritt, das zu tun.
Pells gesamte Reform der Vatican-Finanzen hat ihm viele Feinde eingebracht und jetzt ist er für Angriffe noch verletzlicher geworden.

Warum dieses Risikos auf sich nehmen? Ich vermute, daß Kardinal Pell "Laudato si´" für die schlechteste Enzyklika der modernen Zeit hält. Wie der Kolumnist der NYT, Ross Douthard es ausdrückte: "sie ist "katastrophistisch" - nicht nur in ihrer Klima-Wissenschaft sondern auch in ihrer Haltung zu modernen Technologien im Allgemeinen:

" ....ihr Katastrophismus macht diesen Papst für empirische Kritik anfälliger. Z.B. setzte er sich nicht ausreichend mit der Tatsache auseinander, daß weltweit die Armen unter genau jenem Weltsystem, das er beklagt - immer weniger arm geworden sind. Eine Tatsache, die die Bedingungen des Environmentalismus erschwert haben"

Aber bleiben wir beim Klimawandel. Wir haben uns glücklicherweise vorwärts bewegt seit den Tagen, als Klimaskeptizismus von statistisch ahnungslosen Kulturkriegern von rechtsaußen repräsentiert wurde, denen auf der anderen Seite wissenschaftliche Zeloten gegenüberstanden, die glücklich waren, ihre unpassenden Daten verbergen zu können, um ihre Sache zu beweisen. Aber die Wissenschaft ist nicht erweisen. Es ist nur, daß die Debatte raffinierter geworden ist.
Vor Kurzem sprach ich mit einem libertären, in Statistik erfahrenen Journalisten- einem in der Tat sehr "seltenen Tier".  Ich fragte ihn nach der globalen Erwärmung und erwartete eine Bloßstellung von linkem 
Alarmismus. Statt dessen antwortete er; " Da gehe ich nicht mit, - ich weiß nicht genug darüber - und goß Hohn aus über die Amateurkommentatoren aller Überzeugungen.

Mit Laudato si´ hat sich Papst Franziksus in die Reihen dieser Amateure eingereiht. Außer einen wissenschaftlichen Konsens über den Klimawandel anzunehmen- und es ist ein Konsens - kaum bedroht von glaubwürdigen Experten- schlug er eine "neue politische Weltautorität" vor.
Douthat beschreibt diesen Teil der Enzyklika als "getränkt in blanker Verachtung der existierenden Führungsklasse". Wahr, obwohl ich vermute, daß diese Verachtung sich letztlich direkt gegen die Vereinigten Staaten richtet: Argentinien ist immer das amerikafeindlichste Land Südamerikas gewesen.
Man fürchtet sich, zu denken, wie diese neue Weltautorität sich gebärden würde - von korrupten Regierungen mit unbegrenzter Macht ausgestattet und durch päpstliche Autorität geheiligt. Ich kann es mir nicht vorstellen, wenn ich ein wenig über solche Argumente nachdenke, wie sie Jim Manzi im folgenden Text in der National Review vorbringt:
"Gutmeinende Kosten-Nutzen-Analysen zeigen, daß die verschiedenen Vorschläge zur CO2 -Rationierung das Wirtschaftswachstum als Folge niedrigerer Emissionen - reduzieren würden, seien sie mechanischer Art - wie z.B. einer CO2 Steuer oder ein Begrenzungs- und Handelssystem oder durch direkte Regulierung - und in der realen Welt Kosten verursachen würden, die den erwarteten Benefit übersteigen."

Man kann mit Manzi übereinstimmen oder auch nicht. Papst Franziskus scheint sich kaum dessen bewußt zu sein, daß diese Kritik existiert. Kardinal Pell jedoch ist da sicher.
Aber auch er hat die Sichtweise eines Amateurs was die Klimawissenschaft angeht. Unterminiert sie das?
Ja, aber nicht mehr als die anderer gut - informierter Nichtexperten auch, die Partei ergreifen. Hier ist ein Auszug aus einer Rede, die er 2011 gehalten hat:

"Was immer unsere politischen Meister entscheiden - bezüglich dieser Flut westlicher Verschuldung, ist es auf Grund des wachsenden öffentlichen Drucks zunehmend unwahrscheinlich, daß sie ihrer Bevölkerung weitere finanzielle Bürden auferlegen, um das Ansteigen der globalen Temperaturen zu unterbinden - außer vielleicht in Australien, das bei 2% Anteil an der industriellen Weltproduktion nur 1,2 % der CO2 Emission verzeichnet - während es weiterhin Kohle und Eisen für Milliarden von $ nach Asien verkauft.
Extreme Wetterereignisse sind zu erwarten, deshalb unterstütze ich die Sichtweise von Björn Lombord und Bob Carter, daß Geld eingesetzt werden sollte, um den Lebensstandard zu steigern und so die Verwundbarkeit gegenüber Katastrophen zu vermindern.
Die Kosten, die der Versuch haben würde, die globale Erwärmung zu beseitigen, wären sehr hoch. Sie können vielleicht am Anfang den großen Verschmutzern auferlegt werden, aber sie werden wohl bis zu den Endverbrauchern durchschlagen. Bemühungen, diese Effekte von den Verletzlichen fernzuhalten, sind wohlgemeint, aber die Geschichte sagt uns, daß sie nur teilweise erfolgreich sein können."

Wieder müssen Sie nicht einverstanden sein. Aber Pell ist nicht der Papst und er hat nicht versucht, einen temporären wissenschaftlichen Konsens und ein grandioses politisches Projekt in die Lehre der Kirche einzuführen. In der Tat, wäre er Papst, bin ich sicher, daß er den Stuhl Petri nicht als Plattform für sein eigenes säkulares Manifest benutzen würde.

Das ist es, was Laudato si´ tut. Die Enzyklika ist nicht primär ein weltliches Dokument. Pell selbst sagt, daß sie die Christliche Verpflichtung, die Umwelt zu schützen sehr schön darstellt. Aber durch das Phantasieren über eine supra-Nationale Klimapolitik beweist sie offensichtliche Ignoranz über ein Thema, für das der australische Kardinal mehr Fachwissen hat als sein Chef: das richtige Verhältnis zwischen dem immergültigen Lehramt der Kirche und den immer vorläufigen Schlußfolgerungen der Wissenschaftler.

Deshalb hat Kardinal Pell gesprochen., Und deshalb hatte er das Recht, das zu tun.
Quelle: Spectator, Damian Thompson
  

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