Dienstag, 25. Juni 2019

Magister über die Probleme der Kirche bei Lösungen für die Mißbrauchskrise

Sandro Magister kommentiert in Settimo Cielo den aktuellen, wie sich herausgestellt hat, nicht unproblematischen Umgang des Vaticans mit Mißbrauchsfällen
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"VATICAN UND SEXUELLER MISSBRAUCH. ZWEI WIDERSPRÜCHLICHE LÖSUNGEN, BEIDE FALSCH"

Im Umgang mit den Vorfällen sexuellen Missbrauchs, der Priestern zugeschrieben wird- geschieht es manchmal. daß auf verschiedenen Ebenen der Kirche  Fehler in entgegengesetzter Richtung gemacht werden. Entweder durch ein Übermaß an Wohlwollen oder extreme Härte.

Zwei der jüngsten Fälle sind dafür symptomatisch.Einer in Italien und ein anderer in Polen. Beide betreffen auch den Vatican und die Person des Papstes selbst.

Der erste Fall ist das plötzliche Auftauchen der Unterschrift eines Priesters, Giacomo Ruggeri, in der Ausgabe des Osservatore Romano vom 19. Juni, der als Fachmann für die Dynamik der sozialen und digitalen Medien auf dem Gebiet der Anthropologie, Theologie und pastoralen Praxis präsentiert wird.

Sein Beitrag, der erste einer Serie, steht auf Seite 4 der offiziellen Zeitung des Hl. Stuhls, in der Kolumne "Feldlazarett" , in der - indem sie Papst Franziskus zitiert- Geschichten wiedergegeben werden, die "die Wunden lindern und die Herzen der Gläubigen erwärmen."

Eine dieser Wunden ist- soviel ist sicher- der Betreuung von Fr. Ruggeri anvertraut worden, der sie so beschreibt:

"In einer Zeit, die durch einen extremen Körperkult gekennzeichnet ist, der überall demonstriert wird, wo ich -jedesmal wenn ich ein Smartphone in die Hand nehme, nicht Zugang zu einem Objekt habe, sondern in Kontakt zu mir selbst trete -präzedenzlos und nicht ganz freiwillig. Das ist, was ich die "digitale Haut" nenne, die ständig dadurch reproduziert wird, daß ich  meine Person in den sozialen Netzwerken "viral" mache und reichlich mit Fotos, Videos, Posts und alle Followern unterfüttere."

Das ist eine Hinwendung zu sich selbst - wie P. Ruggeri diagnostiziert - die eine echte Pathologie darstellt, eine digitale Bulimie, die nur "zu einem hohen Preis" mit Schweigen geheilt werden kann.






Aber wer ist der Autor dieses Artikels? Giacomo Ruggeri ist ein Priester der Diözese von Pordenone, der für eine Reihe von Jahren, sein Amt in einer anderen Diözese ausübte- Fano- als Gemeindepriester und Sprecher von Bischof Armando Trasarti.

2012 wurde er verhaftet und im folgenden Jahr wegen sexueller Handlungen an einem 13-jährigen Mädchen, begangen an einem öffentlichen Strand- vor Gericht gestellt, Handlungen, die- wie er selber zugab "unpassend" waren- auch wenn sie auf "echter Zuneigung" beruhten. Er wurde zu einer zweieinhalbjährigen Gefängnisstrafe  verurteilt. Seine Strafe wurde bei einer Berufungsverhandlug auf 1 Jahr und 11 Monate und 10 Tage reduziert und als er sie abgesessen hatte, wurde er entlassen.

Der Bischof von Fano entließ ihn aus allen pastoralen Pflichten und in Rom befand ihn die Glaubenskongregation für schuldig, aber ohne ihn a divinis zu suspendieren und ihn in den Laienstand zurück zu  versetzen.

Jetzt ist Fr. Ruggeri zurück in Pordenone, zusammen mit dem Bischof, Giuseppe Pellegrini, mit dem er Jahre zuvor in Rom im Nationalen Dienst für die Jugendpastoral zusammen gearbeitet hatte. Und er hab begonnen, für den Katholischen Verlag "Il Pozzo die Giacobe" zu schreiben, in dem er -worauf der Osservatore Romano, der ihn als seinen neuen Autor vorstellt, hinweist- die Serie "Discerenere hic et nunc" und "Capire il nuovo" herausgibt- die bis jetzt nur drei seiner eigenen Bücher herausgegeben hat, die alle der spirituellen "Differenzierung"  in Krisensituationen gewidmet sind, einschließlich digitaler Pathologien, mit besonderer Aufmerksamkeit für die "Exerzitien des Hl. Ignatius von Loyola", Gründer der Gesellschaft Jesu.

Aber jetzt, wo Fr. Ruggeri auch für den Osservatore Romano schreibt, werden die Befürworter der "Null-Toleranz" Gründe haben, zu protestieren.

Es sei denn, daß seine Anstellung durch die Zeitung des Hl. Stuhls als einer der Wege der "Buße und Heilung für Täter " zu verstehen ist, der von Papst Franziskus in "Punkte der Reflektion" empfohlen wird, die er beim Vatican-Gipfeltreffen über den sexuellen Mißbrauch im vergangenen Februar vorgelegt hat.

Der zweite emblematische- ernstere- Fall hat sich in Polen abgespielt, und hatte eines seiner Schlüsselereignisse am 20. Februar dieses Jahres, gerade vor dem Mißbrauchsgipfel. als Franziskus am Ende der Mittwochs-Generalaudienz zwei Aktivisten der radikalen polnischen Linken empfing, Joanna Scheurin-Wielgus und Agata Didusko-Zygiewska und mit ihnen den Präsidenten einer Hilfsorganisation für die Opfer pädophiler Priester, Marek Lisinksi, dessen Hand der Papst begeistert küßte (s. Foto im Original), nachdem er von ihm ein Dossier über die Komplizenschaft der Bischöfe Polens bei diesen Vergehen überreicht bekommen hatte.

Franziskus war sich allerdings nicht bewußt, was in zwei aufeinander folgenden unabhängigen und "säkularen" Untersuchungen- eine durch den Journalisten Sebastian Karczewski und eine andere durch die liberale Zeitung "Gazeta Wyborcza" unbestreitbar aufgedeckt wurde- namentlich, daß Lisinski, der dem Papst als Opfer pädophiler Priester präsentiert wurde, in Wahrheit eine ganz andere Geschichte verbarg, Er hatte sich von einem Priester, Zdzislaw Witkowski, Geld geliehen und - um die Rückzahlung zu vermeiden.- den Priester beschuldigt, ihn 13 Jahre zuvor mißbraucht zu haben.

Die Einzelheiten dieses Geschehens werden bei ACI Stampa vom 19. Juni in diesem Korrespondentenbericht von Wlodimierz Redzioch aus Warschau detailliert beschrieben.

Polen : Die Kirche mit falschen Beschuldigungen zur Mißbrauchsfrage schlagen 

Es genügt zu sagen, daß Lisinski seine Vorwürfe 2010 an Bischof Piotr Libera der Diözese Plock geschickt hat, in der Fr. Witkowski incardiniert war. Die Anfangsuntersuchungen haben die Unschuld des Priesters gezeigt, aber es wurde eine massive Meinungskampagne gegen ihn ausgelöst, die den Bischof dazu brachte, ihn 2013 für drei Jahre vom priesterlichen Dienst zu suspendieren und ihn nach Rom und die schlimmsten Beschuldigungen gegen Fr. Witkowski an die Glaubenskongregation zu schicken. Mit dem Ergebnis, daß die Kongregation 2017 die Sanktionen gegen ihn bestätigte.

Alles das machte aus Lisinski einen Helden des Kampfes gegen Pädophilie in der Kirche, während er in Wirklichkeit seine Plots zu rein materiellen Vorteilen ausheckte.

"Wären diese Fakten vorher bekannt geworden, hätte es das berühmte Treffen von Lisinski mit Franziskus wahrscheinlich nicht gegeben" schreibt Redzioch in seinem Brief aus Warschau. Und er fügt hinzu:

"Unglücklicherweise haben die journalistischen Recherchen auch einen Schatten auf die Aktivitäten der Kurie von Plock und Bischof Libera geworden, die-unkritisch- die Regel der Null-Toleranz angewandt haben und nichts getan haben, um den Fall wirklich zu verstehen und einen Priester zu verteidigen, der sicher unschuldig war. In diesem Kontext muß man sicher die Entscheidung Liberas sehen, die Leitung der Diözese zu verlassen und sich für sechs Monate -beginnend Anfang Juli-. für eine Zeit der Buße und des Gebets für die Kirche in Polen und seiner Diözese in ein Camaldolenser Kloster zurück zu ziehen. [....] Dem politisch Korrekten nachzugeben, die Erwartungen der Medien durch ein überhastetes Urteil zu erfüllen, kann die Lage nur verschlimmern und die Spirale der Lügen immer nur weiter antreiben."

Quelle: Settimo Cielo . S, Magister 

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