Montag, 21. September 2015

Mitis Iudex, eine Reform, die niemanden zufrieden stellt

-urteilt Edward Peters, Dozent für Kirchenrecht und Lehrstuhlinhaber im Seminario Maggiore del Sacro Cuore, Detroit /USA. La Nuova Bussola Quotidiana hat den Artikle übersetzt und veröffentlicht.
hier geht´s zum Original:    klicken

      "MITIS IUDEX, EINE REFORM, DIE NIEMANDEN ZUFRIEDEN STELLT."
"Die Argumentation von Ross Douthat (bekannter Blogger  und Kommentator der NYT) zum "Ende des Spiels" von Papst Franziskus ist interessant- wie immer- und voll zustimmungsfähig .
Aber in einem wichtigen Punkt bin ich anderer Meinung,
Schreibt Douthat: " Die beschleunigte Annullierungsprozedur schwächt die Glaubwürdigkeit der Katholischen Doktrin -sei es in ihrer Durchsetzung, sei es in ihrer Wirkung. Aber sie ändert die  Lehre der Kirche zu Ehe und Eucharistie in keiner Weise."
Zweimal, vielleicht dreimal deutet Douthat an, daß die Strategie von Papst Franziskus (primär die durch die in Mitis Iudex vorgenommene Neuformulierung der Annullierungsprozedur) ein Sieg ( wenn auch ein kleiner) der Ehelehre zu Ehe, Scheidung, Wiederverheiratung und zum Empfang der Kommunion ist.

Ich sage nein, das stimmt nicht. Die Strategie Franziskus´ ist kein Sieg der Kirchenlehre zu diesen Themen aus dem einfachen Grund, weil die Lehre der Kirche da nie in Gefahr war.
  Vielleicht ist es wahr, daß durch die vom Papst ausgesprochene Ermutigung oder einfach auf Grund seines Regierungsstiles einige wichtige Kleriker an eine formale Änderung der Kirchenlehre über die Dauer der Ehe geglaubt haben . Und daß deshalb einige Beobachter der Kirche auf die Idee eines Schismas, das solche Veränderungen verursachen könnten, gekommen sind.
Aber alle diese Anstrengungen, die Doktrin zu ändern, haben keinen Sinn und alle Spekulationen über ein Schisma sind absurd.

Die Päpste können  (ich sage "können nicht", nicht könnten nicht, sollten nicht, würden wahrscheinlich nicht-sondern ausdrücklich können nicht) die fundamentale Lehre der Kirche zu dieser Materie nicht ändern. Und niemand hat-(sogar wenn man dieser unwahrscheinlichen Prämisse zustimmte) auch nur einen der Verteidiger der Ehe über die Möglichkeit eines Schismas -in diesem unwahrscheinlichen Fall-spekulieren hören.


Das bedeutet nicht, daß die Vorlieben der Kardinäle Kasper und Marx- um nur zwei zu nennen- keinen schweren Schaden an der Klarheit der Kirchenlehre zu diesen Themen verursacht hätten. Sie haben Schäden provoziert-auch über die Ehedoktrin hinaus: besonders Kasper an der Sakramententheologie und Marx an der Ecclesiologie.


Aber die Wahrscheinlichkeit einer formalen Änderung der Ehelehre der Kirche (oder etwas anderem, was der Kirche von Christus übergeben wurde) liegt bei Null- und wird dort immer bleiben.
Wenn es aber nie ein wirkliches Risiko einer in der Realität unmöglichen Änderungen der Lehre gegeben hat, dann können die neuen vom Papst promulgierten Normen für die Nichtigkeitserklärung kein Sieg der Doktrin sein. Wer anders denkt, hat einen Schaden gefürchtet, der nicht eintreten konnte,

Aber bevor irgendjemand erleichtert aufatmet, weil die Kirche einer Kugel ausgewichen ist (die sie aber nie hätte treffen können) scheint mir, daß die Kirchendisziplin (dieser kleine vitale Raum, in dem die Doktrin in den pastoralen Asphalt beißt) durch Mitis Iudex ernsthaft bedroht wird und daß die Bischöfe dringend um einen großen Schritt rückwärts bzgl.der radikalsten Reformen (speziell der Option des "kürzeren Prozesses") bitten müßten
Ich könnte hinzufügen, daß die gegebene Struktur der Hierarchie der Kirche- göttlich eingesetzt- bedeutet, daß- wenn die Bischöfe nicht handeln, es sehr wenig gibt, was irgendwer tun könnte.

Um klar zu sein- der aktuelle Annullierungsprozess ist-wie alle von Menschen gemachten Dinge- nicht perfekt. Es gibt einige Punkte (z.B. die obligatorische Revision durch eine zweite Instanz) die reformiert werden könnten oder- abgeschafft (wie es Mitis Iudex anordnet)  und so die Dinge beschleunigen würden.
Aber der größte Teil dessen, was vom Prozess übrig bleibt, wie die Frage nach dem Naturrecht- ist für die zuverlässige und vernünftige Vorgehensweise der Justiz nötig.

Das, was Kritiker für Kritiker für Kritiker nicht sehen können oder nicht zugeben wollen, ist, daß der Annullierungsvorgang ein legaler Prozess ist-kein theologischer, kein pastoraler sondern ein legaler. Erdacht, um auf eine wichtige legale Frage zu antworten. und zwar: ob zwei Menschen auf korrekte Weise ihre Zustimmung zur Ehe gegeben haben.
Das ist eine eine Frage von ja oder nein, bei der ich alles respektiere und alles sage, darüber hinaus ist das, was die Annullierung ist und was sie für die Kirche bedeutet, sekundär.
Gibt man eine falsche Antwort auf diese Frage, sind alle Konsequenzen, die daraus folgen, auch falsch.


Jetzt verändert Mitis Iudex kein Jota an der Lehre der Kirche zur Ehe. Es wiederholt die unveränderliche Natur der Kirchenlehre zur Ehe und die Wichtigkeit, eine kirchliche Prozedur zu haben, um den Gläubigen den Charakter der Ehe näher zu bringen. Aber die Option des von Mitis Iudex angeboteten "kürzeren Prozesses" beraubt eine bedeutende Anzahl von Ehen (die sich unausweichlich noch vergrößern wird) des realen Schutzes, den die praktische Disziplin, die in den formalen Gerichten -und nicht durch bewegende Rezitationen der Ehelehre- in Fällen der Annullierung geboten wird.

Wirklich beraubt Mitis Iudex eine so große Zahl von Ehen dieser Art des prozeduralen Schutzes: schwerhörig, wählerisch aber effektiv (hmmm- so effektiv wie Männer, die keine Engel sind- eben sein können), so sehr, daß Franziskus die inhärenten Risiken des "kürzeren Prozesses"selbst zugibt und die Bischöfe (die, wie Sie wissen, nicht gefragt wurden, ob sie das wollen oder in der Lage sind, diese Aufgabe zu erfüllen) auffordert, sicherzustellen, daß das, was praktisch unausweichlich ist, nicht passiert.
Aber im Verlauf von 3 Monaten - jedenfalls wenn Mitis Iudex nicht signifikant modifiziert wird- oder zurückgenommen,- kommt auf alle Bischöfe die Aufgabe zu, persönlich zahlreiche Annullierungsprozesse zu führen.

Die Folgen dieser Veränderungen übersteigen meine armen Vorstellungskräfte.
Zusammengefaßt: Jene (dabei scheint es sich um eine kleinere Zahl zu handeln), die die Lehre der Kirche zur Ehe ändern wollen, sind mit Mitis nicht zufrieden, weil Mitis in dieser Hinsicht nichts ändert.
Jene (wenige vermute ich), die glauben, daß keine Reform des Annullierungsprozesses nötig ist, sind mit Mitis nicht zufrieden, weil Mitis einige authentische Reformen anbietet.

Jene (ich bin sicher, daß es viele sind), die einige Reformen des Annullierungsprozesses wollen, aber nicht wollen, daß die Reformen einen Ausweg eröffnen, um die vorgesehen Prozeduren zu umgehen, sind mit Mitis nicht zufrieden, weil Mitis zwar das Annullierungsverfahren reformiert, aber zugleich die Möglichkeit bietet, diesen Prozess zu umgehen.

Kurz: ich wüßte nicht, wer mit Mitis Iudex, so wie es ist, zufrieden ist oder sein könnte."

Quelle: Edward Peters, La Nuova  Bussola Quotidiana

5 Kommentare:

  1. Der Herr Peters sagt, "Die Päpste können [...] die fundamentale Lehre der Kirche zu dieser Materie nicht ändern".

    Meine Frage: Welche Autorität besitzt dieser Herr Peters, dass der festlegen kann, was ein Papst machen kann und was er nicht machen kann?

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    1. Er ist Kirchenrechtler, Lehrstuhlinhaber für Kirchenrecht in den USA (steht alles im Text) Dass ein Papst die immerwähredne Lehre nicht ändern kann, ist übrigens nicht neu.
      Das müssen in D noch viele lernen, daß, nur weil man etwas nicht kennt oder nicht weiß, es trotzdem Realität sein kann.

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    2. Athener Eule21.09.15, 22:02

      Päpste können übrigens auch nicht die 10 Gebote ändern....

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    3. Ich wusste natürlich, dass der Herr Peters Kirchenrechtler ist, denn ich habe den Text gelesen. Meine Frage sollte also eher so verstanden werden: Welche Autorität besitzt ein amerikanischer "Ordinarius für Kirchenrecht", dass er festlegen kann, was ein Papst entscheiden darf und was nicht.

      Meine Meinung: Der Einzige, der die Autorität besitzt, zu entscheiden, was ein Papst darf oder was er nicht darf, ist der Papst selbst. So und nicht anders interpretiere ich das Dokument "Pastor Aeternus", welches vom Ersten Vatikanischen Konzil verabschiedet worden ist.
      http://www.kathpedia.com/index.php?title=Pastor_aeternus_%28Wortlaut%29#Der_Primat_enth.C3.A4lt_die_oberste_Lehrgewalt

      Wenn also der Papst nach der Synode etwas verkünden wird, dann ist es die korrekte Auslegung der von den Aposteln überlieferten Offenbarung unter dem Beistand des heiligen Geistes (siehe Pastor Aeternus 17), unabhängig davon, was der Herr Professor aus Amerika meint, was der Papst dürfe oder nicht dürfe. Und wenn der Papst die zehn Gebote anders auslegt, als das die Athener Eule bisher gewohnt war, dass haben wir das als verbesserte Auslegung des Heiligen Geistes zu akzeptieren, ob wir das nun fassen können oder nicht.

      Das päpstliche Lehramt ist dazu da, uns zu belehren. Das heißt insbesondere: Wenn wir die vollständige Wahrheit schon kennen würden, dann bräuchte es kein Lehramt. Das Lehramt ist also auch dazu da, die Dinge zu korrigieren, die wir fälschlicherweise für die "ewige kirchliche Lehre" gehalten haben. Ich kann nicht erkennen, inwiefern ich oder Damasus oder der Herr Professor oder irgend jemand anders gegen solche Irrtümer gefeit sein sollten.

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    4. nein so einfach ist das nicht, weil auch der Papst nicht Herr unseres Glaubens, sondern Diener unserer Freude ist.
      Und die Autorität des Papstes ist nicht allumfassend, sondern sehr begrenzt, so kann er nichts an der Wahrheit ändern, auch wenn er es gerne täte und sogar entsprechende Akte setzt.
      For further reading "Bibel: Apostelgeschichte, der erste Papst und die Speisegebote.

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