Freitag, 9. November 2018

Roberto De Mattei- über die Berufung des Menschen als Geschöpf Gottes

Roberto De Mattei in Corrispondenza Romana über Berufungen in unserer Zeit.....
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"DIE BERUFUNG IN UNSERER ZEIT"

Jeder Mensch hat seine spezielle Berufung. Das, was Gott von jeder Seele verlangt, stellt ihre Berufung dar, die die spezielle Form ist, in der sie arbeiten und sich nach dem Willen der Vorsehung entwickeln soll. Jeder Mensch hat eine besondere Berufung, weil er von Gott auf unterschiedliche Art gewollt und geliebt ist. Es gibt keine zwei identischen Geschöpfe und es gibt im Lauf der Geschichte keine absolut identischen Berufungen, weil  der Wille Gottes für jedes Geschöpf unterschiedlich ist, 
und weil jedes Geschöpf, das aus dem Nichts in die Welt gekommen ist-unwiederholbar ist.

Pater Faber hat diesem Thema eine seiner spirituellen Konferenzen gewidmet: "Jeder Mensch hat eine besondere Berufung." (Ogni uomo ha una speciale vocazione , Spiritual Conferences, Burn & Oates, London 1906, pp. 375-396).

Jeder Mensch hat eine besondere Berufung, die ihn von jedem anderen Menschen unterscheidet, weil Gott jeden von uns mit einer besonderen Liebe liebt.
Worin besteht diese besondere Liebe Gottes für mich? Gott hat mich zuerst geschaffen und meinem Körper und meiner Seele die Charakteristika und Qualitäten gegeben, die ihm gefielen. Gott hat mich nicht nur geschaffen, sondern hält mich am Leben und unterstützt das Sein, in dem ich lebe.
Wenn Gott auch nur einen einzigen Augenblick aufhören würde, mir das Sein einzugeben, würde ich in jenes Nichts zurückfallen, aus dem er mich gezogen hat. Gott überläßt uns. nachdem er uns geschaffen hat, nicht der Gnade des Zufalls.

Alle Haare auf unserem Kopf sind gezählt (Mt. 19, 30) und nie fällt auch nur eines ohne die Zustimmung des Herrn aus (Lev 21,18). Und wenn die Zahl und das Ausfallen meiner Haare gezählt sind, was wäre nicht gezählt in unserem Leben? 

Gott hat mit einem Wort die Gesetze unserer physischen, moralischen und intellektuellen Entwicklung und die Gesetze unseres übernatürlichen Wachstums vorgegeben. Wie hat er das gemacht? Durch Werkzeuge. Diese Werkzeuge sind die Geschöpfe, denen wir in unserem Leben begegnen. Der Kartäusermönch Dom Pollien lädt uns in seinem berühmten "Gelebtes Christentum" (Edizioni Fiducia, Rom 2017) dazu ein, die Zahl aller Geschöpfe zu berechnen, die zu unserer Existenz beigetragen haben. 


Der physische Einfluß der Zeit, der Jahreszeiten, des Klimas, der moralische Einfluß der Eltern, der Lehrer, der Freunde und der Feinde, denen wir begegnet sind; alle Bücher, die wir gelesen haben, die Worte, die wir gehört haben, die Dinge die wir gesehen haben, die Situationen in denen wir uns befunden haben- nichts verdankt sich dem Zufall, weil es keinen Zufall gibt, weil alles eine Bedeutung hat.

Diese Einflüsse, diese Bewegungen sind die Arbeit, die Gott an uns verrichtet. Alle diese Geschöpfe- erklärt Dom Pollien, werden von Gott in Bewegung gesetzt und tun mit uns nur das, was ER will, das sie tun sollen. Alles passiert zu einem vorgegebenen Zeitpunkt, handelt punktgenau, und tut die nötigen Schritte, um den physischen, moralischen oder intellektuellen Einfluss auf uns zu erzeugen.




Dieser Einfluss ist die gegenwärtige Gnade. Die gegenwärtige Gnade ist diese übernatürliche Handlung, die Gott jeden Augenblick an uns vornimmt- durch die Geschöpfe. Die Geschöpfe sind das Instrument Gottes mit dem einzigen Ziel, das die Formung Heiliger ist. Alles das passiert, alles das trägt -wie der Hl. Paulus sagt- ohne Ausnahme zum selben Werk bei und dieses Werk ist das Wohl derer, die der Wille Gottes zur Heiligkeit ruft. (Rom8, 28) 

Nichts versagt zu diesem Zweck, alles läuft auf dieses Ergebnis hinaus. Die gegenwärtige Gnade ist überall und verbindet das Natürliche mit dem Übernatürlichen. Und Gott paßt die Qualität seiner Gnade an die Bedürfnisse unseres Lebens an-nach den Entwürfen seiner Barmherzigkeit uns gegenüber und dem entsprechend dem Verhältnis, das wir zu seinem Handeln haben. 

Wie kann man dieser ununterbrochenen Gnadenwirkung auf unsere Seele entsprechen? Ein Ordensmann, der ganz in der Nähe des hl. Johannes Bosco lebte, wurde gefragt, ob Don Bosco inmitten seiner unzähligen Werke zu seinem manchmal turbulenten Leben nie besorgt war. Die Ordensleute antworteten folgendermaßen: «Don Bosco dachte nie eine Minute vorher darüber nach, was er eine Minute später tun würde». Don Bosco, der das Wirken der Gnade verstanden hat, hat im augenblicklichen Moment immer versucht, Gottes Willen zu tun. Auf diesem Weg erkannte er seine Berufung. 

In Rom, neben dem Hauptbahnhof, befindet sich die Basilika des Hl. Herzens, die Don Bosco kurz vor seinem Tod unter riesigen Opfern errichtete. Die Basilika wurde am 14. Mai 1887 vom Kardinalvikar in Anwesenheit zahlreicher ziviler und religiöser Autoritäten feierlich geweiht.

Am 16. Mai 1887 hat Don Bosco  persönlich die Messe am Maria-Ausiliatrice-Altar zelebriert, es war seine einzige Messe in der Kirche des Hl. Herzens und- daran erinnert ein Stein, der zum 100. Jahrestag des Hl. Herzens angebracht wurde- wurde dabei fünfzehnmal von den Schluchzern des alten Priesters unterbrochen, der die Bedeutung seins "9-Jahrestraums" verstandsn . Gott zeigte ihm das weite Panorama seines Lebens und offenbarte ihm, wie es seit seiner Kindheit von Gott vorbereitet und geleitet wurde, um seine irdische Mission zu erfüllen.

Jede Seele hat ihre Berufung, weil sie eine bestimmte Funktion im Körper der Kirche hat. Jener, der zur Ehe berufen ist, hat diese Berufung nicht für sich sondern für die Kirche. Derjenige, der eine religöse Berufung hat, hat sie nicht für sich sondern für  die  Kirche.

Es gibt Berufungen für Einzelne, es gibt die Berufungen der Familien, die nicht die natürliche ist,  aber es gibt auch geistige Familien mit ihren Charismen; es gibt eine Berufung von Völkern, von denen Professor Plinio Correa de Oliviera so viel gesprochen hat. Jede Nation hat eine spezifische Berufung, die die Vorsehung ihr in der Geschichte zuteilt. 


Aber wir werden nicht nur in eine Familie und ein Volk hineingeboren. 

Wir leben in einer historischen Epoche. Und deshalb ist auch Geschichte eine Kreatur Gottes, von jeder Geschichtsepoche verlangt Gott etwas anderes. Jede historische Epoche hat ihre Berufung. Die Berufung in den ersten Jahrhunderten der Kirche war die Bereitschaft zum Martyrium. Es gibt eine Berufung des 21. Jahrhunderts, finden wir in ihr unsere einzelne Berufung? 


Die Berufung unserer Epoche - ist jene, die mit dem Wunsch übereinstimmt, den die Madonna selbst uns in Fatima gezeigt hat: Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphierten.

Und die Berufung derer, die in einem Kloster, auf öffentlichen Plätzen, im Gebet, der Buße, den Schriften, dem Wort, den Taten leben,  kämpft für die Verwirklichung dieses Versprechens.

Der Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens ist auch der Triumph der Kirche, weil das Unbefleckte Herz von Maria das Herz der Kirche selbst ist. Der Triumph setzt eine große Schlacht voraus, die ihm vorangeht. 


Und weil dieser Triumph sozial, öffentlich und ernst sein wird, wird auch dieser Kampf sozial, öffentlich und ernst sein. Heilig zu sein, bedeutet heute, diesen Kampf zu kämpfen, der zuerst mit dem Schwert der Wahrheit geführt wird, Nur auf der Wahrheit kann man das Leben von Menschen und Völkern aufbauen- und ohne die Wahrheit zerfällt eine Gesellschaft und stirbt.



Heute muß die christliche Gesellschaft erneuert werden und um sie zu erneuern, ist die erste Notwendigkeit, die sich aufdrängt, die  Wahrheit zu verkünden und zu leben- mit kämpferischem Geist. Wenn ein Christ mit Hilfe der Gnade sein Leben den Prinzipien des Evangeliums anpaßt und kämpft, um die Wahrheit zu verteidigen, kann er durch kein Hindernis aufgehalten werden.   

In seiner Rede vom 21. Januar 1945 in der Marianischen Kongregation von Rom bekräftigte Pius XII : "Die gegenwärtige Zeit erfordert Katholiken, die keine Angst haben, für die es selbstverständlich ist, ihren Glauben offen in Worten und Taten zu bekennen, wann immer das Gesetz Gottes und das Christliche Ehrgefühl es erfordern. Echte Männer, integre Männer, fest und unerschrocken! Diejenigen, die nicht zu diesen gehören, werden heute von der Welt selbst verworfen, zurückgewiesen und man tritt sie mit Füßen."

Gott und die Kirche, schreibt Dom Pollien, rufen nach Verteidigern, aber nach wirklichen Verteidigern, nach solchen, die niemals einen Schritt zurückweichen, nach solchen, die der Aufgabe treu sin bis in den Tod, nach solchen, die für alle Ernstfälle des Kampfes gerüstet sind, um mit allem Heldenmut den Kampf zu führen. (S. 162)."

Die Jugendlichen des 21. Jahrhunderts können von Einladungen zu Kompromissen mit der Welt nicht angezogen werden, sie wollen von der Kirche den Aufruf zum Heldentum. Im Mittelalter- nahmen am  Bau einer Kathedrale Architekten, Maurer, Schmiede, Schreiner, Bischöfe, Fürsten, bekannte und unbekannt Personen teil, vereint durch das gleiche Verlangen Gott durch die Steine, die zum Himmel erhoben wurden, die Ehre zu geben.

Auch wir nehmen an einem großen Projekt teil. Jeder von uns ist gerufen, auf den Ruinen der modernen Welt die riesige Kathedrale zu bauen, die dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht ist, die nichts anderes ist, als ihre Herrschaft über die Seelen und die Gesellschaft. Unsere Herzen sind sie Steine und unsere Stimme verkündet der Welt , daß ein Traum Wirklichkeit wird.-
(R.De Mattei )










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