Sonntag, 13. Juni 2021

Geknebelt wird auch der Hl. Geist

Kardinal Paul Josef Cordes kommentiert in La Nuova Bussola Quotidiana kritisch das am vergangenen Freitag promulgierte General-Dekret des Dicasteriums für die Laien, Familien und das Leben zur "Zähmung" der spirituellen Laienbewegungen.
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"SO WIRD AUCH DER HEILIGE GEIST GEKNEBELT" 

Die große Blütezeit der spirituellen Laienbewegungen- ermutigt und gehegt vom H. Johannes Paul II und dem damaligen Kardinal Ratzinger wird entmutigt und eingeschränkt und damit die Förderung des Glaubens an Gott im Inneren der Kirche. 

Kardinal Paul Josef Cordes, Präsident em. des Päpstlichen Rates "Cor Unum" hat das Phänomen der spirituellen Bewegungen in den 70-er Jahren aus der Nähe kennen gelernt, als der damalige Kardinal Julius Döpfner, zu der Zeit Vorsitzender der deutschen Bischöfe, ihn zum Sekretär der Pastoralkommission der deutschen Bischofskonferenz ernannte. 1980 in Rom approbiert, wurde Cordes vom Hl. Johannes Paul II zum Vize-Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Laien ernannt. Eine Aufgabe, in einer für diese kirchliche Realität besonders fruchtbaren Periode wiederentdeckt, bei der er der Zusammenarbeit mit vielen der bekanntesten Gründer zustimmte. Der deutsche Purpurträger kann als einer der größten Experten dessen, was als "bewährte Glaubensschulen" verstanden wird, betrachtet werden. Benedikt XVI selbst, wollte ihn anläßlich seines 75. Geburtstages feiern -indem er an den besonderen pastoralen Eifer erinnerte, den er gegenüber den Bewegungen gezeigt hatte. Was denkt der emeritierte Präsident des Päpstlichen Rates "Cor unum" über das neue General-Dekret der Dicasteriums für die Laien, Familie und das Leben für die internationlen Vereinigungen der Gläubigen? Das hat er in diesem Exklusiv-Kommentar für La Nuova Bussola Quotidiana erklärt. 

"Neben vielen anderen Instruktionen hat auch das II.Vaticanische Konzil dem Laienapostolat seinen starken Impuls gegeben. So entstand eine Vielzahl spiritueller Bewegungen. Ein bedeutender Experte für geistliche Strömungen in unserer Kirche, Kardinal Hans Urs von Balthasar, argumentierte 1993 in einem Bericht für den Laienrat: "Wir mussten bis zum Ende unseres Jahrhunderts warten, um eine ähnliche Blüte und Vielfalt der unabhängige Laienbewegungen in der Kirche (...), von denen die meisten aus autonomen Initiativen des Heiligen Geistes hervorgegangen sind, zu erleben." Johannes Paul II in der Pfingstpredigt 1998 und der damalige Kardinal Ratzinger bei der Weltversammlung vom 25. Mai 1998 nahmen diese neuen Erfahrungen freudig auf und ermutigten sie deutlich.

Angesichts der spirituellen Vitalität dieser Bewegungen entbehrt das jüngste General-Dekret jeglichen Anreizcharakter. Nur zwei oder drei Wörter erscheinen in positiver Tonart - "große Blüte" und "Überfluss an Gnade und apostolischen Früchten" - deren Verwendung unvermeidlich scheint. Leider fehlen alle anderen Vorzüge:

- der Kirche in unserer säkularisierten Zeit  "für Gott bereite Glieder" (Balthasar) gegeben zu haben, entschlossen, ihn unter das Volk zu bringen;

- ihr Appell, das Christentum nicht als politische Theologie und säkularen Humanismus platt zu machen;


- die vielen Bekehrungen und die katholischen Familien, die der Kirche gegeben haben;

Die geistigen Bewegungen - die noch gebraucht werden - sind zu empfehlen und zu fördern, insbesondere unter den geweihten Hirten. 

Stattdessen erwecken sowohl das Dekret als auch die "Erklärungs"-Note den Eindruck, daß es sich um eine problematisches Materie handelt, die eingegrenzt werden muss. Wäre es nicht besser gewesen, ein so außergewöhnliches Phänomen kurz zu schildern, anstatt die juristische Kompetenz des Dicasteriums umfassend zu betonen? Auch wenn in kanonischen Verlautbarungen nüchterne Objektivität erforderlich ist, sollte diese Disziplin den Glauben an Gott innerhalb der Kirche so weit wie möglich fördern."

Quelle: Kard. J.Cordes, LNBQ

 

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