Das fragt Lorenzo Bertocchi, nachdem gestern die Synode mit der Abstimmung der Väter über die einzelnen Paragraphen (von denen die kontroversen das Ziel nur knapp erreichten) und der Rede des sichtlich aufgebrachten Papstes ( "Papst geißelt die Bischöfe") endete heute bei La Nuova Bussola Quotidiana. Hier geht´s zum Original: klicken
"DIE SYNODE ENDET MIT EINEM KOMPROMISS, HINTERLÄSST ABER DEN
EINDRUCK EINER GESPALTENEN KIRCHE"
"Der lange synodale Weg zur Familie hat das Ziel erreicht.
"Sicher" sagte der Papst in seiner Abschlussrede zur Versammlung "bedeutet das nicht, daß alle fraglichen Familienthemen abschließend behandelt wurden, sondern daß wir versucht haben, sie im Licht des Evangeliums und der Tradition der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche zu beleuchten- und die Freude der Hoffnung zu vermitteln, ohne in eine leichte Wiederholung dessen zu verfallen, was nicht diskutiert werden kann oder schon gesagt wurde."
Alle 94 Paragraphen der Relatio finalis haben die 2/3-Mehrheit der Stimmen erhalten, und die einzigen, die dieses Resultat nur mühsam erzielten, waren die, die sich auf die Fragen der Begleitung der wiederverheirateten Geschiedenen bezogen.
Besonders Nr.85 hat die Zweidrittel (177) mit nur einer Stimme mehr als nötig erreicht (178). Andere sehr sensible Themen, wie z.B. das der Homosexualität, kommen im Text gar nicht vor. Eine andere Überlegung betrifft den evidenten Unterschied zwischen der Relatio finalis gegenüber dem umstrittenen Instrumentum Laboris und- noch ausgeprägter- der berüchtigten Relatio postdisceptationem der 2014- Synode.
Die wiederverheirateten Geschiedenen: kein Hinweis auf die Kommunion
Die drei Paragraphen zur Frage der wiederverheirateten Geschiedenen- Nr.84, 85 und 86, nehmen großenteils den Text des circulus Germanicus auf, zu dem auch die Kardinäle Kasper, Müller und Schönborn gehörten, und der von Anfang an den möglichen Weg der Mediation aufzeigte.
Die Interpretation des Texte hat vor allem Kardinal Schönborn im üblichen Pressebriefing vor der Mittagspause geliefert: "Wir haben nicht direkt über den Zugang zu den Sakramenten gesprochen, aber es hat sich der Weg der Differenzierung zur Integrierung dieser Paare in die christlichen Gemeinschaft gezeigt."
Das ist ein erster Punkt, der geklärt werden muß: im Text gibt es wie Schönborn unterstrich- keinerlei Bezug auf die Eucharistie.
In Nr. 85 wird- wie es die deutschen Väter in ihrem Kreis taten- der erste Teil von Nr. 84 der apostolischen Exhortation "Familiaris Consortio" zitiert, in dem davon gesprochen wird- "die Situationen gut zu unterscheiden". Dann heißt es "es ist die Aufgabe der Priester die Personen zu begleiten, die am Weg der Unterscheidung nach der Lehre der Kirche und der Führung durch den Bischof interessiert sind."
Am Ende kann diesen "Orientierungen durch den Bischof" Raum für sehr heterogene Realitäten geben, die Nr.86 zeigt an, daß diese Unterscheidung niemals von der Wahrheit und der Barmherzigkeit des Evangeliums, das die Kirche verkündet, abesehen kann.
Damit das geschen kann, müssen die nötigen Voraussetzungen von Demut, Zurückhaltung, Liebe zur Kirche und ihrer Lehre, der ernsthaften Suche nach dem Willen Gottes und des Verlangens, zu einer vollkommneren Lösung als dieser zu kommen, garantiert werden.
Es ist ausreichend klar, daß der Beschluss, den Zugang zu den Sakramenten nicht zu erwähnen-und somit die im Inneren von Familiaris Consortio Nr. 84 gestellten Fragen, der Kompromiss sind, der es ermöglichte die ausreichende Zahl der Stimmen für die 2/3 Megrheit zu erreichen. Bleibt abzuwarten, ob der Papst sich in einem eventuellen Dokument, wie z.B. einer apostolischen Exhortation o.ä., äußert. Gemeinsam wurde die Basis für die Unterscheidung gelegt -aufmerksamer im Hinblick auf die Konfrontationen mit der Realität, "damit sie sich nicht exkommuniziert fühlen"
Homosexuelle Personen, nur ein einziger Paragraph
Von ihnen wird nur im § 76 und nur im Bezug auf Familien, die die Erfahrung machen, in ihrer Mitte Personen mit homosexueller Tendenz zu haben, gesprochen, in dem "Die Kirche verlangt, daß jede Persosn-unabhängig von ihrer sexuellen Tendenz respektiert und in ihrer Würde respektvoll angenommen wird, und dafür zu sorgen, jeden Weg der ungerechtgen Diskriminierung zu vermeiden."
Aber es gibt keinerlei Hinweis auf irgendeine Form der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare.
"Für die Projekte der Gleichsetzung gleichgeschlechtlicher Verbindungen mit der Ehe "- liest man im Dokument-"gibt es keinerlei Fundament- auch nicht den entferntesten HInweis- um eine Analogie zwischen den homosexuellen Verbindungen und dem Plan Gottes für die Ehe und die Familie herzustellen."
Die Synode hält es in jedem Fall für inakzeptabel, daß örtliche Kirchen sich diesbezüglich dem Druck beugen und daß internationale Organisationen von den armen Ländern -als Voraussetzung für finanzielle Hilfe verlangen, Gesetze zur Einführung gleichgeschlechtlicher Ehen zu erlassen."
Verantwortliche Vaterschaft und Mutterschaft (Humanae Vitae)
Verglichen mit der Formulierung der problematischen Nr. 137 des Instrumentum laboris liest man in Nr. 63 der Relatio daß "konform mit dem persönlichen, menschlich vollständigen Charakter der ehelichen Liebe, der richtige Weg der Familienplanung in einem einvernehmlichen Dialog der Ehepartner besteht und dem Respekt vor den Zeiträumen und der Beachtung der Würde des Partners.
In diesem Sinn müssen die Enzyklika Humanae Vitae und die Apostolische Exhortation Familiaris Consortio wiederentdeckt werden, mit dem Ziel, die Verfügbarkeit für die Procreation zurück zu geben-im Gegensatz zu einer dem Leben gegenüber feindlichen Mentalität. Die jungen Paare müssen wiederholt ermutigt werden, Leben zu geben. Auf diese Weise kann die Offenheit für das Leben in der Familie, der Kirche und der Gesellschaft wachsen."
Zurückweisung der Gender-Ideologie
(Nr.8) Eine der heutigen kulturellen Herausforderungen von großer Relevanz ist die Geneder-Ideologie, die den Unterschied und die natürliche Gegensätzlichenkeit zwischen Mann und Frau leugnet. Sie sieht eine Gesellschaft ohne Unterschiede der Geschlechter vor und schafft so die anthropologische Grundlage der Familie ab. Diese Ideologie führt Erziehungsprogramme ein, und gesetzgeberische Orientierungen, die eine persönliche Identität und Gefühlsintimität befördern, die radikal vom biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau abgelöst sind. Die menschliche Identität wird zu einer individualisischen Option, die sich mit der Zeit auch ändern kann,.
In Nr 58 gibt es eine relevante Passage über die Erziehungsfrage: "Bei den aktuellen kulturellen Veränderungen werden Modelle präsentiert, die im Gegensatz zur christlichen Sicht der Familie stehen. Die Sexualität wird wird vom Projekt der authentischen Liebe gelöst. In einigen Ländern werden von den öffentlichen Autoritäten Erziehungprogramme angeordnet, mit Inhalten, die im Kontrast zur humanistischen und christlichen Sichtweise stehen. Dann:wird entschieden die Freiheit der Kirche betont, die eigene Lehre zu verkünden und das Recht der Erzieher auf Widerstand aus Gewissensgründen bekräftigt."
Am Ende dieses langen synodalen Weges, auf dem es nicht an Theaterdonner - angeblichen Verwicklungen und konspirativen Hermeneutiken jeder Art,-fehlte, haben die Väter mit neuen Worten die Lehre der Kirche bekräftigt.
Angesichts des Verlaufs vor der Interims-Relatio von 2014 ist die Zurückhaltung mehr als evident. Wer große Neuerungen erwartete, findet sich in der Katholischen Kirche wieder, die von Neuem sagt, daß die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau- offen für das Leben- die sich für immer Liebe versprechen, der Ziegelstein ist, mit dem Gegenwart und Zukunft jeder menschlichen Gesellschaft gebaut werden. Außerdem werden wir daran erinnert, daß die "christliche Ehe nicht auf eine kulturelle Tradition oder eine einfache juristische Konvention reduziert werden darf: sie ist wirkliche Aufgabe von Gott -der aufmerksam unterscheidet- in dauerndem Gebet und angemessener Reifung."
Sicher ist nicht alles wie voher, und wir alle müssen uns vom Heiligen Geist, der in der Kirche arbeitet, bereichern lassen- jedenfalls erscheint klar, daß es einen gewissen Bruch in der Gemeinschaft gibt und daß- vielleicht- die Synode hier nicht endet."
Quelle: Lorenzo Bertocchi, la Nuova Bussola Quotidiana
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