In seiner heutigen Kolumne kommentiert A.Gagliarducci in "Monday in the Vatican" die weiterhin aktuelle Frage nach einem "Gegenpapst".
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"PAPST FRANZISKUS: WARUM SPRECHEN IMMER NOCH EINIGE VON GEGEN-PÄPSTEN?"
Nach dem Rücktritt von Benedikt XVI vom Pontifikat und der Wahl von Papst Franziskus hat es viele Spekulationen über die Gültigkeit des Amtsverzichts des nunmehr Papa emeritus gegeben. Und sogar in den letzten Monaten hat die Möglichkeit, daß Papst Franziskus ein Gegenpapst ist, es bis in die Italienischen Zeitungen gebracht.
Zusammengefaßt ist das die Theorie- wie Andrea Cionci erklärt: Benedikt XVI -unter dem Druck durch Globalisierer und Freimaurer hat seinen Rücktritt erdacht, um die Feinde der Kirche bloßzustellen. Papst Franziskus, der in einem ungültigen Wahlgang gewählt werden würde (und in der Tat wurde berichtet, daß der Wahlgang schnell wiederholt wurde, nachdem eine überzählige Stimme gefunden worden war) und deshalb ein Gegen-Papst wäre.
Benedikt XVI soll verschiedene Hinweise darauf gegeben haben. Zuerst gibt es in der Erklärung, in der er seinen Verzicht auf das Pontifikat verkündete, diverse Fehler, die sofort von den Latinisten bemerkt wurden- Er trägt weiterhin die weiße Soutane - wenn auch ohne die Symbole des ministerium (päpstlichen Amtes) wohl aber mit denen des munus (die Rolle). Er spricht weiterhin zur Öffentlichkeit, auch wenn seine Wort nicht heftig oder antipäpstlich sind und keineswegs bezwecken, ein Gegen-Narrativ ui schaffen. Mehrmals hat Benedikt XVI gesagt, daß es "nur einen Papst gibt" jedoch ohne je Papst Frsanziskus zu erwähnen.
Es soll auch externe Hinweise geben: Kardinal Danneels Äußerungen über die St. Gallen-Mafia und den Plan, Benedikt XVI zu stürzen; das Buch von Austen Ivereigh, Biograph des Papstes, das ausdrücklich von einem Bergoglio-Team spricht, das darauf abzielte, die Wahl des Erzbischofs von Buenos Aires vorzubereiten und die Worte von Erzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär von Benedikt XVI.
Gänswein betonte zunächst während einer Buch-Präsentation. daß es nach der Wahl von Benedikt XVI eine Passage in "Salz der Erde" gab, die gegen die sog. St. Gallen-Mafia gerichtet war. Es gab zwei Gruppen von Kardinälen - die unterschiedliche Positionen und Meinungen über das Papsttum hatten. Am Ende wurde Papst Benedikt XVI nach nur 4 Wahlgängen gewählt- nach einem dramatischen Kampf zwischen der sog. Salz-der-Erde-Partei um die Kardinäle Lopez Trujillo, Ruini, Hernanz, Rouco Valera and Medina (hier hat der Autor Kardinal Meisner vergessen, der nach eigener Aussage "den Kamof seines Lebens kämpfte") und der sog. St. Gallen-Gruppe um die Kardinäle Danneels, Martini, Silvestrini und Murphy O´Connor- eine Gruppe die Kardinal Danneels selbst vor kurzem als eine Art Mafia-Club beschrieben hat."Dann, bei einer anderen Gelegenheit unterstrich Erzbischof Gänswein, daß man jetzt- nach der Entscheidung von Benedikt XVI, zurückzutreten- von einem aktiven Papsttum (dem von Papst Franziskus) und einem kontemplativen Papsttum (dem von Benedikt XVI) sprechen könne.
Über die Verschwörungstheorien hinaus fragt man sich, warum Ideen über die Legitimität des Pontifikates von Papst Franziskus sich immer mehr verbreiten. Die Verschwörungstheorien kamen nicht sofort auf, sondern entwickelten sich mit der Zeit. Es kann sein, daß das einer anfänglichen Ablenkung zu verdanken ist. Wahrscheinlich nicht. Im Grunde wurden sofort Zweifel an Benedikts XVI Latein in der Erklärung laut.
Die Wahrheit ist, daß das Pontifikat von Papst Franziskus ein ziemlich spaltendes ist. Der Papst weiß, wie man sich sehr gut auf die vorletzten Dinge konzentrieren kann und er bekommt die Sympathie dieser Kreise, von denen man sagt. daß sie hinter dem Druck auf Benedikt XVI zurückzutreten,standen.
Das Problem ist, daß Papst Franziskus nicht oft über die letzten Dinge spricht.Er spricht oft über Migranten, die Armen, die an den Rand Gedrängten. Selten spricht er mit mystischer Tiefe über das Evangelium. Papst Franziskus´ Glaube ist ein populärer Glaube, der nicht von der Lehre getragen ist und der der Lehre nur geringe Bedeutung beimißt. Dahinter steht ein starke Katholische Tradition. Aber es bleibt de facto eine Tradition an der Basis, die nicht genügt, um die Persönlichkeit des Papstes selbst zu beeinflussen. Der Papst ist für Volksfrömmigkeit und die sogenannte Volkstheologie. Die Lehre kommt später.
Jene, die in der Kirche andere Antworten suchen und sie in den vorhergehenden Pontifikaten hatten, hängen an der Hoffnung eines Gegenpapstes. Sie haben das Recht, das zu tun, weil nichts getan wurde, um dies Frage zu klären.
Papst Franziskus hat jedoch weder eine Synode zu diesem Thema einberufen, noch wollte er die Rolle eines Papa emeritus rechtlich definieren. Man könnte argumentieren,daß Benedikt XVI das auch nicht getan habe. Benedikt XVI wollte aber seinem Nachfolger nicht die Hände binden. er hat den Präzedenzfall geschaffen, wollte den Präzedenzfall aber nicht selbst definieren. In seiner letzten Rede als Papst vor den Kardinälen, hat er seinem Nachfolger Gehorsam und Ehrerbeitung versprochen.
Papst Franziskus wollte, daß Benedikt XVI eine öffentliche Rolle spielen sollte. Das sagte er 2014 in einem Interview mit dem Corriere della Sera und hat seither auch mmer seine Entschlossenheit demonstriert, Benedikt XVI so sichtbar wie möglich zu machen. Seinerseits hat der Papa emeritus immer nur auf Zehenspitzen interveniert, wenn er dazu gedrängt wurde, ohne jemals Probleme innerhalb der Kirche zu verursachen.
Deshalb gibt es Platz, über das Thema nachzudenken und zu sprechen. Die Gedanken zum Rücktritt Benedikts XVI Amtsverzicht werden von einer großen Gruppe von Intellektuellen diskutiert- in verschiedenen Veröffentlichungen, in denen versucht wird, den Grund für den Rücktritt zu verstehen und wie man den annehmen muß.
Wollte Papst Franziskus Verwirrung stiften? Wahrscheinlich nicht. Papst Franziskus hat der rechtlichen Frage keine große Bedeutung beigemessen. Das ist nicht neu. Papst Franziskus greift oft auf irgendwelche Initiativen zurück. rückt sie mitten auf dem Weg zurecht und tut das immer. bevor sich ein klares und institutionalisiertes Bild abzeichnet.
Papst Franziskus provoziert, wenn er in der Öffentlichkeit spricht, wenn er- ohne sich selbst zu widersprechen.- seine Gesten, seine Ideen erklären kann. Bei institutionellen Themen jedoch hat sich Papst Franziskus eher als instinktgeleitet gezeigt, an den man sich bei seinem Vorangehen anpaßt. Er hat einen Plan, aber er hat keinen spezifischen Plan. Er weiß, wohin er die Kirche gehen lassen will, aber er hat das passende Rahmenwerk dafür nicht geschaffen und wird das auch nicht tun. Das kann eine Beschränkung sein.
Papst Franziskus´ Pragmatismus hat in vielen Situationen für Verwunderung gesorgt. Z.B. in der postsynodalen Exhortation Amoris Laetitia, in der alles offen bleibt., Aber auch durch die Art,s in er das Thema Brüderlichkeit anspricht, oder beim ersten Treffen eines Papstes mit dem Patriarchen von Moskau, als eine gemeinsame, völlig unausgeglichene Erklärung von der Russischen Seite veröffentlicht wurde. Papst Franziskus hat sich damit gerechtfertigt, daß das eine rein pastorale Initiative gewesen sei. Das konnte sie aber nicht sein.
Papst Franziskus´ Pontifikat spaltet, weil es die Polarisierung wieder angefacht hat,. Es ist ein trennendes Pontifikat, weil es in einigen Situationen globale Visionen gezeigt hat, aber dann ein Pontifikat ist, das sich in sich selbst verschließt , vor allem im Vatican-Staat handelt und das mit sensationellem Vorgehen, das oft zu keinerlei Ergebnis führt.
Papst Franziskus ist nicht der Gegenpapst. Benedikt XVI ist nicht länger Papst. Dennoch muß zugegeben werden, daß die Verwirrung über die Rollen auch aus der Verwirrung herrührt, die der Pontifex selbst geschaffen hat."
Quelle: A.Gagliarducci, Monday in the Vatican
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