Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo den sehr kritischen Essay, den Fr. Thomas Weinandy, Mitglied der Theologischen Kommission des Sant´Uffizio zur Abu-Dhabi-Erklärung verfaßt hat und der zuerst von Ignatius-Press veröffentlicht wurde.
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"SEIN EKLATANTESTES ZWEIDEUTIGES STATEMENT". EIN THEOLOGE DER GLAUBENSKONGREGATION LÄSST DEN PAPST DURCHFALLEN"
"Niemals wäre dieser Satz unverändert durch die Überprüfung der Glaubenskongregation gekommen, hätte Papst Franziskus ihn dort nur überprüfen lassen. Aber das geschah nicht. Und tatsächlich erscheint seit dem 4. Februar in dem feierlichen Dokument zur menschlichen Brüderlichkeit, das in Abu Dhabi von Franziskus und dem Groß-Imam von Al Azhar, Ahmad Al-Tayyeb gemeinsam unterzeichnet wurde, das folgende Statement:
"Die Vielzahl und die Vielfalt von Religionen, Farben, Geschlechtern, Rassen und Sprachen sind von Gott gewollt in seiner Weisheit, durch die er die Menschen schuf."
Dagegen ist nichts zu sagen, wenn es um Farben, Geschlechter, Rassen und Sprachen geht. Aber daß die Vielfalt der Religionen auch vom Schöpfer geplant ist, ist eine neue und kühne Behauptung für den katholischen Glauben. Weil das ungültig machen würde, was der Apostel Petrus, der erste Papst, predigte, als er nach Pfingsten vom Hl. Geist erfüllt war, - daß in "nichts anderem Erlösung ist-außer in Jesus", wenn man sieht, wie sein Nachfolger alle Religionen auf die gleiche Stufe stellt.
Einen Monat später- bei der Generalaudienz am 3. April- nach der Rückkehr von einer weiteren Reise auf muslimischen Boden, nach Marokko, hat Papst Franziskus versucht, sein Ziel zu justieren: "Wir sollten keine Angst vor dem Unterschied zwischen den Religionen haben, sagte er, "Gott wollte diese Realität zulassen" mit der "voluntas permissiva" von der die scholastischen Theologen gesprochen haben. Wenn überhaupt, sollten wir uns davor fürchten, nicht in Brüderlichkeit zu handeln, um im Leben zusammen zu gehen."
Aber noch einmal - wenn der Text dieser General-Audienz zuerst der Überprüfung durch die Glaubenskongregation. unterzogen worden wäre, wäre auch dieser Ausbesserungsbemühung nicht zugestimmt worden,.
Man kann inzwischen nicht mehr zählen, wie oft Papst Franziskus sich geweigert hat, die Kongregation, deren Aufgabe es ist, die Übereinstimmung mit der Lehre sicherzustellen, um ihre Meinung zu bitten oder diese zu akzeptieren.
Hätte er das getan,wäre Amoris Laetitia, diese Exhortation zu Ehe und Scheidung, auf eine sehr viel weniger unvorsichtige Weise geschrieben worden, ohne diese Dubia hervorzurufen, die von vier Kardinälen unterstützt und öffentlich gemacht wurden- die zu beantworten, Franziskus sich dann weigerte und dieses Schweigen auch für die von Kardinal Gerhard Müller geleitete Kongregation anordnete.
Und jetzt, wo die Neuordnung der vaticanischen Kurie näher rückt, sickerte schon durch, daß die Kongregation, die am schwersten bestraft wird, eben jene Glaubenskongregation ist, deren organisatorische Struktur - die u.a. die Internationale Theologische Kommission - die crème de la crème der Theologen weltweit umfaßt.
Einer der dreißig Theologen, die die Kommission bilden, war jedoch nicht bereit,nachzugeben und zu schweigen. Und er hat am 2. Juli ein ausführliches Protest-Statement gegen das Abu-Dhabi-.Dokument abgegeben, das dem schöpferischen Willen Gottes die Vielfalt der Religionen zuschreibt.
Dieser Theologe ist Thomas G. Weinandy, ein 72 jähriger Franziskaner aus den USA, der den Lesern von Settimo Cielo bereits bekannt ist- durch seinen aus dem Herzen kommenden und zutiefst reflektierten Brief aus dem Jahr 2017 an Papst Franziskus - der ebenfalls unbeantwortet geblieben ist.
"EIn Theologe schreibt an den Papst: In der Kirche ist Chaos Und Sie sind der Grund".
Hier ist ein Link zum vollen Text seines neuen Beitrags, dieses mal in Form eines vollwertigen theologischen Essays, der im Catholic World Report , dem online-Magazin von Ignatius Presse veröffentlicht wurde, dem vom Jesuiten Joseph Fessio, einem langjährigen Schüler Joseph Ratzingers und Mitglied des Schülerkreises gegründeten und geleiteten Verlag.
"Papst Franziskus, die Einzigartigkeit Christi, und der Wille des Vaters"
"Fr. Weinandy nimmt die Schwere der Frage sehr ernst, die er wie folgt einleitet:
"Papst Franziskus ist für mehrdeutige Äußerungen bekannt, aber ich finde die im Abu-Dhabi -Dokument enthaltene am herausragendsten. Ihre Umsetzung entwertet nicht nur die Person Jesu sondern trifft auch- und noch mehr- den ewigen Willen des Vaters ins Herz. Deshalb untergräbt diese gewollte Mehrdeutigkeit das Evangelium selbst.
Eine solche ausdrückliche doktrinale Subversion eines so fundamentalen Glaubens-Mysteriums seitens des Nachfolgers Petri ist für mich und viele in der Kirche- besonders die Laien- nicht nur einfach unentschuldbar, sondern löst auch tiefe Traurigkeit aus, weil sie die höchste Liebe, die Jesus zu recht verdient, gefährdet. "
Zurück im Jahr 2000 hat die Glaubenskongregation, deren Präfekt Ratzinger war, vor der Dringlichkeit die Mißverständnisse und Irrtümer über Jesus -als dem einzigen Erlöser der Welt - gewarnt. Sie hatte das mit der Deklaration "Dominus Iesus" getan, die laut ihrem Autor und mit dem völligen Einverständnis von Papst Johannes Paul II darauf abzielte, genau dieses "unerläßliche Element der Christlichen Lehre" in Hinsicht auf andere Religionen zu bestätigen.
Aber trotzdem- oder vielleicht gerade deswegen- begegnete man Dominus Iesus mit einem Sperrfeuer von Kritik -nicht nur von außen sondern auch aus dem Inneren der Kirche, sogar von bekannten Theologen und Kardinälen -von Walter Kasper bis zu Carlo Maria Martini.
Und diese Kritiken sind genau die, die heute in der Passage des Dokumentes von Abu Dhabi übernommen und verdichtet wurden, der Fr. Weinandy widerspricht.
Aber da ist mehr, Nachdem er sich auf "Dominus Iesus" bezieht und seine Verdienste würdigt, schreibt Fr. Weinandy, daß nicht einmal diese Erklärung in der Lage war, der Frage auf den Grund zu gehen:
"Wegen dieser Unzulänglichkeit fehlt die volle Wahrheit und Schönheit dessen, was Jesus ist und deshalb wird er nicht ganz dafür gewürdigt, daß er der universale Erlöser ist und definitiv der Herr. Ich will in diesem Essay klar machen, was Dominus Iesus fehlt und indem ich das tue, das Abu-Dhabi-Dokument annulliere, das behaupten oder sogar unterstellen könnte, daß Jesus und andere Religionsgründer von gleichem rettenden Wert sind und Gott deshalb alle Religionen so wollte, wie er das Christentum wollte, "
An diesem Punkt bleibt nichts anderes übrig, als den Essay von Fr. Weinandy zu lesen, der wie folgt endet:
"Was ich hier ausgedrückt habe, mag allen gläubigen Christen offensichtlich erscheinen, Dennoch -ist jetzt- wegen der im von Papst Franziskus unterzeichnetem Abu-Dhabi-Dokument enthaltenen Mehrdeutigkeiten, eine starke Bestätigung nötig. Man würde gern denken (und ihm immer das Recht auf Zweifel zugestehen), daß Papst Franziskus unwissentlich und sich der doktrinalen Folgen seiner Unterschrift nicht so bewußt, nicht das beabsichtigte, was das Dokument zu erklären scheint.
"Trotzdem kann sich niemand- nicht einmal ein Pontifex- über den Willen Gottes, über den Willen des Vaters, der Jesus, Seinen Sohn betrifft, hinwegsetzen. Es ist Gott Vater, der ihn hoch gelobt und ihm den Namen gegeben hat, der über allen Namen ist,." Der Vater hat für die Ewigkeit erklärt, daß das der Name Jesus ist, nicht der Name Buddhas, Mohammeds oder der Name irgendeines früheren, gegenwärtigen oder zukünftigen Religionsgründers, vor dem sich "jedes Knie beugen muß, im Himmel, auf der Erde und unter der Erde und daß jede Zunge bezeugen muß, daß Jesus Christus der Herr ist."
Das zu tun, bedeutet nicht einfach nur Jesus zu rühmen, sondern auch die Glorie Gottes des Vaters (Phil. 2: 9-11). In seiner Liebe hat der Vater der Welt Jesus, Seinen Sohn gegeben (Jh. 3:16) und "es ist kein anderer Name unter dem Himmel, der den Menschen gegeben ist, durch den er gerettet werden muß." (Apg. 4:12). In dieser höchsten Wahrheit müssen wir in Dankbarkeit und Lobpreis jubeln."
Quelle: Settimo Cielo, S. Magister, Fr. Weinandy
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