Montag, 22. Juli 2019

Wohin führt die Reform der Vatican-Kommunikation?

In seiner montäglichen Kolumne in "Monday in the Vatican" befaßt sich Andrea Gagliarducci heute mit der Reform der Vatican-Kommunikation und -Medien-.
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"PAPST FRANZISKUS -EIN NEUES MODEL FÜR DIE KOMMUNIKATION DES VATICANS ?"

Die Ernennungen von Matteo Bruni zum Direktor des Pressebüros des Hl. Stuhls und die von Alessandro Gisotti und Sergio Centofanti zu stellvertretenden Chefredakteuren des Dikasteriums für Kommunikation zeigt, wie sich die Kommunikation des Vaticans entwickelt.

In "Pastor Bonus", der Apostolischen Konstitution, die bis jetzt in Kraft ist und die Aufgaben der Kurien-Ämter regelt, war das Pressebüro des Hl. Stuhls direkt mit dem Staatssekretariat verbunden, die neuen Management-Richtlinien kamen alle aus dem Staatssekretariat. Der Direktor des Pressebüros war beauftragt, diese Information zu formulieren und zu kommunizieren. Das Pressebüro des HL. Stuhls war nicht nur ein Pressebüro. Es war auch ein Kommunikationsbüro und Mediator zwischen dem "Palazzo" und den Medien.

Die Rolle des Pressebüros war Teil eines umfassenderen Designs, der Hl. Stuhl hatte eine Reihe unabhängiger Medien, denen einen breiteres Spektrum von Nachrichten aus dem Blickwinkel der Kirche anvertraut war. 

Der Osservatore Romano, die Zeitung des Hl. Stuhls, wurde schließlich gegründet, um den Hl. Stuhl gegen- wie Pius IX es nannte- einen Angriff auf die Wahrheit zu verteidigen- d.h. die Manipulation der Geschichte, die die Versuche der Savoyischen Monarchie begleitete, den Kirchenstaat zu annektieren. 

Radio Vatican wurde vom Erfinder des Radios, Guglielmo Marconi gegründet und sollte als Mittel dienen, die Weltsicht des Papstes und des Hl. Stuhls zu verbreiten.

Beide Mittel waren während des Faschismus in Italien und während des 2. Weltkrieges ausschlaggebend. Der Hl. Stuhl war Dank des Osservatore Romano in der Lage, erhellende und reale Ansichten über den Krieg zu liefern, vorbei an den offiziellen Italienischen Bulletins. Pius XII sandte über Radio Vatican seine Friedensbotschaften, die immer noch ein Licht auf die Herausforderungen der Zeit warfen.

Sowohl Vatican-Radio als auch die Zeitung waren mit dem Hl.Stuhl verbunden und befanden sich auf dem Territoriun des Vaticans. Ebenso das Pressebüro. De Facto war es zu Beginn ein Pressebüro, das an den Osservatore Romano gebunden war, wo Journalisten, die über den Vatican berichteten, Bulletins und Informationen bekommen konnten. 




Das alles änderte paradoxerweise das II. Vaticanische Konzil. Die Medien mischten sich in die Diskussion des Konzils ein und versuchten, einige der Entscheidungen des Konzilsväter anzusprechen und zu steuern. Paul VI verstand die Gefahr und entschied, das Pressebüro nach außerhalb des Vaticans zu verlegen und weitere Filter in die Kommunikation einzubauen, während er Radio und Zeitung die Freiheit ließ, sich auszudrücken.

Nach dem II.Vaticanischen Konzil führte die Einfluss der neuen sozialen Kommunikationsmittel zu einem Amt, das später ein Päpstlicher Rat, eine Art Ministerium in der Kurie, wurde. Der Radionsender begann aus dem Palazzo Pio- außerhalb der Vaticanischen Mauern- zu senden, während sein historisches Gebäude innerhalb der Mauern blieb.

So blieben die Vatican-Medien auf gewissen Weise mit dem kleinen Staatsgebiet verbunden, einem Städtchen, das der Seele des Hl.Stuhls Fleisch gab.

Die Entscheidung, das Pressebüro des Hl, Stuhls mit dem Staatssekretariat zu verbinden entstammt dieser Rationale. Das neue Kommunikationsdikasterium hat aus verschiedenen Gründen alles verändert.

Zuerst sind alle Medienabteilungen des Vaticans zusammen gelegt worden, um ihre Inhalte erkennbar zu koordinieren. Die Inhalte sind auch vereinheitlicht worden. Schritt für Schritt hat die Chefredaktion das Informationsmanagement übernommen. Gestärkt durch die Ernennung von Alessandro Gisotti und Sergio Centofanti zu stellvertetenden Chefredakteuren, wird die Chefredaktion zum Ausgangspunkt der gesamten Kommunikation des Vaticans.

Das Vaticanische Kommunikationsdikasterium wird dann dasjenige sein, das die Informationen managt - während das Staatssekretariat - aus dem die Bulletins und offiziellen Informationen kommen - bei der Kommunikation an Gewicht verliert. Etwas geht auf der journalistischen Seite verloren, während auf Seiten der institutionellen Kommunikation etwas gewonnen wird. 

Symbolisch für diese Veränderungen ist die Entscheidung alle Vatican-Medien nach außerhalb von Vatican-Stadt zu verlegen. Den Anfang machen nächstes Jahr die Büros von Vatican-Radio. Fernsehen und Zeitung werden dann im Palazzo Pio sein, im Hauptquartier von Vatican Radio. Nur die Verwaltung wird innerhalb der Vaticanischen Mauern bleiben.

Fast macht das den Eindruck, daß es um einen Übergang auf eine professionellere, institutionalisierte Kommunikation geht, wenn auch um eine weniger an den Hl. Stuhl gebundene. Schaut man weiter, kann man den Wunsch von Papst Franziskus erkennen, die Peripherie gegenüber dem Zentrum zu bevorzugen. Der Osservatore Romano und die italienische Ausgabe von Vatican News gegen Nachrichten aus der Kirche der Peripherie mehr Raum. Papst Franziskus´ Botschaften zu Ereignissen oder Feiern werden von den Ortskirchen oder den Vaticanmedien veröffentlicht, aber sie erscheinen nicht im offiziellen Bulletin des Pressebüros des Hl. Stuhls.

Die Vatican-Medien-Abteilungen balanzieren diese Verschiebungen dadurch aus, daß sie das Lateinische Profil verstärken. Es gibt jetzt eine wöchentliche Sendung in Latein-die die Geschichte des Hl. Stuhls und ihre Besonderheiten zeigt. 

Das ist wahrscheinlich ein neues Kommunikations-Model für den Hl. Stuhl, das auch aus der Notwendigkeit zur Rationalisierung der Medienabteilung kommt. Dieses Model zeigt jedoch nicht, daß der Hl. Stuhl sich jetzt erst zur Welt hin öffnet: das hat er immer getan. Statt dessen zeigt es eine Aufgabe der Perspektive des Vaticans. Für diese Perspektive gab es viele Existenzgründe. Jetzt besteht die Gefahr, daß sie vernachlässigt wird."

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci 

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