Freitag, 16. November 2018

Sandro Magister : Ist der Papst ein absoluter, pontifikaler Monarch?

Sandro Magister analysiert und kommentiert bei Settimo Cielo die Worte und Taten von Papst Franziskus in der China-Politik des Vaticans und im Umgang mit der US-amerikanischen Bischofskonferenz bzgl. des Mißbrauchsskandals und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
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"DIE SYNODALITÄT GEHT IN RAUCH AUF. ÜBUNGEN IN PONTIFIKALER MONARCHIE IN DEN USA UND CHINA."

"Alles andere als eine synodale Kirche. Nachdem "Synodalität" herausragende Frucht der letzten Bischofssynode im Oktober angepriesen und nachdem den Bischofskonferenzen seit 2013 mehr Autonomie und Macht versprochen wurde, einschließlich einiger "authentischer doktrinaler Autorität!" hat Papst Franziskus die Agenda der Vollversammlung einer der größten Episkopate der Welt- den der USA- der seit vergangenen Montag, 12. November in Baltimore versammelt ist, zerstückelt.

Und zur gleichen Zeit hat er -in China- jene Bischöfe sich selbst überlassen, die nicht Teil des geheimen Abkommens sind, das Ende September zwischen dem Hl. Stuhl und der Regierung in Peking unterzeichnet wurde- also die cirka 30 Bischöfe die "Untergrundbischöfe" oder geheime Bischöfe genannt werden und dem Despotismus des Regimes über die Kirche unerschrocken widerstehen.

Im Vatican leugnen sie, daß das die Absicht des Papstes ist. Aber daß die chinesischen Untergrundbischöfe fühlen, daß er sie verlassen hat, ist eine reale Tatsache, die Kardinal Zen Ze-Kiun sich in einem leidenschaftlichen Brief-Appell auszudrücken bemühte, den er Franziskus an einem Morgen des beginnenden Novembers persönlich übergeben hat.


De facto hat Franziskus die US-amerikanischen Bischöfe behandelt wie ein absoluter Monarch. Samstag, 10. November, hat er in Rom Kardinal Ouellet, den Präfekten der Bischofskongregation in Audienz empfangen und den Nuntius in den USA, Christophe Pierre, und den Ersteren damit beauftragt, dem Vorsitzenden der amerikanischen Bischofskonferenz, Kardinal Daniel N. DiNardo einen Verbot der Abstimmung über zwei essentielle Punkte der Agenda der Versammlung mitzuteilen, die beide den sexuellen Mißbrauchsskandal betreffen: neue "Verantwortungs-Standards" für die Bischöfe und die Schaffung einer Laien-Körperschaft, die die Anschuldigungen gegen die Bischöfe untersuchen soll.

In seiner bedrückten Ankündigung des doppelten Verbots hat Kardinal DiNardo erklärt, daß Franziskus die amerikanischen Bischöfe auffordert, nicht über da hinauszugehen, was das Kanonische Recht in dieser Sache bereits vorschreibt und daß sie darüber hinaus nicht dem vorgreifen, was in Rom von allen Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der Welt entschieden werden wird, die vom Papst für den 21. - 24. Februar einberufen wurden.

Franziskus´ Diktat hat in den USA starke negative Reaktionen hervorgerufen, sogar bei denen, die versuchten, Gründe dafür zu finden.

Im Fall der chinesischen Bischöfe dagegen, ist das Resultat das  atemberaubende Schweigen von Seiten der obersten Autoritäten der Kirche, das ihren "Kreuzweg" begleitet. Ein Schweigen, das nicht nur öffentlich ist, das aus Vorsichtsgründen geboten sein könnte, sondern auch ohne jede Gemeinschaftsaktion oder Unterstützung von privater Seite. Darüber hinaus begleitet durch ein nicht minder ohrenbetäubendes Schweigen vieler Katholischer Medien, besonders derer die dem Papst am nächsten stehen.

Das wird von Pater Bernardo Cervellera vom Päpstlichen Institut für Auswärtige Missionen, Direktor der Agentur "Asia News" im hier wiedergegebenen Leitartikel bemängelt , der sich auf eine weitere Festnahme der letzten Tage bezieht, die Festnahme des Bischofs, der sich am heroischsten weigerte, sich dem chinesischen, kommunistischen Regime zu unterwerfen.

Schande wegen des von der Polizei entführten Bischofs Msgr. Shao Zhumin
Wir hatten sie erwartet. Die Nachricht von der zigsten Verhaftung - der fünften in zwei Jahren- von Msgr. Shao Zhumin, Bischof von Wenzhou, ist schweigend vorbei gegangen. Mit Ausnahme einiger Spanischer und Englischen Medien und einigen seltenen italienischen Websites außer Asia-News, scheint das Verschleppen eines in China als mutig und ehrenwert bekannten Mannes, um ihn wie in den Tagen der Kulturrevolution- zig Tagen von Indoktrinierung zu unterwerfen- keine Nachricht wert oder zu sein, oder eher ein Ärgernis, das man verschweigen sollte.

Ich frage mich, was passieren würde, wenn ein guter italienischer Bischof, z.B. der freundliche Msgr. Matteo Zuppi von Bologna, von einer Gruppe Islamistischer Fundamentalisten entführt würde, um ihn zu indoktrinieren und zum Muslim zu machen- natürlich ohne, daß ihm auch nur ein Haar gekrümmt würde, wie m Fall von Msgr. Shao.
Ich stelle mir vor, das würde weltweite Schlagzeilen machen. Im Fall des Bischofs von Wenzhou geht es nicht um islamistische Fundamentalisten,sondern um "Unabhängigkeits-Fundamentalisten, die den Bischof überzeugen wollen, daß die Mitgliedschaft in der Patriotischen Vereinigung, die eine vom Hl. Stuhl "unabhängige" Kirche bauen will, gut für ihn, für die Kirche und für die Welt ist.

Vom lehramtlichen Gesichtspunkt aus, ist das, was Benedikt XVI im Brief an die Chinesischen Katholken sagte, immer noch wahr: "der Status der Patriotischen Vereinigung ist "mit der Katholischen Lehre unverträglich". Und Papst Franziskus hat in der Vergangenheit mehrmals festgestellt, daß der Brief Benedikts XVI "immer noch gilt".

So begrenzt die Mitgliedschaft  in der Patriotischen Vereinigung das Leben eines Bischofs: 24 Stunden Überwachung am Tag, Überprüfungen, Pflicht zur Erlaubnis zu pastoralen Besuchen und zum Treffen mit Gästen, die Pflicht über Wochen und Monate an Indoktrinierungskongressen über die Güte der Pekinger Religionspolitik teilzunehmen.

Ich glaube, daß das Schweigen der Medien-  besonders der Katholischen Medien- vor allem der Scham entstammt. Vor einigen Monaten, am 22. September, war ihr Beifall für die Übereinkunft zwischen China und dem Hl. Stuhl so groß, daß er den Eindruck machte, daß von jetzt an alles galtt gehen würde. Statt dessen ist die Tatsache, daß das Problem der Verfolgung in der Kirche in China weiterbesteht,  ist ein so schwerer Rückschlag, daß- und das ist verständlich- das schwer zuzugeben ist.

Wenn wir dann die geschlossenen und versiegelten Kirchen hinzufügen, die zerstörten Kreuze, die dem Boden gleichgemachten Kuppeln, die zerstörten Altarräume, das von der Polizei verhängte Verbot für unter-18-Jährige Gottesdiensten oder Katechesen beizuwohnen, wenn wir wahrnehmen, daß die Übereinkunft zur Bischofsernennung - wie wir früher sagten- ist gut, weil sie den Aufstieg , schismatischer Bischöfe vermeidet, aber eine Lage unverändert läßt, in der die Patriotische Vereinigung und die Vereinte Front glauben, die wahren Führer der Katholischen Kirche in Chins zu sein (und nicht der Papst). Das wird durch die Lektionen bestätigt, die die beiden Körperschaften in vielen Teilen Chinas erteilen, in denen Priester und Bischöfe sich darauf zurückziehen, daß die Kirche "trotz des chinesisch-vaticanischen Abkommen" fortfahren muß "unabängig" zu sein (vom Papst und vom Hl. Stuhl).

Unglücklicherweise gibt das unveröffentlichte und geheime "provisorische " Übereinkommen China freie Hand zu Interpretationen. Die Vereinte Front und die PA zwingen Priester und Bischöfe dazu, sich der "unabhängigen" Kirche anzuschließen und sagen, daß "der Papst mit uns übereinstimmt", so sehr, daß verschiedene Untergrundkatholiken verbittert vermuten, daß der Vatican sie im Blizzard verlassen hat.

Einige der sogenannten "China-Experten" spielen die Tatsachen der Verfolgung herunter und sagen, die geschehe nur an "wenigen Orten". In Wirklichkeit gibt es Verfolgung in vielen Regionen: Hebei, Henan, Zhejiang, Shanxi, Ghuzou, Innere Mongolei, Xinjiang, Hubei.....Und sicher gibt es noch mehr Orte, die bisher nicht bekannt geworden sind.

Ein anderes Herunterspielen ist es zu sagen, daß diese Dinge in der Peripherie passieren, aber im Zentrum, in Peking, wollen wir wirklich, daß das Abkommen funktioniert. Tatsache bleibt, daß seit dem vergangenen Oktober, nach dem Kongress der Kommunistischen Partei, die Vereinigte Front und die PA unter der direkten Kontrolle der Partei stehen: es ist praktisch unmöglich, daß das Zentrum (Xi Jinping, Generalsekretär der Partei) nicht weiß, was an den Rändern geschieht- mit so eklatanten Fällen, die sogar die internationale Gemeinschaft erschüttern.

Ich glaube, daß zur Scham noch zwei weitere Gründe kommen, die zum Schweigen veranlassen.

Der erste ist eine Art "Papolatrie-Komplex" weil Papst Franziskus ein Unterstützer des Übereinkommens mit China und mutiger Anwalt des Dialogs mit der Chinesischen Kultur ist, scheint es, daß das Beleuchten der Verfolgungen ein Angriff auf den Pontifex ist. Abgesehen von der Tatsache, daß Papst Franziskus immer betont hat, daß er Ehrllichkeit und nicht Anbetung schätzt, hat er immer gesagt, daß Dialog zwischen zwei Identitäten stattfindet, nicht die eigene Identität zum Schweigen zu bringen und wenn deine Identität aus Märtyrern besteht, darf das nicht verborgen werden. ..[…]

Der zweite Grund würde hauptsächlich die sognannten "säkularen" Medien betreffen, wegen eines "Marktolatrie"-Komplexes, die Vergötzung des Chinesischen Marktes. Der schweigt zu Verfolgung und Verhaftungen, weil sie als "unwichtig" betrachet werden, verglichen mit dem Handel zwischen China und den USA und der Zukunft der Supermacht des Reichs der Mitte.
Die Medien und Bücherregale sind voller Artikel und Bücher, die Peking preisen oder es herabsetzen, je nachdem ob man zu China oder zu den USA neigt, In diesem Fall wird die Religionsfreiheit eines Landes nicht als Zeichen seines "Gutseins" verstanden.
Am vergangenen 5. November sagte Papst Franziskus beim Treffen mit dem Weltkongress der Berg-Juden, daß "religiöse Freiheit" das höchste Gut ist, das verteidigt werden muß, ein fundamentales Menschenrecht, ein Bollwerk gegen totalitäre Forderungen."  Deshalb sollten die, die wirklich Freihandel in China wollen zuerst die Religionsfreiheit verteidigen. Große chinesische Unternehmer, die- sogar wenn sie im Ausland handeln und investieren wollen, den Einschränkungen der Zentralregierung gehorchen müssen, wissen etwas darüber. Bischof Shao Zhumin ist deshalb nicht "wichtig" sondern ein Zeichen dafür, wie China sich entwickelt.

Ein letzter Punkt ist es wert, erwähnt zu werden: Msgr. Shao Zhumin ist der Bischof der jetzt vereinigen Kirche, in der es nicht länger die Teilung zwischen offiziellen und -Untergrundkatholiken gibt, genau das, was Papst Franziskus in seiner Botschaft an die Chinesischen Katholiken und die Welt erhoffte, die einige Tage nach der Übereinkunft veröffentlicht wurde.
Dennoch hat die Patriotische Vereinigung in diesen Tagen, abgesehen von der Entführung des Bischofs, "offizielle" Priester daran gehindert, den Gräbern von Untergrund-Priestern und Bischöfen die Ehre zu erweisen. Und das ist ein Zeichen, daß die Teilung in der Chinesischen Kirche nicht zuerst von Katholiken bezweckt wurde sondern von der Partei.
Diese Politik- die 60 Jahre andauerte- scheint für die Evangelisierung Chinas nicht günstig zu sein, aber sie ist- wie so oft von eben der Patriotischen Vereinigung erwähnt- ein Schritt vorwärts zur Unterdrückung aller Christen.

Quelle: Settimo Cielo, S.Magister
 


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