Mittwoch, 8. Februar 2017

Interview mit Don Nicola Bux zur Post-Amoris-Laetitia-Kontroverse

Alberto Carosa hat für  The Remnant Don Nicola Bux zur aktuellen Kirchenkrise rund um Amoris Laetitia und ihre Interpretation interviewt.

Hier geht´s zum Original: klicken


"ÜBER AMORIS LAETITIA: INTERVIEW MIT DEM VATICANISCHEN LITURGIEBERATER UND THEOLOGIEPROFESSOR,  MSGR NICOLA BUX"

                 

"Zeugnis für die Wahrheit zu geben, schliesst das verlassen von freunden, verrat und tod mit ein"

Während die Debatte über die Exhortation Amoris Laetitia weiter tobt, hat Msgr. Nicola Bux freundlicherweise zugestimmt, den  augenblicklichen Stand der Dinge zu kommentieren, besonders nach dem Brief der vier Kardinäle an den Papst, die um Klarstellung von bestimmten Punkten in diesem Dokument bitten. Für die, die sich dessen vielleicht nicht bewußt sind: der Theologe und vaticanische Liturgieberater Msgr. Nicola Bux  ist auch Professor für sakramentale Theologie und Autor mehrerer Bücher, einschließlich des "Mit den Sakramenten scherzt man nicht" von 2016.
Frage:
"Sie folgen sicher aus der Nähe der Geschichte um den Brief der vier Kardinäle an Papst Franziskus, die um eine endgültige Klärung bestimmter Aspekte der Exhortation "Amoris Laetitia" bitten, die ihrer Meinung nach nicht so klar sind. Was denken Sie?"
Antwort:
"Ich bin für Moraltheologie nicht kompetenter als der normale Katholische Priester; ich habe an der Gregoriana studiert, als der Jesuit Joseph Fuchs "Situationsmoral" lehrte, die -wie ich denke- Amoris Laetitia infiziert hat, aber Don Giussani hat uns dann gewarnt, weil ein nichtkatholischer Gedanke in die Kirche eingedrungen ist, wie Paul VI zu Jean Guitton sagte. Ich meine, den Aposteln folgend (Gal1,8) lehrt der Heilige Cyril von Jerusalem daß der Katholische Glaube in der Taufe empfangen wird, für die Lebenszeit als Reiseproviant dienen muß, ohne jemals etwas anderes zu nehmen, selbst wenn die Hirten ihre Meinung ändern würden und das Gegenteil von dem lehren würden, was sie zuvor gelehrt hatten. 
Man glaubt, daß der Brief der Kardinäle an den Papst-und dieser wie der andere, der zu Beginn der Synode geschickt wurde- durch die gleiche Überzeugung getragen wird, er ist darüber hinaus ein Zeichen der Anerkennung des Petrinischen Amtes, weil er darum bittet vom Summus Pontifex und der Glaubenskongregation bestätigt zu werden, der Abteilung, die speziell für die Bewahrung des Katholischen Glaubens verantwortlich ist, über Wahrheiten und Moral, besonders über das Ehe-und Bußsakrament und die Eucharistie. Das Instrument des Dubium, durch das um Responsum gebeten wird, ist kanonisch legitim-wie im selben Brief erklärt wird.
Wie kann man dann leugnen. daß diese Zweifel und andere, in nicht geringer Menge in die Katholische Kirche eindringen? Es ist genau das Katholische Denken, das durch die Unklarheiten der postsynodalen Exhortation eher in Frage gestellt wird, anstatt die Neigung, moralisch gute Taten zu vollbringen, in den Tugenden zu wachsen zu dem Heroismus, der nötig ist, nach dem Evangelium das Ziel des Moral-Lebens. 
Aber solche Zweideutigkeiten scheinen die Neigung moralisch verwerfliche Taten zu begehen zu verstehen, zu begleiten und sogar zu legitimieren, so wie Scheidung und Wiederheirat und in der Situation, die sie hervorrufen-so wie Kohabitation und Konkubinat. Dennoch nennt das Wort Gottes sie Sünde und Laster."



Frage:
"Und wie erklären Sie diese Situation?"
Antwort:
"Das Katholische Denken ist in der Krise: es wird verdunkelt, warum das Wort im Leib der Jungfrau Maria Fleisch wurde und am Kreuz starb, um den Menschen von der Sünde zu retten, indem er sie in die Kirche rief, die -wie der Katechismus sagt,- berufen ist, zu evangelisieren und die Geschöpfe zu taufen, damit sie Kinder Gottes werden.
Wenn sie den Punkt erreicht hat, zu bestätigen, daß selbst die, die nicht getauft wurden, Kinder Gottes sind, bedeutet das, daß die Taufe unnötig ist und deshalb auch das Katechumenat und die Christliche sakramentale Initiation, Indem man die Wahrheit über Sünde und Gnade verbirgt, wird sie konzeptionell zu einer "flüssigen" Kirche....und man liquidiert sie."
Frage:
"Was denken Sie über die verschiedenen Reaktionen auf den Brief der Kardinäle, und die, die dafür sind -wie Bischof Schneider und die dagegen sind, wie Pater Spadaro, für den der Papst schon auf die Fragen der Kardinäle geantwortet hat."
Antwort:
"Die Aussagen von Anna M.Silvas aus Australien, Claudio Pierantoni aus Latein-Amerika. Ross Douthat aus den USA bis zu den jüngsten von John Finnis, Germain Grisez und Edward Peters repräsentieren eine internationale Reaktion, deshalb keine "eurozentrische" sondern eine Katholische, von Seiten der Laien und des Klerus, der -wie im CIC steht-das Recht und die Pflicht hat, den Hirten gegenüber ihre Meinung zu äußern. So korrigieren sie sie im etymologischen Sinn des Wortes,  cum regere; das königliche munus, das auch zu den Gläubigen gehört ( das "mi corrigerete" "ihr werdet mich korrigieren" von Johannes Paul II kommt einem in den Sinn) .
Haben die Kardinäle Bacci und Ottaviani nicht 1969 eine kritische Prüfung des neuen Ordo Missae veröffentlicht, die zu seiner Korrektur beitrug? Warum sollte man dann über die dubia skandalisiert sein? 
Der Papst könnte die Kardinäle um einen Tisch versammeln und brüderlich mit ihnen sprechen, nicht emotional, sondern mit Argumenten des Glaubens und der Vernunft. Feindliche Reaktionen bis zur Dämonisierung und Drohung verraten dagegen Emotionen, Moralismus und -erlauben sie mir zu sagen-Ärger. Wollten sie keine Kirche des Dialogs? Die, die jetzt aus Opportunismus Papisten geworden sind, während sie in der Vergangenheit nicht mit Kritik an den Vorgängern gespart hatten, dienen sicher nicht der Wahrheit. 
Vergessen wir nicht. daß von den Propheten bis zu Johannes dem Täufer, aber besonders von Jesus bis zu John Fisher  und Thomas Morus -die Wahrheit zu bezeugen, das Verlassen von Freunden, Verrat und Tod mit einschließen."
Frage:
"Einer der vier Kardinäle, Walter Brandmüller, hat dagegen von einer brüderlichen Korrektur im Privaten gesprochen, wenn ihr Brief weiterhin unbeantwortet bleibt."
Antwort:
"Es stimmt, daß im Evangelium die brüderliche Korrektur coram duobus vel tribus testibus (in der Gegenwart von zwei oder drei Zeugen) stattfinden muß und sollte sie sich als nicht erfolgreich erweisen, dic ecclesiae (sag es der Versammlung) (Mt.18:15 - 17). Aber da sind auch die, die sagen, daß wenn der Skandal und die Häresie öffentlich wären, die Korrektur nicht öffentlich durchgeführt werden kann, denken wir an die Konfrontation zwischen Petrus und Paulus beim sogenannten Konzil von Jerusalem  (Gal,2:11).
Im Kern würden die öffentlich gemachten dubia- gefolgt von einer privaten Korrektur -keinen Sinn machen. Experten für kanonisches Recht mögen andere Modalitäten finden. In der Zwischenzeit ist es wichtig, daß die Debatte sich in der universalen Kirche ausbreitet."

Frage
"Es wird auch gemunkelt, daß der Papst den vier Prälaten das Kardinalat absprechen könnte?"

Antwort
"Darauf hat Edward Pentin kompetent beantwortet, für den die vier Kardinäle, obleich sie gern eine Antwort des Papstes begrüßen würden, wahrscheinlich zufrieden sind, daß sie einige vitale Themen angesprochen haben, in Erwartung des Tages, an dem sie am Ende eine Antwort bekommen. Aber sie könnten sicher ihr eigenes Bischofsamt als Glaubenslehrer (Kan.375) ausüben und Antworten vorschlagen , die auf  ihrer eigenen Autorität basieren, de facto sind sie Männer, die -glaube ich- bereit sind, sogar Verspottung zu ertragen und Unverständnis und Falschinterpretationen ihrer Aktionen und Motive zu erdulden.

Ich erinnere, daß der Hl Pius X drängte:"Seid stark! Wir geben nicht nach, wo wir nicht nachgeben müssen, Wir müssen kämpfen, nicht zögerlich sondern mutig, nicht im Geheimen aber in der Öffentlichkeit." Heute-wie gestern-reduzieren die innerkirchliche Konfrontation zwischen Katholiken und Neomodernisten und jene, die von Konservativen und Progressiven sprechen, das Leben der Kirche auf Politik. Die Kardinäle haben in kirchlicher, nicht in politischer Weise gehandelt.
Deshalb: wer hat Angst vor dem theologischen Streit in der Kirche, der sanftmütig und demütig geführt wird, wie Jesus es will? Rafael hat das berühmte Bild über das Sakrament gemalt. Das Lehramt würde davon profitieren."

Frage:
"Und was denken Sie, könnte die letzte Konsequenz dieser Situtation sein, wenn sie nicht gelöst wird?"

Antwort:
"Es ist von Klerikern mit sehr viel mehr Autorität gesagt worden, daß wir ein schleichendes Schisma erleben, ein nicht-katholisches Denken ist in die Kirche eingedrungen, das die Messe mehr als Mahl sieht als ein Opfer, die Ehe als menschlichen Akt und nicht als unauflösliches Sakrament, das Sprechen über Sünde und Gnade ist überholt, der Gedanke. über die Moral der Barmherzigkeit unabhängig von Umkehr und Reue zu predigen usw.  Ist das kein Weg die Kirche zu zerstören? Das Werk der Kirche in der Welt ist der Sieg über das Böse und den Tod, Wir müssen nicht jene zuerst fürchten, die den Körper töten, sondern die die Seelen zur ewigen Bestrafung verdammen."

Quelle: Don N.Bux, A. Carosa, The Remnant

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