Donnerstag, 14. April 2016

Der Anfang vom Ende? Oder der Krieg um eine Fußnote.


Damian Thompson schreibt im Spectator über die Schlacht um Bergoglios Fußnoten in Amoris Laetitia. Hier geht´s zum Original:  klicken

                "DER ANFANG VOM ENDE FÜR PAPST FRANZISKUS"
"Hat er listig die Kommunion für die Geschiedenen in einer Ecke seiner letzten Ankündigung versteckt? Keineswegs.



Am Freitag veröffentlichte er eine 200-seitige Exhortation mit dem Titel Amoris Laetitia. Das war Franziskus´ langerwartete Antwort auf die beiden Familien-Synoden von 2014 und vom letzten Jahr, die in einem Hickhack im anglikanischen Stil zwischen Liberalen und Konservativen endete.
Im Herzen des Streites stand die Frage, ob wiederverheiratete Geschiedenen die Hl. Kommunion empfangen können. Bis jetzt waren sie davon ausgeschlossen, weil die Kirche lehrt, daß ihre erste Ehe noch gültig ist und deshalb ihre aktuelle Verbindung (obwohl das Wort diplomatisch vermieden wird) ehebrecherisch ist.
Auch weil- obwohl die Protestanten diesen Teil des Neuen Testaments vergessen zu haben scheinen- wenn Jesus etwas nicht akzeptieren konnte, war das eine Scheidung.

Sogar Traditionalisten lieben es nicht, Katholischen Paaren das Sakrament vorzuenthalten, wenn ein Partner über viele Jahre in einer desaströsen Ehe-Prüfung lebte. Aber sie verweigern sie, weil sie glauben, daß das die Lehre Gottes ist. Mittlerweile haben viele oberflächliche Priester die Politik des "frag nicht, sprich nicht drüber" angenommen.
Die meisten Kardinäle wollten keine Zeit mit dem Kommunions-Bann für die Geschiedenen verschwenden. Aber ein alter deutscher Prälat, Kardinal Walter Kasper, hat sich über dieses
Problem ein halbes Jahrhundert lang Gedanken gemacht und diese oder jenen Weg eruiert, durch
den der Bann hätte aufgehoben werden können.

Niemand hat dem große Aufmerksamkeit gewidmet. Dann- in etwas was ich den Katastrophenmoment seiner Regierung nennen würde- entschied sich der neugewählte Papst Franziskus, Kaspers lange vergessene Pläne zur Basis der 2014-Synode zu machen.
Es folgten 18 Monate Chaos.

Um eine lange Geschichte kurz zu machen, teilte die Synode 2015 dem Papst mit, dass Kaspers
Plan unannehmbar sei, besonders für die Afrikanischen Kirchen.
Das ließ Franziskus in eine Rückzugsposition zurückfallen, die die Scheidungs-und-Kommunionsfrage scheinbar den lokalen Bischöfen zugeschiebt.

Aber er hätte sie ohne Mandat der Synode der Kirche aufzwingen müssen. Als der letzte Freitag näher kam, fragte sich jeder: wird er oder wird er nicht?
Wie vielen anderen Katholischen Journalisten wurde auch mir Donnerstag Nacht eine Kopie von Amoris Laetitia zugesandt. Ich überprüfte mehrmals die Sellen, in denen Franziskus den Bann aufgehoben oder den Bischofskonferenzen die Macht das zu tun, zugesprochen hätte.
Hat er aber nicht getan.
Statt dessen wurde uns gesagt, daß die Priester die Betroffenen begleiten sollten und ihnen helfen, ihre Situation gemäß der Lehre der Kirche und den Richtlinien der Bischöfe zu verstehen
Mit anderen Worten- yadda.yadda.yadda-weil der Papst nur die bestehende Ehe zitierte. Ich konnte nicht widerstehen zu twittern :"Hier ist Kardinal Kasper. Kann ich die Champagner-Bestellung 
für Morgen canceln?"
Als Amoris Laetitia mittags herauskam, gab es Klagen von Progressiven Katholischen Kommentatoren. Christoph Lamb, Vaticanist des Tablets, der anstatt zu berichten, während der letztjährigen Synode als Mundstück der Kasperianer wirkte, sagte, es sehe so aus, als ob Franziskus Änderungen vornehmen wollte, aber die Bischöfe ihn nicht gelassen hätten.

Und die Konservativen machten eine Entdeckung: Fußnote 35- Sie schrien auf: Da lauert der Teufel."
Ich habe  sie natürlich übersehen -wie die meisten von uns, die durch die Exhortation hetzten.
Sie bezieht sich auf die Hilfe, die die Kirche Menschen in einer Situation objektiver Sünde geben kann, sodaß sie wachsen können im Leben in der Gnade und Barmherzigkeit.





Weil sie schon "die infame Fußnote 351" genannt wird, will ich sie vollständig wiedergeben.
"In bestimmten Fällen kann das die Hilfe des Sakramentes einschließen.Ich möchte die Priester daran erinnern, die Beichtstühle keine Folterkammer sein sollen sondern eher der Ort der Begegnung mit der Barmherzigkeit des Herrn" (Apostolische Exhortation Evangelii Gaudium[24. November]2013 :AAS 105 [2013], 1038) Ich würde auch darauf hinweisen, daß die Eucharistie kein Preis für die Perfekten ist, sondern Nahrung für die Schwachen (ibid. 47: 1039)"
Diese Zitate und eckigen Klammern sind wichtig. Sie zeigen, daß Franziskus Dinge zitiert, die er bereits gesagt hat. Also nichts Neues hier. Aber er vermischt einen Hinweis auf die Beichte und
die Eucharistie so daß man daraus schließen kann, daß der Papst denkt, es sei für den Beichtvater zulässig, wiederverheiratete geschiedene Katholiken zur Kommunion zuzulassen. Aber Sie müssen zwischen den Zeilen lesen, oder eher zwei Sätze zusammensetzen, die Franziskus durch ein "auch" getrennt hat.
Dann macht der amerikanische konservative Hardliner Michael Brendan Dougherty einen Schritt vorwärts.
Er schreibt einen Artikel mit dem Titel "Die Feigheit und die Hybris von Papst Fanziskus", dem ich meinen Preis für die "Los-sag-uns-was-du-wirklich-denkst-Schlagzeile" des Jahres zuerkenne.

Nach dem Artikel ermutigt Franziskus die Wiederzulassung von Menschen in objektiv ehebrecherischen Verbindungen zur Hl. Kommunion. Das trompetet er natürlich nicht herum. Er hat das in der 351. Fußnote vergraben. Für einen Mann von so großer Kühnheit vor Gott, ist Franziskus sicher nicht so kühn vor den Menschen,"Dougherty kritisiert auch konservative Feiglinge, die das loben was an Papst Franziskus in ihren Augen gut ist, aber über den Rest hinweggehen. Tatsächlich ist es leicht, über Franziskus´ starke Ermutigung für die Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen hinwegzugehen, weil es nicht da ist.
Was die Feigheit des Papstes angeht, wissen wir nicht genug darüber, wie das Dokument geschrieben wurde, um zu urteilen. Aber wie merkwürdig daß, die eine Passage, die darauf hinweisen kann, was er tun wollte, -den Bann lockern- in eine Fußnote gestopft ist. Man kann das als ...interpretieren oder als das Zugeben seiner Schwachheit, oder ein bißchen von beidem.

Die offizielle Lesart ist, daß der Papst die Aufmerksamkeit nicht von der robusten aber sensiblen Verteidigung der Ehe ablenken wollte. Das ist es was man von Kardinal Nichols ( von dem man manchmal sagt, man könne nie herausfinden, was er über irgendetwas denkt)

Aber -wie ein priesterlicher Theologe mir erzählte "seien wir ehrlich, niemand liest diese Dokumente wirklich."
Am Ende wird der Haupteffekt von Amoris Laetitia sein, sicherzustellen, daß diese Wasser, die Papst Franziskus freiwillig und dummerweise trübte, trübe bleiben werden.
Seit er das Thema erstmals aufbrachte wissen die wiederverheirateten geschiedenen Katholiken nicht, wo sie bezüglich der Kommunion stehen. Jetzt wissen wir, daß der Papst sie nicht aufklären wird.

Er ist gezwungen worden, seine Reform abzutreiben - wenn es das ist, was er geplant hatte.
Durch diesen Prozess hat er sein Ziel erreicht, das Papstamt weniger einschücthernd zu machen - wenn auch nicht auf die Weise, wie er das wollte.
Diese Woche sieht er weniger wie der oberste Pontifex aus, sondern mehr wie ein Premierminister, der daran scheiterte, ein Gesetz durch´s Parlament zu bringen."

Quelle: Spectator, Damian Thompson

2 Kommentare:

  1. Also, in der offiziellen deutschen Übersetzung steht da ein Plural in der Fußnote 351: "die Hilfe der Sakramente". Damit fällt die Behauptung Thompsons in sich zusammen, der Satz beziehe sich nur auf die Beichte.

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    1. Das ist nicht unbedingt gesagt- "das Sakrament"kann auch für alle Sakramente im Pluralstehen. Und Thompson hat auch nicht behauptet, dass es nur für die Beichte gilt.

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