Montag, 27. Mai 2019

Italien: neue Katholische Partei oder Synode?

In seiner heutigen, montäglichen Kolumne bei "Monday in the Vatican" setzt sich A. Gagliarducci mit Möglichkeit, Wahrscheinlichkeit und Zielen einer von Pater A. Spadaro zum Thema gemachten Synode für die Italienische Kirche auseinander.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PAPST FRANZISKUS, EINE SYNODE FÜR DIE KIRCHE IN ITALIEN?"
"Papst Franziskus hat die Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz mit einer harschen Rede eröffnet. Darin beklagte er sich über die italienischen Bischöfe, weil sie seinen Richtlinien, die in der  Florentiner Pastoral-Konvention von 2015 enthalten sind, nicht gefolgt sind und sie die neue Prozedur zur Annullierung der Ehe schlecht umsetzen. Vor allem jedoch hat Papst Franziskus eine Art grünes Licht für die Möglichkeit gegeben, eine Synode für die Italienische Kirche  einzuberufen. "Ich habe einige Gerüchte darüber gehört....Gerüchte haben auch Santa Marta erreicht.." sagte Papst Franziskus.

Pater Antonio Spadaro, Herausgeber des jesuiten-geleiteten Magazins "La Civiltà Cattolica", der dem Papst sehr nahe steht, hat vor kurzem den Vorschlag einer Synode für Italien gemacht.

Laut Pater Spadaro sollte eine Synode für die Kirche in Italien auf die Katholiken achten. die sich politischen und sozialen Themen widmen. Sie sind -laut der Schlagzeile einer Sonderausgabe der Civiltà  Cattolica zu den Europawahlen die "Christen. die Italien ausmachen"

Pater Spadaros Ausgangspunkt war dabei Fr. Luigi Sturzo, ein italienischer Priester, Gründer der Volkspartei,  der das Land verlassen mußte, weil er sich dem Faschismus widersetzte. 1919 richtete Fr. Sturzo einen Appell an "alle freien und starken Männer". Über Fr. Sturzos Manifest nachsinnend fragte Fr. Spadaro ob nicht "die Zeit für eine Synode für die Italienische Kirche gekommen sei".

Pater Spadaros Artikel veranlaßte den "Osservatore Romano", die Zeitung des Vaticans, dazu, Bischof Domenico Pompili von Rieti nach einer Synode zu fragen. Der von Papst Franziskus hoch geachtete Bischof Pompili, der lange Zeit Untersekretär der Italienischen Bischofskonferenz und Direktor des Nationalen Büros für Soziale Kommunikation war, sagte, daß die Synode eine "wohltuende Wirkung" haben würde und erinnerte daran, daß Papst Franziskus 2015 in Florenz gefordert hatte, einem "immer synodaleren Stil" zu folgen, damit "die Hirten und das Volk fähig werden, Veränderungen zu verstehen und nicht zu erleiden."





Bischof Pompili ging weiter. Er zielt auf eine Versöhnung zwischen zwei Polen: dem Pol der Ethik für das Leben und dem Pol für Sozialethik. "Die Verteidigung des Embryos und die Verteidigung des Migranten"- sagte er- sind zwei Seiten einer Medaille. "Das ist das Prinzip von Papst Franziskus, der auf diese Weise auch die Päpstliche Akademie für des Leben und das Päpstliche Johannes Paul II-Institut für Studien zu Ehe und Familie strukturiert hat."

Der Vorschlag zu einer Italien-Synode war bereits 2015 von Bischof Nunzio Galantino, dem damaligen Vorsitzenden der CEI gemacht worden. Das Projekt wurde nicht umgesetzt.

Das Projekt scheint Papst Franziskus am Herzen zu liegen und hat den Weg gewiesen. In seiner Rede forderte er, daß eine Synode von unten und nicht von oben ausgehen müsse. Vatican News stellte sofort klar, daß Papst Franziskus nicht die Einberufung einer Synode unterstütze. Er habe statt dessen das Thema auf´s Tapet gebracht, ohne irgendeinen Druck auszuüben. 

Die Bischöfe blieben gegenüber dem Thema ein bißchen lauwarm.
Zum Teil weil es ein Vorschlag war, der von außerhalb der Bischofskonferenz kam, als eine Art Einmischung.
Diese Kühle muß unter einem anderen Aspekt gesehen werden.

Viele Jahre lang gab es eine Katholische Partei, die im Parlament die Mehrheit hatte. Seit den 90-er Jahren, mit dem Kollaps der Katholischen Partei, änderte die Katholische Kirche in Italien ihre Strategie: die Katholiken wurden aufgerufen, "Salz der Erde" zu sein- und sich in jeder Partei in der Politik zu engagieren. Diese Strategie wurde von Kardinal Camillo Ruini, der mehr als 10 Jahre als Vikar des Papstes für die Diözese Rom und als Vorsitzender der Italienische Bischofskonferenz diente, sehr gut umgesetzt.

Während der 2000-er Jahre verschwand der Katholische Gesichtspunkt fast aus dem öffentlichen Diskurs. 2009 zog eine von den Salesianern geleitete Schule für Soziallehre viele Leiter Katholischer Bewegungen an. Sie wurden aufgefordert, junge Menschen dazu zu erziehen, einen neuen kulturellen Wechsel  einzuleiten. Die Kampagne wurde sofort Thema medialer Leaks.

Die Schule für Soziallehre zielte nicht darauf ab, eine neue Partei zu gründen. sondern die Politik durch katholische Perspektiven zu erneuern. Viele der beteiligten Leute jedoch wollten eine neue Partei gründen oder zumindest in die Politik gehen, Diejenigen, die eine neue Partei unterstützten, trafen sich in Todi. Das Todi-Meeting stellte mehrere Minister für die von Mario Monti geführte Regierung.  Auf dieser Weise scheiterten sowohl die Idee einer Katholischen Partei als auch einer neuen Katholischen Kultur von unten.

Es mag sein, daß Pater Spadaro und die Jesuiten von Civiltà Cattolica das Thema wieder aufbringen möchten. Die Synode könnte Ausgangspunkt für einen neuen Raum sein, in dem sich Katholiken treffen. Manche denken sogar daran, eine neue Katholische Partei zu gründen.

Wer würde diese neue Partei führen und wie? Die katholischen Laien Italiens haben noch nicht reagiert. Pater Spadaro hat sie herausgefordert: "Wo ist der Platz für Christen in der modernen demokratischen Gesellschaft? Wie können Christen zu einer gesunden Demokratie in Italien beitragen?"

Es gibt auch Meinungen, die dagegen sind. So hat z.B. Erzbischof Corrado Lorefice von Palermo betont, daß eine "schnelle und vereinfachende Meinung zur Notwendigkeit einer politischen Antwort der Katholiken auf die Krise in Italien nicht nur ein Fehler wäre sondern auch als ob man neuen Wein in alte Schläuche gießt."

Es gibt sogar Gerüchte, daß Pater Spadaro zum Erzbischof von Neapel ernannt wird, als Nachfolger von Kardinal Sepe, der bald in den Ruhestand geht. Pater Spadaro wäre dann Teil der CEI und könnte von da aus die Fäden ziehen. 

Diese Themen betreffen lokale und globale Situationen: Italien ist katholisch aus Tradition und im Allgemeinen mit dem Vatican verbunden und oft eine Werkstatt der Universalen Kirche, Eine Synode für die Italienische Kirche könnte den Weg für andere nationale Synoden pflastern. Das ist Teil von Papst Franziskus´ Wahrnehmung der Kirche in einem Zustand permanenter Synode.

Eine andere Möglichkeit ist, daß die Katholiken sich überall um eine gemeinsame Agenda scharen. 

Der Vorschlag für eine Synode kann aber auch als Antwort der Progressiven auf den außerordentlichen Erfolg von Veranstaltungen wie der Marsch für das Leben und der Familientag in Italien betrachtet werden.

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci 

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