Mittwoch, 18. Juli 2018

Der McCarrick-Skandal, die US-Bischöfe und die Folgen

Maike Hickson kommentiert bei OnePeterFive  den Bericht eines "journalistischen Veteranen" über die Geschichte von Kardinal Theodore McCarricks Mißbrauchsskandal, ihre Entwicklung und ihre Auswirkungen. Hier geht´s zum Original:   klicken


"ALTGEDIENTER KATHOLISCHER JOURNALIST: ALLE IN DEN MISSBRAUCHSSKANDAL VERWICKELTEN BISCHÖFE MÜSSEN ZURÜCKTRETEN."

Christopher Manion, Journalisten-Veteran und politischer Analyst fordert eindrücklich, daß alle US-Bischöfe, die seit Jahren etwas über die Mißbrauchsskrise innerhalb der US-Hierarchie wußten und nichts unternahmen, zurücktreten sollten. Er enthüllt auch einige schmerzliche Aspekte der Rolle Roms in dieser Sache- namentlich die schwache Antwort von Papst Johannes Paul II auf diese Krise.

Am 30. Juni hat Dr. Manion in der Katholischen Zeitung "The Wanderer" den McCarrick-Skandal aufgenommen und geschrieben, daß die Tatsache der schweren moralischen Verfehlung dieses Prälaten vielen in der US-Hierarchie seit vielen Jahren bekannt war.
Er bezieht sich z.B. auf das Werk von Paul Likoudis, den jetzt verstorbenen mutigen Herausgeber von "The Wanderer" , der unter den Ersten war, die das homosexuelle Netzwerk innerhalb des US-Episkopats aufdeckten. (Hier könnten wir auch an das frühe Buch von Fr. Enrique Rueda von 1982 über das HS-Netzwerk in der Kirche erinnern.)
In schneidendem Ton kommentiert Manion wie folgt:

   Lange bevor der Boston Globe 2002 sein Exposé veröffentlichte, hat Paul einer Instanz         nach der anderen über den landesweiten Mißbrauch und die Vertuschung berichtet. 
   Für seine Bemühungen wurde er lächerlich gemacht, eingeschüchtert, bedroht und               außerdem vorsätzlich -wann immer möglcic  von einem schuldigen Bischof nach dem           anderen ignoriert.

Als 2002 die Krise besser bekannt wurde, sagt dieser Journalist, daß die US-Bischöfe behaupteten, sie "unter Kontrolle" zu haben. "Sie ist vorbei" erzählte Weihbischof Kevin Farell (jetzt Kurienkardinal) den Malteser Rittern im Februar 2002.

In einem der relevantesten Teile seines Artikels spricht Maion über die Rolle Roms:

     In jenem April [2002] sagten USCCB-Offizielle, der Vatican müsse sich keine Sorgen
     machen. Sie bestanden darauf, daß sie die Situation selber regeln könnten.
    Tage später berief Papst Johannes Paul II alle amerikanischen Kardinäle in den Vatican.
    Er hätte ernsthafte Änderungen fordern können, tat das aber nicht.
    Auch verurteilte er den schweren Amtsmißbrauch der Amerikanischen Hierarchie nicht,
    Statt dessen akzeptierte er die wehleidigen Entschuldigungen, die sie seit Jahren wieder-
    holten.  Sie seien durch "klinische Experten" getäuscht worden, die dachten, daß homo-
    sexuelle Vergewaltigungen von Kindern eine Krankheit seien, kein Verbrechen. 
    Es sei nicht ihre Schuld.




Die Kardinäle kehrten nach Hause zurück, fügt Manion hinzu, und versprachen "sich zu bessern".
Kardinal fuhr nach Hause "und gab dort eine Milliarde Dollar der Gläubigen aus, um den Mißbrauch zu vertuschen und der Verfolgung zu entgehen (er bestand sogar darauf, daß die Personalakten des priesterlichen Personals durch das Beichtgeheimnis geschützt wurden!)"
Allein dieser Kommentar verrät, wie nutzlos die Worte des Papstes waren.
"Kein einziger amerikanischer Prälat hat seinen Rücktritt angeboten. Auch wurde in der Bischofskonferenz keiner von ihren Kollegen zum Rücktritt aufgefordert."

Bevor wir mit Manions aktuellen Artikel fortfahren, sollten wir diese Zusammenfassung der Handhabung der Sexuellen-Mißbrauchskrise der Katholischen Kirche in Amerika selbst als Skandal betrachten. Sie zeigt das grundlegende Versagen der gesamten Kirchenhierarchie,  an der Spitze angefangen, bei der Bestrafung und Entfernung der Mißbraucher aus den Reihen des Klerus.
Es ist herzzerreißend- besonders wenn man den Schaden für so viele Seelen bedenkt, (Im neuen Österreichischen Skandal ist eine Frau, die sexuell von einem Priester belästigt wurde. Er ist noch aktiv, auch wenn er die Gemeinde verlassen hat. Sie hat jetzt den Glauben verlassen und besculdigt den Priester und den für ihn verantwortlichen Bischof, Alois Schwarz.)

Wenn wir mit Manions Geschichte des US-Mißbrauchs-skandals fortfahren, wurden die US-Bischöfe im Juni 2002 bei ihrem Treffen in Dallas mit einem Artikel konfrontiert, der zeigte, daß die Hälfte von ihnen an der Vertuschung der Mißbrauchs-Fälle beteiligt war.
"Also formulierten sie dann ihre "Verteidigungs-Charta" sagt Manion, "sie sprachen sich im nationalen Fernsehen frei und gingen nach Hause. um eine Wagenburg zu errichten. Keiner von ihnen gab sein Amt auf (der jetzt verstorbene Kardinal Law floh nach Rom)."
Man fragt sich, warum Kardindal Law in Rom überhaupt empfangen wurde.

In Bezug auf Rom deckt Manion die schmerliche Tatsache auf, daß McCarrick von Papst Johannes Paul II  das rote Birett empfing, obwohl zu der Zeit ausreichende Informationen gegen eine solche Entscheidung nach Rom geschickt worden waren. Manion schreibt:

    Ein anderer Prälat, der 2002 an den Treffen in Rom und Dallas teilnahm, war der   
    Washingtoner Kardinal Theodore McCarrick. In seinen vorhergehenden Stellungen hatte
    er bereit zwei Gerichtsprozesse wegen seiner sexuellen übergriffe auf erwachsene
    Männer privat- geregelt. Rod Dreher berichtet, daß eine Gruppe von Katholiken 2000
    nach Rom reisten, um den Papst vor McCarrick zu warnen - ohne Ergebnis:
    Papst Johannes Paul II ernannte ihn 2000 zum Erzbischof von Washington D.C: und
    ernannte ihn im folgenden Jahr zum Kardinal.

Nach dieser schmerzlichen Beschreibung eines anhaltenden unwerten Verhaltens- im Licht einer Geschichte der Vertuschung- fordert Manion den Rücktritt jedes einzelnen Bischofs, der irgendwie darin verwickelt war. Nachdem er zuerst einen Jesuiten zitiert, der erklärt, daß "Bischöfe sich nicht gegenseitig brüderlich korrigieren, weil sie nicht brüderlich korrigiert werden wollen" und fragt "Was ist also zu tun?"

    "Jetzt ist es Zeit. Die Laien haben diese Wagen in Brand gesteckt  Die Bischöfe folgten 
     dem Sprichwort von Ben Franklin "entwede hängen wie gemeinsam oder wir hängen
     einzeln."

     Genug! Jeder Bischof, der McCarrick und andere Mißbraucher gedeckt hat, sodaß sie 
     alle an der Macht bleiben konnten muß sein Amt verlassen - jetzt. Ihre Glaubwürdigkeit
     ist zerstört- warum bleiben sie?"

Im Licht dieser starken und so nötigen Worte eines Journalisten-Veterans, der die letzten Jahrzehnte des bischöflichen Versagens im Hinblick auf die Mißbrauchskrise, ist es bemerkenswert, daß jetzt eines der Opfer Kardinal McCarricks  in der Öffentlichkeit- für die New York Times- spricht.
In einem Artikel bezeiht sich die NYT auf eine andere Quelle- einen Priester, der jetzt enthüllt, daß er früh um 2000 Rom vor McCarrick warnte. Mit dieser Enthüllung beenden wir diesen durchdringenden Bericht:

    Zunmindest ein Priester hat den Vatican vor der Ernennung [McCarricks] gewarnt. Der    
    hochwürdige Boniface Ramsay sagte, daß ihm, als er von 1996 bis 1986 an der
    Fakultät der Unbefleckten Empfängnis an der Seton Hall Universität in New Jersey war,
    Seminaristen ihm über Erzbischofs sexuellen Mißbrauch im Strandhaus berichteten.
    Als Erzbischof MCCarrick nach Washington ernannt wurde, hat Father Ramsay mit dem 
    Päpstlichen Repräsentanten in der Hauptstadt, Nuntius Erzbischof Gabriel Montalvo am
    Telefon gesprochen und wurde von ihm ermutigt, dem Vatican einen Brief über die
    Geschichte Erzbischofs McCarricks zu schicken. Fr. Ramsay, der jetzt Priester in New
    York City ist, sagte, er habe nie eine Antwort bekommen. 

Up-date: Im Licht er ernsten Folgen, die dieser McCarrick-Fall für viele katholische Gläubige in den USA hat, zitieren wir hier die Zeugnis von Bart Aslin, einem früheren Priester, der das Priesteramt af Grund dieses Skandals aufgab:

   "Die Dinge, die ich im Seminar und schließlich als Priester miterlebt habe, haben mich
    dazu bewegt, das Priestertum nach fünf Jahren aufzugeben. Es war McCarricks
    Heuchelei und die meiner (schwulen) Brüder im Priesteramt, die mich dazu brachten,
    aufzuhören. In gewisser Weise wurde ich dazu gezwungen, weil ich nicht ins Bild eines
    Diözesan-Priesters in Newark paßte. Es war schwer genug, ein zölibatäres Leben zu
    leben, aber zu wissen, daß meiner "Brüder in Christus" die Lehre der Kirche nicht
    befolgten, haben mir großen Unmut und spirituellen Schmerz verursacht. [...]

   "Ich schließe damit, zu sagen, daß es mich schmerzt, daß die Kirche mehr als 30 Jahre
    gebraucht hat, um diesen verantwortlichen Mann zu entfernen. Sie wußten alles über
    seine Taten und drückten ein Auge zu. Ich beobachte jeden Sonntag, wie wenig junge
    Leute und Familien an der Messe teilnehmen. Ist das ein Wunder? Die Sünde und die
    Heuchelei ihrer Diener stößt ihr Volk ab. Wie sehr muß der Herr weinen!"

Quelle: M.Hickson, OnePeterFive

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