Samstag, 30. Januar 2021

Vom Niederknien....

Marco Tosatti hat bei Stilium Curiae einen Text von Benedetta de Vito über das Knien ivor Gott und in der Kirche veröffentlicht. Hier geht´s zum Original:  klicken

"BENEDETTA DE VITO. NIEDERKNIEN UNTER DEM REGENBOGEN SATANS"

Liebe Stilumcuriale, Benedetta de Vito läßt uns an ihren Gedanken angesichts eines Niederkniens beim Thema Familie teilhaben....gute Lektüre.

§§§

"In einer Ecke, hinter der Tür des Zimmers, das meinen Eltern gehörte, ruht verlassen eine sehr dunkle hölzerne Kniebank, die meiner Großmutter Lisetta gehört haben muss. Weil ich mich an sie erinnere, versteckt unter dem Spitzenschleier, als sie noch in San Giuliano in ihrem alten puderfarbenen Haus wohnte, wie sieh im Gebet auf diesem Ebenholz sammelte.
Meine Mutter, die es geerbt hatte und wenig zum Gebet neigte, stellte es unsichtbar, vernachlässigt und als Stütze für Familienfotos in eine Ecke: da gab es in gutem Zustand Großvater Luciano in Uniform, da war die Großmutter mit ihm als Ehepartner und drumherum ihre Schwägerin und ihren Schwager und einige andere, wie der ebenfalls berühmte Piero Pisenti,  und es gab es auch sie, meine Mutter, wunderschön mit Capri-Flip-Flops und einem gelben Etuikleid, Stil Jackie Kennedy, und uns, ihre Brut, überall.  Der Raum wurde auch von weiteren, verstörenden afrikanischen Statuetten und indischen Idolen bevölkert. Die Kniebank bedeckte sich also mit Büchern, Bestsellern und vielem mehr. Und ich denke, eines noch so weit wie möglich entfernten Tages , werde ich sie erben, als die einzige Erinnerung an das Haus, in dem ich geboren wurde. Wie Oma Lisettas Nähkorb und Tante Beatrices Singer-Nähmaschine meine geworden sind. 

Während ich deshalb davon träume, in meinem Haus, das nicht groß ist, einen Platz für die Gebetsbank  zu finden, fällt mir plötzlich ein, daß ich in der Kirche selten Menschen knien sehe. Oft bleiben sie nach der Eucharistie stehen. Wenige, selten sind dann diejenigen, die in Anbetung vor dem Allerheiligsten knien. Zumindest in meinem Horizont, der nicht klein ist. Und während ich an unsere anderen Schafe denke, die nur ungern vor dem König der Könige die Knie beugen, fällt mir ein, daß ich während des dramatischen Einzelgebetes in St. Peter am Karfreitag von Gips und Pappmaché ungeben war. Ich sah, daß der Heilige Vater, nachdem er die Basilika erreicht hatte das Kruzifix von San Marcello der Nacht und dem Wasser überließ, Nase an Nase mit dem Allerheiligsten Sakrament, darauf starrte und sich dann hinsetzte. Sie sagten mir natürlich, um Himmels willen, er habe Probleme mit seinen Knien und könne nicht knien. Und doch sehe ich ihn auf verschiedenen auf der ganzen Welt verbreiteten Fotos knien, einmal sogar mit der Nase auf dem Boden, im Südsudan, die Füße einer Gruppe von afrikanischen Politikern, zudem muslimischen, küssen. Niemals habe ich ihn- wie sehr ich mein Gehirn auch zermartere, vor dem Hl. Sakrament knien sehen. "

Und wenn der Hl. Vater selten kniet, tröstet mich der Papa emeritus, mein guter Benni, der der Notwendigkeit vor dem lebendigen Gott niederzuknien, berührende, tiefe und sehr schöne Seiten gewidmet hat, die gut erklären, warum das tiefe Gebet (das man nicht sieht) die Geste des Kniens braucht- die man sieht. Wenn der Mensch -mit Körper und Seele- in dieser Geste das Wunder der Kontemplatuion zeigt. Und das ist der tiefere Sinn der Liturgie, die Geste, die zum Wort der Seele wird. Mir, die ich keine Theologin bin und einen kindlichen, instinktiven, natürlichen Glauben lebe, sind aus Florenz die schönen Zeilen vom damaligen Kardinal Joseph Ratzinger zugesandt worden, Zeilen aus dem Band "Einfühfrung in den Geist der Liturgie". Ich habe sie mir ausgedruckt, um sie besser lesen zu können und habe die Teile unterstrichen, die mich ins Herz getroffen haben. Jene, in denen der Papa emeritus erkennt, daß die moderne Zeit sich weigert, sich vor dem Herrn zu verneigen und- zu meiner großen Freude damit schließt- daß es unvermeidbar ist, in der Gegenwart des lebendigen Gottes das Knie zu beugen". Deshalb ist das für mich natürlich! So groß ist seine Glorie, so klein wie Staub bin ich und es gibt nichts, was mich hindert, zu Boden zu sinken. Der Papa emeritus unterstreicht seine Thesen mit Beispielen aus der Schrift und macht klar (das wußte ich schon und es ist eine Bestätigung) daß der Teufel keine Knie hat....dann fügt er kleine, persönliche Pinselstriche hinzu, indem er berichtet, wie er sich von der "betenden Kirche" ermutigt fühlte, als er -ausgestreckt vor dem Altar zum Priester geweiht wurde. Ein Priester von großer Demut. der Papst werden sollte.



Inzwischen schreibe ich und plötzlich entrollen sich andere Erinnerungen in mir, Bilder von vergesssenen Kirchen. Da bin ich in der schönen Kirche Madonna dei Monti (meine Gemeinde) auf der Suche nach der einzigen Kniebank vor der Kapelle, in der Monsignore Guglielmo Giacquinta ruht. Die ganze Kirche wurde abgesperrt und der Aufenthalt ist sozusagen verboten. Man kann nicht in den Bänken sein, man kann die Kniebänke nicht benutzen. Die Plastik-Rückenlehnen der wackeligen Konferenzstühle bereiten auch nur Ärger.. Sie werden an beiden Enden der Reihen platziert. Dort sollten wir sitzen, aber nichts zum Knien. Zweimal habe ich, ein einfaches Gemeindemitglied, an den Vikarbischof von Rom geschrieben und ihn gebeten, die schönen Bänke mit ledergepolsterten Kniebänken, die dort ebenfalls so einladend waren, restaurieren zu lassen, und zweimal habe ich nicht einmal den Hauch einerAntwort erhalten. Sie sagen mir, daß denjenigen, die in anderen Kirchen protestierten, in denen die schönen alten Bänke durch Stühle ersetzt wurden, mit viel Lateiner-Logik erklärt wurde, daß das eine Frage der Praktikabilität sei. Aber als er Eva in Versuchung führte, zeigte der Teufel ihr auch die rosa und rote Seite des Apfels, nicht die, in der der Wurm lebte. 
 
Ergebnis: Ich gehe kaum in meine Gemeinde und jetzt, wo ich darüber nachdenke, nur zu einer Beerdigung oder um auf meinen Knien vor der Kapelle zu beten, in der der ehemalige Pfarrer Monsignore Giacquinta ruht. Ich liebe diese -wenn auch schmalere- Kniebank, weil sie für mich da zu sein scheint und weil sie in ihrer kleinen Größe meiner Mutter ähnelt.

Geduld. Und jetzt bin ich in Santa Maria Maggiore. der Basilika mit dem goldenen Bauch, die ich liebe und in die ich fliehe, wenn es der Seele schwerfällt, zu glauben, wenn ich mein in dieser Welt verlassenes Rom sehe, das im Gegenteil unter dem Regenboren Satans leidet. Gut- auch in Santa Maria Maggiore sind Kniebänke selten. Die dortigen weinfarbigen Sitze wurden durch kleine, niedrige Bänke ohne Rückenlehne ersetzt, die große Rückenschmerzen verursachen. Zum Knien gibt es nur den kalten aber bewunderungswürdigen Kosmaten-Marmor,  den ich tatsächlich benutze. Also gut, hören Sie weg- und um mich zu erholen, gehe ich in die unglaubliche Kapelle der Salus Populi Romani, wo der Papst ruht, den ich liebe, Pius XII und wo von oben die- vom Hl. Lukas gemalte- Madonnina der Salus Populi Romani mich zu begrüßen scheint, da wo ich endlich eine Bank für meine müden Knie finden kann. Und während ich Auge in Auge auf die wertwolle Ikone unserer Mutter im Himmel schaue, erinnere ich mich, daß Benedikt XVI gerade über den Evangelisten Lukas, Schutzpatron der Maler sagte, "daß besonders der Theologe auf Knien beten muß". Der Grund ist einfach: Jesus- schrieb der Hl. Lukas- hat kniend gebetet." 

Quelle:  B.d.Vito, Stilum Curiae  

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