Freitag, 9. März 2018

Sandro Magister zu den aktuellen, mit Amoris Laetitia assoziierten Angriffen auf "Humanae Vitae"

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo die jüngsten Äußerungen zu "Humanae Vitae" und läßt dann Livio Melina, den früheren Dekan des Johannes Paul II-Institutes zu den aktuellen Manipulationsversuchen an Humanae Vitae zu Wort kommen.
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"HUMANAE VITAE" UNTER BELAGERUNG. ZWEI NEUE ANGRIFFE UND EIN GEGENANGRIFF."

Die Belagerung Papst Pauls VI Enzyklika Humanae Vitae von 1968 hat in den vergangenen Tagen zwei neue Angriffe hervorgebracht. Aber auch einen energischen Gegenangriff.

Die erste und fundiertere Attacke trägt die Unterschrift von Kardinal Walter Kasper.
In einem Büchlein das zeitgleich in Deutschland und Italien erschienen ist, preist er die "Paradigmen-Verschiebung", die Papst Franziskus mit der Exhortation "Amoris Laetitia" ausgelöst hat.
Eine Paradgmen-Verschiebung, schreibt Kasper, die sich nicht darauf beschränkt, wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zuzulassen, sondern quch"die Moral-Theologie  im Allgemeinen betrifft und sich deshalb auf viele analoge Situationen auswirkt," was nichts anderes bedeutet, als den Rückgriff auf Methoden der künstlichen Empfängnidverhütung."

Kasper findet in "Amoris Laetitia" die Passage, die den Gebrauch von Kontrazeptive ausdrücklich erlaubt nicht- und es gibt sie wirklich nicht. Aber er weist darauf hin, daß Franziskus, wenn er die Enzyklika von Papst Paul VI zitiert, dazu ermutigt "Methoden der Beobachhtung des natürlichen Fruchtbarkeitszyklus zu verwenden, aber nichts über andere Methoden der Familienplanung sagt und jede kasuistische Definition vermeidet."
Daraus leitet Kasper ab, daß in "Amoris Laetitia" sogar das, was nicht gesagt wird, etwas sagen kann "was bedeutet, daß er vielleicht grünes Licht für Kontrazeptiva gibt und sie der "freien Entscheidung des Gewissens" des Einzelnen anvertraut."

Der zweite Angriff ist weniger edel und überhaupt nicht Resepkt einflößend. Und das ist die akrobatische Betrachtung, der Avvenire, die Zeitung der Italienischen Bischofskonferenz in der Sonntagsausgabe vom 4.  Dezember eine ganze Seite eingeräumt hat - mit der Kritik des folgenden, Buches durch ihren Spezialisten für Familienmoral- Luciano Moia.

Pawel Stanislaw Galuszka "Karol Wojtyla und "Humanae Vitae". Der Beitrag des Erbischofs von Krakau und der Gruppe polnischer Theologen zur Enzyklika von Paul VI ." Cantagalli, Siena, 2018,
550 S., 28 €."

Unter den Dokumenten, die in diesem Buch zum ersten Mal veröffentlicht werden, hat Moia einen Brief isoliert, den Karol Wojtyla 1969 an Paul VI geschrieben hat, nachdem zahlreiche Bischofskonferenzen sich kritisch gegen "Humanae Vitae" ausgesprochen hatten.
In diesem Brief bittet der Erzbischof von Krakau den Papst dringend, eine Instruktion gegen die zirkulierenden "schädlichen Meinungen" zu veröffentlichen, und die Lehre der Enzyklika noch kraftvoller zu wiederholen.

Paul VI ist der Bitte Wojtylas nicht nachgekommen. Es genügte ihm, daran festzuhalten, was er in "Humanae Vitae" geschrieben hatte, ohne einen Schritt zurückzuweichen. Aber indem er dieses Schweigen instrumentalisiert, stellt Moia Wojtylas "Rigorosität" der vorgeblichen "Offenheit" Pauls VI angesichts der Einsprüche verschiedener Episkopate gegenüber, die sich alle- nach Moias Prosa- durch "Respekt, Akzeptanz und Verständnis" auszeichnen."

In Wirklichkeit dokumentiert das gelehrte Buch Gasluszkas nicht nur Wojtylas wichtigen Beitrag zur Formulierung von "Humanae Vitae" sondern auch die außerordentliche Erweiterung, die er hinterher als Papst zum Verständnis dieser Enzyklika beitrug-sowohl durch seine Katechese des Theologie des Leibes von 1979 bis 1984 als auch durch die Enzyklika "Veritatis Splendor" von 1993.

Eine Erweiterung- von Johannes Paul II angeboten- die auch Benedikt XVI in dieser ernsthaften autobriographischen Äußerung im nach seinem Rücktritt veröffentlichten buch-langen Interview anerkannte:
"In meiner Situation, im Kontext des damaligen theologischen Denkens war "Humanae Vitae" ein schwieriger Text. Es war klar, daß das, was gesagt wird, in der Substanz Gültigkeit hat, aber die Art, wie sie uns damals präsentiert wurde, war damals- auch für mich- nicht befriedigend.
Ich suchte einen breiteren anthropologischen Zugang. Und tatsächlich hat Johannes Paul II dann den Naturrechts- Stil der Enzyklika mit einer persönlichen Vision integriert."

Und hier kommen wir zum Gegenangriff zur Verteidigung von "Humanae Vitae", der sowohl bei der Präsentation des oben erwähnten Buches als auch bei der Vorstellung am 7.März in der Päpstlichen Lateran-Universität durch Kardinal Gerhard L.Müller, durch den Polnischen Philosophen Stanislaw Grygiel und den Italienischen Theologen Livio Melina - zusätzlich zum Autor des Buches Pawel Stanislaw Galuszka aus Polen, gemacht wurde.





Melina, der frühere Dekan des Päpstlichen Johannes Paul II-Institutes zum Studium von Ehe und Familie, ist auch Verfasser des Vorwortes für das Buch. Sein Beitrag am 7. März wird als Ganzes bei Settimo Cielo hier wiedergegeben.

Und das sind seine abschließenden Schüsse - mit denen er sofort sowohl auf Kasper als auch Moia zielt, und dann einen interessanten Bezug zum vor einigen Tagen von der Glaubenskongregation mit Zusatimmung von Papst Franziskus veröffentlichten Brief "Placuit Deo" nimmt.

"ÜBER JENE, DIE PAUL VI MANIPULIEREN"
von Livio Melina
"Heute hört man zweideutige Reden über eine epochale Paradgimenverschiebung, die angeblich bei der Katholischen Sexualmoral vorgenommen werden muß. Um das auszuführen, gibt es auch den fragwürdigen Versuch einer historischen Neuinterpretation, bei der Paul VI und Johannes Paul II einander gegenüber gestellt werden,  wobei Letzterer als unnachgiebiger und rigider Traditionalist gesehen wird, der angeblich die offene und flexible Haltung des Ersteren kompromittiert.

In Wirklichkeit dient diese krude und voreingenommene Verfälschung nur einer ideologischen Manipulation des Lehrmtes Pauls VI.  Indem die Lehre des Hl. Johannes Pauls II zur Theologie des Leibes und zu den Grundlagen der Moral, seine Katechesen und "Veritatis Splendor" im Namen eines neuen pastoralen Paradigmas der von Fall-zu-Fall-Entscheidungen in Anführungszeichen gesetzt wird, bringt uns keinen Schritt vorwärts sondern nur einen Schritt zurück zur Kasuistik, mit dem Nachteil, der zumindest durch einen soliden kirchlichen und kulturellen Kontext im Christlichen Leben unterstützt wurde, während es heute nur in der totalen Subjektivierung der Moral enden würde.

Papst Franziskus hat vor kurzem der Veröffentlichung des Briefes "Placuit Deo" durch die Glaubenskongregation zugestimmt, die u.a. vor einem Wiedererstarken des Neo-Gnostizismu  warnt.
Ist es nicht vielleicht das Gift, das in diesen selbstgemachten Neuinterpretationen und Anwendungen von Humanae Vitae verborgen ist, "die über den veralteten Brief hinaus, gern den Geist verstehen oder seine normative Wirkung verleugnen würde ("Das Problem von "Humanae Vitae" ist nicht Pille ja oder nein) sondern sie gegen eine vage und leere anthropologische Prophetie, eine Bestätitung der Werte, die dann der subjektiven Interpretation - gemäß der Umstände- überlassen wird?

Gegen diese Tendenzen ist das Buch von Pqwel Galuszka eine kräftige Medizin, die es uns ermöglicht, die gute Moraltheologie von Karol Wojtyla zu atmen, zuerst einem ergebenen und treuen Sohn Pauls VI und dann seinem Nachfolger auf dem Stuhl Petri."

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister


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