Roberto de Mattei kommentiert bei Corrispondenza Romana das neue Motu Proprio zur Heilig-und Seligsprechung "Maiorem hac dilectionem" und seine Folgen.
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"Das neue Pantheon der Märtyrer von Papst Franziskus"
"Unter den zahlreichen „Arbeitsgruppen“, die Papst Franziskus gebildet hat, ist auch eine gemischte Expertenkommission katholischer Kroaten und orthodoxer Serben für eine gemeinsame Würdigung der Person von Kardinal Alojzie Stepinac, Erzbischof von Zagreb, die am 12./13. Juli 2017 im Domus Sanctæ Martae im Vatikan unter der Leitung von Pater Bernard Ardura, dem Vorsitzenden des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft ihre letzte Sitzung abhielt. Die gemeinsame Erklärung der Kommission, die vom Presseamt des Heiligen Stuhls am 13. Juli veröffentlicht wurde, stellt fest:
„Das Studium des Lebens von Kardinal Stepinac hat gelehrt, daß in der Geschichte alle Kirchen verschiedene grausame Verfolgungen erlitten haben und ihre Märtyrer und Bekenner des Glaubens haben. Diesbezüglich sind sich die Kommissionsmitglieder über eine eventuelle künftige Zusammenarbeit mit Blick auf ein gemeinsames Werk einig, um das Gedächtnis der Märtyrer und der Bekenner der beiden Kirchen zu teilen.“
Diese Erklärung, die das Ergebnis von sechs Arbeitstreffen der Kommission zusammenfaßt, stellt das katholische Verständnis von Märtyrern auf den Kopf. Das Martyrium ist, gemäß der katholischen Kirche, der Tod, der erlitten wird, um Zeugnis für die Wahrheit abzulegen. Es geht nicht um irgendeine Wahrheit, sondern um die Wahrheit des Glaubens oder der katholischen Moral. In der Kirche wird zum Beispiel das Martyrium des heiligen Johannes des Täufers gefeiert, der den Tod erlitt, weil er öffentlich den Ehebruch des Herodes Antipas tadelte. Es gilt, was der heilige Augustinus sagte
„Martyres non facit poena, sed causa (Ex narrationes in Psalmos, 34, 13, col. 331).
„Martyres non facit poena, sed causa (Ex narrationes in Psalmos, 34, 13, col. 331).
"Es ist nicht der Tod, der das Martyrium ausmacht, sondern der Grund für den Tod, der aus Haß gegen den Glauben oder die katholische Moral zugefügt wird."
Für die von Pater Ardura geleitete Kommission hingegen gilt:
„Martyres non facit causa, sed poena.“
Für die von Pater Ardura geleitete Kommission hingegen gilt:
„Martyres non facit causa, sed poena.“
Was nichts anderes bedeutet, als daß „die Märtyrer und Bekenner der beiden Kirchen“, der katholischen und der orthodoxen, gleichgestellt werden.
Dieses Prinzip, wie es in der Erklärung dargelegt ist, kann auf „alle Kirchen“ ausgeweitet werden, die „Märtyrer“ und „Bekenner“ ihres jeweiligen Glaubens haben. Wenn jeder ein Märtyrer ist, der für die Verteidigung der eigenen Wahrheit gelitten hat, warum dann nicht auch den Christen sui generis, wie Giordano Bruno einer war, als Märtyrer betrachten, der am 17. Februar 1600 durch die katholische Kirche auf dem römischen Campo de´Fiori auf dem Scheiterhaufen starb?
Die Freimaurer haben ihn schon immer als einen „Märtyrer“ der Religion der Freiheit betrachtet. Also solcher wurde der Dominikaner-Apostat am vergangenen 17. Februar am Sitz der Großen Orient von Italien geehrt. Es war ausgerechnet ein Priester, Don Francesco Pantoriero, Priester der Diözese Mileto, der am Hauptsitz der italienischen Freimaurer die Entscheidungen von Giordano Bruno mit den Worten rekonstruierte
Die Freimaurer haben ihn schon immer als einen „Märtyrer“ der Religion der Freiheit betrachtet. Also solcher wurde der Dominikaner-Apostat am vergangenen 17. Februar am Sitz der Großen Orient von Italien geehrt. Es war ausgerechnet ein Priester, Don Francesco Pantoriero, Priester der Diözese Mileto, der am Hauptsitz der italienischen Freimaurer die Entscheidungen von Giordano Bruno mit den Worten rekonstruierte
„Was ihn bis zum Letzten dazu brachte, nach Venedig zurückzukehren, wo ein Todesurteil gegen ihn verhängt worden war, und damit das Martyrium auf sich zu nehmen im vollen Bewußtsein, daß nur so seine Botschaft der Freiheit weit in die Zeit hineinreichen würde.“
Der Sitzung in Santa Marta ging zwei Tage zuvor, eine Maßnahme von Papst Franziskus voraus, die der öffentlichen Aufmerksamkeit völlig entgangen ist: das Motu proprio "Maiorem hac dilectionem" vom 11. Juli, das die „oblatione vitæ“, die „Hingabe des Lebens“ als neuen Tatbestand für die Selig- und Heiligsprechung einführt, die von der traditionellen Form des Martyriums und dem heroischen Tugendgrad unterschieden wird.
In einem ebenfalls am 11. Juli im Osservatore Romano veröffentlichten Artikel von Kurienerzbischof Marcello Bartolucci, Sekretär der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, wird erklärt, daß bisher die drei festgelegten Wege, um zu einer Seligsprechung zu gelangen, jene des Martyriums, des heroischen Tugendgrades und die sogenannte „gleichwertige Kanonisierung“ waren. Nun wurde diesen drei Wegen noch ein vierter hinzugefügt, die „Hingabe des Lebens“, der „ein heroisches, christliches Zeugnis aufwerten will, für das es bisher keine spezifische Prozedur gab, weil sie nicht ganz in den Tatbestand des Martyriums, aber auch nicht des heroischen Tugendgrades fällt.“
Das Motu proprio präzisiert, daß die Hingabe des Lebens, damit sie für die Seligsprechung eines Dieners Gottes gültig und wirksam ist, folgenden Kriterien entsprechen muß
a) freie und bewußte Hingabe des Lebens und heroische Annahme propter caritatem eines sicheren Todes innerhalb kurzer Zeitb) ein Zusammenhang zwischen der Hingabe des Lebens und einem vorzeitigen Tod
c) Ausübung, zumindest im ordentlichen Grad, der christlichen Tugenden vor der Hingabe des Lebens und dann bis zum Tod
d) Vorhandensein der fama sanctitatis et signorum zumindest nach dem Tod
e) Notwendigkeit eines Wunders für die Heiligsprechung, das nach dem Tod des Dieners Gottes und auf seine Fürsprache hin geschehen sein muß.
Was bedeutet propter caritatem?
Caritas wird vom heiligen Thomas von Aquin als Freundschaft des Menschen mit Gott und Gottes mit dem Menschen (Summa Theologiae, II-IIae, q, 23, a. 1) definiert und ist die herausragendste aller Tugenden. Sie besteht darin, Gott zu lieben und in Gott unseren Nächsten. Die Liebe ist daher nicht jene Tugend, die uns Unseresgleichen lieben läßt, weil sie Menschen sind, sondern ein übernatürlicher Akt, der in Gott seine Grundlage und sein letztes Ziel hat. Die Liebe hat zudem eine Ordnung: Vor allem müssen die geistlichen Interessen unseres Nächsten vor seinen materiellen Interessen kommen. Zweitens sind jene zu lieben, die uns die Nächsten und nicht die Fernsten sind (Summa Theologiae, II-IIae,II-IIae, q. 26, a. 7). Und wenn es einen Kontrast zwischen den Interessen der Nächsten und den Interessen der Fernsten geben sollte, gehen erstere letzteren vor.
Ist das auch die Sichtweise des neuen päpstlichen Motu proprio? Das darf bezweifelt werden.
In einem Interview mit der Wochenzeitung Voce Isontina des Erzbistums Görz , brachte Msgr. Vincenzo Paglia, der neue Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben seine Freude über das Dokument von Papst Franziskus zum Ausdruck und zwar ausdrücklich auch deshalb, weil „ich als Postulator im Heiligsprechungsverfahren von Msgr. Oscar Arnulfo Romero direkt betroffen bin“.
Paglia weiter : „Der Erzbischof von El Salvador ist nicht von atheistischen Verfolgern getötet worden, weil er den Glauben an die Dreifaltigkeit leugnen sollte. Er wurde von Christen ermordet, weil er wollte, daß das Evangelium in seiner tiefen Intuition als Hingabe des Lebens gelebt wird.“
Msgr. Romero liefert also das Modell für die „Hingabe des Lebens“, die dem Martyrium gleichgesetzt wird. Der „vierte Weg“, der laut dem Motu proprio von Papst Franziskus zur Kanonisierung führen wird, ist nicht der in odium fidei erlittene Tod, sondern die Folge einer politischen Entscheidung im Dienst der Armen, der Einwanderer und der Peripherien der Erde.
Wird man dann die Guerillero-Priester, die propter caritatem im Dienst der politischen Revolutionen der vergangenen Jahrzehnte umgekommen sind, von der Seligsprechung ausschließen können?
Warum werden dann nicht auch alle Christen den Märtyrern gleichgestellt und ihre Seligsprechung eingeleitet, die ihr Leben in einem gerechten Krieg hingegeben haben? Sie sind für ihr Vaterland gestorben und haben damit einen herausragenden Liebesdienst geleistet, da „das Wohl der Nation über dem individuellen Wohl steht“ (Aristoteles, Ethik, I, cap. II, Nr. 8).
Die katholische Kirche hat sie nie als Märtyrer betrachtet, gerade weil das religiöse Motiv fehlt. Allerdings wäre es doch ungerecht, ihnen einen Platz im neuen Pantheon der Märtyrer von Papst Franziskus streitig zu machen.
Roberto de Mattei, H nel nuovo Pantheon dei martiri di papa Francesco. (Roberto de Mattei)
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