Donnerstag, 5. Januar 2017

Die Esoterik hält auf breiter Basis Einzug beim Osservatore Romano. Teil der Kurienreform?

Sandro Magister wundert sich über den Leitartikel des Osservatore Romano vom 4.1. und verleiht seiner Verwunderung ironisch und klar Ausdruck in einem Beitrag in Settimo Cielo.
Liest man, was der Leitartikler des Papstjournals zu den Kriegsursachen und dem Friedenprozess ind Syrien formuliert, kann man nur bänglich fragen: wie der Herr so´s G´scherr?
Die manifestierte Verachtung der Vernunft und des Intellekts durch den Pontifex scheint jedenfalls befremdlich seltsame Blüten zu treiben und man weiß noch nicht, ob man lachen oder weinen soll.
Hier geht´s zum Original: klicken


"FRIEDEN MACHEN IN SYRIEN? KUHHÖRNER UND HIRSCHBLASEN"


Man muß es lesen, um es zu glauben. Hier folgt der Anfang des Leitartikels auf der gestrigen Titelseite des "Osservatore Romano."
"Wir wissen, daß Aleppo nicht  durch Bomben befreit werden kann. Aleppo und Syrien müssen von der Misere befreit werden, vom Klimawandel, der vor einigen Jahren Männer und Frauen dazu brachte, aus den ländlichen Gegenden auszuwandern, was das demographische Gleichgewicht destabilisierte und die ersten syrischen Aufstände auslösten und dann den Krieg."
Autor dieser irrsinnigen Analyse der Syrien-Krise ist Carlo Triarco. Aber den Lesern der päpstlichen Zeitung wird nicht gesagt, daß er Präsident der Vereinigung für Biodynamische Landwirtschaft ist, die auf einem Ritual homöopathischer Düngung beruhende Anbaumethoden fördert, die vor einem Jahrhundert vom österreichischen Esoteriker Rudolf Steiner (1861-1925). (Kuhhörner, Hirschblasen und ähnliches,) dazu erdacht wurde, spirituelle, kosmische und astrale Kräfte in den Planeten hinein zu kanalisieren und ihn zu kräftigen. Eine Methode, die im letzten November in einem offenen Brief an den italienischen Landwirtschaftsminister von fast allen wissenschaftlichen Organisationen, die auf dem Gebiet der Landwirtschaft arbeiten, nach der Konferenz von Neapel als "magisch" abgelehnt wurde, der Konferenz, die von niemand anderem als der Vereinigung, der Triarco vorsteht, veranstaltet wurde. 
Anläßlich dieser Konferenz hatte der Osservatore Romano am 28. November nicht den Kritiken von Wissenschaftlern einen Platz eingeräumt sondern einem Selbstlob von Triarco, der in einem Artikel stolz behauptete, er habe im vergangenen Februar auch eine Konferenz über Laudato Si´, die Umweltenzyklika von Papst Franziskus, organisiert.
In einem anderen Artikel schrieb Triarco jubilierend, daß die Konferenz von Neapel von Hunderten Militanter dieser Volksbewegungen besucht wurde, die der Papst am 5. November im Vatican empfangen hatte und die sein Stolz und seine Freude sind, mit der Bestätigung, daß es "in der Welt eine große Bewegung der Erneuerung des gemeinsamen Hauses gibt."
Aber das war nicht genug. Anläßlich der Fusion von Bayer und Monsanto war es Triarco zu verdanken, daß der "Osservatore Romano" sich in einem Artikel der Sonntagsausgabe vom 18. September einem apokalyptischen Vorwurf zuwandte. 
Kehren wir zur heutigen Ausgabe zurück, dieser unglaublichen Eröffnung folgt eine ganze Hymne auf die mirakulösen Vorzüge der biodynamischen Landwirtschaft. die " den Hunger beendet und die Voraussetzungen für eine ländliche Widerstandskraft gegen den Klimawandel schafft" und damit als Nachwirkung -auch gegen Migration und Krieg, nicht nur in Syrien sondern auch in anderen Ländern, die bereits-sagt der Leitartikel- durch diese Anbaumethode erreicht wurden: Jordanien, Iran, Ägypten, Algerien, Erithrea, Äthiopien und Yemen."
In wenigen Tagen, am 9. Januar wird Papst Franziskus eine Rede vor dem beim Hl. Stuhl akkreditierten Diplomatischen Corps halten, in der er seine geopolitische Vision und die Wege der Friedenssuche  darstellen wird.
Von jetzt an ist zu hoffen, daß kein Botschafter den Eindruck bekommt, daß das Rezept der Kirche für den Frieden der heutige Leitartikel in der Papstzeitung ist."
Quelle: Settimo Cielo, Sandro Magister

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