Montag, 26. November 2018

Zum Stand der Dinge bei den Reformplänen von Papst Franziskus

Andrea Gagliarducci kommentiert in seiner heutigen Wochenkolumne für "Monday in the Vatican" den Stand der Reformpläne von Papst Franziskus im Licht des Umgangs mit der Mißbrauchskrise und der US-amerikanischen Bischofskonferenz.
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"PAPST FRANZISKUS, DIE BISCHÖFE STEHEN IM MITTELPUNKT DER REFORM"

"Wenn unter Papst Franziskus über Reformen in der Kirche gesprochen wird, wird oft das Thema Laien betont oder Frauen größere Verantwortung in der Kurie zu geben. Die Wahrheit ist, daß die Reform von Papst Franziskus vor allem auf die Bischöfe zielt. Papst Franziskus arbeitet eher daran, das Profil der Bischöfe zu reformieren, als die Kurienreform zu gestalten. Und Bischöfe sind die ersten Adressaten der Initiativen des Papstes.

Das wurde wieder klar als die Mitgliederliste des Vorbereitungskomitees für das Treffen zum "Schutz Minderjähriger in der Kirche" am 23. November veröffentlicht wurde. Das Treffen lädt alle Vorsitzenden der Bischofkonferenzen (plus Kurienmitglieder und die Führer der Ostkirchen) ein, vom 21. -24. Februar mit dem Papst in Rom zu diskutieren.

Greg Burke, der Direktor des Presseamtes des Hl. Stuhls hat klar festgestellt, daß das "Treffen vor allem eines für Bischöfe ist- und sie haben große Verantwortung für dieses Problem. Aber Laien- Männer und Frauen- die Experten auf diesem Gebiet sind, werden auch Beiträge leisten und können dabei  helfen, besonders das anzusprechen, was getan werden muß, um Transparenz und Verantwortung sicher zu stellen."

Die Worte umschreiben genau, wie die Dinge gehandhabt werden sollen. Die Bischöfe haben doe größte Verantwortung, die Laien können die Bischöfe unterstützen aber sie übernehmen nicht ihre Verantwortungen.

Diese Worte helfen uns noch einmal die Sorgen über den  Vorschlag der US-Bischöfe zu verstehen, ein von Laien geführtes Gremium einzurichten, das das Verhalten der Bischöfe in Mißbrauchsfällen untersucht.

Dieses Gremium unterschied sich vom "Amt für den Schutz Minderjähriger" der Italienischen Bischofskonferenz und auch von der jüngsten Initiative der Französischen Bischofskonferenz.

De facto hatte Papst Franziskus seinen Standpunkt am 26. August, während der Pressekonferenz auf dem Rückflug von Irland klargemacht. 




Diese Reise stand unter dem Zeichen des Mißbrauchs. Marie Collins, eine Betroffene und früheres Mitglied der Päpstlichen Kommission zum Schutz Minderjähriger hat noch einmal den mangelnden Willen des Vaticans beklagt, dem Mißbrauch entgegen zu treten. Als Beweis führte sie die Tatsache an, daß das geplante Tribunal für Verfahren gegen nachlässige Bischöfe nicht eingerichtet wurde.

Papst Franziskus sagte, daß Marie Collins "eine Idee aus "Wie eine liebende Mutter" [Motu Proprio von 2016] unterstreicht, in dem gesagt wird, daß es gut wäre für die Bischöfe ein besonderes Gericht einzurichten. In der Folge hat man gesehen, daß das für die unterschiedlichen Kulturen der Bischöfe, über die geurteilt werden soll, weder machbar noch geeignet ist."

Deshalb- so sagte Papst Franziskus- nehmen wir die Empfehlung aus "Wie eine liebende Mutter" und richten eine Jury für jeden Bischof  ein, aber das ist nicht das selbe. Wenn es um einen speziellen Bischof geht, setzt der Papst eine Jury ein, die eher in der Lage ist, den Fall zu behandeln. Das wird besser funktionieren, auch weil es für eine Gruppe von Bischöfen nicht möglich ist, ihre Diözesen zu verlassen....deshalb wechseln die Gerichte und Jurys. So haben wir es bis jetzt gemacht."

Papst Franziskus´ Standpunkt war auch zwischen den Zeilen in seiner Schlußansprache bei der Synode für "Junge Menschen, Glaube und Unterscheidung der Berufungen" vertreten. Nach der Zustimmung zum Schlußdokument sagte Papst Franziskus "Wir, die Kommission haben das Dokument entworfen, wir haben es studiert, wir haben ihm zugestimmt. Jetzt gibt der Hl. Geist uns das Dokument, damit es in unseren Herzen wirken möge. Wir sind die anvisierten Adressaten des Dokuments, nicht die Leute draußen."

Am Ende kann niemand die Rolle der  Bischöfe außer Acht lassen, nicht mal zu einem so edlen Zweck,wie dem der Mißbrauchskrise entgegenzutreten.

Das ist ein theologisches Thema, wie Kardinal Gerhard Müller, der emeritierte Präfekt der Glaubenskongregation kürzlich in einem Interview mit LifeSiteNews erklärt hat.
Kardinal Müller sagte, daß "man genau unterscheiden muß zwischen den Sexualverbrechen  und ihrer Intersuchung durch die säkulare Justiz - in deren Augen alle Bürger gleich sind-( so daß ein separates Gesetz für die Katholische Kirche im Widerspruch zur Verfassung moderner, demokratischer Staaten stehen würde) und den kanonischen Prozeduren für Kleriker, in denen die Kirchenleitung die Strafen für Fehlverhalten, das dem priesterlichen Ethos widerspricht, festlegt."

Alles hatte darauf hingewiesen, daß der Hl.Stuhl akzeptieren würde, daß Bischöfe von einer Laiengruppe abgeurteilt werden. Als Papst Franziskus gewählt wurde, wurde eine Agenda zur größeren Demokratisierung der Kirche vorangebracht. Es gab große Erwartungen, daß der Papst die Kirchenhierarchie abbauen würde. 5 Jahre später können wir trotz einiger umstrittenen doktrinaler Ansätze sagen, daß Papst Franziskus sehr traditionell ist, zumindest beim Thema Autorität.

Noch etwas anderes ist zu überlegen. Erzbischof Charles J.Scicluna ist eines der Mitglieder des Vorbereitungskomitees. Vor kurzem wurde er zum Vizesekretär der Glaubenkongregation ernannt, bleibt aber in seiner Stellung als Erzbischof von Malts.
Er ist der Prototyp für Papst Franziskus´ Reformen: Bischof, Anti-Mißbrauchs-Kämpfer, Experte mit der Kurie zusammen arbeitet aber auch mit einem Fuß außerhalb steht,

Kardinal Oswald Gracias ist ein anderes Mitglied der Gruppe. ER reüpräsentiert Asien und speziell Indien. Bis jetzt  ist die Mißbrauchsskrise hauptsächlich als Thema des Westens betrachtet worden, aber tatsächlich kommen jatzt auch einige Fälle ans Licht und es wird wahrscheinlich auch in frika welche geben. Männer sind Sünder.
Die Anwesenheit von Kardinal Gracias wird einem Teil der Welt eine Stimme verleihen, der andere Probleme hat als der Westen.

Kardinal Blaise Cupich, Erzbischof von Chicago, ist das dritte Mitglied. Es ist offensichtlich, dß Kardinal Cupich jetzt Papst Franziskus Bezugspunkt für die US-Kirche ist. Cupich hat umstrittene Dinge gesagt, besonders über Homosexualität, und generell macht er den Eindruck eines Bischofs der vom theologischen Standpunkt aus nicht besonders stark ist.

Aber Kardinal Cupich steht auf Seiten des Papstes und konnte Rom unterstützen. Mit der Ernennung von Kardinal Cupich für Chicago hat Papst Franziskus eine Veränderung in den Reihen des  US-amerikanischen Bischofskollegiums begonnen. Der Papst möchte diesen Übergang, weil immer Bedenken gegen das Tun der US-Bischöfe hatte.

Ganz gleich was er sonst denken mag, Kardinal Cupich war in der Lage , auf Nummer sicher zu gehen und die "richtige" Stellung zu beziehen, besonders während der letzten Vollversammlung der US-Bischöfe in Baltimore. CNA hat berichtet, daß Kardinal Cupich er einzige war, der nicht überrascht war, als Kardinal Daniel DiNardo  sagte, daß er Hl. Stuhl die US-Bischöfe aufforderte, die Annahme der Anti-Mißbrauchs-Richtlinien anzunehmen und daß Cupich der Erste war der neue Vorschläge machte.

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Wir können unmöglich wissen, ob Kardinal Cupich vorbereitet zum Treffen kam oder nicht,  ob er hinter dem Rücken der Boischofskonferenz an einem Alternativvorsychlag gearbeitet hat oder nicht. 
Offensichtlich ist, daß er wußte, daß der Hl Stuhl überrascht war und bei diesem Thema Zweifel hatte, teilweise weil er Mitglied der Bischofskonferenz ist, die formal die Initiative der Bischöfe bremste.

Gemeinsam mit diesen die Prälaten wurde Fr. Zollner für die Vorbereitungsgruppe ernannt. Er ist Mitglied der Päpstlichen Kommission zum Schutz Minderjähriger und auch Präsident den Zentrums für den Schutz Minderjähriger der Päpstlichen Gregoriana-Universität.

Es ist bemerkenswert, daß das Zentrum für den Schutz Minderjähriger unter Benedikt XVI entstand und Dank der Impulse Benedikts XVI gegen den Mißbrauch Minderjähriger zu kämpfen.

Am Ende werden die, die auf eine Revolution warten, enttäuscht sein. Papst Franziskus´ Reform dreht sich vor allem um Bischöfe und man kann sich des Eindrucks der "Kirche als hierarchische Mutter" nicht entziehen. Kollegialität wird in dem Sinn gelebt, daß Bischöfe aufgefordert werden, kollegial mit dem Papst zusammen arbeitet und das Februar-Treffen ist ein Beispiel dafür.

Aber es ist der Papst, der entscheidet, wie die Kollegialität angewandt wird. So hat z.B. Papst Franziskus seit Jahren kein Konsistorium einberufen, um allgemeine Themen zu diskutieren. Seit 2014 ging es bei den einzigen Konsistorien um die Kreierung neuer Kardinäle."

Quelle:  Monday in the Vatican, A. Gagliarducci 

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