Samstag, 19. Juni 2021

Fr. Hunwicke spricht .....

bei liturgicalnotes weiterhin über Übersetzungen und Sprachprobleme und lösgt nebenbei das "Problem der Synoptiker" und die Prioritätsfrage. 
Hier geht´s zum Original:  klicken 

KRASS (1)

 Ich weiß nicht, ob Sie vor einigen Monaten von einigen 2000-Jahren alten Bibelfragmenten gelesen haben, die in Höhlen in der Judäischen Wüste entdeckt worden sind. Eines von ihnen (Zacharias 8: 16-17) wurde... bis auf das Tetragrammaton....in Griechisch geschrieben. 


Aber wir wissen, daß Griechisch die Lingua franca in der Mittelmeerwelt war. Rom war die größte griechisch-sprechende Stadt in dieser Welt. Die nichtgriechischen Sprachen überlebten in der Zweisprachigkeit. Denken Sie an Palästina ....denken Sie an Wales....

Aber wir wissen, daß Christus Aramäisch sprach. Das führt zu einer interessanten Frage. Die Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas enthalten lange Passagen, die mehr oder weniger wörtliche identisch sind. 

WENN SIE SCHNELL-LESER SIND, KÖNNTEN SIE JETZT IHRE ZEIT SPAREN UND JETZT AUFHÖREN.

Jetzt. wenn Sie drei Leute bitten. ein und denselben Text in eine andere Sprache zu übersetzen, ist es hochgradig unwahrscheinlich, daß ihre drei Ergebnisse wörtlich identisch sein werden und sogar die gleiche Wortstellung aufweisen. In einem Klassenzimmer würden Sie herausbekommen, wessen Arbeit herumgereicht und dann von den anderen "Schülern" abgeschrieben wurde. Das war dann der Zeitpunkt, am dem der Rohrstock aus dem Schrank kam. Nicht daß ich den je benutzt hätte. Ich hielt es mehr mit seelischer Grausamkeit. 

Also, es ist klar, daß man auf das Problem der drei Synoptischen  Evangelien antworten muß. Wer hat die Originalübersetzung der Worte des Herrn vom Aramäischen ins Griechische gemacht? Markus ist kürzer und gröber, also ist er klar der Erste. Die anderen beiden haben von ihm geliehen. Was ist mit den Passagen bei Matthäus und Lukas, die nicht von Markus geliehen sind? Es ist vernünftig, anzunehmen, daß sie aus einer jetzt verlorenen Quelle stammen, die weisere Männer als ich (oder Sie) Q genannt haben. 

Bingo! Sie haben das "Synoptische Problem gelöst".



Aber wissen wir, daß Christus Aramäisch sprach? Natürlich wissen wir das. Markus gibt wieder, wie er das aramäische "Talitha coum(i)"benutzt, als er Jairus Tochter auferweckt. Und Abba und Ephatha.  Q.e.d. 

Hmm...

Aber warum gibt Markus nur wenige, seltsame aramäische Worte wieder? Moderne wissenschaftliche  Kommentatoren werden an diesem Punkt unsicher. Geben diese Worte Christus sicher als Aramäisch-Sprecher wieder...oder zeichnen sie sauber einige seltene Gelegenheiten auf, bei denen ein normalerweise Griechisch-Sprechender statt dessen Aramäisch sprach? 

Unter zweisprachigen Bedingungen...Walisisch oder Aramäisch....kann die "Alte Sprache " immer noch rund um den Herd, in Familien, von Frauen und Kindern benutzt werden. Die Typen werden die große, kosmopolitische Sprache benutzen...englisch oder sagen wir Griechisch. Aber wenn sie sich Babys, jungen Mädchen, Behinderten zuwenden, könnten sie sehr gut die informelle örtliche Sprache benutzen. Ich habe gebildete Sprecher des Establishment-Englisch gehört, die automatisch den Glottis-Schlag benutzten, um Kinder anzusprechen oder Minderheiten, die sie (vielleicht unbewußt) verachteten. 

Ich hättte noch mehr über das alles zu sagen. Aber lassen Sie mich zuerst die "Markus Priorität" erledigen, kürzer, gröber.. und deshalb klar das erste Evangelium, das geschrieben worden sein soll.

Ein großer Oxford-Papyrologe namens Peter Parsons hat einmal einen Text verfaßt, nicht über ein biblisches Thema, sondern über Klassische Literatur. Besonders über die Chronologie der Theaterstücke von Aischylos. Jüngere papyrologische Entdeckungen haben gezeigt, daß "Die Schutzflehenden " im Oeuvre des Stückschreibers ziemlich spät kamen. Aber es wurde immer angenommen, daß es zu seinen Frühwerken gehörte...wegen seiner primitiven Struktur usw. usw. 

Parsons zog andere Beispiele für die Gefahren einer allzu leichten "a-priori-Annahme" heran. 

Eines der Probleme bei der modernen Bibelwissenschaft ist, daß die damit Beschäftigten oft viel zu stolz sind, irgendeine Notiz von außerhalb ihrer eigenen engen, kostbaren Spezialität zu nehmen. Besonders von uns Klassizisten!  Mehr darüber später. 

Wenn Christus normalerweise Griechisch sprach, dann löst sich das Synoptische Problem in Wohlgefallen auf. Viele gelehrte Bücher und Artikel sind ....krass. Nein, wir brauchen keine weiteren  phantasievollen Rekonstruktionen von Q. 

Und das neue Judäische Manuskript macht klar, (aber das wußten wir schon) daß Christus nicht der einzige gläubige Jude gewesen sein wird, der Griechisch sprach. In der Tat, man betrachte die Namen seiner Jünger. Philippos ist nicht nur ein griechischer Name, er stammt aus der makedonischen nordgriechischen Kultur, die Teil der allgemeinen hellenischen "Währung" der Gegenden war, die von Alexander dem Großen erobert worden waren und von seinen "Nachfolgern" regiert wurden. Andreas ist griechisch für....nein; ich überlasse Ihnen den Spaß des Spekulierens. In Ihre Spekulationen könnten Sie die hellenisierten Namen der Hohen Priester einschließen, die im Buch "Makkabäer" erwähnt werden."
Wird fortgesetzt.

Quelle: liturgicalnotes. Fr.J.Hunwicke
  

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