Marco Tosatti kommentiert bei La Nuova Bussola Quotidiana die Reaktion des Vaticans auf die seit dem vergangenen August im Raum stehenden Vorwürfe von Ex-Nuntius Viganò, deren Folge das gerade zu Ende gegangene Gipfeltreffen war.
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"DIE RACHE VON MSGR. VIGANÒ"
Auch wenn alle Grenzen des Gipfeltreffens bereits aufgezeigt wurden, muß allgemein anerkannt werden, was sich nach dem Memorandum von Msgr. Carlo Maria Viganò im vergangenen August abgespielt hat, das die Gruppe derer, die die Kirche leiten, zwang, eine Medienantwort auf die Herausforderung durch den Ex-Nuntius in den USA zu geben.
In seinem Exil könnte und sollte Erzbischof Carlo Maria Viganò zufrieden sein. Sein mutige Zeugnis vom vergangenen August- nie von einer der betroffenen Personen- angefangen mit dem amtierenden Pontifex- dementiert- hat die Kirchenleitung dazu gezwungen, ein Gipfeltreffen aller Bischofskonferenzen einzuberufen. Heute untersuchen wir nicht die Details dieses Treffens -auch wenn einige Bemerkungen zu machen wären.
Aber man kann nicht umhin, festzustellen, daß ohne das dramatische Memorandum über seine persönlichen Erfahrungen als Staatssekretär und als Nuntius in den USA bzgl. des Vermögens und der Vertuschung durch einen mißbrauchenden Kardinal und dessen Verbindungen nicht nur vor Ort sondern auch in Rom - sich die Machtgruppe, die die Kirche leitet, sich nicht verpflichtet gefühlt, eine Medienantwort und Bilder zu erfinden, um die substantielle Sprachlosigkeit angesichts der Krise zu überwinden.
Als vor mehr als einem Jahr die chilenische Krise explodierte- mit dem Skandal der Antworten von Papst Bergoglio während des Fluges-indem er die Opfer kritisierte, wurde die Affäre allgemein als eine Frage des örtlichen Episkopates behandelt. Auf die gleiche Weise hat das Schweigen fast sofort den Skandal von Teguicalpa bedeckt, wo Weihbischof Pineda, rechte Hand der rechten Hand des Pontifex, Kardinal Maradiagas- gezwungen wurde, wegen der öffentlichen Beschuldigung durch Dutzende von belästigten Seminaristen, zurückzutreten. Und auch der Bericht der Grand Jury von Pennsylvania -mit dem desolaten Bild von Skandalen und Vertuschungen, die den Erzbischof von Washington, Kardinal Wuerl, betrafen, wurde zu einem amerikanischen Problem herabgestuft.
Aber Viganòs Zeugnis hat alles Herunterspielen beendet und eine Antwort zwingend gemacht.
Nicht die wünschenswerte sondern die offensichtliche unmögliche auf die direkten Vorwürfe.
Aber eine Antwort, die ausreichte, um vor den Augen des Öffentlichkeit als Chor-und Theatermoment zur Schau gestellt zu werden.
Die Ironie bei der Sache ist, daß Msgr. Viganò - offensichtlich beim Treffen der Bischöfe abwesend- stiller Komparse bei diesem Spektakel- ist hier und da in den Presseberichten über die Demonstration erschienen.
Das geschah, als Kardinal O´Malley - unglaublicherweise von der Organisation ausgeschlossen um Platz für den Manipulator Cupich zu machen, für eine Pressekonerenz herausgefischt wurde (Scham? Reue? Opportunismus?), bei der er das Motto von Johannes Paul II wiederholte: "sie Leute sollten wissen, daß es im Priestertum und im Geweihten Leben keinen Platz für die gibt, die den Jungen weh tun." Und er hat verlangt, daß die Geschichte von McCarrick nicht mit den Enthauptung enden solle sondern daß die Komplizenschaft und die Freundschaften ans Licht kommen sollten. Genau das, was Msgr. Viganò mit seinem Zeugnis erreichen wollte.
Dann war unerwarteterweise Kardinal Reinhard Marx an der Reihe, einer der starken Männer in Bergoglios Truppe, der indirekt den Ex-Nuntius in den USa von einem der Fehler , die ihm zugesprochen und vorgeworfen wurden, freigesprochen hat. Ich beziehe mich darauf, daß er gefordert hat, die "Definition und Grenzen des Papstgeheimnisses" zu ändern.
"Die sozialen Veränderungen in unserer Zeit" sagte Marx "zeichnen sich immer mehr durch eine Veränderung in den Modellen der Kommunikation aus. In der Ära der sozialen Medien, in der es uns allen möglich ist dast augenblicklich einen Kontakt herzustellen und via Facebook, Twitter etc Informationen auszutauschen, ist es nötig Vertraulichkeit und Geheimnis neu zu definieren und sie vom Datenschutz zu unterscheiden. Wenn uns das nicht gelingt, verpassen wir die Gelegenheit, ein Niveau der Selbstbestimmung bzgl. der Information aufrecht zu erhalten oder setzen uns dem Verdacht und der Denunziation aus." Hat also Msgr. Viganò das Richtige getan?
Und schließlich war da die Rede von Valentina Alazraki, Fernsehkorrespondentin von Televisa (Mexiko) und "historische" Vaticanspezialistin. Sie hat vom Schweigen gesprochen: "Das Risiko für diese Art des Verhaltens ist sehr hoch- und der Preis dafür noch viel höher. Das Schweigen verursacht das Gefühl, daß die Vorwürfe vollkommen falsch sein könnten oder im besten Fall halb wahr, wenn man aber mit Schweigen antwortet, denken alle, daß deise Vorwürfe wahr sind. Und wenn sie nicht antworten, denken wir, daß sie Angst haben zu antworten, weil sie fürchten, unmittelbar danach widerlegt zu werden.
Sie hat sicher im Allgemeinen gesprochen. Aber auf der Kirche lastet seit dem 26. August ein Schweigen und das ist das Schweigen der Pontifex, der nie gesagt hat, ob es wahr ist, daß Msgr. Viganò ihm am 23. Juni 2013 erklärt hat, was McCarrick getan und wie ihn Benedikt XVI bestraft hat. Und er hat nie gesagt, warum -wenn es wahr ist, daß er informiert war, er McCarrick in den USA und außerhalb benutzt hat, bis die Situation durch die Beschuldigung eines Minderjährigen 2018 unbeherrschbar wurde.
Deshalb kann man in diesen Tagen wirklich sagen, daß sie den Ex-Nuntius für das Erlittene gerächt haben. Auch wenn einige Widersprüche ans Paradoxe rühren. Opfer des Mißbrauchs in der Kirche sind zu über 80% junge Männer zwischen 14 und 18 Jahren - also postpubertär, die von anderen Männern belästigt werden. Aber das Wort "Homosexualität" ist nie ausgesprochen worden.
Es braucht Genie oder eine außergewöhnliche Unverschämtheit, einen Weltkongress über Kaffee einzuberufen, ohne Koffein jemals zu erwähnen.
Hut ab vor solchen Meistern!
Quelle: LNBQ. M. Tosatti
Quelle: LNBQ. M. Tosatti
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